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Das schwarze Brot

Autorenbild: Gerhard ZaunerGerhard Zauner

Foto von den Krippenstoana Bergteifön


Das schwarze Brot

Alt-Hallstätter Sage vom Koppen von Ludmilla Nowak

Einmal ging ein Holzknecht von Aussee nach Obertraun über den Koppen.

Er trug einen Rucksack und darin war ein Stück Schwarz­brot. Als er so durch den Bergwald schritt, gesellte sich ein Fremder zu ihm, ein unheim­licher, unangenehmer Gesell. Der Holzknecht versuchte, ihn loszuwerden, ging bald recht schnell, bald recht langsam, aber er brachte ihn nicht an.

Manchmal schien es dem Holzknecht, als wollte ihm der Fremde etwas antun. Er schaute ihn mit so gräßlichen Blicken an, voll Mordgier, und seine behaarten Hände öffneten sich zu mordgierigen Krallen und näherten sich dem Hals des Knechtes, aber immer wieder unterblieb ein Angriff.

Als sich der Weg gegen das Obertraunertal hinuntersenkte, blieb der Unhold plötzlich stehen und sagte zum Holzknecht:

„Mein Weg ist aus, ich geh nicht weiter mit dir. Aber das sage ich dir: Ich hätt dir das Genick umgedreht, wenn du nit denselbigen Zwickel bei dir hättst!"

Damit war er weg, verschwunden, wie in den Erdboden hinein versunken.


Der Holzknecht ging eilig weiter, geradeaus, ohne sich mehr umzuschauen. Der "Zwickel" aber, der ihn vor dem Scheusal beschützt hatte, war der Keil schwarzes Brot, den er bei sich trug. Er hatte die Macht des Teufels - denn der war der häßliche Weggeselle gewesen - gebrochen und hatte ihn nicht zur Untat kommen lassen.


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