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Die Sage von der Hierschau-Alm

Autorenbild: Gerhard ZaunerGerhard Zauner



28. August 1937


Hierschaualm


In der Hallstätter Gegend lebte einst ein Jäger in bescheidenen, aber auskömmlichen Umständen. Er hatte sein nettes Häuschen eine kreuzbrave Frau, zwei gesunde Kinder — aber nichts vermochte ihn glücklich zu machen. Tag und Nacht sann er nur, wie er zu Geld und Reichtum kommen könnte, wie er dann im Palast wohnen und eine Schar Lakaien halten wollte. An einem heißen Sommertag saß er, dergleichen Träume sinnend, im Walde, da stand plötzlich ein kleines, feuerrotes Männlein vor ihm, das hatte beide Hände voll von Goldkörnern.

Der Jäger stürzte sich auf das Zwerglein, ihm den köstlichen Staub zu entreißen, da wich es mit einem geschickten Satz zur Seite und rief: „Steh!" Im selben Augenblick fühlte sch der Jäger wie angewurzelt und konnte keinen Schritt mehr machen. „Siehst du nun" sagte das Männlein, „daß du mir nichts nehmen kannst? Wenn du aber schweigen willst und mir nachgehst, zeige ich dir, wo Gold zu holen ist. "Geh!" Da war der Bann gebrochen, und der Jäger konnte wieder ausschreiten. Vor ihm lief auf flinken Füßen der Kleine der nahen Alm entgegen. Von Zeit zu Zeit rief er dem Jäger zu: „Hier schau, hier lats!*)

Weiter ging's den lang­ gestreckten Bergrücken entlang, das Männlein wieselschnell voraus, der Jäger keuchend hinterher. Bei einer Höhle war der feuerrote Geist plötzlich verschwunden. Der Jäger, fast schon am Ende seiner Kräfte, drang in die Höhle ein und sah, was ihn für alle Mühe reich belohnte: ringsum glitzernden, leuchten­den, goldigen Sand.


Überglücklich, schöpfte er den Hut und alle Taschen voll; dann machte er sich eilends an den Abstieg, um seinen Reichtum zu bergen. Aber— siehe da! Als er zu Hause angekommen war, hatte er fast lauter puren Sand in den Taschen. Nur einige Goldkörner waren darunter, viel zu wenige, um seine Gier nach Reichtum zu stillen.

Wutentbrannt lief er aus dem Hause und klomm aufs neue den steilen Weg zur Alm empor, diesmal mit einem großen Korb versehen, um nur recht viel von dem köstlichen Sand bergen zu können. Er fand auch richtig die Höhle, aber— welches Wunder! Ein Wasserfall war indessen entstanden, der mit donnerähnlichem Getöse herunterfiel und so den Eingang zur Höhle versperrte. Nie wieder vermochten Menschen einzudringen, und der Jäger blieb der Genarrte.

Seit dieser Zeit heißt die Alm „Hierschaualm" und der Bergrücken „Hierlatz". *) liegt's.

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