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Als ich in Hallstatt in Wunden lag.

Autorenbild: Gerhard ZaunerGerhard Zauner

1839 verbrachte Ferdinand Sauter einige Zeit im Salinenspital.

Bild von Otto Elsner



Ferdinand Sauter war einer der bekanntesten Dichter des Vormärz.


Sein Gasssenlied war eine der aufmüpfigsten Gedichte gegen das reaktionäre Österreich.

Immer wenn etwas passiert ist, wurde es um eine Stophe erweitert.

Weil es während der ganzen Zeit der Monarchie nie abgedruckt werden durfte, sind nur mehr wenige harmlosere Stophen bekannt.


Er lebte in der Vorstadt von Wien und dichtete sich durch die Wirtshäuser.

In Hernals ist eine Straße nach ihm benannt.


Ein sehr fesselnder Roman ist Aufgeklappt von von Ludwig Laher, der die Geschichte von Ferdinand Sauter erzählt.

In der Nähe von Hallstatt wandert er den spiegelglatten See entlang, in dem der majestätische Dachstein auf dem Kopf steht. Alles was weh tun könnte, ist weit weg.

Nach einem Unfall im Jahre 1839 verbrachte er einige Zeit im Salinenspital in Hallstatt.

Als er unter gräßlichen Schmerzen wieder zu sich kommt, wird er gerade vorsichtig in einen herrschaftlichen Wagen verfrachtet. Erzherzogin Sophie hat anhalten lassen und gibt Auftrag, den Verletzten ins Spital zu transportieren.

Dort wird er von Nikolaus Lenau gepflegt. Es regnete damals sehr viel und Lenau verbrachte viele Tage und Stunden bei Sauter im Spital.

Lenaus Besuch ist tatsächlich der Wendepunkt. Langsam, sehr langsam allerdings, kommt Sauter wieder auf die Beine. Die Knochen wachsen freilich nicht mehr ganz so zusammen, wie es sein sollte. Von nun an hinkt Sauter für alle sichtbar durchs restliche Leben, aber er wird ungleich mehr schreiben als vorher, er wird sich zutrauen, einem Publikum gegenüberzutreten, nicht nur sich.

Bild von Wikipedia


Das Gedicht, das er als Dank an Lenau geschrieben hat.


An Nikolaus Lenau

Als jüngst in Hallstatts Mauern

Das Unheil mich ereilt

Und zwischen Schmerz und trauern

Mein Lager war geteilt,


Als ich den Himmel schwärzen

Sich sah und keinen Stern

Und wenig treue Herzen

Mir schlugen allzu fern


Und Fieberpulse tobten

Und jede Sehne schwoll,

Der Brust, der hart erprobten,

Manch Schmerzensach erquoll;


Da tratst du in die Kammer,

In der ich stönend lag,

Da fiel durch Nacht und Jammer

Ein lichter Streifen Tag.


Dich hätt' ich oft gesehen,

Ich war dir nur genannt,

Mir mußt' ein Leid geschehen,

Daß ich dich ganz erkannt.


Du standest wie ein Engel

der reinsten Menschlichkeit

Mit zartem Lilienstengel

Zu süßem Trost bereit.


Du hattest liebe Worte

und sanfte echte Art,

des Schmerzes Kraft verdorrte

In solcher Gegenwart.



Daran war sein Sturz im Salzkammergut Schuld, mit dem es, nebenbei bemerkt, seine ganz absonderlich groteske Bewandtnis hatte. Sauter strich in der Nähe seiner Heimat Werfen mit Lenau in den Bergschluchten herum. Über eine enge Klamm war da ein Fichtenstamm als Steg gelegt. In seinem Übermuthe betrat Sauter die schwanke Brücke, um eine Ruhepause zu halten, für die man sonst nicht eine so augenfällige Stelle aufzusuchen pflegt. Er verlor hiebei das Gleichgewicht und stürzte in den tief unten fließenden Wildbach.

Lenau war am Krankenbette sein treuer Pfleger; als Sauter sich wieder vom Leidenslager erheben konnte, war aus dem „feschen Ferdinand" ein halber Krüppel geworden. Inwieweit die Gehirnerschütterung bei dem erlittenen Schädelbruche ihre Nachwehen brachte und Sauter's nunmehr entretenden Niedergang mit verschuldete, will ich hier nicht entscheiden.




Das steht auf Sauters Grabstein:


Viel genossen, viel gelitten, Und das Glück lag in der Mitten; Viel empfunden, nichts erworben, Froh gelebt und leicht gestorben. Frag nicht nach der Zahl der Jahre, Kein Kalender ist die Bahre, Und der Mensch im Leichentuch Bleibt ein zugeklapptes Buch; Deshalb Wandrer ziehe weiter, Denn Verwesung stimmt nicht heiter.





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