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Aus dem Buch:
Hallstätter Träumereinen
Von W. O. Noltsch.
Ein kurzer Teil aus dem Gedicht vom Rudolfsturm.
Nun höret Wundersagen
Vom Grafen Grimoald,
Und wie zur Höll' ihn führet
Der Frevelthaten Gewalt.
Verbannt vom großen Karol
Aus seinem Frankenreich,
Haust er in Hallstatts Wildnis
Dem „Hackelberend“ gleich.
Mit Hundgebell und Hussa,
Mit Waffen- und Hörnerklang
Jagt täglich er das Koppen-
Und Echernthal entlang.
Die Nächte aber durchschwelgt er
Als wüster Zechgenoss
Mit wüsten Gesellen und Mägden
Auf seinem Burgauschloss.
Und weh dem, der nicht sclavisch
Sich beugt – ihn lässt voll Wuth
Er hart in Fesseln schlagen
und peitschen bis aufs Blut;
Der Pfaffen Mahnen aber
Rächt er mit Spott und Hohn
Und schmäht als „leid'gen Christ“ selbst
Den hehren Gotteslohn!
Einst, jagend einen Eber
Zu tiefst im wilden Tann,
Fängt eine „Hagediese“
Der ungefüge Mann,
Und als sie will entschlüpfen
In ihrer Höhle Schlund,
Fasst er beim Zottelhaar sie
Wie einen störr'gen Hund,
Und lässt mit Stoss und Schlag sie
So lange nicht in Ruh,
Bis sie mit Satanslisten
Ihm raunt die Kunde zu:
„Es trohne die 'Valandine',
'Frau Venus' auch genannt,
In unvergänglicher Schöne
Hoch auf der Hierlatzwand;
Und wer es wagt zu dringen
Bis in ihr Zauberreich,
Der lebt in ihren Armen
Auf ewig Göttern gleich!“
Da lauscht in Lust erglühend
Der Graf und lässt im Schloss
Von Stund an müßig rasten
All seinen Jägertross.
Am Hierlatz aber gleißt es
Von nun an jede Nacht,
Bald hier, bald dort im Krummholz,
Karfunkelgleich entfacht,
Und süß und lieblich klingt es
Wie Minnelustgekos'
Durchs Tannenwipfelrauschen
Und Waldbachstrubgetos.
Und Grimoald, getrieben
Von sünd'ger Sinnenglut,
Irrt in den Felsenschroffen
Mit frevelhaften Muth,
Bis Früh beim Klang der Glocken,
Einladend zum Gebet,
Gleich einem wüsten Traumbild
Der Höllenspuk vergeht.
Doch einmal, als der Morgen
Nach einer Sturmnacht graut,
Durchtönt das Tal, erschütternd,
Ein qualvoll, wilder Laut.
Und hoch, dort wo der Nebel
Des Hierlatz Haupt umwebt,
Umklammernd eine Klippe,
ein menschlich Wesen schwebt;
Und bald empor vom Talgrund
Zum Todgeweihten starrt
Die Menge, die vergeblich
Auf Rettung sinnt und harrt.
Vom Hallwaldkirchlein tönet
Des Sterbeglöckleins Klang
Und thalwärts eilt der Priester
In heil'gen Eifers Drang.
Und als er segnend aufhebt
Das Kreuz in seiner Hand,
Da fällt mit einem Aufschrei-
Ein Schatten von der Wand,
An ihrem Fuße aber
liegt grausig Grimoald,
Der „Valandinen“ Buhle,
Zum blut'gen Knäul geballt!
Im Echernthal am Waldbach
Die Wand'rer aber schaun
Seitdem des Hierlatz Wände
Nur an mit stummen Graun;
Und wenn sie Nachts umflimmert
Der Blitze fahler Schein,
Fällt manchen auch „Frau Venus“,
Die „Valandine“, ein! -
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