Film von Brtish Pathe.
Blessing the Lake (1931)
Fronleichnam 1931 in Hallstatt
Von Ludmilla Nowak.
Der Tag ist bedeckt, etwas kühl. Wird es morgen schön werden? So fragte man am 3. Juni. Wer wünscht sich nicht schönes Wetter zu Fronleichnam, vor allem die Kinder, die Mäderln, die verzopft herumgehen. Als ich in Hallstatt nachmittags ankam, grüßte mich vor allem bei der Zufuhr beim Hotel Kainz ein noch beinahe vollblühender lila Fliederbaum. Bei uns in der heißen Heide draußen war diese zarte Blüte längst abgefallen. Im Markt war schon alles Festbereitung. Auf den Wegen kratzten Rechen und Schaufel, um sie würdig zu reinigen für das Dahinwandeln des Allerheiligsten. Der Altar an der Dreifaltigkeitssäule des Salzfertigers Etzinger ist schon teilweise aufgestellt. Am Friedhof droben werden die Gräber geschmückt wie zu Allerheiligen, nur freundlicher. Durch den Friedhof nimmt ja der Umgang seinen Anfang, da muß alles festlich sein. Einige Triumphbögen kann man bereits bewundern. Sie sind aus frischem Tannengrün mit Sträußchen aus Flieder, Rotdorn und Schneeballen. In dem schattigen Ort hält sich alles prächtig bis morgen.
Der folgende Morgen zeigte sich wieder ein bißchen bewölkt, sonst freundlich und ruhig, ein Wetter, wie man es sich zur Feier nur wünschen kann, denn scheint die Sonne voll aus, so wird es am See sehr heiß. Am Land, am Kirchengang, in den Schiffen standen und saßen die Menschen gedrängt. Ich steige in einen grüngeschmückten Kohlenmutzen und erobere mir einen Platz. Das prächtige Altarschiff, das Bergmusikschiff, das Schiff der weißen Mädchen warten schon auf ihre Gäste. Und nachdem das erste Evangelium am Marktplatzaltar verlesen ist, naht sich die wunderbare Feierlichkeit. Unter dem feierlichen Geläute der Glocken steigt der Pfarrherr mit der Monstranze ins Schiff, die drei großen, reich geschmückten Zillen füllen sich und gleiten langsam auf das Wasser hinaus. Schier unzählige Fahrzeuge aller Arten und Größen folgen.
Die Pöller im Pöllerschiff krachen, noch immer läuten am Land die Glocken, ihr Klang folgt den Schiffen. Nun schwebt Gott über den Wassern. Die gewaltigen Mauern der Berge blicken still und demütig hernieder, der See liegt wie ein Spiegel, als wage er nicht zu atmen. »Deinem Heiland, deinem Lehrer...« klingt das alte Lied lieblich in dieser erhabenen, freien Bergnatur. So. ziehen sie hinaus, bis über die Mitte des Sees. Endlich zwischen Schloß Grub und dem sogenannten ,,Kreuz« halten sie an. Nun sieht man die ersten Häuser der Ortschaft Salzberg, hoch droben vor den Felsen des Plassen.
Der heilige Augenblick kommt. Alles schweigt, man hört die lateinischen Worte der Priester, dann frommen Gesang der Kinder, der Schulschwestern und Lehrerinnen, das Klingen der Geigen. Dann hebt der Pfarrherr die Monstranz und segnet hinauf zum Bergwerk:
»Der Segen des allmächtigen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes steige auf uns herab und über die Früchte der Erde und über diesen Salzberg —- et super montem salinarum, und bleibe allezeit. Amen-«
Die Glöcklein schallen, die Böller krachen, im Widerhall klingt die lobpreisende Stimme der Berge. —- —-
Unter den Klängen der Salinenkapelle ziehen die Schiffe hierauf in die Lahn, wo alles ans Land steigt. Der Sudhütte gegenüber, an dem Kanzlistenhaus, ist ein Altar errichtet; hier ruft der Pfarrherr Gottes Segen auf diese Arbeitsstätte hernieder: ,,Et super has salinas!« Die Bundesheerabteilung aus Obertraun gibt ihre Salve ab. In nächfter Nähe ragt das riesenhafte Gewände des Hirlatz empor, hinter der Sudhütte beginnt das blühende Echerntal. Schönheit und Feier überall.
Von hier aus zieht die Prozession zum Kriegerdenkmal, wo das letzte Evangelium verlesen wird im Gedenken an die Gefallenen, und von dort wieder heim. Viele hunderte von Menschen haben ihr beigewohnt und manche sparen das ganze Jahr, um nur an diesem Tag herkommen zu können.
Die Prozession wurde in diesem Jahre tongefilmt. Der große Apparat hiezu wurde ebenfalls auf einem geschmückten Kohlenmutzen auf den See geführt. Der Film wird wohl bald zu sehen sein.
L. Nowak - Wels.
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