Zum Untergang des Vaterlandes
Mein Vaterland ist begraben, nun wein' ich armer Gesell, Weil wir es begraben haben Auf höheren Befehl.
Und Tausende stehn und weinen Und wollen das Grab nicht seh'n, Und Trost haben wir nur einen: Die Hoffnung aufs Aufersteh'n.
Karwoche kommt, die trübe, Wir schließen uns trauernd ein, Doch nimmer stirbt uns're Liebe, Und einst muß Ostern sein.
Von Ludmilla Nowak, 1938, eine von Hallstatt stammende Autorin und Heimatdichterin.
Die Menschenrechte sind unteilbar!
Presse und Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht.
In der 1. Republik gab es Zeitungen verschiedenster politischer Ausrichtungen.
Es wurde viel diskutiert und gestritten, konstruktiver Streit gehört zur Demokratie.
Die Ortsgruppe der NSDAP wurde im Februar 1932 von Franz Binder, Sepp Zauner, Sepp Höplinger, Hans Bojanowsky und Sterringer
gegründet. Aus der Oberdonau-Zeitung 30. Jänner 1942
Bundeskanzler Dollfuß verkündete am 1. Mai 1934 das Ende der 1. Republik.
Österreich wird ein autoritärer Staat, der Austrofaschismus entstand.
Das Ende der Meinungs- und Pressefreiheit ist ein Merkmal der Diktatur.
Schon am Abend des 11. März 1938 beginnend, wurden in den darauf folgenden Wochen, insbesondere in Wien, von SA und SS rund 72.000 Menschen verhaftet, darunter Politiker der Ersten Republik, Intellektuelle, Funktionäre des Ständestaates und vor allem Juden. Die meisten wurden, von den Nationalsozialisten als Prominententransport bezeichnet, in das KZ Dachau deportiert. Jüdische Vereine wurden aufgelöst. (Von Wikipedia)
Am 12. März 1938 marschierten die Nazis in Österreich ein.
Die Medien wurden gleichgeschaltet und in den Dienst des NS-Staates gestellt
Es wurde eine totalitäre Diktatur errichtet, eine Form der Herrschaft die in alle Bereiche der Gesellschaft hineinwirkt. Ein neuer Mensch sollte geformt werden.
Die NSDAP erfasste alle Frauen, Männer und Kinder in Organisationen der Partei..
Die "Volksgemeinschaft" wurde wichtiger als die persönliche Freiheit.
Jetzt kontrollierten die Nazis die Presse.
Die hier gezeigten Zeitungsberichte sind meistens Propaganda für das Regime und kein freier Jounalismus.
Auf der Webseite des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes wird eine Ausstellung zum Jahr 1938 gezeigt.
Ich orientiere mich daran und verlinke zu den einzelnen Seiten dort.
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SA-Aufmarsch im März 1938, Foto Sepp Zauner (Pfeil).
Schon in der Nacht vom 11. März begannen die Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung in Österreich.
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Arbeitersturm 2. April 1938
Versammlung des Kurorteverbandes.Am Dienstag fand in Bad Ischl eine Versammlung der Vertreter des Verbandes der Kurorte und Sommerfrischen des Salzkammergutes statt, die, wie nicht anders zu erwarten, grundlegend verschieden von den früheren Versammlungen dieses Verbandes war.
Bezüglich der für das Salzkammergut, ganz besonders aber für Bad Ischl, so wichtigen Entjudung wurde beschlossen, sich an den in der Judenfrage vom Führer beauftragten Staatssekretär Dr. Keppler um Weisungen zu wenden.
Wie notwendig dies ist, zeigt ein Fall aus Goisern. Der dortige Sanatoriumsbesitzer, der Jude Horowitz, wollte bereits unter dem Schlagwort „Jüdisches Sanatorium" in den Zeitungen inserieren, was aber von der Gemeinde verboten wurde. Auf der Tagesordnung stand noch eine Fülle von Fragen zur Bearbeitung, die im Sinne des künftigen Fremdenverkehrsbetriebes „Deutsch in deutschen Landen" erledigt wurden.
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Das "Zoblische Wohnhaus" wurde arisiert.
Aus den Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission.
"Arisierungen", beschlagnahmte Vermögen, Rückstellungen und Entschädigungen in Oberösterreich.
Daniela Ellmauer, Michael John, Regina Thumser.
Oldenbourg Verlag Wien München 1004
In der Sammelstelle A wurden ab 1960, 22 Anträge auf Rückstellung jüdischer Besitzungen eingebracht. In diesen Verfahren ging es meistens um einen Pauschal-Streitwert von öS 20.000.- Eine kurze Laufzeit – mit Verzicht auf Rückstellung und Erträgnisse – und rasche Abschlüsse in Form von Vergleichen zeichneten die Verfahren aus.
Auf Seite 448 im Kapitel "Sammelstelle A" kommt Alfred Eichmann, der Besitzer dieses Hauses vor.
Über die Liegenschaft von Alfred Eichmann, alias Alfred G. Eyck, in Hallstatt 16, auch „Zoblisches Wohnhaus Nr. 1“ genannt, wurde von der Sammelstelle mit der Bildhauerin Gudrun Baudisch-Wittke ein Vergleich über öS 20.000,- abgeschlossen. Die Sammelstelle hatte sich zuvor mit dem in New York lebenden Vorbesitzer in Verbindung gesetzt und legte dem Gericht ein Schreiben vor, aus dem hervorging, dass Eichmann an einer „progressiven Gehirnarthosklerose“ litt und nicht mehr „in vollem Besitze seiner geistigen Kräfte“ war. Das Geld hätte er wahrscheinlich gerade deshalb umso dringender gebraucht.
Oberösterreichisches Landesarchiv, Sondergerichte, RK 5/60.
Von Alfred Eichmann habe ich in Zeitschriften leider nur diese Geschichte gefunden.
Der im Nachbarhaus wohnende 80-jährige pensionierte Salinenarbeiter Johann Hemetzberger wurde Opfer eines Betruges. Aber auch beim Nachbar Eichmann fehlte einiges.
Welser Zeitung 26. Februar 1937
>>> verzecht, doch konnte durch das rasche Einschreiten der Gendarmerie dem alten Hemetzberger immerhin noch ein Betrag von 2836.84 S gerettet werden. Die Bobnitsch wollte gbauben machen, daß Hemetzberger in sie verliebt und mit ihr intime Beziehungen hatte, gab aber bei der Gendarmerie alsbald zu, daß es sich um einen Betrug an Hemetzberger handelte. Das war aber nicht die einzige Tat der Bobnitsch: denn während ihrer kurzen Anwesenheit im Hause Hemetzbergers verschwanden aus der Wohnung des Alfred Eichmann 8 Steppdeckenüberzüge im Werte von 16 S, >>>
Einmarsch 12. März Anschluss: 13. März
Mit Schlagworten wie »Blut«, »Rasse«, und »Volksgemeinschaft« sowie sozialen Versprechungen gelang es dem Regime, auch »Mitläufer« für sich einzunehmen.
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Friedrich Morton beantragte am 1. Juni 1938 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.368.153).
Das österreichische Salzkammergut will dem Führer danken.
Fackeln brennen und leuchten, Fackeln verschwinden im Salzberge.
Das war vor dreitausend Jahren, als das oberösterreichische Kammergut unserer Heimat eine der berühmtesten Kulturen der Welt, die Hallstattkultur schenkte. Fackeln und Grubenlampen mit Unschlitt, mit Rübenöl und Karbid leuchteten durch die Jahrtausende, wenn die Schicht begann und die Häuer dem „Weißen Golde" mit Schlegel und Eisen an den Leib rückten.
So war es bei den indogermanischen Kelten, so bei den Germanen des Mittelalters und der Neuzeit, so ist es heute noch zu sehen, das wunderbare Bild der Grubeneinfahrt im österreichischen Kammergute.
Bild und Erleben, Symbol uralter Kultur, Zeichen tiefster Heimatsverbundenheit.Solch Stammbaum, der seinesgleichen sucht, verpflichtet.
Verpflichtet zu bester Arbeit unter Tag, zu treuer Pflege dreitausendjährigen Kulturgeschehens. Verpflichtet umsomehr, als jetzt endlich die Sonne der Arbeitsfreude und des Arbeitswillens, der Arbeitsmöglichkeit und der Arbeitsschätzung über unseren Bergen steht.
Pflicht jedes Deutschen ist es, seine Vorfahren zu kennen. Das Kammergut kann zurückblicken in graueste Vorzeit. Es wirft sich jubelnd dem brausenden neuen Lebensstrome in die Arme, es bietet sich und seine Kultur dem Befreier und Führer dar, es sieht im 10. April einen wunderbaren Festtag, den es in freudigster Bejahung erleben will. Friedrich Morton (Hallstatt)
Die archäologischen Grabungen wurden für Nazipropaganda missbraucht.
>>> Die ganz besondere Bedeutung Hallstatts im Rahmen gesamtdeutschen Geschehens liegt aber vor allem darin, daß dieser Ort aus dem Heimatgau des Führers mit dazu berufen erscheint, das Auslandsmärchen von Barbarei und Unkultur der Germanen in früherer Zeit zu zerstören. >>>
Deutsche Arbeitshelden in den Tropen
von Dr. Friedrich Morton
>>> Hallstatt in Großdeutschland! Es brachte dem Führer als Morgengabe einen einzigartigen Stammbaum edelster Kultur, es brachte eine Ahnenreihe, die Jahrhunderte umfaßt, es zeigt der Welt, welche Schätze der Kultur, des künstlerischen Schöpfungswillens und völkischen Hochstandes in den deutschen Salzbergen ruhen. Dr. Friedrich Morton.
>>> Von größter Bedeutung sind die Skelette, da von ihnen die Klärung wichtiger rassischer Fragen zu erwarten ist. Regierungsrat Dr. Friedrich Morton.
Am 10. April war die "Volksabstimmung" über den Anschluss.
(Linzer) Tages-Post, 11. April 1938
Bad Ischl: St. 7231, Ja 7184, Nein 23, ung. 23.
Goisern: Stb. 3529, Ja 3519, Nein 5, ung. 5.
Hallstatt: Stb. 951, Ja 940, Nein 7.
Gosau: Stb. 982, Ja 980, Nein 1, ung. 1.
Der Montag 11. April 1938
Abstimmungsergebnisse aus Gmunden.
Gmunden (Bezirk):
Stimmberechtigt: 45.673
Abgegeben: 45.620
Ja: 45.448
Nein: 107
Ungültig: 65
(Linzer) Tages-Post 16. April 1938
Obertraun, wie uns aus Obertraun mitgeteilt wird, weist auch dort das Abstimmungsergebnis eine 100 procentige Wahlbeteiligung und ein 100 procentiges „Ja" für Großbeutschland und seinen Führer auf.
Maria Gamsjäger, Wirtin des Gasthauses "Zum Dachstein" war bei der "Vaterländischen Front" und hatte vermutlich bei der Abstimmung über den Anschluss mit NEIN abgestimmt.
Aus der Anklageschrift 1947 von Sepp Zauner:
Kurz vor Pfingsten 1938 (5. Juni) als er den Bürgermeister vertrat, kam der damalige SA-Führer Bojanowsky zu ihm und beschwerte sich über die Pächterin des Gasthauses „Zum Dachstein“, Frau Gamsjäger, die als Anhängerin der Vaterl. Front bei den führenden Nationalsozialisten in Hallstatt nicht beliebt war. Daraufhin ließ der Angeklagte an ihrem Gasthaus zunächst eine Tafel anbringen mit dem Inhalt, dass das Lokal für SA Männer verboten sei, und als die Tochter der Genannten ihm das Schild nach Abzug des dazugestellten Postens mit der Bemerkung, dass er zu einem solchen Vorgehen nicht berechtigt sei, zurückbrachte, nahm er mit einigen SA-Männern die beiden Frauen in Schutzhaft und hielt sie im Gemeindearrest 78 Stunden lang fest, wobei es auch dadurch zu einer Verspottung der beiden Frauen kam, dass der wachhabende SA. Mann verschiedene Leute in die Zelle durch das Guckloch hineinschauen ließ, die sich dann über die Frauen lustig machten. Erst nach der Rückkehr des Bürgermeisters, dem Bojanowsky den Vorfall sogleich meldete, wurde von der Kreisleitung mit der sich dieser in Verbindung gesetzt hatte, die Freilassung der beiden Frauen angeordnet.
Die Behauptung der Anklage, dass der Angeklagte auch Dunkelhaft und schlechtes Essen angeordnet habe konnte nicht erwiesen werden. Die Verantwortung des Angeklagten, dass Bojanowsky noch strengere Maßnahmen, nämlich die Überstellung der beiden Frauen in das KZ, forderte, ist nicht stichhaltig; er brauchte sich vielmehr an dieser Aktion überhaupt nicht zu beteiligen und hätte darüber hinaus sogar darauf dringen können, dass überhaupt kein Unrecht geschehe.
Aus Sepp Zauners Memoiren.
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Masseninszenierungen statt demokratischer Mitbestimmung gemeinschaftliche Gefühle.
(Linzer) Tages-Post 21. April 1938
Der 20. April in Bad Ischl
Aus Bad Ischl wird uns berichtet:
Am Vorabend des Führergeburtstages flammten Höhenfeuer auf und von den Bergen leuchteten Hakenkreuze. Unterdessen marschierte ein gewaltiger Fackelzug aus Mitgliedern der NSDAP und ihren Gliederungen bestehend, durch die Pfarrgasse zum Ausstellungsplatz. >>>
Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in
Österreich: Hauptteil 2003
18. April 1938
Am Ostermontag 1938 musste in allen evangelischen Kirchen ein Dankgottesdienst abgehalten werden. Dazu hatten die Kirchen mit Hakenkreuzfahnen beflaggt zu werden, die traditionelle evangelische Kirchenfahne (weiß mit lila Kreuz) durfte nicht aufgezogen werden (ihre Verwendung wurde dann im Oktober 1938 endgültig verboten). Der Gottesdienst hatte mit dem Deutschland- und dem Horst-Wessellied zu schließen.
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Am 1. Mai 1938 trat das Ostmarkgesetz in Kraft.
Die Landeshauptleute wurden zu Reichsstatthaltern und die Länder zu Reichsgauen.
Das Ausseerland kam zum Reichsgau Oberdonau.
Als die Verkörperung des "Volksganzen" wurde der "Führer" dargestellt. In ihm vereinen sich gottähnliche Züge mit dem Bild des "volksnahen" Politikers und des heilsmächtigen Volkskönigs.
Kleine Volks-Zeitung 7. Mai 1938
Die große Viertelstunde meines Lebens
Als erster hat der Führer die Arbeiter seiner engeren Heimat, die österreichischen Arbeiter, begrüßt. Jeden fragte er, woher er komme, was er treibe, wie es ihm gehe und was seine Familie mache. Als er zu mir kam, machte ich so wie ich es mir vorgenommen hatte, in strammer Haltung Meldung:
„Mein Führer, Sturmführer Hofer aus Itzling bittet dem Führer, diese Holzfigur, ein Andenken aus Wöllersdorf, übergeben zu dürfen."
Der Führer nahm die Figur und betrachtete sie minutenlang. Ich meldete ihm auch, daß diese Figur vom Sepp Ebner aus Hallstatt in Wöllersdorf geschnitzt wurde und den illegalen Kämpfer in Österreich darstelle, der immer von der Parole geleitet war:
„Lieber tot als Sklave!"
Der Führer fragte mich, wo und wie lange ich eingesperrt war, und als ich ihm antwortete, daß ich einundzwanzig Monate in verschiedenen Gerichts- und Polizeigefängnissen Oesterreichs herumgeschleppt wurde, da nahm mich der Führer bei den Schultern und schüttelte mich.
Dabei schaute er mir so in die Augen, daß es mir durch und durch ging. Weißt du, was das heißt, wenn einem der Führer in Rührung schüttelt? Das geht über jede Vorstellung!
Nochmals drückte er mir zweimal fest die Hände, dann ging er zum nächsten. So hat der Führer und Reichskanzler gute drei Viertelstunden mit uns geplaudert und uns seine kostbare Zeit gewidmet. >>>
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Ausbau der Schiabfahrt am Dürren. Robotarbeit der SA. Fotoalbum Sepp Zauner.
Mythos Wirtschaftsaufschwung Die wirtschaftlichen und sozialen Versprechungen der nationalsozialistischen Propaganda schienen sich im ersten Jahr nach dem »Anschluss« zu erfüllen.
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 10. Mai 1938
Straßen- und Brückenbauten im Salzkammergut.
Linz. 9. Mai. Im Hinteren Gosautal sind mehr als 100 Arbeiter damit beschäftigt die Straße zum Gosauschmied zu verbreitern und einen zweiten Parkplatz anzulegen.
In Hallstatt, Gmunden und Altmünster werden Straßenarbeiten durchgeführt, bei denen zahlreiche Arbeiter eingestellt werden konnten.
Bei Bad Ischl wurde bereits der Neubau der Pfandlbrücke in Angriff genommen. An der Salzkammergutstraße werden große Umbauten durchgeführt, bei denen allein zwischen Altmünster und Traunkirchen mehr als 400 Arbeiter eingesetzt werden. Gefährliche Kurven, wie beim Hotel am Stein und bei der Apotheke in Altmünster, werden völlig beseitigt.
Zu gleicher Zeit wird auch der Umbau im Zuge der Reichsstraße zwischen Bad Ischl und Ebensee in Angriff genommen, bei dem nicht weniger als 1000 Arbeiter Beschäftigung finden.
Auch die Schneiderwirtbrücke wird neu erbaut werden.
Für all diese Arbeiten wird zunächst ein Betrag von einer Million Reichsmark ausgeworfen.
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 13. Mai 1938
Ein Autotunnel für Hallstatt.
Die alte Salzstadt Hallstatt hat neben ihrer reizvollen landschaftlichen Schönheit auch noch eine andre, in der heutigen Zeit überraschende Eigenheit: Sie ist mit Auto nur schwer, besser gesagt, gar nicht erreichbar. Das ist durch die geographische Lage des Ortes begründet, der bekanntlich an einem steil in den See abfallenden Berghang fast wie angeklebt ist.
Besucher, die mit der Bahn kommen, werden mittels eines kleinen Dampfers oder mittels Booten über den See gebracht, und Autofahrer müssen vom benachbarten Steeg kommend, eine schmale Straße nehmen und dann knapp vor dem Ort an einem Parkplatz stehenbleiben.Um diesen vom Fremdenverkehrsstandpunkt sehr unangenehm empfundenen Zustand zu ändern, wurden bereits verschiedene Projekte erörtert, deren Verwirklichung aber daran scheiterte, daß diese eine Zerstörung des einzig schönen Ortsbildes durch Niederreißung einer größeren Anzahl von Häusern notwendig gemacht hätte.Nun will man eine solche Verschandelung des Ortes durch einen interessanten technischen Plan verhindern, der wohl recht kostspielig wäre:
Man will nämlich hinter dem Ort, also in den Berg hinein, einen Tunnel bauen, dessen Aufgabe die Aufnahme des Autoverkehrs nach und von Hallstatt sein wird.Die Entscheidung über diesen Plan soll bereits in nächster Zeit fallen.
Steirische Alpenpost 3. Juni 1938
Hallstatt. (Keine Arbeitslosen mehr.) Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Hallstatt nahm während der letzten vier Jahre, eins geradezu katastrophale Entwicklung an. Seit den geschichtlichen Märztagen ist diese Gefahr nicht nur gebannt, es geschah vielmehr binnen wenigen Wochen das Wunder, daß nunmehr alle Arbeitslosen und auch solche, die nie in einem Arbeitsverhältnis standen, in Beschäftigung stehen. Derzeit wird die Zufahrtsstraße nach dem Markt verbreitert. Der Kraftwagenpark, der dem zu erwartenden Fremdenverkehr in keiner Weise entspricht, wie auch alle anderen Vorbereitungen für die Saison werden ausgebaut. Die übrigen Straßenbaupläne— es wäre eine Autostraße, die oberhalb des Marktes errichtet wird, weiter die Fortsetzung der schon im Bau befindlichen Straße zu den Dachstein-Eishöhlen zu erwähnen— sind Gewähr, daß man den Begriff Arbeitslosigkeit in Hallstatt bald nicht mehr kennen wird. Für den erhöhten Reiseverkehr sind auch sonstige Verbesserungen im Gange.
Arbeitersturm 8. Juni 1938
Goisern — ein judenreiner Kurort.
Mit 3. Juni hat die Gilde der Handelsvertreter und Kommissionäre Oberösterreichs (Sitz Linz) die Geschäftsführung des Parksanatoriums Goisern übernommen, das bisher von dem Juden Doktor Anselm Horowitz geführt wurde. Es ist daher das Parksanatorium Goisern, das nun in ein Parkhotel umgewandelt wurde, nur mehr für arische Gäste geöffnet, ein Umstand, der für Goisern von größter Bedeutung ist, denn das jüdische Parksanatorum hätte weiterhin Juden nach Goisern gebracht.
Durch rasche Verfügungen, die Bürgermeister Pg. Hinterer einleitete, ist die Arisierung dieses Betriebes möglich geworden. Die Kurkommission Goisern hat übrigens allgemein verlautbart, dass Juden als Kur- und Sommergäste in Goisern unerwünscht sind.
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Das letzte Frohnleichnam.
Bis 1945 gab es in Hallstatt keine Seeprozessionen mehr.
Steirische Alpenpost 15. Juli 1938
NSDAP. Die Kreisamtsleiter und Ortsgruppenleiter des Kreises Gmunden bestellt.
In den Stab des Kreisleiters Josef Holzberger in Gmunden wurden folgende Kreisamtsleiter bestellt:
Kreisgeschäftsführer, Organisations- und Personalamts leiter: Franz Reitter. Gmunden;
Schulungsleiter: Doktor Theodor Großegger. Bad Ischl;
Propagandaleiter: Ing. Lothar Puxkandl, Gmunden;
Presseamt: Dr. Oskar Grebe. Gmunden;
Kassenleiter: Adolf Schraml. Bad Aussee;
Amt für Kommunalpolitik: Adolf Lechner, Pinsdorf;
landw. Fachberater: Alois Müllegger. Bad Ischl;
Deutsche Arbeitsfront: Felix Urstöger, Goisern;
Amt für Volkswohlfahrt: Hans Spitzer. Gmunden;
Kreisfrauenführerin: Alina Bodenstab, Gmunden;
Amt für Beamte: Rudolf Tiefenbrunner. Gmunden;
Amt für Erziehung: Erzieher Hans Fischer, Gmunden;
Kreisbeauftragter für Kriegsopfer: Gustav Kunisch, Gmunden;
Amt für Technik: Dipl.-Ing. Adolf Scharmüller, Gmunden;
Amt für Volksgesundheit und Amt für Rassenpolitik: Dr. Franz Hörnisch, Ebensee;
Kreiswirtschaftsberater: Egon Diller, Gmunden.
Der Gauleiter hat nachfolgende Parteigenossen mit der kommissarischen Leitung der Ortsgruppe beauftragt:
Ortsgruppe Gmunden-West: Karl Gaigg; Gmunden-Nord: Karl Reuhauser, Gmunden-Südost: Hugo Dahle;
Altmünster: Otmar Ledinegg;
Grünau: Josef Steinmaurer;
Gschwandt: Wilhelm Wittmann;
Kirchham: Josef Arsprunger;
Laakirchen: Karl Danner;
Ohlsdorf: Josef Autengruber;
Pinsdorf: Adolf Lechner;
St. Konrad: Josef Holzinger:
Traunkirchen: Leopold Wutscher;
Diechtwang: Karl Blaschek;
Vorchdorf: Rudolf Peterbauer;
Bad Ischl „Saureis-Unterberger": Anton Kaindlsdorfer, Herrengasse; Bad Ischl „Karl Traint": Ludwig Höllwerth, Rettenbach;
Ebensee-Ost: Hermann Heißl; Ebensee-West: Rudolf Loidl;
Goisern: Johann Hinterer:
Gosau: Paul Gamsjäger;
Hallstatt: Sepp Höplinger;
Sankt Wolfgang: Johann Hödlmoser;
Bad Aussee: Sepp Haim;
Altaussee: Franz Thalhammer;
Straßen: Georg Stingl;
Pichl: Hans Zand. Kainisch;
Mitterndorf: Sepp Kölblinger;
Grundlsee: Franz Hillbrand.
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Plan von Dipl. Arch Sepp Höplinger zur Aufstockung der Hallstätter Schule.
Aus dem OÖ Landesarchiv
Schon im März 1938 mussten die Schüler/innen der Hitlergruß anwenden.
Aus der Schulchronik der Volksschule Hallstatt, aus dem OÖ Landesarchiv.
Mit 1. September 1930 wurde der bisherige Leiter der hiesigen einklassigen Volksschule, Oberl. Hans Pramesberger, als Leiter der Volksschule nach St. Agatha bei Goisern berufen. Als Nachfolger in Obertraun wurde als provisorischer Leiter Josef Reisenauer, zuletzt, als Lehrer in Hallstatt tätig, bestimmt.
Oberlehrer Pramesberger versah den verantwortungsvollen Dienst eines Erziehers in Obertraun seit 6. Jänner 1919. Nahezu 20 Jahre in demselben Ort. Da kann man es begreifen, daß der Scheidende sehr ungern seinen Dienstort wechselte, wenngleich er nun eine höher organisierte Schule zu leiten hat.
Er war mit seinen Obertraunern förmlich verwachsen. Er war ein einfacher und aufrechter Mann. Die Natur war ihm alles. So ist es verständlich, daß er sich mit den Obertraunern ganz besonders gut verstand und sich bei ihnen ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Ich bin mir als Nachfolger vollkommen bewußt, daß es für mich als besondere Auszeichnung gilt, in einem Ort wirken zu dürfen, in welchem einem Lehrer diese Achtung gezollt wird, die notwendig ist, um segensreich für unsere deutsche Jugend wirken zu können.
Es wird aber ein Stück schwere Arbeit für mich sein mich dieser Achtung der Bevölkerung, die mein Vorgänger in mühevoller Arbeit schuf, würdig zu erweisen.
Ich will meine Arbeit, an dieser Schule mit einem Wort unseres geliebten Führers aus „Mein Kampf" beginnn, das mir auch über alle Hindernisse und Widerwärtigkeiten des Lebens hinweg helfen möge:
Wer sein Volk liebt, beweist es einzig durch die Opfer die er für dieses zu bringen bereit ist.
Josef Reisenauer Schulleiter
Schuljahr 1938/39
19. 9. 1938. Das neue Schuljahr wurde am Montag, den 19. September mit einer kurzen Schulfeier begonnen. Der Schulleiter sprach in kurzen Worten über die wichtigsten Tugenden eines deutschen Jungen und Mädels: Kameradschaft, Gehorsam, Pflichterfüllung und unbedingte Treue zu unserem geliebten Führer. Wir wollen lernen, daß wir einmal aufrechte deutsche Manner und Frauen werden und so unserem Führer helfen, unser deutsches Vaterland wieder glücklich zu sehen.
3. 10. 1938: Die zweite Großtat unseres Führers in einem Jahr. Die Sudetendeutschen Brüder und Schwestern kommen Heim ins Reich. Wir fühlen mit den nun heimgekehrten die Größe dieses Augenblickes und erkennen erneut, was uns unser Herrgott in unserem Führer gab.
9.11.1938. Zum Erstenmale nahm die Ostmark an der Gedenkfeier für die ersten Blutzeugen der Bewegung teil. Schüler und Lehrer versammelten sich zu einer kurzen, schlichten Feier im Kassenzimmer. Der Lehrer sprach über die geschichtlichen Ereignisse am 9. November 1933 und schloß mit dem Appell an alle Schulen alle persönlichen Eigennutz zurückzustellen und nur für unser gemeinsames Vaterland „Großdeutschland" zu arbeiten und kämpfen.
Aus der Schulchronik der Volksschule Hallstatt, aus dem OÖ Landesarchiv.
Juli 1938
Der Kampf gegen die konfessionelle Schule wird von Seite des „kommisarischen Beirates“ der klerikalen Schule, Hauptschullehrer Kayer aus Goisern und von mir, wohl auch vom Ortsgruppenleiter Höplinger und den D.A.F.-Leiter Binder – von diesem am wirksamsten – geführt.
Leider steht uns, wegen der Kürze der Zeit, fast nur das Mittel der Einschüchterung zur Verfügung: Öffentliche Angestellte und Parteigenossen dürfen ihre Kinder nicht in die konfessionelle Schule stecken!
Ich versuche immer wieder den Leuten begreiflich zu machen, dass sie den Schwestern einfach hineingefallen sind. Wie soll man aber in 2 Monaten eine Mentalität aus den Köpfen und Herzen herausbringen, die durch Jahrzehnte mit großem psychologischen Geschick hinein gehämmert worden ist? Mit Überredung allein wäre es nie gegangen, in der kurzen Zeit.
Im obigen Text geht es um die Zerschlagung der katholischen Mädchenschule, die im Haus neben dem Kindergarten war.
Die Schulchronik Hallstatt hat Oberlehrer Mayrhofer verfasst. OÖ Landesarchiv.
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Militarisierung und ein totalitäres Gesellschaftssystem, war Ziel der nationalsozialistischen Erziehung.
Eine "totale Erziehung", die auf ihrer Ideologie und "Vorbereitung für den Wehrdienst" beruhte.
Schule war das heutige Gemeindeamt. Turnsaal war ein Stadel neben dem Sudhaus, später wurde im Konsumvereinssaal geturnt.
Es gab 8 Schulstufen auf 4 Klassen aufgeteilt.
Außerschulisch:
Die 10- bis 14-jährigen Mädchen waren im Jungmädelbund (JM), die 10- bis 14-jährigen Jungen (Pimpfe) waren im Deutschen Jungvolk (DJ).
Der Bund Deutscher Mädel (BDM) und die HJ umfasste die 14- bis 18-jährigen.
In diesen Jugendorganisationen wurde Uniform getragen und es gab Dienstgrade.
Mitgliedschaft war ab 1939 Pflicht.
Oberdonau-Zeitung 26. Juli 1938
BdM.-Führerinnen-Kurs in Gosau.
In Gosau traf dieser Tage eine Gruppe BdM.-Führerinnen und Führeranwärterinnen im Jugendheim Gosau, aus Wien kommend, ein, 66 Mädchen werden die nächsten vier Wochen im Jugendheim Gosau frohe und lehrreiche Stunden verleben.
Aus der Schulchronik der Volksschule Hallstatt. Aus dem OÖ Landesarchiv.
August 1938
Dieser Monat bringt den geistlichen Schulen den Entzug des Öffentlichkeitsrechtes. Nachdem außerdem den öffentlichen Angestellten, Staatsarbeiter (Saline) und Parteigenossen energisch bedeutet worden ist, dass man erwartet, dass sie ihre Kinder in die öffentliche Schule schicken, bleiben den Schwestern kaum 10 Kinder. Das führt nunmehr dazu, dass sie schließlich die Flagge streichen. Eine persönliche Intervention des Bezirksschulinspektor Fischer führt letzten Endes dazu, dass die „Ehrwürdige Schwester“ den Kampf aufgibt.
Leider war ich, der Chronist und Schulleiter, nicht im Orte, als Inspektor Fischer und Hauptschuldirektor Kayer mit der Schwester verhandelten.
So wurde dort unverbindlich vereinbart, dass die Schulgemeinde – Bürgermeister Höplinger war auch dabei – ein Schulzimmer der Schwesternschule für die vierte Klasse der öffentlichen Schule mieten solle. Es wurden 20 RM im Monat vereinbart und die ehrwürdige Schwester verlangte dann später sogar 30 RM. Als ich zurückkam und das hörte, fuhr ich sofort nach Gmunden zu Inspektor Fischer und fand auch größtes Verständnis dafür, dass man auf diese Weise auf Kosten der Gemeinde nur die Schwestern unterstützt.
Ich verfasste für den Ortsschulrat (Kompetenz!) die Eingabe und es wurde vorgeschlagen, das bisher ausschließlich für den evangelischen Religionsunterricht bestimmte Zimmer als erste Klasse zu verwenden.
Dieser Vorschlag wurde angenommen.
Der Landesschulrat bewilligt die vierte Klasse und so wären wir an den lang erstrebten Ziele angelangt: Hallstatt hat nur mehr eine einzige Volksschule und sie hat vier aufsteigende Klassen. Wenn alles Programmgemäß geht, bauen wir nächstes Jahr ein Stockwerk auf!
Das Hilfswerk Mutter und Kind (MuK) hatte die Aufgabe Babys, junge Mütter und Schwangere zu betreuen.
Die NS.-Frauenschaft erledigte ehrenamtlich diese Arbeit. Sie richteten sich dabei z.B. nach dem Buch: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind.
Ein Zitat:"
Nach der Abnabelung wird das Kind erst einmal beiseitegelegt und für 24 Stunden in einem abgedunkelten Raum frei von Nahrung und fern der Mutter verwahrt."
Oberdonau-Zeitung 26. September 1938
Bad Ischl. (NS.-Hilfswerk „Mutter und Kind".)
Im Sitzungssaale des Gemeindeamtes Bad Ischl fand am 21. September ein Schulungsvortrag für die Ortsgruppen Bad Ischl, Ebensee, Goisern, Gosau, Hallstatt und St. Wolfgang über das Hilfswerk „Mutter und Kind" statt. Pgn. Müller sprach in zweistündigen Ausführungen über die Aufgaben und Ziele dieses Hilfswerkes, das wohl zu einem der wichtigsten und grundlegendsten im Staate gehört.
Lehrerinnen und Lehrer die dem Regime nicht passten wurden ausgetauscht, umerzogen oder später mussten sie in den Krieg.
Aus der Schulchronik der Volksschule Hallstatt. Aus dem OÖ Landesarchiv.
September 1938
Schließlich wird auch Lehrer Reisenauer Hallstatt verlassen, um Oberlehrer in Obertraun zu werden. Grund ist ein Zerwürfnis mit der Partei. Zuerst, nach den denkwürdigen Märztagen 1938, konnte man bemerken, wie er nicht nur beim Ortsführer der V. F., sondern auch bei den verschiedenen jungen, nur allzu jungen Herrn kroch, um in die Partei zu kommen.
Man hatte natürlich noch nicht vergessen, wie sehr Reisenauer gut Freund und Liebkind bei den „klerikalen“ früher gewesen ist. Es gelang ihm aber mit seiner bekannten Unwiderstehlichkeit rasch, die „Herzen“ zu bezwingen und er bekam eine Reihe von Funktionen und Ämtern. Als er sicher war, begann er sein altes Spiel und bekämpfte jetzt die, die ihm zuerst zum Aufstieg verholfen hatten. Diesmal aber ging es schief! Wie und was da geschehen ist, weiß der Chronist des Näheren nicht zu berichten, Tatsache ist, dass Reisenauer eines Morgens nichts mehr war, bei der Partei und bald darauf selber um seine Versetzung ansuchte.
So wird also das neue Schuljahr mit vier Klassen und ganz neuen Kräften und auch mit neuen Zielen und großen, schweren Aufgaben begonnen werden. Wir werden jedoch mit freudigen Mut an die Arbeit gehen, denn jetzt ist es wieder wert, zu streben und zu arbeiten.
Wegen des Parteitages, der Anfang September stattfindet, wird der Schuljahresbeginn auf den 19. September verschoben.
Nach der Schule wurde "Exerziert".
Oberdonau-Zeitung 1. Oktober 1938
Gemeinschaftsempfang ln Hallstatt.
Montag, den 26. September marschierten SA, HJ, DJ. auf dem Adolf-Hitler-Platz in Hallstatt auf, um in einem Gemeinschaftsempfang die Rede des Führers zu hören. Mit großer Begeisterung wurden die Worte des Führers aufgenommen.
Jeder SA.-Mann gelobte sich, sowie es Dr. Goebbels dem Führer versicherte, hinter dem Führer zu stehen und seine Befehle treu, gehorsam und begeistert zu erfüllen.
Nach Schluß der Übertragung hielt Sturmführer Sepp Zauner eine kurze Ansprache an die SA.
Es gab wöchentlich Frauenschaftsabende. Anwesenheit einmal im Monat war Pflicht. Es ging um die Vorbereitung als Hausfrau und Mutter.
Oberdonau-Zeitung 23. November 1938
Die Frauenschaft in Hallstatt veranstaltete am 19. November ihren ersten Pflichtabend: Ansprachen hielten die Ortsführerin Pgn. Gretl Mayrhofer, die auch das Wirken ihrer Vorgängerin Pgn. Lore Wallner würdigte, und Pgn. Trawöger, welche das Wesen der Frauenschaft zergliederte.
Christliche Feiertage wurden durch den „Tag der Machtergreifung“ am 30. Januar, Erster Mai, Sommersonnenwende, Reichsparteitag, Reichserntedankfest und Wintersonnenwende ersetzt.
Aus der Schulchronik der Volksschule Hallstatt. Aus dem OÖLandesarchiv.
Dezember 1938
Laut Weisung der Schulbehörden sind Weinachtsbescherungen in den Schulen nicht mehr gestattet.
Dafür veranstaltet die Schule eine Weihnachtsvorfeier, bei der die 2. Klasse einen Reigen, die 3. und 4. Klasse je ein Weihnachtsspiel aufführt. Die 3. unter Leitung Lehrer Bergers ein Hirtenspiel, ganz einfach, naiv, bäuerlich primitiv, die 4. ein Lichterspiel bei fast vollständiger Vermeidung des religiös konfessionellen Standpunktes. Ein Lichtbringer und 12 Lichtbringer tragen das Licht vom Himmel zu den Menschen. Im Saal werden 12 Christbäumchen von ihnen entflammt, wobei jedes in guten, sinnvollen Versen sein Sprüchlein sagt. Die Aufführung ist am 21. Dezember, den Sonnwendtag! Die Bevölkerung spendet reichen Beifall, etwas weniger Geldspenden, sodass mit den eingenommenen 36 RM kaum die Regien gedeckt werden können. Immerhin ist nun mit dem Theaterspielen, das bisher ein Vorrecht der klerikalen Schule war, ein Anfang gemacht.
Die Sturmabteilung war eine paramilitärische Kampforganisation,
Oberdonau-Zeitung 24. November 1938
SA.-Besichtigung in Hallstatt
Am 19. November fand in Hallstatt die Besichtigung des SA.-Sturmes 24 J/6 durch den Führer der Jägerstandarte 6 Anton Zwettler statt. Es waren hiezu die SA.-Männer aus Hallstatt und Obertraun unter dem Führer des Sturmes Sepp Zauner angetreten. Der Standartenführer überzeugte sich von den Fortschritten des Sturmes und hielt eine Ansprache über die Aufgaben der SA. Nach dem Vorbeimarsch auf dem Adolf-Hitler-Platz brachte der Standartenführer seine vollste Zufriedenheit zum Ausdruck.
Kraft durch Freude
Das Ziel der KdF war es, dem deutschen Volk Leistungskraft zu verleihen. Gesunde Freude vor allem am Sport sollte dem „arischen“ Arbeiter Kraft geben, einerseits zur Stärkung der Volkswirtschaft, andererseits aber auch, um aus den Deutschen ein kriegstüchtiges Volk zu machen. Aus Wikipedia
Oberdonau-Zeitung 25. Juli 1938
KdF.-Urlauber nun endlich auch in Gosau.
Endlich sind sie gekommen! Auch ins obere Salzkammergut, nachdem wir in den letzten Wochen wegen der Ankunft von KdF.-Urlaubern, als ständige Wohngäste, nicht nur als flüchtige Durchzügler, einige Male bitter in unserer freudigen Erwartung getäusch wurden. Programmäßig lief der erste KdF.- Zug aus dem Gau Magdeburg-Anhalt im Bahnhof Steeg-Gosau ein, begleitet von lebhaften Böllerschüssen aus der Gegend von Goisern. Zur Begrüßung der ersten KdF.-Urlaubsgäste hatte die Ortsgruppenleitung der NSDAP, über der Straße vor dem Gemeindeamt ein sinniges Transparent errichtet. Die Urlauber waren sofort von der Schönheit dieses allerdings etwas abgelegenen Hochgebirgstales begeistert, und die Hoffnung wird uns nicht enttäuschen, daß die ersten KdF.-Gäste in Gosau reichlich zufrieden sein werden.
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KdF.-Reisegruppe Foto: Sepp Zauner
Der sozialistische Kampf 30. Juli 1938 Exilpresse aus Frankreich
In Mauthausen wird jetzt ein zweites Konzentrationslager für Oesterreich errichtet.
Zwischen der. SS und der Gemeinde Wien wurde ein Mietvertrag unterzeichnet, wonach die SS die Mauthausener Steinbrüche mietet und sich verpflichtet, der Gemeinde Wien die Pflastersteine zu denselben Bedingungen zu liefern wie die Gemeinde sie bisher bezogen hat. Das Konzentrationslager soll also ein gewinnbringendes Unternehmen für die SS werden.
(Linzer) Tages-Post 18. August 1938
Unser Fremdenverkehr
von Roman Pilz / Obertraun
>>> Das man in einem kleinen Ort, der früher von Juden förmlich gemietet war und in deren Besitz der größte Teil von Landhäusern steht, zu Beginn der heurigen Saison einen kleinen Ausfall an Fremden sehen konnte, ist doch eine ganz natürliche Augenblickserscheinung. Und sehen wir genauer hin, wer jammert: Nicht der Gastwirt, der ja solche Besuchsschwankungen immer zu gewärtigen hat. Die raunzten, waren Leute, die früher ihr Haus für den ganzen Sommer über an einen Juden vermieteten, was natürlich bequemer war, als wie tag- oder wochenweise die Gäste wechseln zu müssen. Es sind aber meist Leute, die nur für ihr eigenes Ich Interesse haben. >>>
9. November Novemberprogrom
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Aus den Buch:
© 1982 by Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien.
Aus Band 1:
Seite 287
ANZEIGE DES GENDARMERIEPOSTENS. HALLSTATT AN DAS AMTSGERICHT BAD ISCHL GEGEN KARL VOCKENHUBER WEGEN KOMMUNISTISCHER BETÄTIGUNG,·
29. 9. 1938 (25) DÖW
In letzter Zeit machte sich unter der hiesigen Arbeiterschaft eine gewisse Unruhe bemerkbar. Durch die sogenannte Flüsterpropaganda wurden Berichte ausgestreut, daß der Führer nur auf Eroberungen ausgehe, daß die Tschechen ja auch Arier seien usw. Durch die gegenwärtig ohnehin gespannte Lage sind derartige Gerüchte geeignet, eine noch größere Unruhe in die Bevölkerung zu bringen. Daß diese Gerüchte nur von den Kommunisten und den radikalen Sozialdemokraten ausgehen können, ist klar.
Im Einvernehmen mit der hiesigen Ortsgruppenleitung der NSDAP wurden in dieser Richtung die Erhebungen gepflogen. Unter anderen aus der Systemzeit und noch von früher her bekannten Kommunisten kommt auch der Bäckergehilfe Karl Vockenhuber als solcher mit in Betracht. Karl Vockenhuber soll bis zur Machtübernahme durch den Nationalsozialismus als Verbindungsmann der Kommunisten für die engere und weitere Umgebung fungiert haben. Nach dem Umbruche war Vockenhuber vom 4. 4. bis 26. 7. 1938 beim Bäckermeister Brandl in Wolfsegg, vom 27. VII. bis 5. 9. 1938 beim Baumeister Brandl in Bad Ischl und in letzterer Zeit bei der Ludmilla Cian in Hallstatt beschäftigt. Er ist im Besitze eines Kleinkraftrades, mit welchem er viele Fahrten durchführte.
Auffallend sind auch seine gegenteilige Einstellung zu den heutigen Verhältnissen und seine Äußerungen.
Glaublich am 16. 9. 1938 äußerte sich Vockenhuber in der Küche des "Gasthauses zum Touristen" in Hallstatt, daß die Tschechen ihre Grenzen so befestigt hätten, daß es keinem Deutschen gelingen würde, über die Grenze zu kommen. Weiters, daß die neu geschaffenen Arbeiten kein Verdienst Hitlers seien, sondern von Schuschnigg vorbereitet wurden. Seine gegenteilige Einstellung geht auch daraus hervor, daß er bei verschiedenen Anlässen der NSDAP seine abneigende Haltung zeigte, und auch am 26. 9. abends, als SA im geschlossenen Zuge zum gemeinsamen Empfang der Rede des Führers auf dem Marktplatze in Hallstatt marschierte, die von der SA mitgeführte Fahne nicht grüßte. Auch der öffentliche Ruf bezeichnet den Karl Vockenhuber heute noch als verbissenen Kommunisten.
In der Systemzeit gehörte Vockenhuber der VF an, bekleidete Funktionen und soll in der Arbeitsgemeinschaft der Führer gewesen sein.
Verschiedene Mitglieder der NSDAP und auch der Ortsgruppenleiter von Hallstatt namens Josef Höplinger bezeichnen Vockenhuber als einen von denjenigen Kommunisten, der dazu beiträgt, in die Bevölkerung eine Unruhe zu bringen. .
Um dieser Gerüchtemacherei ein Ende zu machen, wurde am 27. 9. 1938 vom Ray. Insp. Anton Hohner und Gendarm Friedrich Jarmer des Postens Hallstatt in der Wohnung des Vockenhuber wegen Verdachtes der komm. Betätigung eine Wohnungsdurchsuchung vorgenommen, welche ohne Ergebnis verlief.
Karl Vockenhuber wurde bei bestehender Verabredungsgefahr mit ev. in Verbindung stehenden Kommunisten verhaftet und am 27. 9. 1938 um 20 Uhr dem Amtsgerichte Bad Ischl eingeliefert
Aus der Schulchronik der Volksschule Hallstatt. Aus dem OÖLandesarchiv.
Oktober 1938
Beim Umbruch hatte der Ortsführer der N.S.D.A.P., Sepp Höplinger (Wirt des Bräugasthofes) auch die Funktion des Bürgermeisters übernommen. Nunmehr müssen sich alle Partei-Ortsführer über Weisung der N.S.D.A.P. entschließen, entweder die Ortsführer oder die Bürgermeisterfunktion zurückzulegen. Höplinger bleibt Ortsführer und Bürgermeister wird Franz Binder, Salinenarbeiter, ein ruhiger, besonnener Mensch, der jedoch voraussichtlich auch dem unheilvollen Einfluss des Sekretärs Steiner und der anderen Gemeindeangestellten erliegen wird, weil er ja von administrativen Arbeiten im allgemeinen, von Gemeindeverwaltung im Besonderen keine Ahnung hat.
Das Strafrecht wurde zum politischen Kampfinstrument.
Die Bevölkerung wird mit Gewalt eingeschüchtert.
Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg 20. Januar 1939
Wels, 18. Jänner.
(Verleumder aus Schwachsinn.)
Im Oktober v. J. mußten in Hallstatt und Umgebung, etwa zwanzig Personen infolge einer Anzeige des Hilfsarbeiters Karl Stammler in Strafuntersuchung wegen Verdachtes des Hochverrates genommen werden. Schließlich ergab sich die Haltlosigkeit der Anschuldigungen.
Stammler, bisher unbescholten und gerichtsärztlich als Psychopath befunden, wurde zu zwei Monaten schweren Kerkers verurteilt.
Die Seestraße wurde Martin-Deubler-Straße und der Marktplatz zu Adolf Hitlerplatz umgenannnt!
Der Nazi Martin Deubler wurde 1934 im Juliputsch in Bad Goisern von der Heimwehr ermordet.
Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg 5. Dezember 1938
Heimwehr-Mord an wehrlosen Gefangenen.
Sühne für den Mord an dem SA-Mann Deubler.a. Wels, 5. Dezember.
Mit einer kaum mehr zu überbietenden Brutalität haben so wie anderswo die „fürstlichen" Heimwehrwildlinge nach dem mißglückten Juli-Aufstand des Jahres 1934 auch in Goisern gehaust. Gegen wehr- und waffenlose Nationalsozialisten wurden wahre Treibjagden veranstaltet und in Goisern forderte eine solche Hetzjagd auch ein Todesopfer: der junge SA-Mann Martin Deubler mußte sein hoffnungsvolles Leben für Großdeutschland hingeben. Erst nach dem Umbruch war es möglich, die Schuldigen auszuforschen und ihr Verbrechen der gerechten Sühne zuzuführen. >>>
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