Die Sozialdemokratie in der Monarchie.
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Eine kleine Auswahl von vielen Zeitungsartikel im Zeitraum von 1890 bis zu einem großen Wahlsieg der Sozialdemokraten in Hallstatt 1919.
Rote Nelke (Foto: Thomas Lehmann)
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Karl Kautsky war einer der wichtigen sozialdemokratischen Politiker seiner Zeit. Er war 1879 und in den 1920er Jahren in Hallstatt.
Das Folgende steht in seinem Buch, "Erinnerungen und Erörterungen", über die Hallstätter Arbeiterbewegung.
(gekürzt)
Umso reicheres Arbeiterleben fand ich im Jahr darauf 1878 in Hallstatt. Bergwerke liegen zumeist in schwer zugänglichen Gegenden. Fern von schiffbaren Flüssen und sonstigen Verkehrsstrassen. Das schloss in neuerer Zeit die Bergarbeiter oft ab von der übrigen Arbeiterbewegung, verzögerte ihren Anschluss an diese.
Vor dem aber erleichterte diese Abgelegenheit der Bergwerksgegenden die Erhaltung der Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Bewohner, und die Art ihrer Beschäftigung verlieh den Bergarbeitern Kühnheit und technisches Geschick.
Das machte im Zeitalter der Reformation die Bergarbeiter zu den streitbarsten Anhängern des Protestantismus.
Sie sind protestantisch bis auf den heutigen Tag. Trotz dem modernen Staatswesen, das aus den Salzbergwerken staatliche Monopole machte und ihre Arbeiter einer strengen disziplinierten staatlichen Bürokratie unterwarf. Im Jahre 1848 wurden jene Gegenden freiheitlicher, namentlich antiklerikaler Bewegung, und seit 1869 fand dann wieder die Lehre des Sozialismus schnell Eingang bei den Arbeitern der Berg- und Sudwerke des Salzkammerguts.
Die dem politischen und dem Monopolcharakter der Betriebe am besten angepasste Form der Arbeiterorganisation war dort die des Konsumvereins. Der Hallstätter Konsumverein, den ich näher kennenlernte, war vorbildlich organisiert und geleitet. Er vermittelte den Hallstättern den Erwerb preiswerter, solider Erzeugnisse der Industrie, aber auch von Nahrungsmitteln, die in der felsigen, unfruchtbaren Gegend nicht gediehen. Um 1878 konnten auch Nichtmitglieder im Konsumverein kaufen. Daher profitierte die ganze Bevölkerung von Hallstatt von ihm, samt Sommergästen und Passanten.
Aber nicht nur materielle Güter vermittelte der Verein der Bevölkerung. Indirekt bemühte sich seine Leitung, ihr höheres Wissen, neuere Ideen zugänglich zu machen. Der Obmann des Vereines war der Bergarbeiter J. (wenn ich nicht irre Josef) Viertbauer. Ebenso klug und wissensdurstig wie mannhaft und kühn, wusste er sich trotz aller Schikanen und Massregelungen durch tückische Vorgesetzte zu behaupten. Er hielt und verbreitete das Parteiorgan (1878 „Der Sozialist“). So bekam ich sofort seine Adresse und trat in Verbindung mit ihm. Wir fanden Gefallen aneinander, jeder hatte dem andern viel zu geben. So schlossen wir bald herzlichste Freundschaft.
1889 wurde in Hainfeld die Sozialdemokratische Arbeiter Partei Österreichs gegründet. (SDAP)
1907 ist das allgemeine Männerwahlrecht gekommen. Die Frauen durften erst 1919 wählen.
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Landtagswahl 1890: Nur zwölf Wahlberechtigte, das Wahllokal war in Gmunden.
Brav hielten sich besonders die Hallstätter bei der Wahl. Von zwölf Wahlberechtigten, worunter von jeder zwei clerical waren, erschienen in Gmunden zehn zur Wahl, davon stimmten acht liberal und zwei clerical.
Gmunden Foto: Wilhelm Burger 1870
1892 entstand eine zentrale Gewerkschaftsorganisation.
In dieser Zeit waren Arbeiter/innen sehr arm, auch die Salinenarbeiter. Aber auch durch ihre solidarischen Spenden wurde der Arbeitskampf in ganz Österreich finanziert.
In der Arbeiter Zeitung erschien regelmäßig wer für was gespendet hat.
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Für die streikenden Bergarbeiter Steiermarks :*)
Herzliches Glückauf von einigen Berg- und Hüttenarbeitern aus Hallstatt 5.50.-
Für die streikenden Büglerinnen:
Riezinger Hallstatt -.20.
Für die Familien der Inhaftirten:
Riezinger Hallstatt -.20.
Für die Familien der Inhaftirten:
Viertbauer in Hallstatt
Beiträge für den Fond zur Gründung eines täglich erscheinenden Blattes
Riezinger Hallstatt-.20
(Die Wahrheit wurde 1896 gegründet)
Für die Familien der Inhaftierten
Viertbauer in Hallstatt -.20
Für die Brünner Textilarbeiter.
Die Rothen von Hallstatt 5.-
Für die Brünner Textilarbeiter
Von unorganisierten Genossen in Hallstatt 10.-
Sammlung für die streikenden Bergarbeiter
Josef Schmaranzer in Hallstatt gesammelt 11.20
Solche Anzeigen, bei denen Hallstätter*innen spendeten, gibt es viele.
Was mich verstört:
"Für die streikenden Buchdrucker Deutschlands" haben die Antisemitischen Sozialdemokraten 3. Bezirk gespendet.
Bild von der Arbeiter Zeitung Fr, 29. Januar 1892
Aus:
Grundton der Ersten Republik
Ausstellungsbroschüre von Michael Rosecker
Der Antisemitismus und die Sozialdemokratie –
Die SDAP als „Judenschutztruppe“ mit Widersprüchen.
In der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) spielte der Antisemitismus eine untergeordnete Rolle, da sie versuchte, ein übernationales Klassenbewusstsein zur Identitätsbildung und Mobilisierung zu schaffen. Vielmehr verstand sich die Sozialdemokratie als Emanzipationsbewegung, die Menschen aus wirtschaftlicher und rechtlicher Abhängigkeit befreien wollte.
Aus diesem Verständnis heraus schlossen sich ihr viele Jüdinnen und Juden an und übernahmen sowohl in der politischen Praxis als auch in der theoretischen Arbeit führende Rollen ein. Seit ihrer Gründung 1888/89 wurde gegen die SDAP als „verjudete Partei“ mobilisiert.
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Das ist eigentlich ein Bericht gegen eine Versammlung der Sozialdemokraten in Obertraun. Habe ihn sehr gekürzt.
Obertraun, 8. Februar.
(Es ist kein Dörfchen so klein, die Soci- finden hinein!)
Selbst in unser friedliches Gebirgsdörfchen tragen sie ihre Ideen. Schon acht Tage vorher verkündeten rothe Zetteln— roth ist bekanntlich die Lieblingsfarbe der alles mit Liebe verschlingenden Soci— die Abhaltung einer rothen Versammlung in Obertraun, bezweckend die Aufstellung eines Candidaten für die V. Curie.
Es waren ungefähr 80 Zuhörer, meist Salinenarbeiter (Bergarbeiter aus Hallstatt) erschienen. >>>
Foto: Friedrich Widter
Hallstatt. (Nach den Wahlmännerwahlen.)
Nur bedauert man allgemein hier, daß die Umsturzpartei so viele Anhänger hat, da von 307 giltig abgegebenen Stimmzetteln 139 Stimmen auf socialdemokratische Wahlmänner fielen. Ein Beweis dafür, daß diese Umsturzpartei bedeutende Fortschritte macht.
Diese Umstürzler hatten nach der Wahl, bei welcher sie durchfielen, den traurigen Muth, die kaisertreuen Wähler zu beschimpfen und zu verhöhnen. Ja, es ist rein unglaublich, daß in hiesiger Gegend, wo fast alle Arbeiter des Kaisers Brot essen, sie sich einer Partei anschließen, welche vom Kaiser nichts wissen will, einer Partei, welche das Christenthum verleugnet, es hasst und bekämpft.
Jetzt bei den Wahlen hat es sich gezeigt, daß die socialdemokratische Partei hier viele Anhänger hat. Jetzt wäre noch vielleicht Zeit, daß von berufener Seite dieser Umsturzpartei Einhalt geboten werde, wenn es nicht noch schlimmer werden soll.
Jetzt also vorbeugen, damit es nicht zu spät wird.
Der Staat als Arbeitgeber.
......
Ganz besonders zeichnet sich im Schwingen der Hungerpeitsche und im Strafen der Verwalter Schrammel aus.
Vorige Woche hat Bergrath Hutter, allenfalls auf Grund des bekannten Erlasses des Handels- und Ackerbauministeriums, den Arbeitern bei Strafe der Entlassung die Maifeier verboten. Der biedere Bergrath hat durch diese Drohung der Sozialdemokratie nur einen guten Dienst erwiesen, er hat die Arbeiter geradezu zum Haß und zur Verachtung behördlicher Verfügungen aufgereizt, wie es ein sozialdemokratischer Agitator nicht besser getroffen hätte, er hat die leider noch zahlreichen gleichgiltigen und unbewußten Arbeiter Hallstatts auf die Bestrebungen der organisirten Arbeiterschaft aufmerksam gemacht. Wir danken dem Herrn Bergrath für seine Agitation. >>>
Staat und Kirche war nicht getrennt und das Wahlrecht war gestaffelt. (Dreiklassenwahlrecht)
Wer viel Steuer zahlte oder den richtigen Beruf (z.B. Pfarrer) hatte, war im ersten Wahlkörper mit 12 Wahlberechtigten in Hallstatt.
Wer wenig Steuern zahlte, war im dritten oder vierten Wahlkörper (Kurie) und konnte weniger mitbestimmen. Alle drei Jahre war Gemeindewahl.
Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Oesterreich. Abgehalten in Wien vom 30. September bis 4. Oktober 1907:
"Am längsten ist die Partei in Hallstatt vertreten. Dort haben wir schon seit 1900 sozialdemokratische Gemeindeausschüsse."
Socialdemokratische Wahlsiege. Linz, 7. November.
In Gosau (Wahlkreis Steyr) wurden mit 127 (!) von 132 abgegebenen Stimmen die socialdemokratischen Wahlmänner gewählt.—
In Gmunden, wo im Jahre 1897 durchwegs Clericale gewählt wurden, gelang es, die Clericalen aus einer Section (Stadt) hinauszuwerfen. Die anticlericale Liste (vier Socialdemokraten und drei Deutschnationale) gieng mit großer Majorität durch.
Sämmtliche sieben Wahlmänner werden für den socialdemokratischen Candidaten stimmen. In der zweiten Section gelang es den Clericalen, sich zu behaupten. Wie die Dinge liegen, dürften wir in den zwei Wahlkreisen Linz und Steyr den Clericalen mehr als fünfzig Wahlmännerstimmen abnehmen.—
In Hallstatt wurden drei socialdemokratische Wahlmänner gewählt. Im Jahre 1897 war Hallstatt noch schwarz.
Aus Hallstatt wird gemeldet, dass in der V. Curie drei socialdemokratische Wahlmänner gewählt wurden. Im Jahre 1897 wählte Hallstatt noch clerical.
Die Ortsgruppe Hallstatt der Gewerkschaft wurde 1905 gegründet.
Die k.k. Stadthalterei hat den rechtlichen Bestand............sowie jene der ,,Ortsgruppe Hallstatt des Verbandes der Arbeiterschaft der Papier-, der chemischen und Gummi-Industrie Österreichs, beide mit dem Sitze in Wien, nicht untersagt.
Auf www. rotbewegt.at.
Es gab Demonstrationen für eine Änderung des Wahlrechts im Salzkammergut.
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1905 waren große Demonstrationen in Österreichs Städten für eine Wahlrechtsreform, die Hallstätter*innen haben einen freien Tag zum demonstrieren gefordert.
(gekürzt)
Goisern, 5. Dezember (Sozialdemokratisches)
Die schon im Arbeiterversammlungsberichte erwähnte Tat der Hallstätter Sozialdemokraten hat bei ihren Christlich gesinnten und auch sonst mit Überlegung vorgehenden Kollegen bei der Saline großen Unwillen hervorgerufen.
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In Ischl, Goisern und Hallstatt waren eben jetzt nacheinander sozialdemokratische Wahlrechtsversammlungen und da sind wieder Verhetzungen der Leute aufgeführt worden nach sozialdemokratischen alten Brauch. Man kommt da zur Überzeugung, dass der künftige Sozi-Staat in Indianerart und mit eine Knüppel im Wappen bestehen wird.
Bei der Anwesenheit des Reichsratsabgeordneten Georg Ramsauer in Hallstatt wurde ihm von Salzbergarbeitern Bitten und Wünsche vorgetragen, die Abgeordneten Baumgartner geeigneten Ortes zu unterbreiten versprach.
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Gelegentlich bei einer Audienz beim Herrn Finanzminister Kosel, beklagte sich letzterer Herrn Baumgartner gegenüber, dass ihm sein Wohlwollen gegen die Arbeiter schwer gemacht werde.
Obschon die Regierung das allgemeine, gleiche, directe Wahlrecht einführen will, behelligten den Minister die sozialistischen Salinenarbeiter in Hallstatt telegraphisch, er möge ihnen den 28. November behufs Demonstrationen zur Parlaments-Eröffnung freigeben.
Die Antwort auf selbstverständlich abschlägigen Bescheid war ein grober Artikel der Wiener "Arbeiter-Zeitung" gegen jenen Minister, der sich bereit erklärte, die Wünsche dieser Arbeiter möglichst zu erfüllen.
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Die Abgeordneten Pernerstorfer, Dr. Adler, Schumeier mit seinen Hausknechten werden beim Minister im Bevormundungswege für die arärischen Arbeiter nie etwas erreichen, es fehlt ihnen der Einfluß, sie sind nur Meister im Verhetzen der Leute, welche dann stumpf dastehen und keine gescheidte Antwort wissen, wenn ihnen ihr keckes, schadenbringendes Vorgehen vorgehalten wird, wie christliche Salinenarbeiter erzählen.
Ein informativer Link auf frauenmachengeschichte.at:
Hallstatt, 28. Juni.
(Zur Frage der Frauen-Emanzipation.)
Die im heutigen Zeitalter moderngewordene Frauen-Emanzipation hat nun auch in den Frauenkreisen der Hallstätter Arbeiterschaft platzgegriffen. Der fortschrittliche Hang, auch als Frau ins öffentliche Leben einzugreifen, im öffentlichen Leben von sich reden zu machen, hat die Köpfe einiger Hallstätter Frauen verdreht und eine Mißgeburt in Gestalt eines langen Tratschbriefes hervorgebracht, der verdient öffentlich besprochen zu werden, um diese Heldentat im rechten Licht zu zeigen.
Dieselben faßten nämlich im Vollbewußtsein ihres Heroismus die kühne Idee, an den Abgeordneten Hochw. Herrn Georg Baumgartner anonym zu schreiben. Es sei die letzte Arbeiter-Lohnaufbesserung, führten sie in diesem Briefe aus, nicht wie gewünscht ausgefallen, und unter nicht enden wollendem Klatsch wurde er gebeten, daß er die Sache wieder in die Hand nehme und gescheiter mache. >>>
1906 erreichen Sozialdemokraten sämtliche Mandate im 3. Wahlkörper.
Ab da dürften sie die Mehrheit gehabt haben.
Gemeindewahlsieg in Hallstatt.
Aus Hallstatt wird uns geschrieben:
Kürzlich fand hier die Gemeindeausschußwahl statt, wobei es der Partei gelang, sämtliche Mandate des dritten Wahlkörpers zu erringen. Von 258 Wählern des dritten Wahlkörpers erschienen 128 an der Urne. Es entfielen auf die Genossen Barthol. Gamsjäger sen. 88, Josef Höll 88, Josef Fischer 77, Karl Pfandl 77, Johann Edlinger 74, Leopold Schilcher 73 Stimmen; ferner wurden die Genossen Leopold Theiß und Leopold Höll mit 72 und Matthias Binder mit 65 Stimmen zu Ersatzmännern gewählt. Die von der christlichsozialen Partei aufgestellten Kandidaten blieben mit durchschnittlich 30 Stimmen in der Minorität; die anderen Stimmen waren zersplittert.— Dieses Ergebnis ist um so erfreulicher, als der Sieg aus eigener Kraft und dank der tüchtigen Werbearbeit unserer Genossen ohne jedes Kompromiß errungen wurde und daß die Christlichsozialen, die das vorigemal noch 60 Stimmen aufgebracht hatten, diesmal so sehr zurückgegangen sind. Es geht vorwärts auch in unserer herrlichen Gegend.
Hallstatt, 5. Mai. (Zur Wahl.)
Daß die Sozialdemokraten in der allgemeinen Kurie der Landgemeinden eine so hohe Stimmenzahl erlangten, wird den Kenner der hiesigen Verhältnisse nicht Wunder nehmen. Es sind k. k. Salinenarbeiter, Eisenbahner, forstärarische Arbeiter, die der revolutionären Sozialdemokratie ihre Stimme geben.
Aber sie allein waren es nicht. Auch Gewerbetreibende und Bauern stimmten rot. Was nun die letzteren anbelangt, schrieb anläßlich der letzten Reichsratswahl ein Flugblatt der landwirtschaftlichen Zentralstelle in Wien:
„Jeder österreichische Landwirt. der offen oder verkappt mit den Sozialdemokraten gemeinsame Sache macht, ist entweder ein Dummkopf oder ein elender Abtrünniger, dem das Schandmal des Verrates an der heimischen Scholle als abschreckendes Beispiel auf die Stirne gedrückt werden muß," >>>
Die Achtstundenschicht ist 1918 gekommen.
Gefordert wurde sie in Hallstatt schon 1910 und vielleicht schon vorher.
Eine informative Webseite von der GPA:
Gewerkschafl. Arbeiterverbandsgruppe Hallstatt. Sonntag den 20. Februar fand im Gasthause des Arbeiterkonsumvereines eine von dem gewerkschaftl. Arbeiterverband der Ortsgruppe Hallstatt einberufene Versammlung betreffend die Lage der Salinenarbeiter statt, welche sehr gut besucht war. Es wurde bei derselben nachstehende Resolution aufgestellt, welche auch von den Anwesenden der christlichsozialen Partei angenommen wurde:
„Die Salinenarbeiter der alpinen Salinen protestieren energisch gegen die fortwährende Verschleppung der Einführung der Achtstundenschicht in den kontinuierlichen Betrieben der Salinen, indem sie auf die gesetzlichen Bestimmungen Hinweisen, welche die Einführung der Achtstundenschicht in diesen Betrieben verlangen. Die Versammelten protestieren auch gegen die Verweigerung einer Teuerungszulage, um welche sie schon vor Jahresfrist gebeten haben, sie verlangen für alle jene Arbeiter, welche keine ärarischen Wohnungen besitzen, ein Quartiergeld und fordern außerdem den Bau von Arbeiter-Wohnhäusern. Schließlich verlangen die Salinenarbeiter, daß alle ihre in der Petition vom Jahre 1909 aufgestellten Forderungen vom Staate endlich erfüllt werden und daß ihre Lohn- und Arbeitsverhältnisse künftighin auf gesetzlichem Wege geregelt werden. Die Versammlung dankt allen Herren Abgeordneten, welche sich für die Interessen der Salinenarbeiter angenommen haben und ersucht dieselben, sie auch fernerhin in ihrem schweren Kampfe zu unterstützen."
Vom oberösterreichischen Parteitag der Sozialdemokraten in Linz.
...
Die Partei verfügt in 19 Bezirken über 73 Lolalorganisationen, die Zahl der politisch organisierten Männer beträgt 5377, jene der politsich organisierten Frauen 693, insgesamt 6070, das sind um 816 mehr als im Vorjahre. Weiters gehören zur Organisation: Die Gewerkschaften, welche 11.000 Mitglieder zählen, die Bildungsarbeit, die sich vor allem in 44 in verschiedenen Orten des Landes abgehaltenen Vorträgen über das Parteiprogramm äußerte, die Parteischule in Linz, die Frauen- und Jugendorganisation, die Konsum- und Produktgenossenschaften und die Tätigkeit der 32 sozialdemokratischen Gemeindevertreter, die sich auf die Orte Linz, Traun, Steyr, Stoder, Goisern, Gosau, Hallstatt-Obertraun und Attnang verteilen. Die Wichtigkeit der Konsumvereine wurde den „Genossen" dringend ans Herz gelegt. Der Parteitag sprach sich für eine sofortige Landtags- und Gemeindewahlreform „auf breitester Grundlage" aus. Die große Bedeutung der Gemeindeverwaltungen für die Arbeiter wurde dabei hervorgehoben.
Arbeiterwille 12. Februar 1911 Der Artikel ist gekürzt.
Forstarbeiterkonferenz für das Salzkammergut
Sonntag den 5. Februar 1911 um 1 Uhr nachmittags fand im Konsumvereinshaus in Goisern eine stark besuchte Forstarbeiterkonferenz statt. Es waren die Orte Goisern, Ischl, Ebensee, Gosau, Hallstatt, Grundlsee, Alt-Aussee, Aussee und Mitterndorf vertreten.
„Die heutige Konferenz der sozialdemokratisch organisierten Forstarbeiter aus Ischl, Gosau, Hallstatt, Grundlsee, Alt-Aussee, Aussee und Mitterndorf beirrt unentwegt auf den Forderungen, die im Antrage Schrammel und Genossen niedergelegt sind. Die Konferenz protestiert gegen die provisorische Lohnregulierung, die nur eine ganz minimale, bei den herrschenden Teurungsverhältnissen ungenügende Verbesserung der Lage der Forstarbeiter herbeiführte. Bei der definitiven Regelung der Lohnverhältnisse verlangen die Forstarbeiter als das allermindeste Entgegenkommen:
1. Streichung der ersten vier Lohnstufen der zweiten Lohnklasse. 2. Erhöhung der Lohnstufensätze um 20 Prozent. 3. Automatische Vorrückung in die nächsthöhere Lohnstufe nach drei Jahren. 4. Rascheste definitive Regelung der Lohnverhältnisse. 5. Aufnahme des Nichtständigen nach dem ersten ersten Dienstjahre und Anrechnung derselben bei der Vorrückung. Im Übergangsstadium der Anstellung Anrechnung aller Dienst- und Militärjahre bei der Einreihung in die Lohnstufen der Ständigen. 6. Bemessung der Pension bei den derzeitigen Pensionisten nach 25 anrechenbaren Dienstjahren nach der höheren Lohnstufe. 7. Bezahlung der gesamten Spitalskosten bei Unfällen neben der Auszahlung des Krankengeldes.
1923 fusionierte der Verein "Freie Schule" mit den Kinderfreunden.
Versammlungen der »Freien Schule« in Oberösterreich.
Am vergangenen Samstag sprach konzipient Theodor Bernhard in einer Versammlung der «Freien Schule« in Hallstatt die sehr gut besucht war über die Ziele des Vereines »Freie Schule«. Die Versammlung in welcher »sich eine sehr rege Debatte über den unberechtigten Zwang der Schulkinder zu religiösen Übungen entspann und in welcher auch eine Kundgebung gegen die protektionsweise Ernennung des klerikalen Landtagsabgeordneten Bundschuh zum Bürgerschuldirektor in Gmunden erfolgte, hatte das Ergebnis- daß die Gründung einer Ortsgruppe in Hallstatt beschlossen wurde. Zahlreiche neue Mitglieder traten der »Freien Schule« bei.—
Am vergangenen Sonntag wurde die Ortsgruppe Gosau gegründet.
Die Versammlung war von mehr als 100 Personen besucht
Das Referat führte ebenfalls Konzipient Bernhard. Der größte Teil der Versammelten trat der neuen Ortsgruppe bei.
Hallstatt, 20. November. (Das Ergebnis der Gemeindewahl) ist folgendes:
Der dritte Wahlkörper wählte bei dieser letzten Gemeindewahl lauter Anhänger der sozialdemokratischen Partei. Im 1, und 2. Wahlkörper dürften die christlichsozialen Prinzipien überwiegen.—
1. Wahlkörper: Ladislaus Kainz, Hotelier:
Leopold Pölleritzer, Direktor der k. k. Fachschule: Valentin Dünnewald, bischöfl. Konsistorialrat und Pfarrer:
Paul Sorgo, k. k. Bergrat:
Julius Klein, k. k. Oberbergkommissar:
Dr. Karl Wallner, Salinenarzt. Ersatz: Friedrich v. Sattler, ev. Pastor:
Johann Klackl, Hotelier und Brauereibesitzer:
Rudolf Neuwinger, k. k. Forstverwalter.—
2. Wahlkörper:
Josef Höpplinger, Realitätenbesitzer:
Josef Faber, Kaufmann:
Gottlieb Thalhammer, Besitzer der Gosaumühle:
Johann Pfandl, k.k. Obersteiger i. P.:
Rudolf Bocic, Hausbesitzer:
Sebastian Böck, Schmiedmeister. Ersatz: Johann Wieser, Gastwirt. Lahn:
Joh. Wolkerstorfer, Gastwirt, Hallstatt:
Joh. Gühl, Fachlehrer.—
3. Wahlkörper:
Josef Binder, Obertraun:
Franz Scheutz, Hallstatt:
Heinrich Kirchschläger, Hallstatt:
Joh. Edlinger, Obertraun:
Karl Pfandl, Hallstatt:
Johann Edlinger, Winkl. Ersatz: Joh. Madlberger, Hallstatt:
Joh. Binder (Stögner), Obertraun: Joh. Binder (Kohler), Hallstatt.
Salzkammergut-Zeitung 10. Dezember 1916 Hallstatt. Zum Tode Sr. Majestät.
Am Mittwoch, den 22. v. M., verbreitete sich auch hier schon in den ersten Morgenstunden die traurige Kunde von dem erfolgten Tode Sr. Majestät unseres geliebten Kaisers, welche allgemeines Bedauern anslöste. Alle öffentlichen Gebäude und Ämter sowie viele Privathäuser tragen Trauerfloren. Am Sonntag wurde nach dem vormittägigen Gottesdienste in allen drei Kirchen eine halbe Stunde lang geläutet? am Donnerstag, den 30. v. M., wurde in der katholischen sowie auch in der evangelischen Pfarrkirche der offizielle Trauergottesdienst abgehalten, welchem alle Persönlichkeiten und Körperschaften des Ortes beiwohnten,
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Friedensversammlungen
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Hallstatt, zur Friedensversammlung am Sonntag den 2. Dezember im Arbeiter-Konsumvereinsgasthause fanden sich viele Männer und Frauen von Hallstatt und Obertaun ein. Als Referent war Gen. Stock aus Linz erschienen, als Regierungsvertreter Kommissär Kowat aus Gmunden. Die Begrüßungs- und Schlußrede hielt Vorsitzender Gen. Moser. über die Bedeutung dieser Kundgebung sprach Gen. Stock volle zwei Stunden in herzbewegenden Worten.
Die Stimmung der Versammlungsteilnshmer war überaus ernst; die Arbeiter wollen den Völkerfrieden und Brot!
Unter den Eindruck, daß wir jetzt in einer Zeit leben, in der die Menschen großen Ideen Hirn und Herz öffnen, in der Mllionen die Wahrheit der sozialistischen Lehren erkennen, ging die Versammlung auseinander.—
Zu bemerken wäre noch, daß kein k.k. Beamter oder Unterbeamter, kein Mann aus dem Gemeindekonsilium, kein Bürger den Weg zur Friedensversammlung fand. Das werden wir uns gut, sehr gut merken!
Die ersten wirklich gleichen Wahlen mit Frauenwahlrecht waren dann am 16. Februar.
Es wurde die Nationalversammlung gewählt.
Es war ein Erdrutsch nach Links, auch in Hallstatt. Obwohl Oberösterreich eine bürgerliche Mehrheit behielt.
18. Mai Landtags- und Gemeinderatswahlen in Oberösterreich. Im Landtag haben die Christlichsozialen die Mehrheit errungen. In Hallstatt ist Josef Wesenauer (Sozialdemokraten) zum Landtagsabgeordneten und Bürgermeister gewählt worden. Hallstatt war eine der Gemeinden mit absoluter sozialdemokratischer Mehrheit.
Die erste demokratische Gemeindevertretung wurde am 7. Juni 1919 konstituiert.
Neuwahl der Gemeindevertretung in Hallstatt.
Am 7. d. fand in Hallstatt die Neukonstituierung der Gemeindevertretung statt. Bürgermeister Josef Höplinger eröffnete um 1 Uhr nachmittags die Sitzung, begrüßte die vollzählig erschienenen Mitglieder des Gemeindeausschusses, besonders Herrn Bezirkshauptmann Pachta, und übergibt nach einigen Abschiedsworten den Vorsitz dem ältesten Mitglied des Geineindeausschusses, Herrn Ladislaus Kainz. Gemeinderat Wesenauer dankt hierauf dem scheidenden Bürgermeister für sein vierzigjähriges Wirken in der Gemeinde. Bezirkshauptmann Pachta leitet die Wahl des Bürgermeisters und der Gemeinderäte ein. Zum Bürgermeister wurde Genosse Josef Wesenauer, pens. Bergarbeiter, Landtagsabgeordneter, mit 17 von 18 abgegebenen Stimmen zum 1. Gemeinderat
Genosse Franz Duller, Stationsmeister, zum 2. Gemeinderat
Herr Josef Aschauer (christlichsozial), Salinenunterbeamter, zum 3. Gemeinderat
Herr Ladislaus Kainz, Hotelier (D- FDP.), gewählt.
Die Gewählten dankten für das ihnen geschenkte Vertrauen, erklärten die Wahl anzunehmen und leisteten hierauf die Angelobung. Bezirkshauptmann Pachta richtete einen.dringlichen Appell an den neugewählten Gemeindeausschuß, ganzer Kraft für das Wohl der Gemeinde zu wirken und versicherte den Ausschuß seiner tatkräftigen Unterstützung. Bürgermeister Wesenauer übernimmt hierauf den Vorsitz, ersucht den Gemeindeausschuß, sowie die Herren Gemeinderäte um ihre Unterstützung und versichert, seine Ganze Tatkraft und sein ganzes Können in den Dienst der Gemeinde zu stellen, und erklärt, daß er sich bemühen wird, ein objektiver und unparteiischer Vorsitzender zu sein.
Nach Erledigung einiger dringender Einlaufe betreffs Bau einer Hochspannungsleitung von Hallstatt nach Obertraun und Errichtung einer Bedarfsprüfungsstelle für Bekleidungsware in Hallstatt, sowie der Übernahme diverser Plätze im Gemeindegebiete in den Besitz der Gemeinde wurde die Geschäftseinteilung vorgenommen und sind die Parteien ihrer Stärke gemäß in den Sektionen vertreten.
Zum dritten Punkt der Tagesordnung meldet sich Herr Gemeinderat Aschauer zum Wort und ersucht um Aufklärung über das Verhältnis des Arbeiterrates zur Gemeindeverwaltung. Diese Anfrage wurde vom Gemeindeausschuss Moser als Vorsitzenden des Arbeiterrates beantwortet.
Gemeindeausschuß Reitter fragt den Bürgermeister, ob die Gemeinde Hallstatt ebenfalls an der amerikanischen Kinder-Hilfsaktion beteiligt ist. Der Bürgerrneister antwortet, daß ihm dermalen von dieser Aktion nichts bekannt sei, er werde jedoch entsprechende Schritte veranlassen und diesbezüglich einschreiten. GR. Aschauer beglückwünscht dann den Bürgermeister zu seiner Wahl in den Landtag. Derselbe Dankt und schließt die Sitzung.
Aloisia Hofinger war die erste Frau im Gemeindeausschuss.
Sie leitete die Kinderausspeisung, setzte sich für die Kinderfreunde und für den Verein "Freie Schule" ein.
Es ist somit Genossin Beutlmayr die einzige Frau im oberösterreichischen Landtag, da die bürgerlichen Parteien keine Frau an sicherer Stelle hatten. Bis jetzt sind in 14 Gemeinden Genossen bekannt, welche als Vorstands- oder Ausschuß-Mitglieder in die Gemeinde gewählt sind.
In Linz werden die Sozialdemokraten von 60 Mandaten 33 inne haben. Davon sind drei Frauen, und zwar die Genossinnen Therese Novak, Anna Tomaschek und Marie Beutlmayr.
In Steyr ziehen unsere Genossen als Dreiviertelmehrheit ein. Von den 35 Mandaten haben unsere Genossen 25 erobert, davon sind drei Frauen: Berta Kyssely, Marie Weinberger und Anna Grüner;
in Stehrermühl: Therese Schauer und Marie Keiner;
in Traun: Anna Zeiger;
in Kleinmünchen zwei Genossinnen;
in Wels zwei Genossinnen;
in Ebensee und Enns zwei Genossinnen;
in Eferding: Therese Jungbaur;
in Hallstatt: Aloisia Hofinger; in Ried: Anna Reithofer;
in Mauthausen: Marie Walter; in Leonding: Eleonore Prinstinger;
in Marchtrenk: Elise Martl;
in Goisern eine Genossin;
in Friedberg: Olga Brandner. Es dürften noch, mehr Frauen in Oberösterreich in die Gemrindestübe einziehen, jedoch sind die Zuschriften an das Frauensekretariat noch nicht eingelangt. Der Anfang ist in erfreulicher Anzahl gemacht, nun heißt es im Interesse der Wähler, des Landes und der Gemeindeangehörigen zu wirken. Ein reiches Feld der Tätigkeit bietet sich speziell den Frauen. Sollen die Schäden der Krieges eine Milderung erfahren, so sind gerade diese Körperschaften bestimmt, rasche Arbeit zu machen.
Marie Beutlmayr.
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