Ich habe vor, diese Seite öfter zu überarbeiten.
In den Downloads ist das Buch von meinem Opa zum lesen.
Von Sepp Zauner senior.
Auf Seite 40 fängts an politisch zu werden.
Der Juliputsch in Hallstatt auf S.46 ist spannend wie ein Jugendroman.
Leider aus der Sicht eines illegalen Nazis.
Von dieser Zeit wird auch in den Büchern von Franz Kain erzählt.
In einem seiner Bücher kommt dieses G'stanzl vor:
In Ischl bin i g'sessn,
Und in Wels a,
Jetzt mecht i nu wiss'n
wia's in Wöllersdorf wa'.
Mein Opa war dort und Franz Kain ist in Ischl und Wels gewesen.
Österreichische Häscher im Dienste Mussolinis. Linz. 9. Oktober.
In Hallstatt ist der italienische Kommunist Giovanni Bonventi aus Mantua ausgeforscht und verhaftet worden, der verdächtigt ist, im Jahre 1922 an einem Faschistenmord beteiligt gewesen zu sein und sich nach Österreich geflüchtet zu haben.
In Hallstatt ist der italienische Kommunist Giovanni Bonventi aus Mantua ausgeforscht und verhaftet worden, der verdächtig ist, im Jahre 1922 an einem Faschistenmord beteiligt gewesen zu sein und sich nach Österreich geflüchtet zu haben.
(Von wem ausgeforscht und verhaftet? Und was geht ein Verbrechen im Ausland von Ausländern begangen, Linz an? Red.)
Der Ingrimm unserer Feinde.
Bekanntlich bauen die beiden Ortsgruppen der Naturfreunde Wien-Floridsdorf und Hallslatt eine Schutzhütte auf dem Dachstein, ein Unternehmen, das vollständig auf Solidarität und Idealismus der Arbeiter aufgebaut ist.
Die Bauhütte ist vollendet und dient den aus Wien, Hallstatt und anderen Orten erscheinenden Arbeitspartien als Unterkunft.
Die Vorarbeiten gehen rüstig vorwärts, so daß in nicht allzu weiter Ferne das eigentliche Naturfreundehaus am Wiesberg auf dem Dachstein fertiggestellt sein wird. Daß bei derartigen Unternehmungen vielfach auf die Unterstützung durch alle Touristen und Bergfreunde gerechnet wird, ist klar.
So ist es auch bisnun in unserem Falle, denn auch hier gibt es Arbeiten, die nicht besonders entlohnt werden können; man ersucht alle des Weges kommenden Bergfreunde, bei ihrem Aufstieg zum Dachstein einige Schindel für das Naturfreundehaus mitzunehmen, und es muß festgestellt werden, daß es genug anständige Menschen in den bürgerlichen Alpenvereinen gibt, die sich nicht lange bitten lassen und ohne viel Geschrei davon zu machen oft ganz ansehnliche Packs Schindeln oder Bretter bei der Bauhütte am Wiesberg abgeben.
Diese Tatsache scheint aber einen nationalen Helden in Angst versetzt zu haben, der wahrscheinlich glaubte, er könne den Bau des Naturfreundehauses dadurch aufhalten, daß er einen Aufruf an die arischen Arbeiter richtete und die Tafel der Naturfreunde, auf der die Bitte, Schindel mitzunehmen, verzeichnet war, vernichtete.
Am 10. September 1924 würde von einem Naturfreund am Ort, an dem die Schindel lagen, folgender Aufruf vorgefunden:
„Arische Arbeiter! Baut den Juden keine Hütten!“
Dagegen war jene Tafel mit dem Ersuchen, von den Schindeln mitzunehmen, verschwunden. Ein solches Stückerl kann nur ein Mensch gemacht haben, der den Arbeitern weit, weit fernsteht, der mit ihnen nichts zu tun hat, denn sonst müßte er wissen, daß sich der Arbeiter in den Hütten der Gegner nicht wohl fühlen kann, daß er dort als Mensch zweiter Sorte behandelt wird und es für ihn nur zwei Möglichkeiten gibt, entweder eigene Hütten zu bauen oder auf den Bergsport zu verzichten. Das eine möge sich der unbekannte Arier gesagt sein lassen; die Arbeiterschaft wird auf den Bergsport nicht verzichten, sie will in Frieden die Berge genießen; sie wird eigene Hütten bauen, damit auch die arischen Arbeiter nicht gezwungen sein werden, in den vom Judengeld erbauten Schutzhütten zu übernachten. Schließlich sei noch daran er erinnert, daß das Auswechseln von Tafeln nicht ganz ungefährlich ist und daß es nicht immer ohne schmerzliche Begleiterscheinungen gelingen dürfte. Anfried.
Der Bürgermeister macht weiter Mitteilung, daß er offiziell durch die Bezirkshauptmannschaft Gmunden von einem Heimwehraufmarsch am 25. Mai in Hallstatt in Kenntnis gesetzt wurde. Er spricht im Interesse der friedlichen Entwicklung des Ortes und im Interesse des Fremdenverkehres sein Bedauern aus. — Der Obmann der christlichsozialen Gemeindefraktion GR. Josef Reitter pflichtet den Ausführungen des Bürgermeisters bei und erklärt, daß er sich mit der Heimwehr und deren Veranstaltungen nicht identifiziere! —
Aus den Memoiren von Sepp Zauner
Hans Bojanovsky, mein Freund, Sohn des Rauchfangkehrers und auch so alt wie ich, war schon Mitglied der Hitlerjugend. Ich trat auch dieser bei. Danach gründeten wir in Hallstatt eine Hitlerjugendgruppe, wir waren fünf oder sechs Mitglieder.
Aus dieser HJ-Gruppe entstand noch im selben Jahr eine kleine SA-Gruppe.
1933 eine kleine NSDAP Ortsgruppe. Ortsgruppenleiter war der Bräuhauswirt Sepp Höplinger.
Ich war SA-Mann und Propagandaleiter der Ortsgruppe.
Führer der SA war Franz Binder, ein Salinenarbeiter.
Wir verteilten Flugblätter, nahmen an Versammlungen teil und verkauften im Straßenverkauf NS-Zeitungen. Die Hauptzeitung war der Kampfruf.
Kritische Jugendversammlungen in Goisern und Obertraun. Unsere S.A.J. hatte für Samstag den 5. Dezember in Goisern, Konsumvereinssaal, eine Werbeversammlung einberufen, welche von unserer Jugend stark besucht war, aber auch Parteigenossen waren anwesend, war doch jung und alt gespannt auf die Auseinandersetzung mit den Hakenkreuzlern, welche ihr Kommen schon reichlich zuvor angekündigt hatten und auch wirklich in großer Zahl mit einem Gegenredner aus Bad Ischl einmarschierten. Nachdem unsere Jugendlichem im schmucken Blauhemd mit einem Sprechchor, der große Begeisterung fand, die Versammlung eröffnet, rollte zuvor der Schmalfilm „Jugendtreffen in Hainburg" wobei unsere kampfbereite und begeisterte Jugend, frisch und frei von der Alltagssklaverei, verbunden vom innigen Gemeinschaftsgefühl zielsicher vor unseren Augen vorbei marschierte. Zu all den Bildern der reisenden, sporttreibenden roten Arbeiterjugend klangen mit Schallplattenmusik kernige Marschlieder und unwillkürlich mochte mancher junge Bursch oder Mädel sich mitten in den Massen gesehen haben, dabei rollte der Film allzufrüh, mit Beifall belohnt, zu Ende. Nun ergriff Redner Gen. Spielbüchler zu seinem Referat das Wort, legte dabei klar den großen Wert des Kampfes um die Zukunft der Jugend, warum nicht Reichsbund und derlei christliche Jugendverbände, welche die Jugend vom Klassenkampf abhalten, ja wieder zu willigen Sklaven des Kapitals erziehen. Besonderes Augenmerk widmete der Redner dem Kampf gegen den Faschismus, hie Hahnenschwanz und drüben Hakenkreuz, welche mit allen Mitteln versuchen, der Jugend eine Zukunft wie im finsteren Mittelalter zu bereiten, nahm dabei besonders scharf gegen die Hakenkreuzler Stellung und zeigte den Schwindel dieser „Auch-Arbeiterpartei" auf, eine Arbeiterpartei unterstützt vom Großkapital, unterstützt mit Geldern, was in Großbetrieben den Arbeitern blutig abgeschunden wird, damit die gutbezahlten Naziredner für jene Arbeiterpartei im Dienste der Reaktion werben können.
Redner wurde dabei in seinen Ausführungen: das Programm der Nazi, Nationalpolitik, Judenfrage, Arbeitsdienstpflicht, Sozialpolitik und Zusammenhang mit den jüngsten Enthüllungen immer wieder von einem Sturm der Zustimmung unterbrochen und als er im Schlußwort aufforderte zum Kampf gegen den Faschismus für unsere Zukunft, wir haben heute nichts mehr zu verlieren als unsere Arbeitslosenkarten, aber zu gewinnen eine ganze Welt, klang es wie ein Treuschwur durch den Saal, ein Beifall, der uns sagte: Wir sind bereit zu kämpfen!
Die Hakenkreuzler, welche mit Geduld die Anklagen üoer sich ergehen ließen, schickten nun ihren Redner Jocher aus Bad Ischl vor, welchem eine Viertelstunde Redezeit gewährt wurde, dann jedoch 25 Minuten reden konnte. Er brachte nicht viel zur Sache selbst, sondern versuchte den Zuhörern die Phrasen vom 15. Juli, Frau des Genossen Breitners (Zwischenruf: Das wissen wir lange), Severindiktatur und dergleichen, sonst aber wagte er nicht einmal die Anklagen abzuwehren.
Nachdem noch Genosse Ebenlechner sowie Genosse Winterauer die Worte und Taten dieser Partei gebührend skizziert hatten, kam der Redner zum Schlußwort, faßte noch das Gesprochene zusammen, wehrte die Angriffe mit kräftigen Worten ab. Um halb 12 Uhr konnte die lehrreiche, für uns ruhmreiche Versammlung mit dem „Lied der Arbeit" geschlossen werden.
Am Sonntag um 2 Uhr nachmittags fand mit gleicher Tagesordnung in Obertraun eine gut besuchte Jugendversammlung beim „Auwirt" statt. Auch hier brachten die Jungens unserer jungen Ortsgruppe einen kräftigen Sprechchor zur Eröffnung vor. Der Film fand auch hier großen Anklang. Nachdem Redner Gen. Spielbüchler, vom Beifall unterbrochen zu Ende war, meldete sich, was zu erwarten war, der evangelische Pfarrer Fehler aus Hallstatt zum Wort. Pfarrer Fehler ist in den politischen Versammlungen nicht unbekannt. Fehler erklärte, wie gewöhnlich, wie in seinen politischen Vorträgen so auch hier, er vertrete keine Partei.
Redner erklärte sich im Großteil eines Sinnes mit den Ausführungen unseres Redners, welche, wie er sagte, ehrlich und aufrichtig von dem lieben, guten Jugendfreund gemeint sind, die Jugend zum Licht, zu einer besseren Zukunft empor zu führen. Redner bewies dann seine unpolitische Einstellung damit, daß er kräftig gegen die Sozialdemokratie loszog, Bonzentum der Sozialdemokratie dieser angeblichen Sozialisten. Kam sodann gezwungenerweise auch auf die Kriegsschuldfrage zu sprechen. Nachdem Gen. Spielbüchler die Verdrehungskunst eines Pfarrers unter die Lupe nahm, welcher die Kirche von aller Schuld reinspricht, dafür den Linken, also der Sozialdemokratie, die Schuld zuschiebt, mit der einfachen Begründung, die Pfarrer waren zumeist Staatsangestellte, mußten daher die Waffen segnen usw. Die Linken, hätten sie nicht für die Kriegskredite gestimmt oder durch einen (wie lächerlich für damals) Generalstreik den Krieg verhindert, wäre der Krieg nicht möglich gewesen und so in dieser geistigen Größe fort. Dieser Pfarrer war nun Fehler selbst, der seinen frommen, gläubigen Zuhörern dieses auftischte. (Ein anderer Spruch von ihm: „Der Krieg ist eine Notwendigkeit in der Entwicklung der Gesellschaft". In seinem Vertrag: „Streben des deutschen Volkes und das Schicksal seiner Jugend".) All dies hatte Spielbüchler entsprechend ins richtige Licht gestellt, so daß Herr Fehler nicht darüber hinweg konnte, versuchte die Angriffe aus die Haltung der Kirche damals, ohne Erfolg abzuwehren, ging aber um das andere mehr herum. In dieser Sache kam es nun zu einem stürmischen Wortwechsel zwischen Fehler und einem Parteigenossen, Kriegsteilnehmer, welcher die Schandtaten der Kirche von damals aufzeigte, Religionssachen, Judenfrage wurden in der Debatte ausqetragen.
Der Pfarrer rief erregt:
„Sie können ja aus der Kirche austreten!" „Werde ich auch" kam es zurück. Pfarrer: „Dann habe ich erreicht, was ich wollte!"
Nach dem Ausspruch schließend, geht er und redet er in Versammlungen, führt Konflikte herbei, damit Kirchenmitglieder austreten, damit, wie er das in einem Brief so schön schreibt, die Kirche nicht an den eigenen Gliedern stirbt. Weiter sagte er noch: „Ich bin auch Sozialist", machte dabei einen heftigen Stampfer in den Boden (der Stampfer ließ seine Parteirichtung erkennen, denn Deutschnational gebärdet er sich in seinen Vortragen.) Genosse Deubler legte nun kurz unsere Einstellung zur Religion dar, jene ist uns Privatsache und danach haben wir uns auch in der Versammlung gehalten. Spielbüchler wies in seinem Schlußwort vor allem Herrn Fehler wegen seiner angeblichen Nicht-Politik zurecht, indem er doch offen Parteipolitik ergreift.
Wenn Egoismus, Selbstsucht und wie diese Menschenübel heißen, auch in unserer Partei zu finden sind, so trägt nicht die Partei schuld daran, sondern das System der Ordnung und die Institute, welche die Erziehung und den geistigen, moralischen Einfluß auf die Massen Jahrhunderte in den Händen hatten. Wir werden es sein, welche die Jugend zu dem erziehen, was sie als Menschen im nahen Sozialismus sein müssen. Beifall belohnte die Worte, das „Lied der Arbeit" brauste durch den Saal. Alle Parteigenossen meinten sichtlich begeistert, noch nie haben wir eine so lehrreiche Versammlung gehabt, lehrreich für jung und alt, wahrscheinlichauch für den Pfarrer.
Obertraun. Versammlung.
Sonntag abends wurde im Saale des Genossen Hinterer eine Partei- und Jugendversammlung abgehalten, zu welcher auch trotz strömendem Regen Genossen aus Hallstatt dem Rufe folgten. Auch Nationalsozialisten von Hallstatt beehrten uns mit ihrem Besuch. Lokalvertrauensmann Tasch begrüßte die zahlreich Erschienenen, insbesondere die beiden Referenten Prof. Dr. Koref und Jugendreferenten Spielbüchler und erteilte zum Thema „Jugend und Partei, Demokratie oder Faschismus" Dr. Koref das Wort, welcher in sachlichster, leicht-faßlicher Weise ein mit lang anhaltendem Beifall aufgenommenes Referat erstattete. Anschließend sprach Spielbichler ein offenes Wort zur Gegenarbeit des Herrn Pfarrers Fehler aus Hallstatt, welche Ausführungen von den anwesenden Genossinnen und Genossen ebenfalls mit großem Beifall belohnt wurden.
Der Vorsitzende ersuchte hierauf die Versammlungsteilnehmer, sich über die beiden Referate auszusprechen, worauf sich Herr Lackner sowie Herr Pfarrer Fehler zum Wort meldeten. Auf beider Ausführungen gab Dr. Koref in sachlichster und gründlichster Weise Antwort. Der Redner appellierte schließlich an alle Anwesenden, aus Verirrungen im nationalsozialistischen Getriebe nicht einzugehen, sondern der sozialistischen Arbeiterjugend und der sozialistischen Partei die Treue zu halten und alle Indifferenten dahin aufzuklären, unserer Partei die Stärke zu geben, die sie braucht, um alle faschistischen Angriffe abzuwehren und uns aus Not und Elend herauszuführen in die sozialistische Welt. —
Herrn Pfarrer Fehler empfehlen wir, nur wirklicher Nachfolger Christi zu sein und verstehen, daß nur Sozialismus die wahre Christuslehre ist.
Zitat aus dem vorhergehenden Artikel über eine Versammlung in Goisern.
„An die S. A. J. Goisern. Haben Ihre Einladung zur Versammlung dankend entgegengenommen und teile Ihnen zugleich mit, daß wir nicht erscheinen werden, da wir als Antisemiten der Anschauung sind, daß wir Aufklärungen über einen deutschen Staat von Seite eines Judenstämmlings Koref nicht bedürfen. Wird ein arischer Gegner gestellt, wird der Kampf jederzeit aufgenommen. - Hitler-Jugend, Standort Goisern."
Den ganzen Zeitungsartikel "Goisern Vortrag" lesen.
Hallstatt. Naziversammlung.
Unter dem Vorsitz des rassigen Kleinbürgers Höplinger fand am 23. Juli eine Nazi-Versammlung statt. Der uns nicht ganz unbekannte Herr Ing. Zisler von der Bundesforstverwaltung Goisern bemühte sich, die Versammlungsteilnehmer über das marxistische Proletariat aufzuklären (?).
Er quatschte viel über die deutsche Arbeiterschaft und auch viel über Karl Marx.
Leider mußten wir als Marxisten feststellen, daß es sich für den Herrn Zisler wohl besser geziemte, dies Berufeneren zu überlassen und nicht über ein Thema zu sprechen, das ein gewisses Wissen erfordert. Auch möchten wir ihm lieber empfehlen, lieber zu schweigen, als über Dinge zu sprechen, die er nicht versteht.
Die Arbeiter wissen selber, was ihnen frommt und brauchen keine Belehrungen von einem Menschen, der nie des Lebens Not kennen gelernt hat.
Wir waren auch nicht überrascht, daß die hohe protestantische Geistlichkeit in ihrer vollen Würde und mit besonders höflicher Begrüßung vor die Versammlung trat. Heil ihm, dem Verkünder des Gotteswortes!
Auch einige Gewerbetreibende und Beamte sehen in dieser rassenreinen Bewegung ihr Heil. Die denkende Arbeiterschaft wird ihnen ihre Sympathie nicht versagen und auch die Fremden werden es sich überlegen, ausgerechnet solche Lokale zu besuchen, in denen die Hakinger dominieren.
Auch mögen die Herren zur Kenntnis nehmen, daß es uns nicht einfällt, ihren läppischen militärisch tuenden Kommandos bei einer öffentlichen freizugänglichen Versammlung Folge zu leisten!
Das ist die Meinung der Masse der denkenden Arbeiter!
Lokalorganisation Hallstatt.
Am 13. August um 8 Uhr abends findet im Konsumvereinssaal eine öffentliche Versammlung statt, mit der Tagesordnung: „Nationalismus und Hitler". Er scheint zahlreich zu der für uns alle so wichtigen Aufklärung.
Hallstatt. Volksversammlung.
Samstag, 13. August, hatte die sozialdemokratische Lokalorganisation im Konzertsaale des Arbeiter-Konsumvereines in Hallstatt eine Volksversammlung einberufen.
Der große Saal war dicht besetzt. Genosse Aigner aus Linz referierte über das Thema „Nationalsozialismus und Hitler". Er zerfaserte das sogenannte Programm der nationalsozialistischen Partei an der Hand von sehr umfangreichem Beweismaterial und beleuchtete die Person Adolf Hitlers.gebührend. Es hatte sich auch eine Anzahl Hakenkreuzler zur Versammlung eingefunden, meist junge Burschen, die es in provozierender Weise für notwendig fanden, mit aufgestülpten Hemdärmeln so recht kampfbereit im Saale zu erscheinen.
Nach dem Referat des Genossen Aigner, das mit großer Begeisterung aufgenommen wurde, wurde den Nationalsozialisten eine halbe Stunde Redezeit gewährt. Fachlehrer Metz aus Bad Ischl war zum Nazi-Kontraredner ausersehen, aber die Wahl dieses Referenten war eine sehr . unglückliche.. Herr Metz konnte eigentlich keines der angeführten Argumente widerlegen, sondern antwortete immer wieder mit.dem Schlußrefrain: „Dös kost uns nur an Lacher."
Jedenfalls waren die Ausführungen des Herrn Metz nicht geeignet, in dieser Versammlung für den Natronalsozialismus Propaganda zu machen.
Die nächste Leuchte war der evangelische Pfarrer Fehler aus Hallstatt. Wenn Herr Pfarrer Fehler in seiner Rede erklärt, er hatte versucht, sich mit den Sozialdemokraten in Hallstatt zu verständigen, aber es sei nicht möglich gewesen, so möge sich der Herr Pfarrer ein gutes Stück Schuld selber beimessen, daß diese Verständigung nicht zustande kam, denn die Sozialdemokraten von Hallstatt werden einem Pfarrer, der sein Amt als Seelsorger seiner Gemeinde ausübt, nicht das Geringste in den Weg legen. Wohl aber setzen sie sich zur Wehr, wenn Herren sich überall aufdrängen wollen, um durch ihren Einfluß eine Aufbauarbeit von Jahrzehnten zu zerstören, die die Kraft der arbeitenden Bevölkerung darstellt!. Nicht um kirchliche Dogmen handelt es sich da, Herr Pfarrer, sondern nur zu oft um das so hart errungene Stück Brot! Wenn der Herr Pfarrer erklärt, auf solche Christen verzichte er, so werden die Konsequenzen nicht ausbleiben.
Die nach den Aussührungen des Herrn Pfarrers abziehenden Nationalsozialisten fanden es für gut, die Versammlung noch mit einigen provozierenden Rufen zu belästigen und es ist nur dem Einfluß der besonnenen und disziplinierten Genossen zu verdanken, daß diese Herausforderung keine weiteren Folgen hatte. Der Vorsitzende Genosse Hofer erteilte Genossen Aigner das Schlußwort, welcher in treffender Weise die Ausführungen der beiden Nazi widerlegte. Das mit Begeisterung von allen gesungene „Lied der Arbeit" bildete den Abschluß der Versammlung.
Hallstatt. Provokation.
Am Montag 15. August, hielten die Nationalsozialisten eine Versammlung in ihrem Stammlokal.
Vor der Versammlung hielten sie es für gut, zehn ihrer Mitglieder in voller Uniform mit Faschistengruß und den üblichen Rufen durch den Ort marschieren zu lassen. Die Frage, ob ein solches Vorgehen für die endlich auch in Hallstatt einsetzende Fremdensaison gut ist, werden wohl die auf den Fremdenverkehr angewiesenen Gewerbetreibenden und die Behörden zu beantworten haben!
Junge Arbeiter und Arbeiterinnen! Auf zum Bezirks-Jugend- und Sporttreffen am 17. und 18. September in Obertraun - Hallstatt. Die Sozialistische Arbeiterjugend des Bezirkes Salzkammergut ruft euch!
Auf zum proletarischen Jugendtag!
Auf zur Kundgebung gegen den Faschismus!
Die Nazi werben. Obertraun. Am 27. November veranstaltete die NSDAP., Ortsgruppe Hallstatt, eine Werbeversammlung in Obertraun. Redner Ing. Zisler, Forstbeamter in Goisern. Thema: „Sinn und Wesen des Nationalsozialismus." Gastwirt Höplinger aus Hallstatt war Vorsitzender. Ing. Zisler führte aus, daß die NSDAP für Ehre, Wahrheit und Recht kämpfe. Man konnte in seiner Rede, wie in allen übrigen solchen Versammlungen, nur die immerwährenden Phrasendreschereien hören und das übliche Geschimpfe über die „jüdischen Führer" der sozialdemokratischen Partei. Die Versammlung war gut besucht, der Gastraum beim oberen Wirt war dicht besetzt von Leuten verschiedener Parteirichtung, jedoch waren der weitaus größere Teil Sozialdemokraten. Und als Parteianhänger der NSDAP waren außer dem Vorsitzenden und dem Redner einige uniformierte junge Braunhemden aus Hallstatt und Goisern. Der Zweck der Werbung von neuen Mitgliedern dürfte gleich Null gewesen sein. Nach Schluß des Referates Meldeten sich sechs Personen aus den Teilnehmern zum Wort, die dem Nazireferenten ordentlich einheizten.
Aus einem längeren Artikel mit der Headline:
Was ist in Hallstatt vorgegangen? Kennzeichnend für die Lage ist ein allerdings vom evangelischen Pfarrer gewonnener Prozeß in Hallstatt. Er hat österreichische Stellen mündlich ersucht, die Lügengreuelpropaganda gegen Deutschland einzustellen, und hat seinen Bemühungen dadurch Nachdruck zu verleihen versucht, daß er bemerkte, er werde sich im Notfall an den Vizekanzler von Papen wenden. Daraufhin hat die Gemeindevorstehung Hallstatt eine Beschwerde gegen den Pfarrer gerichtet und die Anklage gegen ihn auf Hochverrat und den Antrag auf Amtsenthebung erhoben.
Die politische und die kirchliche Behörde haben zwar den Pfarrer freigesprochen, der hier kurz skizzierte Fall ist aber symptomatisch. Der österreichische Protestantismus ist in einer gefährlichen Lage. Hat er sich bisher mit einer bewundernswerten Kraft von jeglicher Politik ferngehalten und sich allein und erfolgreich um den Bestand und um die Predigt des Evangeliums, der frohen Botschaft von der Liebe Gottes in Christus, gekümmert, so scheint er sich nunmehr Politisch festlegen zu wollen. Mag er auch recht haben, sich um der Reinheit der Religion willen nicht mit dem österreichischen Staat in Verträge einzulassen, dürfte er doch um so weniger die deutsche Politik mitmachen. Denn die Kirche lebt nicht von ihren Politikern, sondern von ihren Gläubigen.
Hallstatt. (In der letzten Zeit) hatten Juden, Sozialdemokraten und Christlichsoziale das Bedürfnis, in aller Öffentlichkeit über die evangelische Kirche herzufallen. Weil alles, was da zusammen geschrieben wurde, in das politische Gebiet gehört, haben wir keinen Anlaß, näher darauf einzugehen, zumal die Absicht in der gesamten Schreiberei unverkennbar ist. Nur möchten wir unseren Dank dafür abstatten, daß sie uns die Augen für die Situation geöffnet haben. Wir wissen, woran wir sind. Die kleine evangelische Märtyrerkirche in Österreich hat eine derartige Behandlung nicht verdient. Das sollten sich besonders die christlichsozialen Angreifer gesagt sein lassen, aus deren Reihen wir so viel Häßlichkeit am allerwenigsten erwartet hätten. Soweit es sich um Beleidigungen und Unterschiebungen gegenüber der evangelischen Kirche handelt, hoffen wir, daß der evangelische Oberkirchenrat in Wien noch ein Wort mit den Herrschaften redet. Im übrigen halten wir es um des Friedens in unseren Gemeinden willen jetzt für Pflicht, abzuwarten.
Im Konzentrationslager von Dachau. - Der Bericht eines Augenzeugen.
Der evangelische Pfarrer von Hallstatt, Ludwig Fehler, hatte Gelegenheit, in seiner Eigenschaft als Seelsorger das jetzt so oft genannte Konzentrationslager von Dachau bei München zu besichtigen. Seine Eindrücke, von ihm selbst wiebergegeben, sind im folgenden niebergelegt.
Pfarrer Fehler hat jahrelang Seelsorgerdienst an Strafgefangenen ausgeübt und dabei seinen Blick für Gefangene und Gefangenhauseinrichtungen geschärft. Die von allen Feinden des Deutschen Reiches gegenwärtig am meisten gehaßte und gefürchtete Einrichtung heißt: Konzentrationslager Dachau. Alles, was man als Gegner des Reiches in Verbitterung und Verachtung nur zusammendenken und schreiben kann, faßt man zusammen in dem Namen „Dachau".
Es vergeht ja fast kein Tag, an dem die sozialdemokratische Presse nicht in irgend einer Form sich aufregt über das, was in Dachau an Grausamkeit gegen die „Arbeiterschaft" verübt wird. Daß marxistische Zeitungen so über Dachau berichten, hat seine guten Gründe:
Fürs Erste ist die Sozialdemokratie, wie heute jeder vernünftige Mensch weiß, an ihrem Ende angelangt. Ihre Organsation hat nur noch die undankbare Aufgabe, ihre Führer zu erhalten, für den Arbeiter selbst hat sie jegliche Bedeutung verloren.
Fürs Zweite wissen die roten Herren sehr wohl, daß sie bei einem Umschwung in Österreich vielleicht in einem Konzentrationslager zum erstenmal in ihrem Leben wirklich arbeiten müßten, und davor haben sie Angst.
Um den Arbeiter selbst haben sie sich ja am allerwenigsten gekümmert. Sie hatten ja auch keine Zeit dazu.
Bei ber Kritik am neuen Deutschland geht es den marxistischen Herrschaften einzig und allein um ihr eigenes Wohl und Wehe. Was persönliche Angst und schlechtes Gewissen an wahrhaft teuflischen Gemeinheiten ausbrüten können, ist im Linzer „Tagblatt", Organ für die Interessen des werktätigen(!) Volkes, in der Folge vom 26. Juli 1933 zu lesen. Dort heißt es wortmörtlich über Dachau: (Diesen Artikel weiter lesen)
Aufgelöste oberösterreichische Gemeindevertretungen Linz, 15. Februar. Infolge der Auflösung der sozialdemokratischen Partei sind in 64 oberösterreichischen Gemeinden die Gemeindeausschüsse beschlußunfähig geworden. Der Landeshauptmann hat daher u.a. mit sofortiger Wirksamkeit folgende Gemeindevertretungen aufgelöst: Ebensee, Goisern, Gosau, Hallstadt, Altmünster, Bad Ischl, Grünau, Laakirchen, Micheldorf, Spital am Pyhrn, Enns, Mauthausen, Garsten, Sierning, Attnang-Puchheim, Wolfsegg und Wels.
Wegen Fortführung der Gemeindegeschäfte wurde Vorsorge getroffen.
Ein Ruf zum allgemeinen Frieden.
Gemeinsam wenden sich in einem Aufruf der bekannte Grazer Theologie-Professor Dr. Johann Ude und der Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Hallstatt, Ludwig Fehler, an die österreichische Bevölkerung: „In den letzten Tagen," heißt es darin, „sind in unserem Vaterlande Ströme von Blut und Tränen geflossen, sind Hunderte von unschuldigen Menschenleben zu Grunde gerichtet, Unzählige zu Witwen und Waisen gemacht und ins Elend gestürzt worden. Das deutschösterreichische Volk erlebt eine Leidenszeit von erschreckender innerer und äußerer Not und Gewalt. In dieser Leidenszeit ohnegleichen erheben wir unsere Stimme und bitten auch als Diener Gottes mit erschütterter Seele: Gedenket des sterbenden Herrn, der in den Tagen seines heiligen Leidens Euch zu besonderer Liebe zueinander verpflichtet! Seine abgrundtiefe Liebe hat die Macht, auch die furchtbaren Opfer, die unter uns gebracht wurden, in Segen zu wandeln. Tut alles, was unserem armen Volke zum Leben hilft, wendet alles von ihm ab, was es nur noch tiefer ins Elend bringen könnte!" —
In ergreifenden Worten wenden sich die beiden Geistlichen sodann an die Bevölkerung, abzulassen vom Haß, einander beizustehen in aller Not, mit besonderer Berücksichtigung der Not, die durch die letzten Schreckenstage entstanden ist, und in festem Glauben das Gottvertrauen zu stärken.
Der Putsch in Hallstatt.
Der Putsch in Hallstatt.
Die Unruhen in Hallstatt. Linz, 21. August. Vor dem Militärgericht hatten sich heute zwei Nationalsozialisten, der 20jährige Kaminkehrergehilfe Johann Bojanovsky und der 40jährige Gasthausgeschäftsführer Josef Höpplinger zu verantworten. Beide waren wegen Verbrechens des Aufruhrs als Rädelsführer angeklagt. Der Staatsanwalt schilderte in seiner Anklagerede die Unruhen in Hallstatt. Am 26. Juli bekam Höpplinger abends von einem angeblich unbekannten SA.-Mann, der in Wirklichkeit der Mitangeklagte Bojanovsky war, den Befehl einer Parteistelle in Bad Ischl,die SA. von Hallstatt und Umgebung zusammeln und nach Goisern vorzustoßen.
Bojanovsky wurde vom Revierinspektor Grabner beobachtet, wie er mit einem vollbepackten Rucksack zu einer Bootshütte am Hallstätter See ging. Der Gendarm stellte ihn und wollte das Gepäck untersuchen. Er wurde aber sofort von einem Rudel Menschen umgeben und zur Uebergabe seiner Waffen aufgefordert. Da der Gendarm sich trotz aller Drohungen weigerte, die Waffen abzugeben, standen die Leute schließlich von ihm ab. Bojanovsky übernahm die Führung der Nationalsozialisten, die sich inzwischen bewaffnet hatten. Er veranlaßte das Durchschneiden der Telephonleitungen und führte seine Leute nach Goisern. Dort erteilte Höpplinger den Befehl, nach Steeg zu ziehen und beim Elektrizitätswerk die Schutzkorpsleute zu entwaffnen. Beim Elektrizitätswerk kam es zu einem Feuergefecht. Die Schutzkorpsleute mußten der Übermacht weichen. Als die Aufrührer dann erfuhren, daß die Exekutive im Anzug sei, ergriffen sie die Flucht. Beide Angeklagte bekannten sich schuldig, bestritten aber, Rädelsführer gewesen zu sein. Bojanovsky erklärte vor Gericht, daß er heute noch Nationalsozialist sei. Höpplinger motivierte sein Vorgehen damit, daß er geglaubt habe, die Nationalsozialisten seien schon an der Macht. Der Gendarm Grabner von Hallstatt schilderte als Zeuge, wie er von einem Rudel Menschen plötzlich überfallen wurde, die ihm zuriefen:
"Die Waffen her, wir haben die Macht im Staat! Die Regierung hat demisstoniert!" Verhl.: Was haben Sie darauf gemacht? Zeuge: Ich habe erklärt, solange ich nicht amtlich eine Meldung bekomme, gilt für mich die Regierung, auf die ich einen Eid abgelegt habe. Und solange in mir noch ein Tropfen Blut ist, werden Sie die Waffen nicht bekommen. Ich habe ihnen dann gut zugeredet, sie sollen nach Hause gehen und keine Dummheiten machen, aber die Leute waren nicht zur Vernunft zu bringen. Beide Angeklagten wurden des Verbrechens des Aufruhrs schuldig erkannt. Bojanovsky bekam als Rädelsführer zwölf Jahre schweren Kerker, Höpplinger wegen höherer Mitschuld acht Jahre schweren Kerker.
Wohnort: Hallstatt 16
Besitzer des Hauses, auch "Zoblisches Wohnhaus" genannt
Quelle: OÖLA, Sondergerichte, RK 5/60; Ellmauer/John, Arisierungen, 44
Bürgermeister von Bad Ischl
Aus den Memoiren von Sepp Zauner
Die Verhaftung
Es war so Anfang Juni als ich von einem in Hallstatt verbliebenen Zahlmeister und einigen aus Aussee herübergekommenen Widerständlern verhaftet wurde. Ich konnte mich noch von Frau und Kindern verabschieden, dann wurden wir auf einen Lastwagen verladen und nach Aussee gebracht.
Ich weiß nicht, ob ich noch alle in Erinnerung habe.
Es waren:
Der Bürgermeister Franz Binder, der Ortsstellenleiter der NSVolkswohlfahrt Josef Polreich, der Leiter der Arbeitsfront Franz Zierler, der Zahntechniker Pregant Erich, er war Zellenleiter, der Direktor der Fachschule Pfaffenbichler, der einmal Kassenleiter war, der Oberlehrer Maierhofer und dessen Frau, die Frauenschaftsleiterin war. Auch der Besitzer des Kinos, Lui Pammenberger, wie die Bergmeister Franz Eder, er war nach Sepp Höplinger, der einrücken musste, Ortsgruppenleiter in Hallstatt und der Bergmeister Franz Stadler kamen auch noch dazu. Die beiden Oberbergräte Ressl und Bergrat Leschanovsky, weil sie als „Rat“ und Parteigenossen in die Verhaftungsautomatik fielen. Im Laufe des Winters kam auch Sepp Höplinger zu uns, der nach Entlassung von der Marine verhaftet wurde.
Ferner aus Obertraun einige Parteigenossen.
Der Bahnarbeiter Gamsjäger Josef, der Fahrdienstleiter von Obertraun, dessen Name mir entfallen ist, weil er Kassenleiter war. Dann noch drei oder vier Obertrauner, deren Namen ich nicht mehr weiß. Alle Parteigenossen vom Zellenleiter aufwärts, alle SA-Führer vom Sturmführer, alle Hitlerjugend und Mädelführerinnen, sowie alle Beamten vom Rat aufwärts, wenn letztere Parteimitglieder waren, fielen unter die Automatik.
Wir wurden nach Aussee gebracht und dort im Meranhaus, das als Gefängnis eingerichtet wurde, einige Tage in Haft gehalten. Ob wir was zu essen bekamen, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls litten wir Hunger. Von Zu Hause hatte ich mir nichts mitgenommen, da ich das was wir hatten, für die Familie belassen wollte, da ich annahm, es nicht zu brauchen, da ich wahrscheinlich sowieso mit meiner Hinrichtung rechnen musste.
Vg 6 Vr 6635/46 36
Im Namen der Republik Österreich
Das Landesgericht Linz als Volksgericht hat über die von der Staatsanwaltschaft Linz gegen Josef Z a u n e r,
geb., am 5. 5. 1914 in Hallstatt,
dorthin zust., verh., konfl.,
Angest., d. Saline,
wohnhaft Hallstatt,
Markt Nr. 51,
unbescholten, wegen §§ 10, 11. VG., § 4 KVG.
Erhobenen Anklage nach der am 6. 9. 1947 unter dem Vorsitz des LGR. Dr. Niedenhuber in Anwesenheit des Dr. Eder als Richter, der Schöffen Franz Austerweger, Karl Schönböck, Fritz Zahn und des RiAA. Dr. Reindl als Schriftführers, und in Gegenwart des Staatsanwaltes Dr. Krieger des Angeklagten Josef Z a u n e r und des Verteidigers Dr. Schönfellner durchgeführten Hauptverhandlung am 6. 9. 1947 zu Recht erkannt.
1. Der Angeklagte Josef Zauner ist schuldig,
er habe in Hallstatt in der Zeit zwischen dem 1. 7. 1933 und dem 13. 3. 1938 der NSDAP und einem ihrer Wehrverbände, nämlich der SA angehört, sich zu dieser Zeit und später für die nationalsozialistische Bewegung betätigt, und sei als eine der im § 10. Abs. 1 VG. genannten Personen SA-Obersturmführer und Träger einer Parteiauszeichnung, nämlich des goldenen HJ-Abzeichens gewesen; er habe ferner in Verbindung mit seiner Betätigung für die NSDAP durch seine Beteiligung am Juliputsch und durch die unter Pkt. 2 angeführte Straftat Handlungen aus besonders verwerflicher Gesinnung begangen;
1. im Frühjahr 1938, somit in der Zeit der nationalsozisalischen Gewaltherrschaft aus politischer Gehässigkeit und unter Ausnützung seiner Gewalt als SA-Führer die Maria Gamsjäger und Anna Lackner in ihrer Menschenwürde gekränkt und unter Missachtung der Menschenwürde und der Gesetze der Menschlichkeit gewalttätig behandelt. Er hat hiedurch
2. das Verbrechen des Hochverrates im Sinne des § 58 StG. In der Fassung der §§ 10, 11 VG., und
3. das Verbrechen der Verletzung der Menschlichkeit und Menschenwürde nach § 4 KVG. Begangen, und wird nach § 11 VG unter Bedachtnahme auf § 34 StG. Und unter Anwendung des § 265 a StPO. Zu 2 (zwei) Jahren schwerem Kerker, verschärft durch 1 Fasttag halbjährlich und gem. § 389 StPO.
Zum Ersatz der Kosten des Strafverfahrens verurteilt. Gemäß § 11 VG.
Wird auf den Verfall des gesamten Vermögens des Angeklagten erkannt. Die Verwahrung- und Untersuchungshaft vom 4. 5. 1945 bis 8. 7. 1947 wird gem. § 55a StG. auf die Strafe angerechnet. G r ü n d e :
Auf Grund des Geständnisses des Angeklagten der Gendarmerieerhebungen und der Aussage der Zeugen Maria Gamsjäger und Sepp Höpplinger hat das Gericht nachstehenden Sachverhalt als erwiesen angenommen:
Der Angeklagte ist 1932 als Schüler am Gymnasium in Gmunden der HJ. 1933 der NSDAP und SA in Hallstatt beigetreten. Nach dem Parteiverbot hat er formell seinen Austritt aus diesen Organisationen nicht erklärt, sich aber zunächst jeder weiteren Betätigung dafür enthalten. Am Juliputsch 1934 hat er als Führer einer Gruppe von etwa 20 Mann in Hallstatt teilgenommen und wurde nach dem scheitern dieses Unternehmens zusammen, mit den übrigen Teilnehmern den Kreisgericht Wels eingeliefert und in der Folge für kurze Zeit ins Anhalte-Lager Wöllersdorf überstellt. Nach dem Berchtesgadener Abkommen , also noch vor dem 13. 3. 1938 hat er sich der NSDAP wieder zur Verfügung gestellt und wurde nach dem Umsturz im März 1938 sogleich mit der Funktion des Organisationsleiter der Ortsgruppe Hallstatt betraut.
Im Zuge des Erfassungsverfahrens wurde er Parteianwärter und bekam später eine Nummer aus dem gesperrten Nummernblock zugeteilt.
1938 trat es auch der SA bei wurde im Jänner 1939 Sturmführer und im Juli 1939 bevorzugt Obersturmführer und war in dieser Eigenschaft Führer der Hallstätter SA 1941 wurde ihm das goldene HJ-Abzeichen verliehen, weil er schon 1932 Mitglied der HJ gewesen war.
Kurz vor Pfingsten 1938 als er den Bürgermeister vertrat, kam der damalige SA-Führer Bojanowsky zu ihm und beschwerte sich über die Pächterin des Gasthauses „Zum Dachstein“, Frau Gamsjäger, die als Anhängerin der Vaterl. Front bei den führenden Nationalsozialisten in Hallstatt nicht beliebt war. Daraufhin ließ der Angeklagte an ihrem Gasthaus zunächst eine Tafel anbringen mit dem Inhalt, dass das Lokal für SA Männer verboten sei, und als die Tochter der Genannten ihm das Schild nach Abzug des dazugestellten Postens mit der Bemerkung, dass er zu einem solchen Vorgehen nicht berechtigt sei, zurückbrachte, nahm er mit einigen SA-Männern die beiden Frauen in Schutzhaft und hielt sie im Gemeindearrest 78 Stunden lang fest, wobei es auch dadurch zu einer Verspottung der beiden Frauen kam, dass der wachhabende SA. Mann verschiedene Leute in die Zelle durch das Guckloch hineinschauen ließ, die sich dann über die Frauen lustig machten. Erst nach der Rückkehr des Bürgermeisters, dem Bojanowsky den Vorfall sogleich meldete, wurde von der Kreisleitung mit der sich dieser in Verbindung gesetzt hatte, die Freilassung der beiden Frauen angeordnet.
Die Behauptung der Anklage, dass der Angeklagte auch Dunkelhaft und schlechtes Essen angeordnet habe konnte nicht erwiesen werden. Die Verantwortung des Angeklagten, dass Bojanowsky noch strengere Maßnahmen, nämlich die Überstellung der beiden Frauen in das KZ, forderte, ist nicht stichhaltig; er brauchte sich vielmehr an dieser Aktion überhaupt nicht zu beteiligen und hätte darüber hinaus sogar darauf dringen können, dass überhaupt kein Unrecht geschehe.
Der Angeklagte hat somit in der Zeit zwischen dem 1. 7. 1933 und dem 13. 3. 1938 der NSDAP und auch einem Wehrverband, und zwar der SA. angehört und sich sowohl während der Verbotszeit als auch später für die NSDAP betätigt und ist auch durch Zuteilung einer Nummer aus dem Nummerblock von der NSDAP als Altparteigenosse anerkannt worden.
Er hat somit das Verbrechen des Hochverrates im Sinne des § 58 StG. in der Fassung des § 10 VG. begangen. Als eine der im § 10, Abs. 1 VG. genannten Personen hat er einem Wehrverband, nämlich der SA, mit dem Range eines Obersturmführers angehört und war Träger des goldenen HJ. Abzeichens; darüber hinaus hat er in Verbindung mit seiner Betätigung für die NSDAP sowohl durch die Teilnahme am Juliputsch 1934 als auch durch die im folgenden begangen und war daher gem. § 11 VG zu beurteilen. Dadurch, dass er am Gasthause der Maria Gamsjäger in Hallstatt eine Tafel mit dem Inhalt, dass der Eintritt für SA-Männer verboten sei, anbringen ließ und dass er über Maria Gamsjäger und deren Tochter Schutzhaft in der Dauer von 78 Stunden ohne gesetzlichen Grund verhängte, hat er sich des Verbrechens der Verletzung der Menschlichkeit und Menschenwürde gem. § 4 KVG strafbar gemacht.
Die Strafe war nach § 11 VG unter Bedachtnahme auf § 34 StG. zu bemessen.
Bei der Strafbemessung war erschwerend das Zusammentreffen zweier strafbarer Handlungen sowie die vierfache Eignung des Verhaltens des Angeklagten nach § 11 VG., mildernd das umfassende Geständnis, die Unbescholtenheit des Angeklagten und sein guter Leumund, die Sorgepflicht für seine Frau und 3 kleine Kinder und seine schwere, mehrmalige Kriegsverletzung.
Infolge des Zusammentreffens dieser wichtigen und überwiegenden Milderungsumstände fand das Gericht die Bestimmung des § 265a StPO. anwendbar und es hielt das Gericht eine schwere Kerkerstrafe in der Dauer von 2 Jahren dem Verschulden des Angeklagten angemessen. Auf Vermögensverfall war gem. § 11 VG zu erkennen. Die übrigen Ansprüche des Urteils gründen sich auf die bezogenen Gesetzesstellen.
Landesgericht Linz,
als Volksgericht
Am 6. September 1947.
Dr. Niedenhuber
Zeugnis
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