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Fritz Moser

Autorenbild: Gerhard ZaunerGerhard Zauner

Der Chronist und Arbeiterrat Fritz Moser lieferte wichtige Quellen für die Forschung.

Leider ist seine Chronik nur von der Zeit von 1943 bis 1961 erhalten.


Aber aus Zeitungsberichten geht hervor, wie sehr er schon während der Monarchie in der Sozildemokratie engagiert war. Seine Chronik werde ich später hier veröffentlichen.



Oberarbeiterrat Fritz Moser



Zur Friedensversammlung am Sonntag den 2. Dezember im Arbeiter-Konsumvereins-Gasthause fanden sich viele Männer und Frauen von Hallstatt und Obertraun ein.

Als Referent war Gen. Stock aus Linz erschienen, als Regierungsvetreter Kommissär Kowat aus Gmunden.

Die Begrüßungs- und Schlußrede hielt Vorsitzender Gen. Moser, über die Bedeutung dieser Kundgebung sprach Gen. Stock volle zwei Stunden in herzbewegenden Worten.

Die Stimmung der Versammlungsteilnehmer war überaus ernst; die Arbeiter wollen den Völkerfrieden und Brot!

Unter dem Eindruck, daß wir jetzt in einer Zeit leben, in der die Menschen großen Ideen Hirn und Herz öffnen, in der Millionen die Wahrheit der sozialistischen Lehren erkennen, ging die Versammlung auseinander.—

Zu bemerken wäre noch, daß kein k. k. Beamter oder Unterbeamter, kein Mann aus dem Gemeindekonsilium, kein Bürger den Weg zur Friedensversammlung fand. Das werden wir uns gut, sehr gut merken!




Genossin Beutlmayr reklamiert das Frauenwahlrecht und fordert von den Männern die politische Befreiung des Weibes, die Frauen gehören in den Landtag. Sie ist gegen jede Wiedergeburt der alten Landtage.

Schölmbauer (Ernns), Laimer (Ebensee), Moser (Hallstatt) sprechen sich ebenfalls gegen die alten Landtage in neuer Auflage aus.




Parteinachrichten.

Wählerversammlungen mit der Tagesordnung:

Die Landtags- und Gemeindewahl und die Sozialdemokratie finden statt:

10. Mai I919.11.Mai Goisern, 3 Uhr nachmittags im Konsumvereinsgasthaus. (Redner: Genosse Fritz Moser aus Hallstatt.)St. Agatha, 7 Uhr abends beim Agathawirt. (Redner: Genosse Fritz Moser aus Hallstatt.




Wie manche Leute leben.

Man schreibt uns, aus Hallstatt:

Frau Almasi, eine ehemalige Gräfin, besitzt außer einer Villa in Hallstatt, welche sie den größten Teil des Jahres bewohnt, auch ein Bauerngut in Althofen. Nicht genug damit, daß von diesem Gut fast wöchentlich Lebensmittelpakete hier einlangen, beschwindelt diese feine Dame durch ihre angestellten Vertrauenspersonen die Gemeindeapprovisionierung durch Falschmeldungen.

Doch die Sache muß noch großzügiger für sie betrieben werden.

Frau Almasi, welche sich derzeit in Althofen aufhält, sandte Ende April ihr Faktotum, eine bekannte Frau Kirchschlager aus Hallstatt, mit einem mit zwei Pferden bespannten Leiterwagen, der von einem .Knecht gelenkt wurde, nach Hallstatt. Da dieser Wagen ein bedeutendes Ouantum Lebensmittel geladen hatte, richtete man es so ein, daß der Wagen nachts in Hallstatt ankommern mußte und daher nicht gesehen werden sollte.

Doch mit der Geschickes Wächter ist kein ew'ger Bund zu flechten. Das Geschick bediente sich diesmal des Herrn Sudmeisters. Aschauer, welcher den Wagen sah und den Sudarbeitern davon Mitteilung machte. Diese verständigten den Ortsarbeiterrat, welcher eine Hausdurchsuchung vornahm. Es wurden vorgefunden: Zirka 110 Kilogramm Mehl, 190 Kilogramm Erdäpfel, 7 Kilogramm Reis, 4 Kilogramm Bohnen, 7 Kilogramm Grieß, 100 Stück Eier, 2 Kilogramm Schweinefett.

Ein Teil dieser Lebensmittel, ungefähr 36 Kilogramm Mehl und 96 Stück Eier, wurde beschlagnahmt und der Gemeinde zur Approvisionierungszwecke zur Verfügung gestellt.

Erwähnt muß noch werden, daß der Herr Bezirkshauptmann erst nach langem Bemühen zu bewegen war, die Hausdurchsuchung anzuordnen und daß derselbe auch verbot, Lebensmittel zu beschlagnahmen, sondern anordnete, alles am Fundorte zu belassen, da er selbst darüber verfügen werde. Als ihm nun die vom Arbeiterrat verfügte Beschlagnahme gemeldet wurde, war Herr Pachta sehr böse und konnte sich auch dann nicht beruhigen, als ihm gesagt wurde, daß das Mehl dringend gebraucht werde und schon ausgegeben sei. Das ist die Dienstesauffassung des Herrn Bezirkshauptmannes. Wir sind nun neugierig, was Herr Bezirkshauptmann Pachta in dieser Angelegenheit verfügt und erwarten, daß von den in der Villa belassenen Lebensmitteln noch ein ansehnliches Quantum der Gemeinde zur Verfügung gestellt wird.

Auch erwarten wir, daß die an diesem Lebensmittelschmuggel beteiligten Personen exemplarisch bestraft werden. Insbesonders Frau Almasi, eine sehr fromme Frau, die glaubt, daß die Gesetze der Republik für sie keine Geltung haben, wie ehemals die Gesetze der Monarchie ja bekanntlich auch nur für die untere Schichte des Volkes gemacht waren und von diesen feudalen Herrschaften nicht beachtet, zu werden brauchten, sie soll es erfahren, daß sie keine Ausnahmestellung genießt. Auch möchten wir ihr eine Stelle der heiligen Schrift in Erinnerung bringen, wo es heißt: "Daran wird es offenbar, welche die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels sind, denn wer nicht recht tut, der ist nicht von Gott und wer nicht seinen Bruder lieb hat."




Konstituierende Gemeindeausschußsitzung. 1. Konstituierung des Gemeindeausschusses; 2. Einkäufe; 3. Geschäftseinteilung; 4. Anträge und Anfragen. Bürgermeister Josef Höplinger eröffnet um 1 Uhr mittags die Sitzung und begrüßt die vollzählig erschienenen Mitglieder des Gemeindeausschusses, besonders Herrn Bezirkshauptmann Pachta, und übergibt nach einigen Abschiedsworten den Vorsitz dem ältesten Mitglied des Gemeindeausschusses Herrn Ladislaus Kainz.

GR. Wesenauer dankt hierauf dem scheidenden Bürgermeister für sein 40 jähriges Wirken in der Gemeinde.

Bezirkshauptmann Pachta, leitet nun die darauf folgende Wahl des Bürgermeisters und der Gemeinderäte. Zum Bürgermeister wurde Herr Josef Wesenaner mit 17 von 18 abgegebenen Stimmen gewählt. Zum 1. Gemeinderat wurde Herr Franz Duller, Stationsmeister (Sozialdemokrat), zum 2. Gemeinderat Herr Josef Aschauer, (christlichsozial) Salinenunterbeamter, zum 3. Gemeinderat Herr Ladislaus Kainz, Hotelier,(F.D.P) gewählt. Die Gewählten dankten für das ihnen geschenkte Vertrauen, erklärten die Wahl anzunehmen und leisteten hierauf die Angelobung.


Bezirkshauptmann Pachta richtet hierauf den dringlichen Appell an den neugewählten Gemeindeausschuß, mit ganzer Kraft für das Wohl der Gemeinde zu wirken und versichert den Ausschuß seiner tatkräftigen Unterstützung. Herr Bürgermeister Wesenaner übernimmt hierauf den Vorsitz und ersucht den Gemeindeausschuß sowie die Herren Gemeinderäte um ihre Unterstützung und versichert, seine ganze Tatkraft uns sein ganzes Können in den Dienst der Gemeinde zu stellen und erklärt, daß er sich bemühen wird, ein objektiver und unparteiischer Vorsitzender zu sein.


Nach Erledigung einiger dringender Einläufe, betreffs Bau einer Hochspannungsleitung von Hallstatt nach Obertraun und Errichtung einer Bedarfsprüfungsstelle für Bekleidungsware in Hallstatt sowie der Übernahme diverser Plätze im Gemeindegebiet in den Besitz der Gemeinde, wurde die Geschäftseinteilung vorgenommen und es sind die Parteien ihrer Stärke gemäß in den Sektionen vertreten.


Zum Punkt 3 der Tagesordnung meldet sich Herr Gemeinderat Aschauer zum Wort und ersucht um Aufklärung über das Verhältnis des Arbeiterrates zur Gemeindeverwaltung. Diese Anfrage wurde von GA. Moser als Vorsitzender des Arbeiterrates beantwortet. GA. Reitter fragt Herrn Bürgermeister, ob die Gemeinde Hallstatt ebenfalls an der amerikanischen

Kinderhilfsaktion beteiligt ist. Herr Bürgermeister antwortet, daß ihm dermalen von dieser Aktion nichts bekannt geworden, er jedoch veranlassen werde diesbezüglich einzuschreiten. GR. Aschauer beglückwünscht dann den Herrn Bürgermeister zu seiner Wahl in den Landtag. Dieser dankt und schließt die Sitzung.




Gemeindeausschußsitzung in Hallstatt.

Anwesend: Herr Bürgermeister Josef Wesernauer als Vorsitzender; Gemeinderat Herr Franz Duller.

Gemeindeausschüsse: die Herren Fritz Moser, Franz Hemetsberger, Anton Lackner, Josef Gamsjäger, Hans Kubisch, Johann Stögner, Aloisia Hofinger, Johann Deubler, Hans Wildburger, Alois Pfandl, Anton Unterberger.

Abwesend: Entschuldigt die Herren Gemeinderäte Ladislaus Kainz, Josef Aschauer; Gemeindeausschuß Josef Reitter.

Nicht entschuldigt: Gemeindeausschuß Leopold Schilcher.


Herr Bürgermeister eröffnet die Sitzung, begrüßt die erschienenen Herren, konstatiert die Beschlußfähigkeit und gibt" folgende Tagesordnung bekannt:

1. Einhebung einer Kopfsteuer von den Sommergästen.

2. Approvisionierungsangelegenheiten.

3. Eventuelles.

Zum ersten Punkt der Tagesordnung berichtet Herr Bürgermeister, daß das Fremdenverkehrskomitee den Antrag stellt, von allen Sommergästen ohne Ausnahme eins Abgabe von einer Krone pro Tag und Kopf einzuheben. Die Einnahmen dieser Abgabe fließen den Mindestbemitteltenfonds zu.

Herr Bürgermeister berichtet über die Einstellung eine? Magazineurs, da der Geschäftsführer Josef Steiner, welcher seit einem Monat diese Obliegenheiten eines solchen zu versehen hatte, wegen Überbürdung diesen Dienst nicht mehr machen kann.

Die Gemeinde will daher an die Salinenverwaltung mit dem Ansuchen herantreten, dieselbe menge zu diesem Zwecke allwöchentlich für zwei Tage

eine Kraft der Gemeinde zur Verfügung stellen. In der hierauf folgenden Debatte wurde GA. Herr Hans Kubisch bewogen, diese Stelle zu übernehmen.

Herr Bürgermeister teilt hierauf mit, daß für die Sommergäste eine eigene Lebmsmittelabgabestelle zu errichten wäre.

Der Antrag des GA. Josef Reitter, diese Abgabestelle im Geschäft der Frau Riezinger zu errichten, wird zugestimmt. Kunstbutter, Schweinefett und Speiseöl wird nach Massgabe der Vorräte an Fremde für 50 Kronen, an Einheimische für 40 Kronen per Kilo abgegeben.

In das Komitee für Mindestbemittelte werden die GA. Hans Kubisch, Josef Reitter und Hans Wildburger gewählt. Franz Duller für Obertraun.

GA. Wildburger regt an, während der Schulferien, die jetzt den Kindern zur Jause verabreichten Speisen als Frühstück zu geben und ersucht, ihm zur Verwaltung dieser Geschäfte eins Hilfskraft beizustellen. Angenommen.

GA. Hofinger wird mit GA. Wildburger die Kinderausspeisung leiten.

GA. Anton Unterberger fragt, ob es nicht möglich sei, den Betrag von 30 p für eine Portion ganz auszulassen oder mindestens herabzusetzen. Herr Bürgermeister erwidert, daß dies wegen der großen Kosten nicht möglich sei und die eventuellen Überschüsse den Armen zugute kämen.


GA. Moser stellt den Antrag, alle Milchverschleißstellen aufzulassen und die Milchabgabe an einem Punkt zu zentralisieren. Er begründet diesen Antrag mit den argen Uebelständen, welche bei der Milchabgabe herrschen und verweist auf Ebensee, wo trotz der ungleich großen Ausdehnung des Gemeindegebietes nur eine Milchabgabestelle besteht, an welcher täglich an fast 8090 Personen die Milch ausgegeben werden muss.

Die GA. Kubisch, Pfandl sowie Milchkommissär Lackner wenden sich gegen den Antrag, worauf derselbe mit 7 gegen 6 Stimmen abgelehnt wurde.

Üeber Anregung des Herrn Bürgermeisters wird beschlossen, die Interessenten in Angelegenheit der Milchzentralisierung zu hören und danach zu handeln. GR. Duller bespricht die Unzukömmlichkeiten bei der Fleischversorgung in Obertraun durch Fleischhauer Zauner. GA. Stögner beantragt, daß die Familienmitglieder der Forstarbeiter von der Gemeinde ebenfalls so mit den Zubauen beteilt werden sollen, wie die Gemeindeversorgten. Angenommen.

GA. Hofinger fragt an, ob noch Kartoffeln lagernd sind und wann diese abgegeben werden.

Herr Bürgermeister berichtet über die Verlegung der Amtsräume in das alte Fachschulgebäude und ersucht den Ausschuß sich hierüber zu äußern.

Der Bericht wird zur Kenntnis genommen und die geplante Verlegung des Gemeindeamtes einstimmig beschlossen.

Herr Bürgermeister schließt hierauf die Sitzung.




Der Tag der Republik.

Der Nationalfeiertag in der Provinz.

Hallstatt. Vom Salinenwerksgebäude aus bewegte sich am Vormittag des 12. November ein großartiger Festzug. in dem alle proletarischen Vereine und die gesamte Arbeiterschaft vertreten waren, unter Musikklängen und bei dem Flaggenschmuck der Häuer auf dem Marktplatz, wo Genosse Vizebürgermeister Höll eine Ansprache hielt. Von dort erfolgte der Abmarsch zur Festversammlung im Konsumvereinsgasthaus. Deren Besuch war ein so großartiger, dass sich die Referenten Stadtrat Gen. Kraft aus Linz und Genosse Moser aus Hallstatt in je einem Versammlungslokal betätigen mußten. Ihre den Tag würdigenden Reden wurden mit großem Beifall aufgenommen. Das „Lied der Arbeit" beschloß die würdige Feier: Auffallend war, wie das Bürgertum sich an diesem Tage unsichtbar zu machen verstand.

Insbesondere die Salinenbeamten glänzten durch ihre Abwesenheit bei der Republikfeier. Um so mehr wird die Arbeiterschaft daran festhalten, daß sie die einzige Stütze unserer jungen Republik ist.




Gemeindeausschuss Hallstatt

Sitzung am 9. Dezember 1921

Herr GA. Moser gibt folgende Statistik des Fremdenverkehrs: In der Zeit vom 15. Juni bis 30. September 1921 waren in Hallstatt 11.652 gemeldete Personen: von diesen waren 2716 Ausländer. An Zinssteuern sind eingegangen 286.834 Kronen, an Kopfsteuer 284.600 K Ast an verkauften Meldezetteln 4366 K. Die Auslagen betragen 10.480 K 80 h.

Von den Hotels und Gasthöfen wurden an Fremdensteuer (Kopfsteuer) abgeführt 18.787 K, von privaten Vermietern 67 322 K. Stack Abzug der Auslagen von 20.826 K 36 h verbleit eins Nettoeinnahme aus der Kopfsteuer von 238.782 K 30 h:

hievon zwei Drittel Gemeindeanteil 138.888 K, ein Drittel Landesfonds 77.927 K 80 h. Der Bericht wird zur Kenntnis genommen und dem Amtsleiter des Fremdenverkehrs Herrn Hupfauf der Dank ausgesprochen.



Staatsarbeiterdämmerung.

Von jeher war es der Staatsarbeiter, speziell im Salzkammergut, gewöhnt, bevormundet zu werden. Sei es von Seite der Kirche oder von Seite der Gewalt, von welcher seine Existenz abhing; dies war der „Gestrenge Festherr Marktrichter" und der Herr Bergrat. Im Jahre 1311 wurde der hiesige Salzbergbau begonnen und bis nahe 1910 ist die Berg- und Salinenarbeiterschaft geknechtet, entrechtet, schikaniert und maßlos ausgebeutet worden*).

Diese Menschen in ihrem grenzenlosen Elend, gottgläubig, katholisch und streng in ihrem Glauben erzogen, waren darauf eingestellt auf das kurze, mühevolle Dasein im Diesseits, ein ewiges Dortsein im Jenseits sich zu erringen. Aber auch das kaudinische Joch zerbrach, die Staatsarbeiter haben begreifen gelernt, daß diejenigen Leute, welche seit 1600 Jahren (seit Kaiser Konstantin) Gelegenheit gehabt hätten, sich der Mühseligen und Beladenen anzunehmen, so wie es Christus geboten, dies nicht getan haben, sondern im Gegenteil das Vertrauen der Gläubigen missbraucht und diese Armen noch mit salbungsvollen Worten getröstet und mit beiden Händen beraubt haben.

Beweis: 1840—1880: Mann und Frau mussten arbeiten, um das knappe Leben zu fristen. Die Kinder mussten sich selbst und dem Schicksal überlassen werden. Die Folge davon war, dass speziell Hallstatt berühmt wegen der großen Anzahl seiner Idioten wurde.

Steht nicht in der Bibel: „Du sollst den Ochsen, der da drischet, das Maul nicht verbinden"? Haben diese Armen nicht gearbeitet und gehungert? Haben sie nicht „Wasser ihnen gepredigt, die den Wein selber tranken"? Genug davon; die Salinenarbeiterschaft ist nun mündig, sie ist klassenbewußt und kennt ihre Gegner. Es ist nun viel schwerer, Wasser zu predigen, seit es in den Gehirnen dämmert.

Es heißt in der Bibel, 3. Mose, Cap. 19, V. 16: „Du sollst kein Verleumder sein unter deinem Volke, du sollst auch nicht stehen wider deines Nächsten Blut, denn ich bin der Herr."

Herr Nationalrat Markschläger, Sie sind katholisch? Heißt nicht ein Gebot: Du sollst nicht falsches Zeugnis geben?

Herr Nationalrat, was war in Ihrer Versammlung am 27. März? Mussten Sie nach Ihrer eineinhalbstündigen Wald- und Wiesenrede restlos zugeben, wessen Sie von den drei Rednern: Edlinger Johann, Moser Fritz und Pilz Hans beschuldigt worden? Wer ist davongelaufen? Nationalrat Markschläger oder wir?

Wir reagieren nur aus Tatsachen. Die gemeinen Anpöbelungen in der „Salzkammergut-Zeitung" können wir ruhig mit dem Bewusstsein übergehen, „die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter." Herr Nationalrat Markschläger, haben Sie uns nicht notgedrungen versprochen, sich dafür einzusetzen, dass die Salinenarbeiter, respektive Staatsarbeiter, nicht unter das Sozial-Versicherungsgesetz fallen? Wir sind neugierig. Denn selbst der Gerechteste sündigt täglich siebenzig mal siebenmal. Wir werden daher gezwungen sein, so ähnlich vorzugehen als wie jener, der „Herz und Nieren prüft".

Herr Nationalrat! Man hat Sie einen Lügner und Verleumder genannt in öffentlicher Versammlung. Haben Sie uns verklagt? Sie haben uns in Ihrer Versammlung so schnell verlassen, um nicht sagen zu müssen: Mea culpa! Steht doch geschrieben: Iesaia (nicht Aberbach, sondern der Prophet) 66. Cap., 19, V.: „Und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk und soll nicht mehr gehöret werden die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens".

Herr Nationalrat, prüfen wir Herz und Nieren! Ist Ihr Gewissen rein von Volksbetrug? Oder ist es darum, weswegen man Christus gekreuzigt hat? Es heißt, das waren die Pharisäer und Schriftgelehrten? Ich möchte dies fast glauben, denn immer waren es der Klerus und Kapitalisten, die den wunden Leib des blutenden Volkes immer wieder an das Kreuz der Hörigkeit schlugen.

Volksvertreter, wollt ihr nicht Volksfreund sein, so beherzigt ein altes deutsches Sprichwort: „Was du nicht willst, was man dir tu', das füg auch keinem andern zu!“


*) Siehe Masaryks Veröffentlichung aus dem österreichischen Staatsarchiv. Erschienen in der Chem. P. Zeitung 1920




Hallstatt. Voranzeige.

Sonntag den 8. März um 7 Uhr abends hält im kleinen Saal des Arbeiter-Konsumvereines der Arbeiter-Bildungsverein Hallstatt seine ordentliche Jahresversammlung. In Anbetracht der Wichtigkeit dieses Vereines, der ja doch die Seele der Arbeiterbewegung war und ist, und das Sprichwort „Bildung ist Macht' immer mehr zur Geltung kommt, ladet die Vereinsleitung alle Mitglieder und Freunde ein, vollzählig zu erscheinen. Im Rahmen der Versammlung wird auch Genosse Moser interessante Vorlesungen aus der umfangreichen Chronik des Vereines bringen.—




Gemeindeausschusssitzung am 14 April 1932

Zu einem Ansuchen des Leopold Zauner, Kohlstatt 100, um Verleihung der Gast- und Schankgewerbekonzession, und zwar Verabreichung von kalten Speisen, Ausschank von Flaschenbier und Verabreichung von alkoholfreien Getränken, wird der Lokalbedarf mit 15 gegen 2 Stimmen bejaht.—

Über Ansuchen des Fritz Moser, Bergarbeiter in Hallstatt, wird die Aufnahme desselben in den Heimatsverband in Hallstatt auf Grund der Ersitzung des Heimatsrechtes beschlossen.—


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