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Der Wildschütz.

Autorenbild: Gerhard ZaunerGerhard Zauner

Der Wildschütz.

Im Walde bei den Fichten, Da steht ein altes Haus, Da sieht durch klare Scheiben Des Jägers Kind heraus;

Zur Nachtzeit, wenn's recht einsam, Da regt sich's vor dem Thor, Es tritt aus Schlehdornbüschen Der Wildschütz scheu hervor;

Er schließt in seine Arme Des Jägers holdes Kind, Es rinnen ihre Thränen Wie Blumenthau so lind.

Sie fleht: „Geh nicht ins Wildern, Der Vater streift im Wald, Ich sah dich durch drei Nächte Im Traume bleich und kalt;

Ich sah dich auf der Bahre Dein Herz war still und todt, Aus seinem treuen Grunde Floß es so blutig roth.“ Der Wildschütz faßt die Flinte, Sein Auge wilder glüht, Es gleicht, als wenn vor'm Sturme Im Forst die Wolke sprüht.

Er küßt Sie – und verschwindet Wie's Hochwild im Gesträuß, Durchs Herz des Kindes zittert Sein Kuß so kalt wie Eis.–

Im Walde bei den Fichten, Da steht ein altes Haus, Da sieht beim Mondenscheine Des Jägers Kind heraus;

Auf ihre bleiche Wange Läuft manche Thräne hin, Den Traum von ihrem Liebsten Bringt sie nicht aus dem Sinn.

Da krachen durch die Stille Zwei Schüsse in dem Wald, Daß es mit tausend Stimmen Gar schrecklich wiederhallt.

Auf einer grünen Bahre Trägt man ein Wild daher, Ein Schuß nur hat getroffen, Der Wildschütz ist nicht mehr.–

Dort, wo in wilde Schluchten Der Waldbach niederrinnt, Fand man am andern Morgen Des Jägers todtes Kind.

–– Im Walde bei den Fichten Ist ungeweiht das Grab, Dort senkt man mit dem Wildschütz Sein treues Lieb hinab. Ferdinand Schuster.

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