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Das Wiesberghaus.

Autorenbild: Gerhard ZaunerGerhard Zauner

Aktualisiert: 19. Juli 2024

Das neue Naturfreundehaus auf dem Dachstein.

Von Josef ANFRIED, Wien-Floridsdorf.


Als stolzer Hausberg der Wiener, aber auch als vielgepriesener Bergkönig des Salzkammergutes ist der Dachstein weithin be­kannt. Bisher war es der Alpenverein, der das Dachsteingebiet als sein Hoheitsgebiet hütete, denn alle Schutzhütten dort oben sind sein Eigentum. Die Naturfreundebewegung, die sich dank der sozialpolitischen Er­rungenschaften immer mehr entfaltet, ver­langt auch dort nach einem Stützpunkt, einem Schutzhaus. Dies Verlangen ist nun erfüllt und am 10. Juli 1927 wurde ein schönes großes Schutzhaus eröffnet.


Foto aus der Hallstatt-Chronik von H. J. Urstöger

Im Februar des Jahres 1923 hatten die Ortsgruppen Floridsdorf und Hallstatt be­schlossen, auf dem Dachstein ein Schutz­haus zu bauen. Die Ausschau um einen ge­eigneten Platz, die Grundpacht, die Bau­bewilligung, sowie eine Bauhütte zu erbauen, waren die Arbeiten des ersten Jahres. Schon im Winter 1923 bis 1924 konnten die Winter­sportler in der neu errichteten Bauhütte den Dachstein mit seinen Winterfreuden genießen.


Aus dem Naturfreund 1925, in dem die sehr schöne Geschichte, "Die Dachsteinfahrt" vom ersten Weihnachten in der Bauhütte ist.

Die Bauholzbeschaffung war die Arbeit des Jahres 1924. Es wurden achtzig Festmeter Bauholz geschlagen, geschnitten und behaut. Der Platz von Krummholz gesäubert und der Humus abgetragen. Auch Sprengungen mußten durchgeführt werden. Bevor der Winter mit seinem Schneemantel alles Sommerliche zu­ deckte, wurde Sand für die Maurerarbeiten in einem großen Haufen aufgeschaufelt, um ihn im Winter über den Schnee schaffen zu können.



Im Frühjahr 1925, es war die schwerste Arbeit, mußten die elf Meter langen Balken über den Schnee gezogen werden, weil man im Sommer auf den Ser­pentinen nicht durchkommen konnte. Das kürzere und schwere Bauholz wurde so­fort nach der Schneeschmelze hinaufgetragen.


Während dieser Zeit waren Maurer be­schäftigt, um das Fundament und den Keller zu betonieren. Die Arbeit der Zimmerleute ging rasch vonstatten und am 26. September 1925 war das Haus unter Dach. Nun wurde es noch mit starken Drahtseilen verankert.


Die Arbeiten des Jahres 1926 waren die Vollendung der Decke und Fußböden, Türen und Fenster, Wandverschalung innen und außen, des Herdes, Rauchfanges, Blitz­ableiters, immer unter Mitarbeit der Mit­glieder, bis im Jahre 1927 die letzten Ar­beiten zur Fertigstellung des Hauses mit größter Beschleunigung in Angriff genommen wurden. Das Vorhaus mit seinem Fundament und innerhalb dieses ein Becken für 60 Hekto­liter Regenwasser wurden errichtet und die Aborte eingebaut. Die Inneneinrichtungen, Möbel und Matratzen wurden im Winter an­gefertigt.

Alles, bis auf das Bauholz (Balken) mußte in beschwerlicher opfervoller Arbeit von Hall­statt hinaufgetragen werden.

Das Haus liegt in 1882 Meter Seehöhe am Wiesberg. Der Hohe Dachstein mit der Schulter, der Niedere Dachstein, das Hohe und Niedere Kreuz, der Gjaidstein, die Dirndln sowie ein Stück des Hallstätter Gletschers ist der herrliche Anblick von der Wiesberghöhe nach Süden. ln vier Stunden ist das Haus von Hallstatt über den Reitsteig zu erreichen.


Nächtigungsgelegenheit bietet es in 27 Betten, von welchen acht Betten sich im Schlafraum für Frauen befinden. Außerdem besitzt es noch 56 Matratzenlager.

Die Be­wirtschaftung ist alkoholfrei und ganzjährig, und gibt daher auch den Wintersportlern einen wertvollen Stützpunkt. Zwanzig Mi­nuten vom Haus gibt es eine gute Quelle.

Auch eine kleine Bücherei steht den Be­suchern zur Verfügung. Eine Dunkelkammer wird den Lichtbildnern willkommen sein.


Dem Naturfreundehaus auf dem Dach­stein kann heute schon ein guter Besuch so­wohl im Sommer wie im Winter prophezeit werden. Nun kann der Naturfreund in seinem eigenen schönen Haus Rast und Unterkunft finden, er hat es nicht mehr nötig, als lästiger Gast teure Hüttengebühren zu bezahlen.



Die Eröffnung vom Wiesberghaus.


Aus: Wanderungen in Oberösterreich.


Noch liegt leichter Nebel über dem Hall­stätter See.

Das junge Licht rinnt an den Berg­spitzen langsam abwärts. Da krachen die Böller und ihr Nachhall grollt von den nachtschlafenen Wänden zurück. Unsere Hallstätter wollen aller Welt kundtun, daß dort oben auf dem Dachstein ein Werk beendet wurde, das ihnen viele Müh’ und Plag gekostet hat und viel soziales Gefühl zur Voraussetzung hatte.


Noch ist es dämmerig und kühl. Rucksack­bepackte Menschen ziehen in langen Reihen durch den malerischen Ort Lahn, dessen Be­wohner noch in ihren schmucken Häuschen dem werdenden Tag entgegenträumen. Wir lernen sie erst Sonntags auf unserem Rück­weg kennen. Da steht jung und alt vor den Türen.


Überall tönen uns Freundschaft!- und Berg-frei! Grüße * entgegen, und wen immer wir begegnen, der trägt unser Abzeichen.


*Geschichtsportal der Naturfreunde.


Foto von:



Auf bequemem, langsam ansteigendem Wege ziehen die Scharen von Festgästen auf­wärts zur Tiergartenhütte. Das bescheidene Anwesen gehört einem der Unseren. Ober dem mit Tannenreis geschmückten Eingang grüßt rot umrahmt ein Berg frei!



Nach etwa vierstündiger Wanderung ist das neue schmucke Haus erreicht, das heute feierlich seiner Bestimmung übergeben wer­den soll. Im Heft 9/10 auf Seite 193 haben wir ein Bild von dem stolzen Bau abgedruckt, und im selben Heft auf Seite 185 hat unser Freund Anfried das Haus und sein Werden kurz beschrieben. Es ist unglaublich, wie oft Anfried auf dem Dachstein war, immer schwer be­packt mit Baumaterial oder mit Einrichtungs­gegenständen. Aber er war nie allein; so wie er taten es auch andere: Seiko, Schnabel und so fort.


Als der Vizepräsident Happisch die Fest­rede hielt, da umstanden neben den vielen Festgästen aus nah und fern auch unsere Hallstätter die Rednertribüne. Sie nickten zustimmend mit den Köpfen, als der Redner sagte:

„Wir sind alle stolz auf das prächtige Bergsteigerheim; wie stolz müssen erst die sein, die es gebaut haben!“—

Die Floridsdorfer kamen zumeist für die Geldbeschaffung in Betracht, die schwere physische Arbeit leisteten die Mitglieder unserer Ortsgruppe Hallstatt, und zwar meist nach getaner harter Berufspflicht im Tale. 20.000 Arbeitsstunden waren nötig.


Und nun ist des Werkes Krönung. Ein heller Jubeltag für die, die das behagliche Nest bereitet haben. Das klang auch aus den schlichten Reden des Obmannes Höll und des unermüdlichen Vorsitzenden des Bauausschusses, Genossen Urstöger. Sie hatten viele treue Helfer: Leopold Edlinger, Roman Pilz und andere.

Foto aus der Hallstatt-Chronik von H. J. Urstöger


Zur Festesfreude trug nicht wenig der Arbeitersängerbund Hallstatt und die tüchtige Salinenkapelle bei. Zum Schlusse tönte ernst und feierlich das „Lied der Arbeit“ hinaus in die Bergwelt, jene hehre Tonschöpfung, die uns seit Jahrzehnten flattern­des Banner und inniges Glaubensbekenntnis zugleich ist.



Aus früheren Beiträgen auf Hallstatt.rocks:


Aus "Die Unzufriedene", 1928, einer feministischen Zeitung.

Floridsdorferinnen machen Urlaub in Hallstatt und wandern zum Wiesberghaus



Der Ingrimm unserer Feinde, aus dem Naturfreund 1924.

Es wird da von einer Nazi-Störaktion beim Bau des Wiesberghauses berichtet.



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