Das ist die Geschichte der Reise der Emigranten aus Goisern und Gosau.
1865 sind sie wegen Perspektivlosigkeit in die USA gegangen.
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Linzer Abendbote: Zeitschrift für Stadt und Land 22. März 1865
(Auswanderer)
Aus Goisern vernimmt man, daß in Folge der Entlassung vieler Arbeiter bei den ärarischen Salinen sich bei der dortigen Gemeindevorstehung bereits sieben Familien zur Auswanderung nach Nordamerika angemeldet haben, und daß eine dreifache Anzahl zu demselben Schritte entschlossen sein soll. Das Traurigste dabei ist, daß nur die verhältnißmäßig Wohlhabenderen einen solchen Entschluß auszuführen vermögen, während die Mittellosen arbeitslos im Lande verbleiben müssen.
(Auswanderung nach Amerika.)
Am 22. d. M. sind von Goisern, Gosau und St. Agatha bei 60 Personen, meist junge, kräftige Leute, Männer, Weiber und Kinder nach Amerika ausgewandert. Sie fuhren mit einer Plätte auf der Traun bis Gmunden, von dort zu Eisenbahn über Passau, Nürnberg nach Bremen, um von dort aus mit einem Segler ihren Bestimmungsort, St. Louis, zu erreichen. Solche Auswanderer sind schon voraus und folgen noch nach. Wir sahen das Schiff in Ischl vorüberfahren, wo die Leute ihre Hüte zum Abschied schwenkten, und den am Ufer Stehenden ihr "Pfürt eng Gott" zuriefen. Es war ein eigenthümlich schmerzliches Gefühl, was uns überkam, und über Nachfrage um die Ursache der Auswanderung, erhielten wir die Auskunft, daß es Verdienstlosigkeit ist, welche die Leute dazu zwingt. Es waren durchaus Protestanten.
Wir trafen in Gmunden wieder mit diesen Leuten zusammen, und als ein Gmundner einem davon die Bemerkung machte, es wäre doch besser, wenn sie zu Hause geblieben wären, gab ihm derselbe die bezeichnende Antwort: „Du kannst alle Tag betteln geh'n, das geht uns nix an, wir aber wollen keine Bettler werden, sondern unser Brot redlich erwerben."
Goßau (im Salzburgischen).
Fidele Auswanderer. Sechs anscheinend sehr lustige junge Leute in Feiertagskleidern, fuhren am 21 v. M. auf einem großen Wagen durch das Thal, voll Leben und Heiterkeit.
Ein Fäßchen Bier, das sie mitführten, schien ihren guten Humor zu nähren. Vor jedem Hause an der Straße wurde angehalten, Groß und Klein lief aus den Häusern heraus, es folgte herzliches Händedrücken und viele Glückwünsche auf die Reise. Traurigkeit war nirgends zu bemerken. Die sechs jungen Leute waren Auswanderer nach Amerika, die sich an die Schaar der sechzig Auswanderer, die aus dem benachbarten Thale Goisern auszogen, anschlossen.
Goisern, 5. November.
Gestern ist der erste Brief unserer Auswanderer angekommen. Sie kamen erst am 3. August aus Bremen fort und waren 71 Tage auf dem Meere; während bei günstigen Verhältnissen nur 5 bis 6 Wochen nöthig sind, brauchten sie 10 Wochen und einen Tag. Der Kapitän des Schiffes versicherte seine Passagiere, daß er in seinem ganzen Leben keine solche Überfahrt gehabt habe. Bald hatten sie Gegenwind, bald Windstille; einmal kamen sie eine Woche lang nicht vom Flecke; sie mußten 3 sehr starke Stürme aushalten, sahen ein Dampfboot aus hoher See brennend zu Grunde gehen und hatten zuletzt schon Mangel an Nahrung, wenigstens mußten sie sehr sparen. 7 Kinder und eine alte Frau sind gestorben (aber nicht aus der Mitte unserer Leute) 6 Kinder wurden geboren. Der gestern hier eingetroffene Brief ist noch auf dem Schiffe geschrieben. Unsere Leute, welche am l2. Oktober in Newyork angekommen sind, sind am 13. mit der Eisenbahn weiter, die einen nach Missouri, die anderen nach Minesota abgegangen.
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