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Die arme Seele aus dem Fegefeuer.

Autorenbild: Gerhard ZaunerGerhard Zauner

Aktualisiert: 3. Apr. 2020

Zwischen dem 24. Juli 1641 und dem 29. Juni 1642 ist der Geist des verstorbenen Richters der Preßburger Vorstadt, Hans Klement, genannt „Zwetschpenpauer” der Hallstätterin Regina Fischerin, die in dieser Zeit in Preßburg weilte, regelmässig erschienen.


Ich habe das alte Buch von 1643, zu diesen Vorfall schon auf den Blog, Historische Volltexte vorgestellt. Aber vorers hier eine kurze Zusammenfassung der Geschichte

Beschreibung einer wunderlichen That, oder wie man die armen Seelen aus dem Fegefeuer erlösen soll, anno 1641–1642


Zusammenfassung

Zwischen dem 24. Juli 1641 und dem 29. Juni 1642 ist der Geist des verstorbenen Richters der Preßburger Vorstadt, Hans Klement, genannt „Zwetschpenpauer” der Hallstätterin Regina Fischerin, die in dieser Zeit in Preßburg weilte, regelmässig erschienen.

Mit Wort und Zeichen hat der Geist erklärt, daß er sich wegen eines verschwiegenen Menschenmordes in dem Fegefeuer befinde.

Er war früher Evangeliker, bekehrte sich aber sieben Jahre vor seinem Tode zur katholischen Reiligion und legte dabei ein Gelübde ab, ein Vesperbild als Versöhnung machen zu lassen, hat das Gelübde dennoch nicht eingelöst. Um die Hitze des Fegefeuers zu erklären, hat er seinen Handabdruck in verschiedene Gegenstände eingebrannt.


Für die Erscheinungen begannen sich die höchsten Kreise der katholischen Kirche in Ungarn zu interessieren. Der Erzbischof zu Gran liess eine Untersuchungskommission einberufen.

Weil die protestantische Witwe von Hans Klement die entsprechende Summe nicht bezahlen wollte, liess Graf Paul Pálffy das Vesperbild verfertigen und auf einem Nebenaltar des Pressburger Doms feierlich aufstellen.

Über die „wunderliche That” hat der Vorsitzende der Untersuchungskommission, der Pressburger Kanoniker und Bischof zu Sirmien, Mihály Kopcsányi, ein Büchlein im Jahre 1643 zunächst in lateinischer, dann in ungarischer Sprache verfasst, das noch im gleichen Jahr auf Deutsch, Tschechisch, Italienisch und Polnisch erschienen ist.

Die polnische Version hatte sogar drei verschiedene Ausgaben, von denen zwei der ungarischen Forschung unbekannt waren.


Die Protestanten haben sowohl in Ungarn als auch in den Niederlanden in Streitschriften die Wahrhaftigkeit der ganzen Geschichte in Frage gestellt.

Dank der jüngeren tschechischen Forschung wissen wir schon, wer der Erfinder der ganzen Geistergeschichte gewesen ist: der deutsche Jesuit Hieronymus Gladich, der in dieser Zeit in Pressburg als Beichtvater der Regina Fischer weilte.

Gladich beanspruchte für sich die Begabung, mit den Seelen der Verstorbenen in Kontakt zu treten und sie durch Votivmessen vor dem Vesperbild aus dem Fegefeuer zu befreien. Von den Ordensbehörden wurde er jedoch aus Pressburg weggewiesen, dann nach Judenburg, später nach Traunkirchen verbannt.

Bei einer „Erscheinung” als Betrüger demaskiert, musste er schließlich die Gesellschaft Jesu verlassen.


Unabhängig davon lebte aber der Kult des Pressburger Vesperbildes der schmerzhaften Gottesmutter weiter.


Den hier vorliegenden Text habe ich gekürzt,

aber besonders gegen Schluss wird er sehr gruselig.

Es ist kurz nach dem dreißigjährigen Krieg...



Aus der Zeitschrift für Parapsychologie 1908.


Metaphysische Phänomene aus alter Zeit

Aus dem Lateinischen von Prof. Charles Richet (Paris).

Übersetzt von Alois Kaindl (Linz a. D.

Gekürzt von Gerhard Zauner


I.

Wir halten uns für berechtigt, hier einen ebenso naiven, wie lehrreichen Bericht über einige wunderbare Erscheinungen zu bringen, welche vor etwa 260 Jahren unter ziemlich genau bestimmten Bedingungen hervorgebracht wurden.

Wir verdanken diese eigenartige Erzählung einem gelehrten Theologen (obschon sein Name keinen hervorragenden Ruf - In der englischen Zeitschrift: „The Annals of Psychical Science“ mit 4 Illustrationen erschienen unter dem Titel: „Metapsychical Phenomena of By gone Times.“ (First Year, April 1905, Nr. 4.) — Der Titel des zu Pressburg 1643 gedruckten, uns vor- liegenden Exemplars lautet: „Die Erzählung einer wunderbaren Tatsache, welche zwischen dem 24. Juli 1641 und dem 29. Juni 1642 zu Pressburg durch einen Geist vollbracht wurde, der vom Fegefeuer kam, um mit einer Jungfrau zu sprechen, der Reden führte, um Hilfe flehte und schliesslich errettet wurde. In Übereinstimmung mit den beeideten Zeugen und amtlichen Akten, welche in den Archiven des Hochwürdigen Kapitels von Pressburg verwahrt sind. Veröffentlicht mit Genehmigung und auf Verfügung Seiner Herrlichkeit Georg Lippai, ernannter Erzbischof von Strigonum (Gran).“ —


Ein kurzer und getreuer Bericht dieser ganzen Geschichte:


Erstes Kapitel.

Der Ort, wo die Erscheinung hauptsächlich gesehen wurde.

Wessen Geist war es? Wem erschien er? —

Dieses ist die Grundlage der Erzählung, und es ist das, was der Leser zuerst fragen wird: Wo? Wer? Wem?


Pressburg ist eine berühmte Stadt in Ungarn, an der Donau, von Wien durch zehn Meilensteine geschieden.

In dieser Stadt lebte ein gewisser Johann Clement, welchem der Spitzname „Zwespenpauer“ beigelegt wurde. Er war ein angesehener Bürger, berufen, die Personen abzuurteilen, die zur Festung gehörten, welche sich ausserhalb der Stadt befindet, und tatsächlich wohnte er selbst in einer Vorstadt.

Im Alter von ca. 40 Jahren wurde er von der Ketzerei Luther's angesteckt und führte ein wenig empfehlenswertes Leben. Sieben Jahre vor seinem Tode jedoch, welcher ein christlicher und mit seinem katholischen Glauben übereinstimmender war, änderte er seine Lebensweise, so dass man ihn oft in der Kirche sah, wo er weinte und ächzte, während er das Leben eines würdigen Christen führte, als er mehr als 60 Jahre zählte.

Das ist in dieser Geschichte die in Rede stehende Persönlicheit. Er erschien nämlich nachher, so wie er zu sein und zu sprechen pflegte, und er zeigte sich in derselben Gestalt und sprach in derselben Ausdrucksweise und mit der Stimme, wie während seines Lebens, sodass es erwiesen ist, dass es tatsächlich er selbst war; und ist dies ausser allen Zweifel gestellt worden durch den Abdruck seiner Hand, welchen er auf einem Tuche zurückliess, wie wir späterhin berichten werden.


Obgleich er mehr als hundertmal erschien, und verschiedene Personen ihn sahen und hörten, war es dessen ungeachtet hauptsächlich eine gewisse Regina Fischerin, welcher er sich zeigte, und zwar mit dem Beistände und Willen des Herrn, dessen Absichten unerforschlich sind.

Dieses junge Mädchen war von achtbaren Eltern geboren, welche nach Hallstadt, zehn Meilen von Gmunden, einer Stadt in Oberösterreich, zuständig waren.

Ihr Vater Sebastian und ihre Mutter Magdalena befanden sich in ziemlich behaglichen Verhältnissen.

Das war in der Zeit des frommen Kaisers Ferdinand II., der so manche widerspenstige Geister dem katholischen Glauben wieder zuführte. Bei dieser Gelegenheit nahmen die Eltern dieses jungen Mädchens die katholische Religion an, welcher sie bis jetzt fromm obliegen; und sie erzogen ihre Tochter in diesem heiligen Glauben, sowie auch deren Schwester, welche etwas jünger war als sie.

Sie war ungefähr neun- zehn Jahre alt, als sie von dem Geiste beunruhigt zu werden begann; jetzt zählt sie deren zwanzig. Ungeachtet ihres Geschlechtes und ihrer Jugend ist sie auffallend wohlanständig; ihr Äusseres ist ebenso ehrbar, wie ihre Gesinnung, und sie besitzt jede Eigenschaft, welche nicht bloss Katholiken, sondern auch Ungläubige empfehlen. Ihre Dienstboten und andere Leute können von ihrer Frömmigkeit Zeugnis geben, jedoch beweisen die Tatsachen, welche wir im Begriffe sind zu erzählen, ihre Wahrhaftigkeit und Lauterkeit bis zum Überfluss.

Zweites Kapitel.

Wann der Geist Regina zu belästigen, zu erscheinen, zu sprechen begann, und warum er sprach:


Kaum ein Monat war vergangen , nachdem Johann Clement aufgehört hatte unter den Lebenden zu weilen, als am 29. Tage des Monats Juli im Jahre 1641 zwischen 11 Uhr abends und Mitternacht der Geist die junge Regina von Hallstadt in diesem Orte und sogar in ihrem elterlichen Heim anzufallen begann.

Zuerst klopfte er dreimal an ihr Bett, darauf zeigte er sich ihr selbst. Er trug ein weisses Kleid, das ihm bis auf die Fersen herabfiel, und gewährte den Anblick eines alten Mannes. Er verweilte einige Zeit stillschweigend vor ihr, dann verschwand er. Mittlerweile wünschte Regina’ s Tante, eine Lutheranerin, ihre Nichte von Hallstadt, wo sie bei ihren Eltern lebte, nach Pressburg zu bringen, wo bereits ihre Schwester war , indem sie vorgab, sie aus Familiengründen nötig zu haben; in Wirklichkeit aber, wie sich später herausstellte, um sie zur lutherischen Irrlehre zu bekehren. Regina brach deshalb nach Pressburg auf, wo ihre Schwester war, indem sie der Donau folgte; aber als das Boot in Stein ankam, gerade als es ans Land gezogen wurde, erschien ihr der Geist abermals in derselben Weise und zur selben Stunde, wie vorher. — Oft genug hatten Gespenster das Gemüt Regina’ s beunruhigt und lange Zeit hindurch hatte sie auf jegliche Weise versucht, sich von ihnen zu befreien. Sie machte daher, während sie den göttlichen Beistand erflehte, ein Gelöbnis, sich fortan der heiligen Jungfrau zu weihen, jeden Sonnabend strenge zu fasten, sich warmer Speisen zu enthalten und vor dem Zubettgehen besondere Gebete zu verrichten. Dessen ungeachtet liess sie der Geist nicht in Frieden. Denn kaum hatte sie Pressburg erreicht, als sich der Geist darauf verlegte, sie zweimal die Woche zu quälen. Das Haus, welches sie bewohnte, war sehr schön, in einer Vorstadt nicht unweit der Festung gelesen; es war vom Grafen Paul Palffy von Erdöd erbaut worden. In diesem Hause wurde sie während mehrerer Monate von Erscheinungen belästigt, welche bis zur Weihnachtszeit andauerten und späterhin noch unerträglicher wurden. Fürwahr, eines Tages , als sie eben die Tür des Speisezimmers öffnete, stürzte sich der Geist mit Ungestüm auf sie, gerade, als ob er sie umarmen wollte; dieses verursachte ihr eine derartige Aufregung, dass sie genötigt war, sich zu Bett zu begeben, und drei Wochen krank darniederlag. Da sie nicht wusste, was sie tun sollte, suchte sie Rat bei einem sehr frommen Priester vom Orden des heiligen Franziskus strenger Observanz. Der letztere sagte ihr, dass sie den Geist ansprechen müsse und ihn mit den Worten der Psalmisten begrüssen sollte: „Lasst jeden Geist den Herrn preisen!“ Sie gehorchte und, als in der folgenden Nacht der Geist wiederkehrte, sprach Regina diese Worte zu ihm. Sofort entgegnete der Geist: .Und auch ich will den Herrn preisen.“ Das war der Anfang von Regina's Unterredungen mit dem Geiste. Kühn geworden bei der Hoffnung auf eine schnelle Befreiung fragte Regina den Geist, was er von ihr verlange, indem sie ihn versicherte, tun zu wollen, was immer auch er von ihr begehren würde, wenn er ihr erst seinen Wunsch ausdrücken würde. Darauf sagte der Geist, während seine Stimme einen einschmeichelnden Ton annahm, ganz deutlich die Worte: „Meine Tochter, um der Liebe Gottes willen beschwöre ich dich, hinzugehen und mein Weib aufzusuchen, auf dass sie dir die zweihundert Gulden geben möge, weil dieses Geld mein Blutlohn ist.“ Er fügte bei, dass, als er noch am Leben war, er Gott gelobt hatte, am Eingang in die Kirche eine Bildsäule der heiligen Jungfrau der Trübsal (Mater dolorosa) aufzustellen, welche ihren vom Kreuze abgenommenen Sohn auf den Knien hält, und Kerzen nebst einigem Almosen für die Armen zu spenden. Es war dessentwegen, dass er unglücklich war und keine Ruhe finden konnte. Aber Regina, die befürchtete, von ihm irregeführt zu werden, oder diesen wunderlichen Auftrag nicht übernehmen wollte, entgegnete ihm: „Gehe selbst hin und suche dein Weib auf, denn das ist nicht meine Sache!“ Er antwortete ihr nicht, aber sobald das Wort „Weib“ ausgesprochen war, verschwand er. Da jedoch Regina nicht überredet worden war, sich dieses Auftrags zu entledigen, kam er nach etwa einem Tag wieder, und flehte sie in Gottes Namen an, die Sache auszuführen; aber sie weigerte sich abermals, indem sie sagte: „Ich weiss nicht, wer du bist, noch was dein Name sein mag.“ —„Man nennt mich Clement Zwespenpauer.“ lautete die Antwort. Dessen ungeachtet tat sie, da sie weder Clement, noch das Haus, noch sein Weib kannte, noch immer nichts. Wenige Tage nachher, um die gewöhnliche Stunde in der Nacht kam Clement wieder und bat sie nochmals aufs dringendste, sich aufzumachen und sein Weib aufzusuchen. Jetzt endlich versprach sie, es zu tun. Am Morgen, nachdem sie ihre Gebete gesprochen hatte, ging sie aus der Stadt und fragte , wo sich Clement s Haus befände. Es wurde ihr gezeigt.Sie ging hinein, und im Gespräch mit der Witwe des verstorbenen Mannes bat sie diese der Belästigung wegen um Entschuldigung, sagte jedoch, dass sie durch Notwendigkeit gezwungen würde zu kommen, indem Clement ihr jede Woche erscheine und zweihundert Gulden verlange. Die Witwe, welche höchst erstaunt war, sagte, dass sie nie irgend etwas über dieses Geld gehört habe, fügte jedoch bei, dass sie nicht zweifle, sondern es für wahr halte, weil ihre eigene Nichte, nachdem sie gestorben war, um das Haus herum zu streifen und das Gesinde durch ihr Gespenst zu erschrecken pflegte, so dass man in dieser Sache den Rat der Kirche einholen musste. Regina erwiderte hierauf, dass Clement eine Marienstatue gelobt habe. Die Witwe bemerkte, sie würde daran denken. Aber Regina sagte, das sei es nicht, was gewünscht würde; Geld wäre erforderlich! Die Witwe versetzte, dass sie keines hergeben würde, und die beiden Frauenzimmer schieden von einander, ohne irgend eine Verständigung erzielt zu haben. Als jedoch Regina's Onkel, der wie sein Weib ein Lutheraner war, von dieser Angelegenheit vernahm, verbot er seiner Nichte, sich noch weiter mit der Sache zu befassen. Aber Regina ging und suchte Rat bei ihrem Beichtiger aus der Gesellschaft Jesu und erzählte ihm unter Tränen die ganze Begebenheit. Der Beichtvater versuchte sie zu trösten und, um sie wieder zu beruhigen, versprach er ihr, Clements Witwe selbst aufzusuchen, was er auch wirklich tat. Aber obwohl er ihr den traurigen Zustand der Sache ihres Gatten begreiflich zu machen suchte, blieb die Witwe unerbittlich. Dessen ungeachtet kehrte der Geist wieder und, da ihn Regina anflehte, sie in Frieden zu lassen, versetzte er: „Ich werde von dir nicht ablassen, bis du die Sache ausgeführt hast, und ich will dir überall hin folgen, wohin du gehst, da will auch ich hingehen.Sie fuhr fort, ihn aufzufordern, sie allein zu lassen; aber der Geist wollte nicht von ihr lassen. Überdies waren die Menschen so unbarmherzig gegen sie, wie der Geist, besonders die Nichtkatholiken, welche behaupteten, dass alles, was sie sage, blosse Fabeln und Einbildungen seien. Indessen gab es einige Personen, welche ihr rieten, ein Mittel ausfindig zu machen, um sich von dem Geist zu befreien, zum Beispiel, ihm zu sagen, sie würde ihn verwünschen, falls er wiederkehrte. Dies tat sie, denn sie wünschte sehnsüchtigst, erlöst zu werden; als er wieder erschien, sagte sie daher: -Packe dich, du abscheulicher und unausstehlicher alter Manu! Bei den hundert heiligen Sakramenten, kehre an den Ort zurück, von wannen du kommst; du hast mit mir nichts zu schaffen!" Diese Apostrophe rührte den Geist und anscheinend sehr niedergeschlagen verschwand er. Aber schon den nächsten Tag kam er wieder. Und dann ereignete sich etwas sehr Entsetzliches. Als Regina die Treppe hinaufging, um sich zu Bett zu begeben, und im Begriffe war, ihre Schlafzimmertür zu schliessen , kam plötzlich der Geist und versetzte ihr einen so furchtbaren Schlag, dass sie wähnte, ihr Kopf wäre in Stücke zerbrochen. Und damit es nicht für ein Werk der Einbildungskraft gehalten werden möge, blieben die Spuren des Schlages zurück. Denn eine solche Menge Blutes entströmte dem Munde und den Nasenlöchern, dass nicht nur ihre Hände und ihr Gesicht, sondern auch ihre Kleider mit Blut bedeckt waren, wie tatsächlich die Dienstboten alsbald feststellen konnten; und drei bekräftigten durch ihren Eid, dass dem Blute ein Geruch entströmte, wie dem Blute eines Toten. Einer der Zeugen behauptete sogar, dass, nachdem er das Blut mit den Fingern berührt hatte, der üble Geruch daran während zweier Tage verblieb. Zugleich sei darauf aufmerksam gemacht, dass an Regina's Körper keine Zeichen einer Verletzung vorhanden waren. Der Schlag war so heftig gewesen und Regina derart aus der Fassung gebracht worden, dass sie ihr Zimmer verliess, ihren Angehörigen erzählte, was vorgefallen war, und diese ganze Nacht und den darauffolgenden Tag dalag, als ob sie leblos und gänzlich ausser sich wäre. Darauf wurden die Erscheinungen häufiger. Einmal wollte ihr der Geist zu wissen tun, dass sie von ihm nichts mehr zu befürchten habe, ein andermal flehte er sie an zu handeln, zuweilen drohte er ihr, indem er ihr Sagte, dass es unbedingt nötig sei, ihm zu Hilfe zu kommen.

Drittel Kapitel.

Erscheinungen von Lichtern nebst anderen Phänomenen derselben Art.


Am 23. Tage des Monats April im Jahre 1641 starb der vortreffliche Graf Nikolaus Palffy, ein berühmter Krieger und eifriger Katholik. So gottesfürchtig wie er lebte, starb er auch. Nichtsdestoweniger wusste man, welches Los ihm in der anderen Welt beschieden war.

So will ich jetzt von wunderbaren, den vorerwähnten ähnlichen Erscheinungen erzählen, weiche von den Bewohnern des kürzlich erbauten Palffy Palastes beobachtet wurden.

Im Monat Februar dieses selben Jahres, in der Nacht, die den Aschermittwoch folgte, wurde die Statue des Grafen, welche auf den Tisch gestellt worden war, durch eine geheime Kraft mit Ungestüm entfernt und in die Mitte des Zimmers geworfen, wo sie von den Hausbewohnern gefunden wurde. Ein Teil des Hauptes wurde sogar vermisst, und es wurde eine lange und vergebliche Nachforschung nach den Bruchstücken angestellt, die verschwunden waren. Auch wurden die Stühle umgestürzt und niemand konnte den Urheber dieser Störungen ausfindig machen.

An dem dem Aschermittwoch folgenden Sonnabend, zwischen 11 Uhr abends und Mitternacht, zeigten sich in allen Räumen des zweiten Stockwerkes des Palastes schimmernde Lichter, welche von den Leuten der Stadtache wahrgenommen wurden, die diese Tatsache eidlich beglaubigten.

Der Inhaber. von diesem Vorfalle in Kenntnis gesetzt, sagte eidlich aus , dass er die Schlüssel zu den Zimmern bei sich behielt und dass auch nicht einer seiner Dienerschaft diese Beleuchtung verursacht haben konnte.

Man war jetzt des Glaubens, dass ein böser Geist nicht bloss Regina, sondern auch das Haus heimsuche.

Regina wurde hierauf gefragt, von welchem neuen Geiste sie beunruhigt werde und ob einiger Grund bestünde, in vermute, dass es ein böser Geist sei. Sie verneinte dies, indem sie hinfügte, dass am Aschermittwoch gewisse Seelen aus dem Fegefeuer erlöst würden, und, als sie gefragt wurde, wie sie das wissen könnte, erwiderte sie: „Es ist Graf Palffy's Vater.“


Übrigens sei der Erweis hierfür der Umfall seiner Statue, das Verschwinden einiger Bruchstücke und das Umstürzen der Stühle, und, was die Lichter betreffe, die in den Zimmern brannten, so beweisen sie, dass er vom Fegefeuer befreit worden sei.

Der junge Graf, Sohn des Grafen Nikolaus, hatte nun die Neugierde, Regina zu fragen, was aus der Gräfin, seiner Mutter, die schon einige Zeit tot war, geworden wäre. „Sie ist an dem Ort, den sie verdiente entgegnete Regina, „sie verblieb nur kurze Zeit im Fegefeuer und erfreut sich nun der Anschauung Gottes.“

In seiner Entgegnung wünschte Graf Paul Palffy, Regina zu veranlassen, ihm alles umständlich zu erzählen, was sie seit dem Beginn dieser Vorkommnisse gesehen und gehört hatte, und er versprach Sorge zu tragen, dass eine Bildsäule der betrübten Jungfrau auf seine eigenen Kosten angefertigt werde, indem er sie bat, den Geist zu fragen, ob ihn das befriedigen würde, und ferner, warum er ihr denn einen solch heftigen Schlag versetzte.

Darauf sandte er seinen Verwalter mit dem Aufträge aus, einen Bildhauer zu holen, der die Statue anfertigen könnte.

Am folgenden Tage wandelte der Bildhauer, der ausserstand gewesen war, brauchbares Material zu finden, woraus er die Statue anfertigen konnte, nachdenklich die Chaussee entlang , als er auf einmal vor sich einen alten Mann mit weissen Haaren und vorgebeugten Schultern erblickte, der sich auf einen Stab stützte und seiner Erscheinung und Kleidung nach Clement vollkommen gleich sein mochte.

Und diese Gestalt sprach zu ihm in freundlichem Tone : „Freund! womit trägst du dich?“ „Ich suche nach einem Lindenbaum,“ entgegnete der Bildhauer, „um im Auftrage des Grafen eine Statue der betrübten Jungfrau herzustellen, aber die Bäume, die ich fand, sind zu klein und zu feucht und nicht einer ist brauchbar.“

Darauf sagte der alte Mann: „Wohlan! mein Freund, gehe zur Rechten dieses Tales und du wirst einen Lindenbaum finden, welcher vor vier Jahren gefällt wurde und welcher zu der Statue, die du zu machen hast, vollkommen tauglich sein wird."

Der Bildhauer befolgte diesen Rat und fand genau denselben Baum und an eben der Stelle, die ihm der alte Mann angegeben hatte.

Das Aussergewöhnliche dabei ist nun. dass, obgleich er schon öfters in diesem Tale gewandelt war, er doch niemals einen solchen Lindenbaum bemerkt hatte. Er kehrte deshalb erfreut nach Hause zurück, und, siehe da!, ganz plötzlich erschien in seinem eigenen Heim der alte Mann wieder, der ihm verraten hatte, wo er das Holz für die Statue finden könnte.

Nun traf es sich, dass in diesem Augenblick der Gehilfe des Bildhauers zugegen war. „Sehen Sie das ist der Mann, der mir zeigte, wo der Baum zu finden wäre,“ sagte der Bildhauer zu seinem Gesellen. „Lasst uns ihm danken, damit er uns nicht für undankbar halten möge.“ „Jedoch,“ sagte der andere , „nach seinen Gesichtszügen und seinem ganzen Aussehen zu urteilen, würde ich behaupten, dass es niemand anderes ist, als Johann Clement selbst, wenn ich nicht wüsste, dass dieser Clement aus der Welt der Lebenden geschieden ist.“

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als der alte Mann verschwand. Nun aber hatte der Bildhauer jenen Clement nie gesehen, noch wusste er, warum ihn selbst der Graf mit einer Statue beauftragt hatte.


Unterdessen verflossen einige Tage. Dann kam der Geist wieder und teilte dem Grafen die beiden Dinge mit, die er zu wissen wünschte. Zuvörderst, dass, wenn er Regina geschlagen habe, es deshalb geschah, weil sie ihn verwünscht hatte, und er, indem er sie schlug, zu zeigen wünschte, dass er ein Werkzeug göttlicher Gerechtigkeit wäre.

Und was die Statue beträfe, so dürfe sie nicht mit anderer Leute Geld hergestellt werden, sondern mit dem, was von seinem eigenen Gelde übrig blieb, aus dem Grunde, weil dieses Geld sein Blutlohn sei; eines Tages habe er vor Jahren der gleichen Summe wegen einen Menschen ermordet , welchen er nicht nenne.

Er wurde durch die Beichte von seinem Verbrechen losgesprochen; da aber die Busse, die ihm sein Beichtiger auferlegt hatte, mit seinem Verbrechen in keinem Verhältnisse stand, so sei er noch immer schwerer Bestrafung ausgesetzt, und es wäre notwendig, dass er absolviert würde.

Viertes Kapitel.

Proben und Anzeichen von den Martern, die der Geist zu erdulden hatte, und Beweise, die er lieferte, dass er ein guter Geist war. Bis jetzt haben wir gesehen, dass der Geist sich mit einem freundlichen Angesicht zeigte und sprach, auch keinerlei Spuren der Qualen verriet, die er zu erdulden hatte, und dass er sich weder für einen guten, noch für einen bösen Geist ausgab.


Wir werden alsbald merken, dass, obgleich er ein guter Geist war, er dennoch entsetzlichen Martern unterworfen war; denn seine Forderungen wurden immer dringender und er wollte keinen weiteren Aufschub bewilligen. Er wurde immer ungestümer und gewalttätiger: er schleppte Stühle umher, machte Regina sprachlos und liess sie beinahe leblos zurück; auch hörten manche Leute, wie er stöhnte und tiefe Seufzer ausstiess und geräuschvoll an den Türen rüttelte. Wir wollen einige dieser Tatsachen anführen.


Regina' s Vater riet seiner Tochter, den Geist auf die Probe zu stellen und ihn zu ergreifen und festzuhalten , wenn sie ihn sah. Sie tat es, aber sie hielt nichts ausser Luft und wesenlosen Schatten fest.

Indem sie jetzt befürchtete, bloss das Opfer einer Sinnestäuschung geworden zu sein, forderte sie den Geist auf, falls er ein guter Geist wäre, sie mit seinen Fingern zu berühren. Unmittelbar darauf berührte er sie am rechten Arm; sie fühlte es augenblicklich; die Berührung verursachte eine Blase, welche ganz das Ansehen eines Brandmals bekam, und, um für das Phänomen zu zeugen, blieb die Blase bestehen und die ganze Dienerschaft sah sie. Um zu ermitteln, ob dies das Werk eines bösen Geistes gewesen war, verlangte Regina von ihm — als Beweis, dass er ein guter Geist wäre — , das Zeichen des Kreuzes zu machen. Er rief mit lauter Stimme: „Hier ist, was du gefordert hast!“ Zugleich liess er auf ihrem Mantel ein flammendes Kreuz erscheinen und verbrannte Regina' s rechte Hand heftig, in dem er darauf das Zeichen eines Kreuzes hinterliess, was jedermann imstande war zu sehen.


Das junge Mädchen jedoch, begierig, umfassendere Beweise zu erhalten, verlangte, dass ihr ein weiteres Zeichen gegeben werde. Zuvörderst zeigte sie ihm einige Hirtenbriefe, die vom Bischof von Smyrna geschrieben und signiert worden waren, Briefe, in welchen er verschiedene Dinge forderte, welche Regina unbekannt waren.

Der Geist entgegnete, dass er nicht wüsste, wie er Briefe lesen sollte; nichtsdestoweniger war er im Begriffe, Genugtuung zu schaffen. Er nahm sogleich die Briefe zwischen seine drei ersten Finger; da aber seine Hand zweifellos eine Flammenhand war, durch drang er sie, als ob sie mit Feuer in Berührung gekommen wären, indem er ein doppeltes Kreuz als Zeichen darauf zurück1iess.

Er sagte, die Briefe liesen ihn mit Bekümmernis an das Verbrechen denken, welches er verübt habe, bemerkend, dass das Geld — der Ertrag dieses Verbrechens — noch immer vorhanden sei (was sich später als richtig erwies), dass ein Teil davon zu häuslichen Zwecken gedient habe und dass der andere Teil für andere Zwecke beiseite gelegt worden sei, und aus diesem Grunde sei es nötig, das Geld seinem eigenen Besitzstände zu entnehmen.

Regina fuhr jedoch fort, ihn um einen weiteren Beweis zu ersuchen. Das Zeichen des Kreuzes auf ihrem Mantel war schon ein sehr ausgiebiger Beweis, doch dieser befriedigte Regina nicht; um von der Realität eines Geistes überzeugt zu werden, verlangte sie, dass seine Hand dieselben Zeichen auf Geldstücke machen möchte.

Der Geist willigte ein; er nahm ein Münzstück, schleuderte es auf den Fussboden, ergriff sodann ein Tuch, welches das junge Mädchen gerade in den Händen hielt und warf es auf das Geldstück; indem er dabei Regina's rechte Hand kräftig erfasste und sie wie vorher heftig verbrannte, prägte er das Zeichen eines dreifachen Kreuzes darauf. „Da ist noch ein Zeichen!“ rief er aus.

Und dies wurde mit solcher Kraft ausgeführt, dass die Flamme nahe daran war, die Schwester des jungen Mädchens und die gegenüberliegende Wand zu erreichen Ihre Schwester hörte alles das eben erwähnte mit an und eine kleine Weile später war die Dienerschaft imstande, sich durch den Augenschein von den Merkzeichen, welche die Flamme auf dem Tuche und den Geldstück zurückgelassen hatte, zu überzeugen.


Diese Tatsache ist ganz aussergewöhnlich. Erstens, weil ein Kreuz und das Bildnis einer rechten Hand genau wiedergegeben sind, zweitens, weil die Merkmale des Feuers nicht über ihre Umrisse hinausgehen. noch auf dem Tuche eine Neigung der Flamme, sich auszubreiten, zu bemerken ist.

Schliesslich stellt die rechte Hand genau die rechte Hand Clement’s dar, gerade als ob es seine wirkliche Hand gewesen wäre. Tatsächlich wurde ihm, als er lebte, einer Krankheit wegen, Vermes (Wurm) genannt, ein Teil des Zeigefingers der rechten Hand von einem Wundärzte abgenommen und vermögen wir dies aus dem Abdrucke zu ersehen, dessen Abbildung der Originalbericht bringt. Es würde für ihn unmöglich gewesen sein, einen schlagenderen Beweis zu erbringen als diesen ; und wahrlich ein solches Testimonium sollte auch den Widerspenstigsten überzeugen, so dass späterhin sogar der Geist sich weigerte, jenen, die ihn darum ersuchten, weitere Zeichen seiner Identität zu geben.

Letztes Kapitel.

Einige Fakta betreffend, weiche nachfolgten.


Die Seele Clemett’s hatte, ehe sie ihre Schwingen gen Himmel richtete, verkündet, dass sieben Tage nach ihrem Abgänge um Mitternacht ein Engel erscheinen würde, um verschiedene Dinge kund zu tun.

Deshalb kamen am vierten Tage des Juli vier Klosterbrüder mit einigen anderen, um die Nacht im Gebete zu verbringen. Um Mitternacht nun erschien Regina zur rechten des kleinen Altars in ihrem Gemache wahrhaftig ein Engel, der grösser als Sterbliche und ganz in Weiss gekleidet war; er kündete seine Gegenwart an, indem er auf dem Altar zweimal klopfte und ihn erschütterte, was jeder der Anwesenden beobachten konnte.

Nun befand sich an jenem Orte ein Tuch, auf dem Christus am Kreuz abgebildet war.

Regina sah den Engel die fünf Wunden küssen und sie hörte, wie er allen Anwesenden empfahl, mit grösster Ehrfurcht desgleichen zu tun. Sodann ermahnte er Regina, die Hände der anwesenden Priester zu küssen. Schliesslich gab er ihr zwei Dinge an, welche sie auszuführen hatte.

Erstens benannte er die zwei Personen, deren Füsse sie in einem gewissen Augenblick zu küssen hatte (und ist es wertlos, ihre Namen hier anzuführen).

Dann von den Briefen sprechend, die Gegenstände berührten , welche die katholische Religion, den Kaiser und das Reich betrafen, und derentwegen eine Antwort dringend erbeten worden war, bemerkte er: „Man muss Gott nicht versuchen. Er wird für die Macht des Kaisers tun , was er für gut findet.“


Der Beichtvater hatte ihn zuvor aufgefordert, einen handgreiflicheren Beweis von seiner Gegenwart zu geben, als durch die Bewegung des Tisches.

Auf dem Altare waren fünf mit Reliquien gefüllte Kästchen inmitten der Kerzen und Heiligenbilder in Ordnung aufgestellt. Regina sah jetzt, wie der Engel einen weissen Stein, von dem man nicht wusste, woher er kam, gerade in das Kästchen warf, welches zuoberst aufgestellt war, und sie bemerkte, wie er es umstürzte und den Deckel zumachte. „Seht,“ sagte er, „ein Beweis meiner Gegenwart!“

Hierauf verlangte er, dass sie ihm den Rosenkranz gebe, welcher an einem in der Hand Christi befestigten Nagel aufgehängt war. Er legte ihn über das Kästchen; zu gleicher Zeit nahm er die Heiligenbilder, die sich auf dem Tische befanden, und legte sie geschickt rund herum.

Alle Anwesenden sahen, ohne den Engel zu erblicken, mit ihren eigenen Augen diese Gegenstände sich umherbewegen. Denn der Rosenkranz wurde eine Zeitlang durch die Luft getragen; auch schlug ein imposantes Rauschen von Stimmen an ihre Ohren, in dem man unschwer Worte zu unterscheiden vermochte.

(„ — Idque totum agit iis, qui aderant. facile, non personam, rem tarnen videntibus. Nam aliquo spatio per aerem delata Corona oculos feriebat, et aures strepitus aliquis imponentis, qui facile percipi posset.*) —


In etwa vier Stunden war alles vollendet; der Beichtvater begann, sich zu seinem Abgänge vorzubereiten, die Kästchen, die er mit ihrem Inhalte, den Reliquien, gebracht hatte, mit fortzunehmen und Lebewohl zu sagen.

Da rief Regina, welche von allen diesen Heimsuchungen erschöpft und in Schlaf verfallen war, als ob sie aus dem Schlaf erwache, plötzlich aus: „Und wohin gehst du, mein Vater? Du nimmst mit dir, was mir gehört“

Die anderen verneinten es, aber sie behauptete leidenschaftlich, dass sie die Wahrheit spräche.

Die Kästchen wurden geöffnet, und in dem fünften: da fand sich jener weisse Stein, welchen der Engel als Beweis seiner Gegenwart gebracht hatte. Jeder blickte den Stein an, und befühlte ihn mit den Händen, und alle wurden von Betäubung erfüllt

Es war beiläufig Mitternacht, als der Stein von dem Engel in das Kästchen gelegt wurde.


Nun, sagte der Engel, „sollst du fortan nicht mehr beunruhigt werden; dessen ungeachtet wirst du während dreier Monate und dreier Tage krank sein, und dann sollst du genesen.“

Plötzlich fiel Regina in tiefe Ohnmacht. Nicht eine Bewegung; keine Empfindung, und zum Entsetzen der Anwesenden waren keinerlei andere Lebenszeichen mehr vorhanden als ein schwaches Klopfen des Herzens.

Diese Veränderung währte eine Stunde lang. Alsdann , ganz plötzlich, als ob sie aus einer tiefen Lethargie herausgekommen wäre, erzählte sie, dass sie soeben Zeuge von grässlichen und gewaltigen Schauspielen gewesen sei, über welche sie unmittelbar nachher einen ausführlichen Bericht gab.


Es würde zu lange sein, diese Einzelheiten hier zu erwähnen, um so mehr, da sie mit dem übereinstimmen, was wir in Büchern lesen, die von göttlichen Dingen handeln. Man lasse uns bloss einige dieser sonderbaren Schilderungen , die Regina in einer naiven und schlichten Ausdrucksweise lieferte, hier wiedergeben.


Sie sah, wie sie von einem Engel abgeholt wurde, der sie bei der Hand nahm und sie weit hinweg auf eine unermessliche Ebene von erschreckender Einsamkeit brachte; und hier gewahrte sie einen tiefen, wahrhaft entsetzlichen Abgrund , wo verschiedene Personen mannigfache Qualen durch Feuer erlitten.

Die Flammen waren schwarz, rot schwefelig, qualmend und verbreiteten einen entsetzlichen Gestank. Einige wurden in ungeheuren Pfannen geschmort; und es gab da gewaltige Fässer, in denen Schwefel brannte und die bis über den Rand mit Verdammten gefüllt waren, und diese befanden sich in einem Grad der Erhitzung, wie rot-glühendes Eisen.

Teufel mit zwiegezackten Gabeln spiessten diese schuldigen Seelen heraus, um sie dann abermals in die Flammen zu tauchen. Und die Unglücklichen wälzten sich inmitten dieses Feuers herum, und waren weder fähig, es zu verlassen, noch darinnen zu verweilen. Etlichen von ihnen quollen aus Ohren und Mund feurige Kugeln.

Unzählbare menschliche Wesen beider Geschlechter — Opfer ihrer Leidenschaften, bemerkte der Engel — lagen auf Betten ausgestreckt, aus welchen heisse Flammen züngelten.

Manche hielten Bücher in den Händen und versuchten zu lesen, während sie brannten. Wieder andere trampelten auf Säcken Goldes herum, indem sie klagend riefen : „O elendes Geld!“


Ich übergehe eine grosse Menge anderer Details. Darauf sah Regina, vom Engel geleitet, die Qualen des Fegefeuers, welche bedeutend gelinder waren, als jene der Hölle. Und diejenigen, welche da waren, baten flehentlich um Hilfe und bezeugten ihre Schmerzen. Einige brannten bloss an einem Finger, an einer Hand oder einem Fusse oder an irgend einem anderen Teile des Körpers. Andere wieder waren vollständig in Feuer getaucht, und der Körperteil, der sich in den Flammen befand, war schwarz, während die den Flammen nicht ausgesetzten Körperteile vollkommen weiss erschienen.


Schliesslich in den Himmel geführt, sah Regina die Engel und Heiligen, welche in ungezählten Scharen liebliche Weisen sangen, und mitten unter ihnen bemerkte sie auch die Seele Clements, welcher aber nicht mehr in der Gestalt einer Taube war, sondern eine weisse menschliche Form trug und sich vor dem Throne Gottes verneigte.

Und alles war derart in Licht getaucht, dass sie jegliches Ding zu unterscheiden vermochte. Sie sagte dann: „Sie müssen für uns beten!“ „Gewiss!“ sprach der Engel, „ich will für euch beten!“


Nach dieser wunderbaren Vision verblieb sie noch, wie der Engel vorausgesagt hatte, drei Monate und drei Tage lang krank im Bette. Hierauf genas sie plötzlich und hat von der Zeit an, von jeder Besessenheit frei, ihr Leben in vollkommener Gesundheit und Lauterkeit vollbracht.

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