„Na Dat, den bring i dem Kaiser noch Ischl.“
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Ein gehörnter Hecht.
Vergangene Woche wurde vom Bürgermeister und Fischmeister Herrn Jos. Höpplinger in Hallstadt ein weit und breit vielleicht noch nie gesehener „gehörnter Hecht“ im See mit dem Netze gefangen.
Derselbe ist fünf Kilo schwer und mißt 85 Centimeter Långe. Das Abnorme an selben ist, daß er sich von dem gewöhnlichen Hecht mit dem mehr spitzigen Maul durch ein mehr rundes und einen etwas plattgedrückten Kopf unterscheidet und unterhalb der Augen mit zwei Stück 1 1/2 Centimeter langen, nach rückwärts sich biegenden, harten, sechs Millimeter dicken zugespitzten Hörnern,wie bei jungen Gaiskitzen versehen ist, und daß die großen Schwimmflossen nicht, wie gewöhnlich, dunkel, sondern fleischfarbig, wie bei den Salblingen sind.
Dieses höchst seltene Exemplar eines unter die Gattung der Hechte gehörenden Fisches wurde über Genehmigung des Kronprinzen Rudolf vom Bürgermeister Höpplinger Höchstselbem verehrt und durch dessen Sohn Freitag Vormittag auf der kaiserlichen Villa in Ischl in frischem, lebendem Zustande übergeben, über welches Prachtexemplar von dem Kronprinzen und der kaiserlichen Suite die größte Bewunderung ausgedrückt wurde.
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Die Texte sind von Josef Zauner, den Grillkönig von Hallstatt.
Der Hecht mit Hörner
Josef Höplinger war der letzte private Fischer am Hallstätter See. Er war Pächter bis die K.K. Forstverwaltung die Fischerei in Eigenverwaltung übernahm.
Er war noch ein junger Bursche, da ging ihm eines Tages ein großer Fisch mit Hörner ins Netz. Sein Vater, der auch auf der Fuhr daneben stand, war sehr abergläubisch und schrie:
„Schmeißts 'n wieda eini, mia hom an Teufö gfongt.“
Josef erwiderte:
„Na Dat, den bring i dem Kaiser noch Ischl.“
Er gab den Fisch in einen Kalter, dem sie im See in der Schiffhütte eingebaut hatten und lief nach Ischl. (24 km) in die Kaiservilla und fragte, ob er den Fisch untertänigst bringen dürfte.
Man war sehr interessiert den Fisch zu sehen und so lief er wieder heim um den Fisch zu holen.
Damals gab es noch keine Bahn. Nur einen schmalen Waldweg nach Gosaumühle und dann eine Schotterstraße weiter nach Ischl.
Er gab den Fisch in ein Lagel (hölzerner Fischbehälter mit Wasser gefüllt) legte diesen auf eine zweirädrige Karre, im Dialekt -Gårn- genannt, und machte sich damit auf dem Weg nach Ischl.
Er gab den Fisch in der Küche der Kaiservilla ab.
„Koan Kreiza hom's ma dofir geb'n, nit amoi wos z'Ess'n oda z' Dringa. Ob da Kaisa den Fisch tzehg'n kriagt hot, woas i nit.“
Er machte sich dann wieder auf den Heimweg, aber damit ist die Geschichte noch nicht aus.
Es war Kiritag-Sonntag. Da hatten sich die Hallstätter ausgemacht, die Obertrauner anständig zu verprügeln, wenn sie zum Tanz herüber kommen. Weil die einen Hallstätter, den sie bei einem Mädchen in Obertraun erwischt hatten, zu einem halben Krüppel geschlagen hatten.
Das musste ja zurückgezahlt werden und dafür war der Kiritag die beste Gelegenheit. Und gerauft musste ja ohnehin werden, denn sonnst wäre es kein Sonntag. Der Tanz war im Vereins-Wirtshaus, das heute die Pension Hallberg ist.
Nachdem er von Ischl heimkam, zog er sich noch schnell um und eilte zum Wirtshaus. Da es schon später am Abend war, waren keine Obertrauner mehr da.
„Wo san's en!“
fragte er.
„De san eb'n mit da Fuhr weg. Do siagst das no.“
Damals ging der Verkehr mit der Fuhr (Plätte) über den See.
Sie fuhren den Obertraunern nach, holten sie in der Seemitte ein und gingen dann mit den Rudern aufeinander los. Es spielte sich eine richtige Seeschlacht ab.
Ich möchte noch bemerken, dass die Geschichte mit dem Hecht kein Fischerlatein ist, sondern sich wirklich abgespielt hat. Genau so wie die Geschichte mit dem abgebissenen Daumen.
Von Josef Zauner erzählt:
Der abgebissene Daumen.
Der Eder Franz, ein pensionierter Bergmeister und guter älterer Freund erzählte mir folgende Geschichte:
Meine Mutter war deinem Grossvater ihr Lebtag lang dankbar, weil er meinem Bruder den Poldl in die Saline verholfen hat. Ich kannte die alte Ederin noch.
Sie kam eines Tages, es war noch vor dem ersten Weltkrieg zu meinem Grossvater auf die Gemeindestube. Diese war damals noch auf der Kirchenstiege in dem Haus was heute dem Heiniger gehört.
„Herr Bürgermeister, bitte helfen Sie mir.“
„Ja was hat es denn, Ederin?“
„Ja ich bin ganz verzweifelt.“
Der Poldl (ihr Sohn) wäre in der Saline angekommen und weil er aber am Sonntag am Kiritag gerauft hat, nimmt ihn aber der Oberbergrat nicht auf.
„Ah, das werden wir schon regeln. Gehn wir hinüber ins Amtshaus und reden wir mit dem Bergrat.“
Sie gingen zusammen hinüber. Der Bergrat war zuerst sehr unwillig.
„Ich habe genug Schwierigkeiten mit den Raufern. Jeden Sonntag wird einer krankgeschlagen. Ich habe dauernd Ausfälle. Da werde ich nicht einen aufnehmen, von dem ich in vorhinein schon weiß, dass er ein Raufer ist.“
Mein Großvater darauf:
„Was, diese Rauferei nennen Sie raufen? Da hätten Sie da sein sollen, wie wir noch jung waren. Da haben wir einmal mit den Lahnern am Marktplatz gerauft. Dabei habe ich einen Lahner den Daumen abgebissen. Wir haben die Burschen dann in die Lahn hinüber gejagt und beim Kernmagazin habe ich ihn erst ausgespieben.“
Darauf fing der Bergrat schallend zum lachen an und sagte:
„Wenn das in Hallstatt so rauhe Sitten sind, dann Schwamm drüber."
Und der Poldl, er war der älteste von vier Brüdern, war in der Saline als k.u.k. Arbeiter aufgenommen. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung nach dem 2. Weltkrieg.
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