1945/2
- Gerhard Zauner
- 9. Juli 2024
- 32 Min. Lesezeit
Fritz Moser endet seine Chronik im Jahr 1945 mit folgenden Sätzen:
Nun ist auch dieses Jahr zu Ende und mit ihm auch der unselige Spuk der Nazizeit. Sie sind wohl gegen Ende ihrer Gewaltherrschaft etwas stiller geworden. Das Singen und Trommeln auf den Straßen und die Propagandaumzüge haben, seit es keine Siege mehr zu feiern gab, ganz aufgehört und nur noch die dümmsten und verbohrtesten unter ihnen glaubten bis zuletzt an dem, bis zum Überdruss verkündeten, Endsieg.
Heute sind die ärgsten Schreier still geworden und die meisten Pg. gebärden sich als Opfer des Terrors, die nur gezwungen, mitgetan haben wollen. Sie erfinden die unglaublichsten Ausreden, um sich reinzuwaschen. Eine erbärmliche Gesellschaft. Wir haben sie kennen gelernt.
Was bringt die Zukunft?
Fritz Moser:
Am 8. Mai Waffenstillstand.
Am Salzberg ruht die Arbeit. Die Häuser sind mir roten und weißroten Fahnen beflaggt.
An die Bevölkerung werden Lebensmittel aus den Lagerbeständen abgegeben. Man bekam pro Kopf 1½ kg Margarine 1½ kg Reis 1½ kg Erbsen. Tabak 2 Päckchen oder 100 Stück Zigaretten und 2kg Zucker.
Diese Abgabe fand in der evangelischen Kirche statt und dauerte von 9 Uhr abends bis 4 Uhr früh. Der Zucker wurde beim Eder abgegeben. Diese Lebensmittel mussten später mit 20RM pro Kopf bezahlt werden.
Die gefangenen Franzosen machen nun Sicherheitsdienst, ebenso ein paar Hallstätter.
Die Soldaten werfen Waffen und Munition in den See
Tagelang hörte man die Explosionen der Handgranaten, welche zum Fischen benützt werden.
Am 8. Mai musste sich die Bevölkerung von Hallstatt um 20.30 am Marktplatz versammeln. Major Brandweiner, ein Österreicher hielt dort eine kurze Ansprache, in welcher er die Bevölkerung aufforderte Ruhe und Ordnung zu halten. Er ernannte hierauf den pensionierten Salinenarbeiter Franz Hemetsberger zum provisorischen Bürgermeister und gab bekannt, dass von nun an ab 20h niemand mehr sich auf der Straße und außer Haus aufhalten dürfe bis 5h früh.
Diese Ausgangsbeschränkung wurde am 9. Mai bis auf 21h verlängert, aber schon ein paar Tage darauf widerrufen.
Am 10. Mai wurde aus den Lagerbeständen im Sudhaus an die Bevölkerung pro männl. Person über 18 Jahren abgegeben:
Filzstiefel mit Ledersohle 2 Paar
Für Holzknechte weitere 2 Paar zu Arbeitszwecken
Lederstiefel 1 Paar
Hier reichte der Vorrat nicht für Alle, so dass viele durchfielen.
2 Militärmantel
1 Hose (auch nicht für Alle ausreichend.)
Pro Haushalt:
5 Decken
1 Pelzweste
1 paar Handschuhe
1 Hemd (auch nicht für Alle)
ebenso 1 paar Gummistiefel, solange der Vorrat reicht.
Pro Haushalt 2-3 Stück Fußabstreifer.
Zu dieser Ausgabe muss gesagt werden, dass gerade die anständigen Leute, welche den Appell des Bürgermeisters befolgten und sich nicht schon stundenlang vor Beginn der Abgabe anstellten, das Nachsehen hatten. Sie bekamen keine Lederstiefel, keine Hose, kein Hemd, nur 4 Decken, 2 Fußabstreifer, keine Gummistiefel.
Am 11. Mai kam die Amerikanische Besatzung 30 Mann hier an und wurde im Gasthof Grüner Baum einquartiert. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, alle Waffen abzuliefern. Auch die Förster und Jäger dürfen kein Gewehr tragen. Auf Waffenbesitz steht schwere Strafe.
Die amerikanische Besatzung krawallisierte schon in der ersten Nacht, drang in ein paar Häuser ein und verlangte ungestüm Alkohol.
Am 13. Mai fuhren zwei amerikanische Autos auf den Salzberg. Bei der Rückfahrt stürzte eines beim langen Wang ab und wurde total zertrümmert. Zwei von den Insassen wurden schwer verletzt.
Am 13. Mai wurde die Republik ausgerufen, was aber die Bevölkerung scheinbar gar nicht interessierte.
Vom 18. bis 22 Mai müssen sich alle welche der NSDAP und ihren Gliederungen angehörten auf den Gemeindeamt melden.
Mitte Mai kam auch die Frau des ev. Pfarrers, welche seinerzeit vor ihrer Verhaftung verschwunden war, wieder zu ihrer Familie zurück.
Am 20. Mai, am Pfingstsonntag schlachteten die Franzosen ein Beutepferd und gaben davon auch Fleisch an die Bevölkerung ab. Sie revanchierten sich dafür, dass wir immer gut zu ihnen waren und ihnen im Winter beim Holz holen von unseren Holzzäunen nicht zu sehr hinderlich waren.
Am 21. Mai plünderten die Franzosen das Lebensmittellager im Häuerhaus. Sie fanden Wein, Branntwein, Sekt und Zigaretten, wurden berauscht und schossen wild mit ihren Revolvern herum, bis sie von einer Abteilung des Freiheitsbundes, bestehend aus Hallstätter Salzarbeitern entwaffnet und abgeführt werden konnten. Die noch verbliebenen Vorräte wurden noch am selben Tag mittels Seilbahn nach Hallstatt gebracht. In selber Nacht wurde aber der Bürgermeister in seiner Wohnung von den Amerikanern überfallen und gezwungen ihnen diese Vorräte herauszugeben. Es wäre wohl viel vernünftiger gewesen, wenn man diese Vorräte der armen notleidenden Bevölkerung gegeben hätte.
Am 24. Mai drangen amerikanische Soldaten in die Fischabgabestelle im Pognerhaus ein und beschlagnahmten die vorhandenen Fische.
Die Ausgangszeit wurde ab 24. Mai bis 21h verlängert.
Wir bekommen schon seit 6. Mai keine Milch mehr.
Am 22. Mai bekamen wir erstmalig eine Zeitung, die Salzkammergutstimmen. Diese sollten wöchentlich zweimal erscheinen, doch kam sie sehr unregelmäßig und wurde später durch die täglich erscheinenden Oberösterreichischen Nachrichten, welche täglich erschienen, und in Linz von der amerikanischen Besatzung herausgegeben wird, ersetzt.
Österreich ist lebensfähig!
Es wird beabsichtigt, in dieser Rubrik fortlaufend die wirtschaftlichen und sozialen Probleme Österreichs in Einzelfragen zu behandeln.
Der österreichische Bergbau.
Der Bergbau wird in den österreichischen Alpen schon seit urdenklichen Zeiten betrieben. Die Kelten und nach ihnen die Römer beuteten die Salzvorkommen bei Hallstatt aus, suchten in den Tauern nach Gold und erzeugten in noch primitiver Weise Eisen aus den steirischen Erzen. Im Mittelalter erlebte der österreichische Bergbau eine besondere Blüte, Die Habsburger verpfändeten in ihrer ewigen Geldnot ihre Bergrechte an unternehnungslustige Finanzleute, unter denen die Fugger in Augsburg die bedeutendsten waren, und die sich erfolgreich um dle Entwicklung und Vervollkommnung des damals noch recht rückständigen Hüttenwesens bemühten. Das Ansehen, das die osterreichischen Hüttenleute weit herum genossen, veranlasste die Gründung der montanistischen Hochschule in Leoben (Obersteiermark) an der viele hunderte Fachleute des In- und Auslandes eine gediegene Ausbildung erhielten. >>>
Fritz Moser:
Die Feiertage, welche von den Nazis zum Großteil abgeschafft waren,werden nun wieder gefeiert.
Weil der 31. Mai schlechtes Wetter hatte, wurde die Frohnleichnamsprozession am Sonntag den 3. Juni wieder auf dem See abgehalten. Die Amerikaner, welche sich sehr zahlreich zu diesem Schauspiel eingefunden hatten, genossen ein billiges Vergnügen und wir Hallstätter haben wohl keine anderen Sorgen als auf Kosten unseres finanziell total erschöpften Staates kostspielige Prozessionen abzuhalten.
Die Feiertage, welche von den Nazis zum Großteil abgeschafft waren,werden nun wieder gefeiert.
Weil der 31. Mai schlechtes Wetter hatte, wurde die Frohnleichnamsprozession am Sonntag den 3. Juni wieder auf dem See abgehalten. Die Amerikaner, welche sich sehr zahlreich zu diesem Schauspiel eingefunden hatten, genossen ein billiges Vergnügen und wir Hallstätter haben wohl keine anderen Sorgen als auf Kosten unseres finanziell total erschöpften Staates kostspielige Prozessionen abzuhalten.

Am 4. Juni wurden folgende Naziparteifunktionäre verhaftet:
Ortsgruppenleiter: Franz Eder Bergmeister
Schulungsleiter: Erich Ressel Oberbergrat
Propagandaleiter: Erich Pregant Zahntechniker
Ortsgruppenleiter der D.A.F.: Leopold Zierler Sudarbeiter
Mayrhofer Schulleiter an der Volksschule
Pfaffenbichler Direktor der hiesigen Fachschule
Josef Zauner Bergmeister
Bürgermeister: Franz Binder Salinenarbeiter
Josef Polreich Bergarbeiter
Am 9. Juni wurde die Frauenschaftsführerin Grete Mayrhofer, Lehrersgattin verhaftet.
Anfang Juni wurde den Pensionisten und Witwen die Pension durch die Post für den Monat Mai ausbezahlt.
Wir bekommen pro Kopf zwei paar Schusohlen.
Wir leiden bittre Not. Wir bekommen schon seit Anfang Mai keine Milch, wir haben Fleischmarken und bekommen kein Fleisch. Die Gemeinde hat einige Beutepferde auf der Durchgangsalpe und läßt von Zeit zu Zeit eines davon schlachten und gibt das Fleisch 1kg für 40dag Fleischmarken zu 2 RM das kg ab. Weiters bekommen wir für 14 Tage 1kg Brod oder Mehl. Es gibt keine Kartoffeln, keine Hülsenfrüchte. Aus dieser Not sollte uns die 77. Zuteilungsperiode retten. Wir bekamen da ausnahmsweise: pro Woche, Brod 500g, Mehl 250g, Fleisch für Personen über 6 Jahren 250g, unter 6 Jahre 125g, Zucker 125g, Nährmittel 75g pro Periode, Kaffeeersatz 25g. Salz 62,5g, Käse 62,5g dies alles pro Periode. Für Schwerarbeiter wurde wieder erstmalig eine kleine Zuteilung ausgegeben, was schon in der letzten Nazizeit nicht mehr der Fall war. Lang und Schwerstarbeiter bekamen nichts.
Die amerikanische Besatzung huldigt seit neuestem den Sport des Fischeschießens, wodurch das Schwimmen und Rudern zu einem sehr gefährlichen Vergnügen wird. Sie schießen meistens mit Maschinenpistolen und gefährden dadurch die harmlosen Schwimm- und Rudersportler ebenso, wie die am und auf den See beschäftigten Arbeiter.
Aus einem Brief des Gendarm Revier Inspektor Robert Hirt vom Gendarmeriehochgebirgsposten Hallstatt:
>>> Außerdem gelang es noch am 1.6.1945 den hiesigen Hochgebirgsposten mit den Kräften der aus den Freiheitsbewegungen Hallstatt, Obertraun aufgestellten Hilfspolizisten in Winkl bei Obertraun 7 Kisten mit wertvollen antiken Gold- und Kunstschätzen, die aus der SS-Burg in Bussau b/Olmütz stammten und von dem berüchtigtem SS-Obergruppenführer Pohl verlagert werden sollten, aus ihrem Versteck zu bergen und zu sichern. Die Kunstschätze wurden über Befehl der amerikanischen Militärregierung nach Bad Aussee zur Bewertung und Unterbringung abtransportiert. Nach oberflächlicher Schätzung soll der Wert mehrere Millionen Reichsmark betragen. Die Übernahmsverhandlung befindet sich am Gendarmerieposten Hallstatt.
Sendezeiten und Wellenlängen.
12.30 Uhr mittags und 18.30 Uhr abends. Die Sender Salzburg und Innsbruck werden auf dem 580. Meterband (519 Kiloherz), der Sender Linz auf dem 230. Meterband (1294 Kiloherz) ihre Sendungen übertragen. —
Radio Salzburg und die angeschlossenen Sender können in folgenden Orten Salzburgs und Oberösterreichs im Drahtfunk gehört werden:
Hallein, Golling, Werfen, Bischofshofen, Markt Pongau, Schwarzach, Zell am See Saalfelden, Radstadt, Bad Gastein Hofgastein, Bad Aussee, Goisern, Hallstatt, Ischl, Altaussee.
Fritz Moser:
Ende Juni schmolz der letzte Lawinenschnee in den Wiesen bei der Schoss.
Die Bewachung der Schöllerwerke, welche bis jetzt die amerikanische Besatzung stellte wurde mit Anfang Juli den Arbeitern dieser Werke übertragen.
Am 5. Juli ermordete im Straubingerbad ein Soldat aus Niederösterreich seinen Kameraden im Streit. Er vergrub erst den Toten, nahm ihn aber am nächsten Tag wieder aus der Erde, steckte ihn in einen Sack und versenkte denselben in der Nähe der Kreuzwiese in den See. Der Mörder konnte noch am selben Tag hier verhaftet werden.
n der 78. Zuteilungsperiode bekommen wir pro Kopf und Woche 850g Brod.
Die Gemeinde ließ beim vorderen Aufgang zur katholischen Kirche die zwei Steintreppen bei den Häusern 168 und 48 abtragen und durch Aufschütten für Karren und Schlitten fahrbar zu machen. Für die letzte Juliwoche bekamen wir pro Kopf 1 Kg Gerstenbrod.
Anfang Juli wurden bei der Salinenverwaltung alle illegalen Nazi entlassen und zwar von Hallstatt die Arbeiter:
Binder Franz (Bürgermeister)
Eigl Otto
Forstner Franz
Gruber Ludwig
Gruber Johann
Gschwandtner Alexander
Kininger Josef
Limberger Ludwig
Mistelberger Gottfried
Pilz Leopold
Polreich Josef
Schreier Johann
Seethaler Alois
Unterberger Anton
Urstöger Johann
Wallner Paul
Zauner Leopold
Edlinger Leopold
Zierler Leopold
Dazu die Bergmeister:
Eder Franz
Zauner Josef.
Aus Goisern:
Deubler Leopold
Engleitner Alois
Hillbrand Johann
Laserer Johann
Peer Hermann
Pilz Christian
Putz Leopold
Scheutz Ludwig
Schilcher Christian
Schilcher Gustav
Unterberger Christian
Dazu der Angestellte:
Elmer August
Feichtinger Josef
Kefer Christian
Lichtenegger Johann
Pernkopf Christian
Reisenbichler Josef
Scheutz Johann Georg
Schilcher Leopold
Schilcher Johann Georg
Stögner Christian
Leitner Ludwig
Kaiser Johann
Aus Gosau:
Egger Franz
Fasl Ehrenfried
Gamsjäger Josef II
Gamsjäger Josef III
Aus Obertraun:
Kaiser Alois
Alt Aussee: Köberl Karl
Bad Ischl: Steinbrecher Johann
Käthe Jung, Gosaumühle bei Hallstatt, sucht ihren Onkel Dr. Michael Jung aus Rumänien.
Fritz Moser:
Der Holzbezug der Aktiven, sowie der Pensionisten und Witwen wurde schon im Vorjahre ganz eingestellt und auch heuer wird kein Holz abgegeben. Auch Kohle wird jetzt nicht mehr abgegeben.
Ende Juli wurden die arbeitsfähigen, männlichen Mitglieder der Nazipartei zu Aufräumungsarbeiten im demolierten Sudhaus herangezogen. Sie mussten sich fortlaufend je zwei Tage ohne Entschädigung bis zur Beendigung der Arbeiten zur Verfügung stellen.
Vom 3. August an verkehren wieder zwei Zugpaare in jeder Richtung. Bis jetzt verkehrten nur Güterzüge und der sogenannte Milchzug, welcher auch manchmal Passagiere mitnahm. Überhaupt war das Kapitel Verkehr eines der traurigsten. Ging man zu Fuß oder fuhr man mit irgend einem Verkehrsmittel auf der Straße, so wurde man auf jeder Brücke und bei jeder Straßenkreuzung von amerikanischen Posten angehalten und musste einen giltigen Ausweis vorweisen können, sonst kam man nicht durch.
Das Postwesen lag ganz still. Nur langsam und mit vielerlei Erschwerungen kam Telegraf, Telefon und Briefverkehr zuerst zonenweise in Fluss und stand unter strenger Zensur.
Ein Streiflicht auf unseren Zugverkehr soll der Nachwelt erhalten bleiben. Die Personenzüge verkehrten zuerst nur von Attnang bis Ischl und in der anderen Richtung von Stainach-Irdning bis Aussee. Hiedurch war Hallstatt vom Zugverkehr vorläufig ganz abgeschnitten.
Zum Kapitel Ernährung: Bis jetzt gab es nur schlechtes Schwarzbrod aus wenig Roggen, viel Gerste und etwas Hafer. Erdäpfel bekamen wir fallweise ½ kg pro Kopf, einmal ¼ Kopfkraut pro Kopf und einmal 1kg Gurken pro Kopf. Dabei gibt es keinen Essig, kein Gemüse und etwas Grünzeug nur für Kinder. Milch bekommen wir 1/8l pro Kopf, wofür uns für 1 Woche 1/8kg Butter abgezogen wird.
Am 3. August war Herr Generaldirektor der Salinen Dr. Hans Schiedler hier und besichtigte die Sudhütte, wobei er erklärte, dass er die Arbeiten zur Wiederherstellung der Sudhütte so beschleunigen wolle, dass der Betrieb ehestens wieder aufgenommen werden könne.
Aus den Österreichischen Salinen
Eine wichtige Vorstände- und Vertrauensmänner-Konferenz
Die Vorstände und Vertrauensmänner der österreichischen Salinen hielten erstmalig nach dem Niederbruch der nationalsozialistischen Herrschaft am 20. Juli 1945 in Bad Ischl eine Besprechung ab, bei der der Bürgermeister der Stadt Ischl, Fridolin Schröpfer, in seiner Begrüßungsansprache darauf hinwies, daß neben der Saline Hallstatt auch die Saline Bad Ischl, in der seit dem Jahre 1571 Salz gesotten wurde, ein Opfer der Naziherrschaft durch die rein vom kapitalistischen Standpunkt aus vorgenommene Sperrung geworden ist. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß durch ein gutes Zusammenwirken aller in Betracht kommenden Faktoren die Saline Bad Ischl zum Nutzen der Stadt und ihrer Bevölkerung wieder in Betrieb gesetzt wird. Weiterlesen
Fritz Moser:
Am 10. August wurden auf den Gemeindeamt die Pensionen für die Monate Juli bis August ausbezahlt, so dass jetzt nur noch die Pension für den Monat Juni ausständig ist.
Am Anschlag wurden alle Personen, welche Abbruchmaterial von der Sudhütte weg geliefert haben, auch wenn sie das selber gekauft haben, aufgefordert selbes wieder zurückzubringen zu müssen.
Am 8. August wurde die Gemeinde Obertraun mit Ausnahme der Ortschaft Winkl überfallsartig von amerikanischen Besatzungskräften eingeschlossen und Hausdurchsuchungen vorgenommen, nach Gütern, die aus den Militärlager Obertraun geplündert wurden. Im Zuge dieser Aktion wurde der Bürgermeister Franz Deubler und sein Sohn, welcher Vorstand des A. K. Vereins Obertraun ist, sowie der Bürgermeisterstellvertreter Sepp Schilehrer Gastwirt zur Koppenrast verhaftet und 16 Lastautos vollbeladen mit Lebensmittel und Bedarfsartikel beschlagnahmt.
Gesucht werden
Dr. Eugen Kromar L 45446, bezw. L 14501,Lgpa. München 2, Unna—Westfalen, gesucht,Nachricht erbittet die Mutter Frau Gisa Kromar, dzt. Unterburg, Ennstal, Stmk.
Briefe erbeten a. Hermine Unterberger, Hallstatt, Lahn 39, Hallstatt.
Verkehrswesen in Oberösterreich GRIESKIRCHEN (ISB). ——
Um die ungünstige verkehrstechnische Lage der Bezirksstadt Grieskirchen zu verbessern, wurde mit Unterstützung der Militärregierung und der Bezirkshauptmannschaft von der Post ein umfangreicher Omnibusverkehr errichtet. Es gehen von Grieskirchen sechs Linien strahlenförmig aus nach ?ibach, Peuerbach, Gaspoltshofen, Haag a. H., Aschach und Linz. —
Wie aus Bad Ischl bekanntgegeben wird, sind die Autobuslinien Bad Ischl—Gosau sowie Bad Ischl—Unterach bereits in Betrieb genommen worden. Die Linie Bad Ischl—Hallstatt soll demnächst eröffnet werden.
Heinrich u. Martin Heubach ams Semliak, Rumänien, werden von ihrer Mutter Elisabeth Heubach in Hallstadt 121, Brauhaus, gesucht.;
Fritz Moser:
Am 14. August wurden aus Lagerbeständen vom Salzberg ½ kg Margarine und eine kleine Dose Fleischkonserven, etwa 15dkg und 10 Rollen Zuckeln pro Kopf abgegeben.
Seit diesem Datum gibt es auch wieder Weißbrod: Wöggen, Strutzen und Kaisersemmeln.
Die Salzarbeiter bekamen durch die Generaldirektion pro Mann 9kg Äpfel.
Dieser Tage wurde auch in einigen Häusern in Hallstatt Hausdurchsuchungen vorgenommen. Das Resultat wurde bis jetzt nicht bekannt gegeben.
In der Periode vom 18. August bis 16. September bekamen wir ausnahmsweise pro Kopf 2000g Schwarzbrod. Kinder bis zu 18 Monaten können anstatt Schwarzbrod 1400g Kindernährmittel im Gewicht von 1000g bekommen. Für Säuglinge bis zu 1 Jahr ist die Abgabe von Zucker, 500g für 1000g Schwarzbrod vorgesehen. Dazu bekamen wir 275g Hülsenfrüchte pro Kopf und Woche.
Die Amtsgeschäfte der Gemeinde Obertraun musste über Auftrag der Bezirkshauptmannschaft der Bürgermeister von Hallstatt übernehmen.
Alle verschleppten Kinder aufgefunden
Ein Teil der Aufgefundenen verbleibt noch in der Provinz
Eine der unzähligen Schurkereien, die die Drahtzieher des Nazisystems knapp vor ihrem Zusammenbruch begingen, war die Verschleppung der Wiener Kinder.Unter der Ausrede, die Kinder vor der Gefahr der Bombenangriffe zu sichern, hatten sie tausende Wiener Kinder in Ortschaften rings um Wien gebracht und dort in eigens dazu errichteten Heimen gesammelt. Als sich die Rote Armee dem Wiener Becken näherte, schleppten sie diese tausende Wiener Kinder eigenmächtig weg, irgendwohin in westliche Richtung, ohne die Eltern zu fragen, ob sie sich in diesen schicksalsschweren Tagen von ihren Kindern trennen wollen oder nicht.Aber noch mehr: in den meisten Fällen nahmen sie sich nicht einmal Zeit, die Eltern zu verständigen, wohin ihr Kind gebracht wurde. Ihre berühmte „Organisation" ging eben schon aus den Fugen, und vielfach wußten dann die hiesigen Amtsstellen nicht, wo sich dieses oder jenes Kind befand.
Es hat lange gedauert und viel Arbeit des städtischen Wohlfahrtsamtes gekostet, bis der Aufenthaltsort aller Verschleppten festgestellt war. Sie wurden aufgefunden in den verschiedenen Kinderlandverschickungslagern der Nazi.
52 Boten wurden von der Jugendfürsorge des Wohlfahrtsamtes der Gemeinde Wien (Leiter Professor Heinrich Liebl) in alle Richtungen ausgeschickt, um endlich den mit Recht schwer besorgten Eltern beruhigende Gewißheit zu bringen.Gute Verpflegung in den LagernDie Heimholung dieser Kinder aus den KLV-Lagern setzt von allen Mitarbeitern besondere Aufopferung voraus. Trotz den schwierigsten Umständen haben Männer dieser Aktion schon einen schönen Erfolg zu melden.
Der Initiative des Professors Liebl ist es gelungen, die Lager von Aussee, Goisern, Ischl, Hallstatt, Mondsee, Plomberg und Sankt Lorenzen zu räumen und die dort untergebrachten 630 Kinder samt 57 Personen zur Betreuung nach Wien zn bringen.Unter den heutigen Verhältnissen war es ein Kunststück, den Transport durchzuführen, besonders wenn man bedenkt, daß nur zwei Autobusse zur Verfügung standen und einer höchstens 40 Personen faßt. Die Heimholung hätte weitergehen sollen. Doch haben es die maßgebenden Stellen vorgezogen, die Kinder einstweilen noch in ihren bisherigen Unterkunftsstätten in der englisch-amerikanischen Besatzungszone zu lassen, da sie dort leichter zu verpflegen sind. Erst wenn es möglich sein wird, ihnen in Wien dieselben Verpflegssätze zu geben, die sie jetzt in den Lagern in der Provinz erhalten, wird ihre Rückführung durchgeführt werden.Anders ist es in der französischen Zone.Aus Vorarlberg und Tirol werden bald Kinder zurückgeführt werden, und eine vorbereitende Inspektion wird demnächst dorthin abreisen.Die Eltern können vollauf beruhigt sein über das Befinden ihrer Kinder. Es ist begreiflich, daß viele Kinder nach der langen Trennung von zu Hause Heimweh fühlen. In dieser Verfassung schreiben sie dann Jammerbriefe. Den Eltern zur Beruhigung sei erwähnt, daß alle Lager unter Kontrolle des Jugendfürsorgeamtes der Gemeinde Wien stehen und daß die Besatzungsmächte großes Verständnis für die Lage der Kleinen zeigen.Schließlich sei noch erwähnt, daß ein neues Amt in Vorbereitung ist, das alle Verschleppten, und zwar Erwachsene, Mütter mit Kindern oder Kinder ohne Begleitung, der Kinderlandverschickung erfassen und, wo es geht, Rücktransporte durchführen wird.Vizebürgermeister und Stadtrat Karl Steinhardt wird der Leiter dieses Amtes sein.Seine Person sowie die seines Mitarbeiters Professor LiebIbürgen für rascheste Hilfe, wo sie nur möglich ist.
Schön Heinrich aus Banat sucht seine Angehörigen
dz. Bräuhaus Hallstatt
Michael Konz aus Banat dz. Hallstatt 120 sucht seine Söhne
Alfred und Grete Heßke (Wien), Hallstatt, Lahn, 37 suchen Alfred Heßke (17 Jahre)
Österreichische Salinen im Aufbau
Die Vorstände und Vertrauensmänner der österreichischen Salinen hielten erstmalig nach dem Niederbruch der nationalsozialistischen Herrschaft in Bad Ischl eine Besprechung ab, bei der Bürgermeister Fridolin Schröpfer in seiner Begrüßungsansprache darauf hinwies, daß neben der Saline Hallstatt die Saline Ischl, in der seit dem Jahre 1571 Salz gesotten wird, ein Opfer der Naziherrschaft durch die vom rein kapitalistischen Standpunkt aus vor genommene Sperrung geworden ist.Zentralbetriebsobmann Kendler aus Ebensee versicherte namens der Arbeiterschaft, daß diese alles tun werde, um den schwer betroffenen Salinen Hallstatt und Bad Ischl in engstem Zusammenstehen zu helfen. Die Reinigung aller österreichischen Salinenbetriebe von den Nationalsozialisten ist zum größten Teil bereits durchgeführt. Es wurden bisher von 117 Beamten 40, von 65 Angestellten 7 und von rund 1400 Arbeitern 167 entlassen. Der Weiterbestand der Salinen, die heute, mit Ausnahme von Ebensee, stillstehen, hängt einzig und allein von der Zufuhr der Kohle ab, die jedoch bisher auf die größten Schwierigkeiten stößt.
Fritz Moser:
Ende August wurde die Amerikanische Besatzung bei uns abgezogen.
In dieser Versorgungsperiode bekamen wir noch eine Sonderzuteilung.
Jeder Verbraucher über 18 Jahren bekam 35g ungebrannten Bohnenkaffee, sowie einen groen Suppenwürfel pro Kopf. Ebenso wurden die Sätze für Krankenhäuser und für Forst und Bergarbeiter erhöht. Auch die Werksküchen erhalten wieder Zuteilungen.
Ein Juwel aus prähistorischer Zeit
Bedeutung der Hallstatt-Sammlung für Volksbildung und Fremdenverkehr
Weiterlesen
Fritz Moser:
Am 3. September fiel der erste Schnee im Tal.
Am 3. September Verkündigung der Pressefreiheit in Österreich.
Diese Pressefreiheit wird aber von den Besatzungsmächten in Ihrem Interesse in gewissen Grenzen gehalten.
Am 4. September feierten die Bergarbeiter zum ersten mal seit 1938 wieder ihr Jahresfest. Dieses mal fand die Feier an einen Donnerstag im Knappenhaus am Salzberg statt. Es gab Gratisbier und ein gutes Essen, sowie Musik und Tanz. Der Generaldirektor Schiedler nahm daran teil. Es war dies das erste mal, dass die Pensionisten hiezu nicht eingeladen wurden.
Der Generaldirektor Schiedler rügte nach Besichtigung des Sudhauses die Lauheit der Betriebsleitung beim Wiederaufbau desselben und erklärte, dass er zur Beschleunigung der Arbeiten auch Nazi aus Goisern heranziehen werde.
Nun kam ein wenig Tempo in die Sache, obwohl wir noch immer gut bemerken konnten, dass die leitenden Beamten, welche ja fast alle engagierte Nazis waren und unbegreiflicher Weise bis jetzt noch immer auf ihren Posten belassen wurden, den Wiederaufbau sabotieren.
Ja, die Arbeiter hat man entlassen und die Beamten bleiben.
Da die Beleuchtungskörper von den Masten gestohlen wurden, ist ganz Lahn ohne Straßenbeleuchtung. Glühbirnen sind jetzt nicht zu bekommen, daher bleiben wir vorläufig noch im Dunkeln.
Sicherstellung geplünderter Lebensmittel
GMUNDEN (ISB)_ —- Kürzlich wurde von amerikanischen Besatzungsbehörden eine Durchsuchung des Ortes Obertraun im Bezirk Gmunden durchgeführt, da es bekannt war‚ daß große Lebensmittel und Warenlager der Wehrmacht verschwunden waren. Fast jedes Haus im 0rte wurde untersucht‚ und es gelang tatsächlich, verschlepptes Gut tonnenweise Wieder sicherzustellen. Der Bürgermeister und der Gendarmeriekommandant wurden verhaftet und der Militärregierung eingeliefert.
Eine neue Kraftwagenlinie wurde jetzt von Bad Ischl aus nach Unterach einerseits und über Hallstatt zum Gosauschmied andererseits eingestellt.
Fritz Moser:
Am 11. September bekamen wir pro Kopf 4½ kg Erdäpfel, 1kg Kopfkraut und 1kg Gurken. Die Kinder bekamen etwas Häupelsalat.
Es gibt wieder Österreichische Saline!
Salzgewinnung neuerdings wichtiger Zweig unserer Volkswirtschaft
„Unrentabel* — mit diesem Schlagwort versuchte die Naziregierung die österreichische Saline zu einer für die Volkswirtschaft mehr oder minder bedeutungslosen Sache herabzudrücken.
Nichtsdestoweniger beabsichtigte man aber die im Besitze des österreichischen Staates als Monopol sich befindende Saline als eine von Reichsdeutschen verwaltete A.G. zu übernehmen. Das Ende dieses unglückseligen Krieges hat auch diese Pläne zunichte gemacht und wiederum bedeutet das Salz einen hervorragenden Faktor der österreichischen Volkswirtschaft.
Die Österreichische Saline umfaßt mit Bergbau und Sudhütte die Werke in Bad Ischl, Hallstatt, Bad Aussee, Hallein und Hall in Tirol sowie das modern und großangelegte Sudwerk in Ebensee, dem in einer genial angelegten Solenleitung die Salzsole zur Gewinnung hygienisch einwandfreien Kochsalzes und wertvoller Nebenprodukte (Soda) zugeleitet wird. Die Unrentabilität der österreichischen Salinen versuchte man mit der Gegenüberstellung der billigen Gewinnung des Salzes aus den großen reinen Steinsalzlagern im westlichen Teil Deutschlands und der die Erzeugung verteuernden Einrichtungen der österreichischen Salinen mit ihren Sinkwerken, Solenleitungen und Sudwerken zu begründen. Es ist uns jedoch nie bekannt geworden, daß man in dem benachbarten Reichenhall mit ähnlichen Gedanken die Bevölkerung quälte.Ohne Rücksicht auf die einheimische' Bevölkerung, die ja Jahrhunderte lang mit der bodenständigen Salzproduktion so innig verwachsen ist. schloß man im Zuge angeblicher Sparmaßnahmen im Jahre 1944 das Sudhaus in Bad Ischl und demolierte in unverantwortlicher Weise dar Sudhaus in Hallstatt.
Nur das während de, Krieges durch Luftangriffe schwer gefährdete Sudwerk in Ebensee wurde belassen. In Hallein und Hall in Tirol sollten Bergbau und Sudhütte völlig gesperrt werden.Von welch eminenter volkswirtschaftlicher Bedeutung die Salinenbetriebe für den österreichischen' Staat sind, mögen einige uns von der dermaligen Generaldirektion in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellte Daten veranschaulichen.
Jährlich 130.000 Tonnen Salz
Die jährliche Produktion an Sudsalz betrug normal etwa 130.000 Tonnen. Sie wurde durch diese Maßnahmen auf etwa 80.000 Tonnen gesenkt, von denen etwa 75.000 Tonnen den Verbrauch in Oesterreich decken. Wenn man bedenkt, daß die normale Produktion außerordentlich gesteigert werden kann, so wird man auch begreifen, welch wertvoller Aktivposten das Salz für unseren Außenhandel bedeutet, der uns ja in jahrhundertelangem Verkehr mit der Tschechoslowakei, Italien, Ungarn und dem Balkan verband: ein Aktivposten, der uns die Einfuhr bedeutender Mengen der so nötigen Kohle und von Brotgetreide und Nahrungsmitteln sicherte und zudem noch der Staat Oesterreich aus diesem Monopol 14 bis 15 Millionen Schilling zu leinen Gunsten buchen konnte.Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Salinen liegt aber auch in der lohnende Beschäftigung so vieler Arbeiter in einem Gebiete, das neben der Holzarbeit fast keine anderen Verdienstmöglichkeiten bietet. So beschäftigten die Salinen 1450 Arbeiter und 212 Angestellte.Geradezu vorbildlich waren die sozialen Einrichtungen für die Arbeiterschaft, von denen wir nur die wohltuend empfundenen Deputate an Salz und Brennmaterial erwähnen wollen. In den repräsentativen Salinengebäuden standen für die unsere Salinen der Salzgeschäfte halber besuchenden Auslandskommissionen komfortabel eingerichtete Fremdenzimmer zur Verfügung und es ist bedauerlich genug, daß leitende Beamte sich während der Naziregierung nicht scheuten, das alte wertvolle Mobiliar und Bilder, weil sie angeblich österreichische Note trugen, an Antiquitätenhändler und ändere zu veräußern, ohne den Erlös hiefür abzuführen.Man kann es daher verstehen, daß diese Nazi, welche die Saline als Hochburg betrachteten, nach gewissenhafter Untersuchung entlassen wurden. Dieses Geschick ereilte bisher 47 pragmatische Beamte, 7 Angestellte und 167 Arbeiter.Durch die von der Naziregierung und den Krieg geschaffenen Verhältnisse hat sich die finanzielle Lage des Betriebes und damit die soziale Lage der Arbeiterschaft arg verschlechtert. Nur Liebe zum angestammten Betrieb und Opferwilligkeit der Arbeiterschaft werden es ermöglichen, die österreichischen Salinen wieder in Ehren hochzubringen.Betriebsführung und Arbeiterschaft werden es in diesen Belangen an nichts fehlen lassen; hören wir ja mit Genugtuung, daß die Arbeiterschaft Hallstatts beispielgebend an die Wiederaufnahme der liebgewonnenen schweren Arbeit geht.Voraussetzung für die volle Beschäftigung und rentable Produktion in den öterreichischen Salinen aber ist die Beistellung von Braunkohle aus unserem Hausruck-Kohlengebiet und aus der Steiermark, von der monatlich etwa 8700 Tonnen, das sind täglich zirka 29 Waggons, für alle Salinenbetriebe Oesterreichs benötigt werden.B. Müller.
Fritz Moser:
Am 13. September bekamen wir nochmals 4kg Erdäpfel. Seit 6 Wochen gibt es schon keine Streichhölzer mehr und auch keinen Tropfen Essig.
Am 18. September wurde wieder die Normalzeit eingeführt.
In der Periode vom 17. September bis 14. Oktober bekam der Normalverbraucher eine Sonderzuteilung von 125g Trockenei und 600g Hülsenfrüchte sowie 1 Stück amerikanische Waschseife. Die Schwerstarbeiter erhalten ab jetzt wöchentlich 1000g Kartoffel.
Ab 17. September wurde auch die politische Betätigung in Österreich wieder erlaubt. Die Bevölkerung ist aber so zermürbt und abgestumpft, dass sie dafür fast gar kein Interesse zeigt.
Mein innigstgeliebter. edler Mann,
Herr Othmar Fritschk. u. k. Oberstleutnant i. R.verschied am 6: Juli 1945 in Obertraun und wurde in Hallstatt beigesetzt. —
In tiefer Trauer:Marianne Fritsch, auch im Namen ihres Sohnes Richard Fritsch.
Fritz Moser:
Am 3. Oktober bekamen wir pro Kopf 50kg Kartoffel zum Einlagern.
Dr Morton hat sich gewandelt.
Zwei hallstätter Medaillen
In einem Schaukasten des Hallstätter Museums liegen zwei Medaillen nebeneinander. Die eine zeigt auf der Vorderseite den Rudolfsturm, auf der Rückseite den Salzberg. Eine lateinische Inschrift vermeldet:„Zum Andenken an das von Elisabeth, der Witwe König Albrechts I., im Jahre 1311 erschlossene Salzbergwerk zu Hallstatt, welches aus dem Dunkel des Berges schon seit sechs Jahrhunderten das köstliche Gewürz Salz freigebig spendet." Es ist die , Gedenkmünze an den sechshundertjährigen Bestand des Hallstätter Salzberges.Die Medaille daneben wurde im Vorjahre anläßlich der Hundertjahrfeier des Hallstätter Museums geprägt. Sie zeigt einen berühmten Fund vom Grabfelde und einen Hundestößer im Bergwerke und trägt die Umschrift „Hallstatt, älteste Salzgruben der Welt".
Welche Fülle von allerbester Kultur liegt in diesen wenigen Worten! Wieviele Generationen pflichtbewußter, treuer Arbeiter haben ihr ganzes Leben der Arbeit in ewiger Nacht geopfert! Unfaßlich erscheint es, daß diele uralte Tradition des berühmtesten Bergmannsortes der Welt eine Unterbrechung erfahren mußte! Hoffentlich ist sie so kurz, daß unsere Generation sie wird löschen können!
Dr. F. M.
Kurt Klein aus Pressburg wird von seinen Eltern Leo und Johanna Klein, dzt. Hallstatt, Wolfengasse 106 gesucht.
Schöllerwerk, Hallstatt, sucht Fabrikobjekt zirka 2500 Quadratmeter Fabrikationsraum, in Oberösterreich oder Salzburg zu pachten, ev. zu kaufen. Eilangebote an Schoellerwerk, Hallstatt, erb.
Bald wird es genug Salz geben
Der Salzmangel, den unsere Hausfrauen so qualvoll zu spüren bekommen und der uns das Leben unnötigerweise schwer macht hat seine Ursache in der planmäßigen Stillegung der österreichischen Salz-, Berg- und Hüttenbetriebe durch die Nazi, die 1938 nicht schnell genug dem Wunsch des „großdeutschen Salzmonopols" nach Verdrängung der österreichischen Salzerzeugung entsprechen konnten. Sogar die Schienen, technischen Anlagen aller Art usw. wurden aus den Bergwerken herausgerissen, und später sind diese Stollen als sichere Lagerräume für die merkwürdigsten Güter aus Himmlers und Kaltenbrunners Raub- und Dienststellen verwendet worden.
In den Gebieten der österreichischem Salinenbetriebe aber herrschte Arbeitslosigkeit und die seit Generationen in der Salzgewinnung tätige Bevölkerung wurde zum Arbeitseinsatz ins Reich geschickt umgeschult und in völlig fremder Umgebung zu meist gesundheitsschädlicher Arbeit gezwungen.
So merkwürdig es klingen mag: auch das Land Salzburg bekam nun sein Salz größtenteils aus dem Altreich, und die Sudhütten in Bad Ischl, Hallstatt, Aussee, Hallein usw„. waren stillgelegt oder standen vor der Stillegung.
Energischer Wiederaufbau
Mit der Befreiung unserer Heimat ist auch hier rasch Wandel geschaffen worden. Unter der Leitung des schon 35 Jahre in den Salinen tätigen Antifaschisten Dr. Johann Schidla — der 1938 fristlos entlassen worden war —wurden nicht nur die Nazi aus allen österreichischen. Salinen-, Berg- und Hüttenbetrieben ausgeschlossen, sondern in kollektiver Arbeit begannen die Salinenarbeiter, ihre Berg- und Hüttenbetriebe wieder instand zu setzen, sodaß schon im Juni die halbe Monatsproduktion erreicht werden konnte.
Nach Aufhebung der Demarkationslinie kein Salzmangel mehr
Heute sind die österreichischen Salinen bereits ln der Lage, den gesamten österreichischen Bedarf an Salz zu decken und außerdem bis zu 65.000 Tonnen Salz jährlich für Ausfahrzwecke zur Verfügung zu stellen.In Hallstatt arbeitet auch heute noch der ganze Ort an der Eindeckung der Saline und der Betrieb Bad Ischl wird voraussichtlich in zwei bis drei Wochen arbeitsfähig sein.
Fallen die Beschränkungen der Demarkationslinie, wird es also sofort keinen Salzmangel mehr geben.Bis dies alles so weit war, mußten umfassende Organisationsfragen nicht nur in der Salzgewinnung, sondern auch in der Beschaffung der für das Verdampfen der Solen erforderlichen Kohlenmenge geklärt werden.Für die Gewinnung einer Tonne Salz werden dreiviertel Tonnen Kohle benötigt Außerdem war dem Zusammenwirken mit den Wirtschaftsämtem der Länder sicherzustellen, damit eine gerechte Verteilung des Salzes gewährleistet und der Schleichhandel damit weitest gehend unmöglich gemacht wird. Auch soll die Verteilung künftig möglichst transportökonomisch durchgeführt werden, alles Dinge, die durch die Lahmlegung der österreichischen Salinen völlig neu geordnet werden müssen.Salinenarbeiter — links orientiertWie sehr die Arbeiterschaft der Berg- und Hüttenbetriebe Lehren aus den letzten Jahren gezogen hat. Ist aus dem Ergebnis der Betriebratswahlen zu erkennen, die inzwischen in Hallein stattgefunden haben: die KPOe stellt zwei, die SP ebenfalls zwei Männer ln den Betriebsrat, die OeVP ging leer aus. Die Betriebe bei den anderen Orten haben gemeinsame Listen aufgesteltt und wählen im Laufe dieses Monats.
Zur Zeit gehören den alpenländischen Salinen 1700 Arbeiter und 300 Angestellte an, etwa 300 Betriebsangehörige werden noch aus der Kriegsgefangenschaft oder Arbeitsverschleppung zurückerwartet
Modernisierungspläne
Sind erst wieder friedensmäßige Arbeitsvoraussetzungen gegeben, will man auch an eine weitere technische Modernisierung der Anlagen gehen, um die schwierige Handarbeit zu erleichtern. Schon heute sucht die Salinenverwaltung, deren Generaldirektion in Bad Ischl ist für alle Betriebe Fachhandwerker, wie Tischler, Schlosser, Schmiede usw., um die laufenden Instandsetzungsarbeiten mit künftigen technischen Verbesserungen selbständig durchführen zu können.
Eine große Sorge verursacht noch die Verkehrstechnische Abgeschiedenheit von Hallstatt Hier müßten die zuständigen Stellen rasch einen besonderen Beitrag zur Beseitigung dieser Verkehrsschwierigkeiten leisten und Mittel und Wege geschaffen werden, eine direkte Verbindung mit Ober-Traun herzustellen. Es ist mit dem modernen Wiederaufbau unserer Salzerzeugung nicht mehr zu vereinbaren, daß die in Hallstatt reduzierten Mengen zuweilen tagelang liegen bleiben müssen, andererseits aber auch Kohle und andere Güter nach Hallstatt nicht zugestellt werden können, weil der einzige Verkehrsweg über den See führt, der bei schlechtem Wetter oftmals viel Schwierigkeiten macht
Österreichs Saline arbeitet wieder
Die normale Jahresproduktion der österreichischen Saline betrug vor 1938 130.000 Tonnen Salz. Zu den wichtigsten Erzeugungsstätten mit Bergbau und Sudhütte gehören die Werke in Bad Ischl, Hallstatt, Bad Aussee, Hallein und Hall in Tirol sowie das großangelegte Sudwerk in Ebensee. Gleich nach der Okkupation Österreichs gingen die damaligen Machthaber mit Eifer daran, diese Werke als bedeutungslos zu erklären und die Saline, ein Monopol des österreichischen Staates, in eine von Reichsdeutschen verwaltete AG. zu verwandeln. Ohne Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung wurde 1944 das Sudhaus in Bad Ischl gesperrt und das Sudhaus in Hallstatt demoliert. Die wertvollen alten Einrichtungsgegenstände und Bilder der Fremdenzimmer, die für ausländische Einkaufskommissionen bestimmt waren, wurden— natürlich für die eigene Tasche der Nazi— an Antiquitätenhändler verkauft, Bergbau und Sudhütte in Hallein und Hall in Tirol wurden völlig gesperrt. Die Folge dieser Maßnahmen war eine Senkung der Produktion auf 80.000 Tonnen, wovon 75.000 Tonnen in Österreich verbraucht wurden. Welch wertvoller Aktivposten Salz für unsere Handelsbilanz ist, geht aus der Tatsache hervor, daß die österreichische Saline durch Jahrhunderte intensiven Geschäftsverkehr mit der Tschechoslowakei, Ungarn, Italien und den Balkanländern unterhielt, wobei der Staat 14 bis 15 Millionen Schilling jährlich als Einnahme verbuchen konnte. Die Belegschaft von Hallstatt hat die Arbeit wieder aufgenommen. Man hofft, auch die Kohlenfrage zufriedenstellend zu lösen. Bei voller Beschäftigung werden monatlich 8700 Tonnen Braunkohle benötigt, die aus dem Hausruck und den steirischen Kohlengebieten heranzubringen wären.
Martin und Heinrich Heubach und Michael Kontz werden von ihren Eltern, Michael Kontz, Hallstatt Nr. 121, Bezirk Gmunden, gesucht.
Fritz Moser:
In der 81. Periode d. i. Vom 15. Oktober bis 11. November außertourlich pro Kopf 500g Koks, 250g Trockeneier und 425g Fischkonserven. Dafür müssen wir aber statt 500g Brod 500g Koks beziehen. Was die Qualität dieser Zubussen anbelangt ist festzustellen, dass es sich da um Wasserkeks mit Zusatz von Erdnuss und um eine Gattung größerer Fische vielleicht Heringe? In Tomatentunke handelt. Wir sind ja sehr genügsam geworden und sind in unserer Not um alles Froh, was wir bekommen. Denn Hunger tut weh.
Vom 13. bis 16. Oktober wurden auch bei uns die meisten Reichsdeutschen abtransportiert, sowie fast alle Bediensteten der Schöllerwerke. Doch verbleiben noch immer genug Fremde hier, welche entweder nicht in ihre Heimat zurückkehren können, oder versuchen ihren Abtransport aus gewissen Gründen mit allen Mitteln zu verhindern.
Die Soldaten, welche halbwegs gesund und nicht in Gefangenschaft sind,kehren langsam und ganz einzeln heim.
Wer kann Auskunft geben über Erwin Milidorfer, geb. 17.1.1923?
Gefällige Zuschriften erbittet Millidorfer, Hallstatt, in O.Oe.
Karl Baar aus Wien, letzte Wohnung Dunkelstein, Ternitz, wird von seiner Frau gesucht. Frieda Baar, derzeit Hallstatt 25, Oberösterreich.
Gesucht werden
Konz Michael, Banat, dzt. Hallstatt 120, Oberösterreich, sucht seine Söhne.
Martin und Heinrich Heubach und Michael Kontz werden von ihren Eltern, Michael Kontz, Hallstatt Nr. 121, Bezirk Gmunden, gesucht.
Hesske Alfred aus Wien, 17 Jahre alt, zuletzt in Znaim, Wels, Rokitzan bei Pilsen und Nürnberg, gesucht von seinen Eltern Alfred und Grete und seinem Bruder Wolfgang Hesske, dzt. Hallstatt Lahn Nr. 37
Fritz Moser:
Über Aufruf der Gemeindevertretung wurden beim Wiederaufbau des Sudhauses Robotschichten gemacht und am 22. Oktober mit dem Dachdecken begonnen.
Der Volkserzieher Adalbert Stifter
Zu seinem 140. Geburtstag am 23. Oktober
Dr Morton hat sich gewandelt.
Höhlenkundliche Ausstellung in Hallstatt
Dieser Tage wurde in Hallstatt eine kleine höhlenkundliche Schau: „Aus der Welt der Dachsteinhöhlen" eröffnet. Diese soll dem Besucher das Wichtigste aus dem Leben der Dachsteinhöhlen vorführen. Es werden Stalagmiten und Stalaktiten mit Quer- und Längsschliffen gezeigt, ferner verschiedene Mahlsteine und insbesondere Augensteine sowohl vom Plateau als auch aus Höhlen am Dachsteinfuße. Neben losen Augensteinen sehen wir auch ausgezeichnete Augensteinplatten, die in der Höhle durch Verkittung loser Augensteine entstanden und uns — ausgehend von dem Urgebirge, aus dem sie stammen — sinnfällig das Vergehen und Werden vor Augen führen. Auch die Pflanzenwelt ist vertreten. In Höhlen erfahren die grünen Pflanzen verschiedene Veränderungen, z. B. Verlängerung der Stengelglieder, Dünnwerden der Blätter u. a.Selbstverständlich fehlt nicht der Schädel des Höhlenbären. Die Abteilung wird in nächster Zeit weiter ausgestaltet. Dr. F. Morton.
Margit Rost, dzt. in Hallstatt, Markt 51, sucht ihre Tochter Erika und Schwiegersohn Hans.
Fritz Moser:
Am 28. Oktober hielten die Sozialdemokraten im kleinen Saal des Arbeiter Konsumvereins Gasthaus die erste öffentliche Versammlung ab, in welcher Dr. Häuslmeier aus Steyr sprach. Es erklang da zum ersten mal wieder seit 11 Jahren das Lied der Arbeit.
Das o.-ö. Schulamt in Linz sucht folgende Lehrkräfte:
1. Für die Fachschule für das holzverarbeitende Gewerbe in Hallstatt:
a) einen akademischen Bildhauer für die Holzbildhauerei:
b) einen Tischler mit Meisterprüfung für die Tischlerei.
Fritz Moser:
Am 4. November Kirchweih. Es konnte an diesem Tag zum ersten mal seit dessen Einführung aus Mangel an Waren kein Jahrmarkt abgehalten werden.
Am 6. November bekamen wir pro Kopf 1St. großen und 1St. kleinen Suppenwürfel, 1 Säckchen Backpulver, 1 p. Vanille, 1 p. Lorbeerblätter, 1 p. Gewürzsalz und 2 p. Sossenwürze.
Ein interessantes Kapitel ist auch jetzt wieder wie im vorigen Krieg das sogenannte Hamstern.
Es ist auch jetzt verboten, doch fast noch eifriger geübt wie damals. Wer die nötigen Mittel und was fast ebenso wichtig ist, über Beziehungen verfügt, kann immerhin etwas heimbringen. Für Geld allein bekommt man aber höchst selten etwas. Man muss Wäsche, Kleider, Schuhe, Zucker, Tabak, Schmuck und dergleichen dafür geben können. Wer dies nicht hat, geht meist leer aus.
Anfang November wurde die Gemeinde Obertraun wieder vom Bürgermeister Deubler übernommen.
Das malerisch gelegene Hallstatt am Hallstätter See kehrt langsam wieder in Friedenszustande zurück.
Die Gemeindeverwaltung liegt in den Händen von Bürgermeister Franz Hemetzberger, den als Stellvertreter Josef Aschauer und die Gemeinderäte Leopold Lahner, Leopold Edlinger, Johann Zierler und Josef Reiter unterstützen.
Hallstatt, das vor dem Krieg rund 2000 Einwohner zählte, beherbergt heute noch ungefähr 1000 Fremde.
Die Einwohner sind einem Appell des Bürgermeisters gefolgt und mit den Wiederherstellungsarbeiten des Hallstätter Sudhauses beschäftigt. Das Sudhaus wurde über Betreiben Gauleiters Eigruber seinerzeit geschlossen.
Die Generaldirektion der österreichischen Salinen wird den Hallstätter Betrieb wieder reaktivieren.
Auch die berühmte Hallstätter Fachschule wird in Bälde wieder ihre Tore öffnen. Im Oktober 1944 wurde die Schule aufgelöst, Schüler und Professoren im Rüstungsbau eingesetzt und die Schöller-Werke aus dem Höllental im Rheinland, die bereits auf der Flucht vor den Amerikanern waren, fanden hier Unterkunft. Die Fachschule führt als kommissarischer Leiter Architekt Auinger aus Wels; mit der Eröffnung ist noch dieses Jahr zu rechnen. Auinger war seinerzeit Meisterschüler an der Fachschule und später als Mitarbeiter von Prof. Klemens Holzmeister lange Jahre ln Ankara tätig. Die Fachschule umfaßt die Schule für Bildhauerei, die Meisterschule für Tischler, und die Fachschule für Tischler und Drechsler. War seinerzeit ein Stand von 80 Schülern, liegen jetzt bereits über 100 Anmeldungen vor.
Ludwig Kasper war ein ehemaliger Schüler der Bildhauerschule Hallstatt aus dem Umfeld von Kathe Kollwitz.
Ludwig Kasper, ein großer Sohn des Innviertels gestorben
...Der junge Kasper ertrotzte aber mit seinem 15. Lebensjahr den Eintritt in die Schnitzschule in Hallstatt. Vier Jahre blieb er dort......
Wieder alpiner Rettungsdienst
Das Sportreferat des Staatsamtes für Unterricht und Erziehung teilt mit, daß der beim Staatsamt bestehende alpine Beirat, dem Alpinisten aller drei demokratischen Parteien angehören, einstimmig beschlossen hat, dem Touristenverin „Die Naturfreunde" die Vorarbeiten für die Neuorganisation des gesamten alpinen Rettungswesens in Oesterreich zu übertragen.Durch dielen Beschluß haben die Naturfreunde eine ehrenvolle Ausgabe übernommen. Sie sind sich bewußt, daß damit viel Arbeit verbunden ist. Die Naturfreunde sind der Ueberzeugung, daß sie das leisten können, wenn sie die Jugendmitglieder für diese Arbeit einspannen und ihnen dadurch ein reiches Betätigungsfeld übergeben können.Die Rettungsstellen werden in Oberösterreich vorläufig in Linz, Steyr, Gmunden, Ebensee, Bad Ischl, Goisern, Hallstatt, Obertraun, Gosau und Spital am Pyhrn zur Einführung kommen. Die Naturfreunde-Gruppen dieser Orte mögen daher sofort aus guten Bergsteigern einen alpinen Rettungsausschuß, zirka acht Mann, selbstverständlich Mitglieder und politisch rein, aufstellen und bis längstens 1. Dezember an Landesleiter Wilhelm Wick, Linz, Spittelwiese 5, melden.
Aufbau in Hallstatt
Hallstatt. Die Wiederherstellungsarbeiten am Sudhaus, das auf Befehl Eigrubers geschlossen worden war, schreiten rüstig vorwärts. Auch die ehemalige Fachschule für Bildhauer, Tischler und Drechsler soll Wiedererstehen. Schon jetzt liegen 100 Anmeldungen vor, während die Höchstzahl von Schülern früher 80 betrug
Reges Leben in Hallstatt
Der malerisch gelegene Flecken Hallstatt am Hallstättersee kehrt langsam wieder in die Zeit des Friedens zurück Die Gemeindeverwaltung liegt in den Händen von Bürgermeister Franz Honetzborger. Hallstatt‚ das vor dem Krieg rund 2000 Einwohner zählte, beherbergt heute noch ungefähr 1000 Fremde.Bekannt ist Hallstatt durch das Hallstätter Museum‚ dessen Leitung Regierungsrat Dr. Morton übernommen hat.
Die Einwohner Hallstatts haben einem Aufruf des Bürgermeisters Folge geleistet und sind bei den Wiederherstellungsarbeiten des Hallstätter Sudhauses beschäftigt. Das Sudhaus wurde über Betreibern des Gauleiters Eigruber seinerzeit geschlossen.
Nun ist nach den schweren Tagen, denen die Hallstätter Fachschule ausgesetzt war, der Zeitpunkt der Reorganisation gekommen. Anstatt des ehemaligen Direktors Prof. Josef Pfaffenbichler führt als kommissarischer Leiter ‚Architekt Auinger aus Wels die Schule‚ mit deren Eröffnung noch dieses Jahr zu rechnen ist. Auinger war seinerzeit Meisterschüler an der Fachschule und später als Mitarbeiter von Prof. Klemens Holzmeister lange Jahre in Ankara tätig. Die Fachschule umfaßt die Schule für Bildhauerei‚ die Meisterschule für Tischler und die Fachschule für Tischler und Drechsler.
Versammlungen der KPÖ
Hallstatt 19 Uhr (Bloderer)
Fritz Moser:
Am 17. November wurde bekannt, dass Otto Habsburg in Tirol eingetroffen sei. Es wurden politische Wirren befürchtet, doch wurde Otto am nächsten Tag wieder abgeschoben.
Die Volkspartei spricht zu den Wählern
Hallstatt 15 Uhr, Dr. Amman Egelkraut
Naturfreunde übernehmen alpines Rettungswesen.
Versammlungen der Oevp
Hallstatt 15:00 Uhr ( Dr. Amann, Egelkraut)
Sudetendeutsche!
Wer kann mir über den verbleib der Familien Sophie und Franz Barwig aus Klantendorf 108 und 110, b. Fulnek-Neutitschein, Ostsudetenland, Auskunft geben? Alfred Heßke, Hallstatt, Seestraße 120, Bräuhaus, Salzkammergut.
Dr Morton hat sich gewandelt.
Wiedergeburt der Hallstätter Sudhütte.
Ein Verbrechen der nationalsozialistischen Besetzungszeit wird gesühnt.
Vor vier- oder fünftausend Jahren mögen die ersten Menschen nach Hallstatt gekommen sein, um mit ihren Steinbeilen der Jagd nachzugehen. Wildspuren führten sie zu den Salzlecken bei den Solequellen im oberen Salzbergrevier und stellten jene Bindung zwischen Mensch und Salz her, die nunmehr durch die Jahrtausende nicht mehr abreißen sollte.
Nach diesen Menschen der jüngeren Steinzeit, die sich vermutlich immer nur vorübergehend hier aufhielten, kamen die Träger der Bronzekultur. Auch sie haben uns in ihren bronzenen Aexten Beweise ihrer Anwesenheit hinterlassen.Um 800 v. Chr. herum kamen Illyrier auf ihrem Zuge nach dem Süden auch ins Hallstätter Gebiet. Ein Teil von ihnen ließ sich in Hallstatt nieder und gründete jenen Salzbergbau, der in der ganzen Welt einzigartig dasteht und den Namen Hallstatts in aller Munde trug.
In dieser Hallstattzeit wurden über 2000 Gräber angelegt, in denen viele Tausende von herrlichen Beigaben ruhten.So um 450 v. Chr. kamen dann die ersten Kelten. Sie setzten den Betrieb fort und schufen im letzten Jahrhundert v. Chr. jene ausgedehnte Anlage auf der Dammwiese, die uns u. a. den einzigartigen vorgeschichtlichen Stollen bescherte.
Um das Jahr 50 n. Chr. traten die Römer auf. Sie ließen sich in der Lahn nieder. Die Grabungen 1940/41 förderten reiche Schätze zutage. Die Römer blieben bis um 400 n. Chr.
Dann kamen aus dem Norden wieder neue Völker. Und sie alle waren salzgebunden, sie alle, die Träger viertausendjähriger Kultur waren dem „weißen Golde" unseres Salzberges vermählt!
Im Jahre 1311 nahm der Staat den Salzberg in seine Hand. Im Jahre 1911 konnte daher die Sechshundertjahrfeier des Staatsbetriebes gefeiert werden. So kann Hallstatt auf eine wunderbare Kulturenfolge zurückblicken, hat Schätze gehoben wie nicht sobald ein Ort, hat noch zu heben und kann seine Salzkammergutheimat auch weiterhin mit wertvollsten Kulturgütern bereichern.Wer hätte gedacht, daß dieser jahrtausendealte Faden einmal jäh abreißen sollte?
Hitlers Weihnachtsgeschenk
Das Jahr 1943 brachte den Hallstättern als Weihnachtsgeschenk die Sperre ihrer Sudhütte! Weihnachten, das Fest der Liebe und Freude, des Gebens und Schenkens, beraubte den Ort seiner Herzwurzel!
Aber nicht genug an dem!
Gleich darauf setzte blinde Zerstörungswut ein!
Der Ort, der von Bomben verschont blieb, mußte Zusehen, wie seine Sudhütte in rohester Weise vernichtet wurde! War es nicht ein Verbrechen, in einer Zeit, wo ein ganzes Dach zu den größten Kostbarkeiten gehörte, das Sudhüttendach abzutragen, den Kamin umzulegen, die Pfanne herauszureißen, das Wasserhaus in Obertraun abzutragen und dann diese Ruine Wind und Wetter preiszugeben?
Hallstatt und Umgebung halfen freiwillig zusammen
Es bleibt ein unvergängliches Verdienst des jetzigen Bürgermeisters von Hallstatt, Franz Hemetsberger, daß er sofort bei Amtsübernahme in dem Wiederaufbau der Sudhütte seine vornehmlichste Aufgabe erblickte!Im Einvernehmen und auf das tatkräftigste unterstützt vom neuen Generaldirektor der Oesterreichischen Salinen, Ing. Schiedler, der dem Problem gleich das größte Interesse entgegenbrachte, wurde mit dem Decken begonnen und heute kann kein Tropfen mehr in die Sudhütte hineinfallen. Der Aufruf des Bürgermeisters, freiwillige Arbeitsschichten zu leisten, blieb nicht ungehört! Von überall kamen sie herbei, aus Obertraun und aus Goisern und aus der Gosau, um Hallstatt zu helfen. Weißhaarige, altersgebeugte Männer erschienen und boten ihre Dienste an. Geradezu im Handumdrehen konnte von den Hallstättern zusammen mit ihren auswärtigen Helfern das Dach fertiggestellt werden, konnte der grauenhafte Schutt beseitigt werden — alles als freiwillige Arbeitsleistung!So hat der unbeugsame Wille bereits die ersten Früchte getragen. Wer heute an der Sudhütte vorbeigeht, braucht nicht mehr zu glauben, daß hier ein Bombenschaden vor liege.
Noch rinnt die Sole nicht in die Pfannen ein. Aber der Tag soll nicht mehr fern sein, an dem der erste Pfannendampf wieder in die Lüfte aufsteigen wird, an dem das erste „weiße Gold" wird ausgebärt werden können, an dem in Hallstatt die Fahnen wehen werden und wir werden sagen können, daß es keine Unterbrechung, sondern nur eine größere Ausbesserung war, daß die vieltausendjährige Salztradition eigentlich weitergelebt habe und noch auf sehr lange Zeit hinaus den Hallstättern und Nachbarn das Salz geben wird und damit das — Brot!
Dr. F. M.
Fritz Moser:
Am 22. November wurde die Ausgangsbeschränkung aufgehoben.
Der kommunistische Gedanke dringt bis zum Dachstein vor
Aus der Gosau wird uns gemeldet:
Vor wenigen Tagen fand in der Gosau zum ersten Mal eine kommunistische Versammlung statt. Genosse Bloderer Sepp, der am Vorabend bereits in Hallstatt zu den Salinen-Arbeitern gesprochen hatte, rief die Holzarberter und Bergbauern der höchsten Gemeinde Oberösterreichs auf, sich den kommunistischen Kämpfern im Ringen um ein neues Oesterreich - anzuschließen.
Sepp Bloderers Appell fand stärkstes Interesse. Sowohl hier wie in Hallstatt wurde die Gründung neuer kommunistischer Orts-Organisationen beschlossen.
Fritz Moser:
Wahl zum Nationalrat und Landtag am 25. November 1945
Wählerzahl ohne Fremde 746
Hievon Frauen 445 Männer 301
Es entfielen auf die Parteien Stimmen für den Nationalrat:
Sozialistische Partei: 407
Österreichische Volkspartei: 226
Kommunistische Partei: 68
Für den Landtag:
Sozialisten: 405
Öst. Volkspartei: 221
Kommunisten: 67
Ungiltig im ganzen 7 Stimmen
Die Nazi waren vom Wahlrecht ausgeschlossen.
Ausserdem waren noch 150 Fremde wahlberechtigt.
Sie wählten separat und ihre Stimmen wurden nicht hier sondern in ihrer Heimatgemeinde gezählt.
Wahllokale: Gasthof goldener Adler, Pension Kogler und für die Fremden Gemeindeamt.
Wer kann Auskunft geben über den Verbleib des Ogfr. Rudolf Romich aus Hallstatt am Salzberg, Ob.-Oe., geb. 19.5.1909 in Graz?
Vermißt am 26.XII.1944 ostwärts Dinant, Frankreich, letzte F.-Nr. 17465C.
Bela und Hildegard Heinrich mit Sönchen von Schwager und Bruder Walter gesucht.
Hallstatt, "Zum grünen Baum".
Schoeller Werk K.G., Hellenthal/Rheinland, derzeit Hallstatt, wegen aller Beteiligungen und Vermögens- und Besitzrechte in Oesterreich.
Herr Dipl. Kaufm. Josef Zahradnik, Hallstatt, Wolfengasse 105, ist gemäß Bestellung vom 3. Oktober 1945 zum Verwalter des oben beschriebenen Vermögens durch die Militärregierung Oestereich bestellt. Die Schoeller Werk K.G. Hellenthal/Rheinland, derzeit Hallstatt, ist beim Bezirks- als Registergericht Wels nicht eingetetragen und gilt daher diese Einschaltung als veröffentlichung.
Der Verwalter.
Fritz Moser:
Am 10 Dezember erfolgte eine Umstellung des Kartensystems.
Es wurden für die Lebensmittelverteilung folgende Altersstufen und Kaloriensätze festgesetzt:
Pro Tag
Kinder von 0-3 Jahren 1000 Kalorien
Kinder von 3-6 Jahren 1205 Kalorien
Kinder von 6-12 Jahren 1525 Kalorien
über 12 Jahre 1550 Kalorien
Hiezu kommen folgende Zulagen
Schwerarbeiter täglich 1450 Kalorien
Arbeiter täglich 700 Kalorien
Angestellte täglich 200 Kalorien
Werdende und stillende Mütter vom 4. Monat der Schwangerschaft bis 6 Wochen nach der Niederkunft 1450 Kalorien
Kranke in Krankenhäusern 700 Kalorien
Am 13. Dezember angefangen bis 20. Dezember sind alle Marknoten von 10 Mark aufwärts bei den Banken, Sparkassen oder Postämtern zu erlegen. Bei diesen Stellen bekommt man hiefür pro Kopf 150 Schilling zurück, der Restbetrag bleibt vorläufig gesperrt. Das Wechselgeld unter 10 Mark bleibt weiter im Verkehr.Als erste Folge dieser Maßnahmen verschwand mit einem Schlag das ganze Kleingeld aus dem Verkehr. Niemand kann oder will mehr wechseln und die Geschäfte sind gezwungen auf Kredit zu verkaufen. Dieser Zustand dauerte eine Woche.
Oberösterreichisches Heimatwerk und seine Aufgabe
Krösenbüchsen von J. Binder in Hallstatt;
Fritz Moser:
Die Lebensmittelpreise stiegen am Anfang des Krieges schnell, wurden dann stabilisiert und stehen mit Ende 1945.
Weizenmehl a kg 0,44 rm
Roggenmehl 0,30
Würfelzucker 0,82
Kristallzucker 0,79
Staubzucker 0,85
Theebutter 3,60
Landbutter 3,10
Margarine 1,96
Butterschmalz 4,20
Grieß 0,48
Rindfleisch 2,00
Schweinefleisch gibt es schon lange nicht mehr, ebenso Schweinefett.
Rollgerste 0,48
Reisflocken 0,60
Bandnudeln 0,96
Kaffeeersatz 0,90
Backpulver a Päckchen 0,06
Früchtetee
Brombeertee 0,40
Brodleib schwarz a kg 0,34
Brodleib weiß 0,
1 Semmel a 50g 0,
Bier a l 0,78
Zu Weihnachten bekommen wir an Zubussen pro Kopf der Erwachsenen die über 18 Jahre: Drei kleine Dosen Fische, 10 dag ungebr. Kaffee, 2 p. Backpulver, 2 dag Germ, 20 dag Fleisch, 1 p. Pudding, 2 Sch. Zünder, und 1 kg Kocks, wöfür aber 500g Brod abgezogen wurde. Sowie ½ kg Dörrzwiebel.
Dazu bekamen wir von den Amerikanern auf eine separat von ihnen ausgegebenen Karte 1 kg Mehl und 40 dag Zucker.
Kinder bekamen als Weihnachtsgabe Zuckerl.
In der Weihnachtswoche Südwind und Regen, am 30. und 31. Schnee.
Nun ist auch dieses Jahr zu Ende und mit ihm auch der unselige Spuk der Nazizeit. Sie sind wohl gegen Ende ihrer Gewaltherrschaft etwas stiller geworden. Das Singen und Trommeln auf den Straßen und die Propagandaumzüge haben, seit es keine Siege mehr zu feiern gab, ganz aufgehört und nur noch die dümmsten und verbohrtesten unter ihnen glaubten bis zuletzt an dem, bis zum Überdruss verkündeten, Endsieg.
Heute sind die ärgsten Schreier still geworden und die meisten Pg. gebärden sich als Opfer des Terrors, die nur gezwungen, mitgetan haben wollen. Sie erfinden die unglaublichsten Ausreden, um sich reinzuwaschen. Eine erbärmliche Gesellschaft. Wir haben sie kennen gelernt.
Verhafteter Kriegsverbrecher.
Die Gendarmerie Hallstatt, Bezirk Gmunden, hat den 39jährigen
Beamten Max Chvojka aus Wien‚ III., Untere Viaduktgasse 35, in Hallstatt verhaftet und als Kriegsverbrecher dem Bezirksgericht Bad Ischl überstellt. Chvojka war Stellvertreter des Sturmbannführer der SS-Standarte 81. Er hatte sich in Hallstatt bisher nicht registrieren lassen und bestritt auch, nur bei der NSDAP gewesen zu sein. Seit 8. Mai 1945 hatte er sich als Privatbeamter in Hallstadt verborgen gehalten.
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