Wie er 70 Jahre alt war, hat mein Opa über die Anfänge des Seewirts und unserer Familie geschrieben.
Josefa "Sefferl" Hemetzberger, Gründerin der Wirtshausdynastie und Hallerbauertochter wurde am 15.05.1856 in Hallstatt geboren.
Ihre Eltern waren Franz Hemetsberger und dessen Frau Josefa Hemetsberger geborene Putz aus Altmünster, der Hausname Hallerbauer. Großmutter Josefa arbeitete daheim beim Hallerbauer als Bauerndirn und als Sennerin auf der Klaus- und Sattelalm. Sie wurde die „Haller-Sefferl“ genannt.
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Am 27. 04. 1884 verheiratete Großmutter sich mit dem Fleischhauer Michael Paul Zauner in der evangelischen Pfarrkirche in Hallstatt.
Er war evangelisch, sie katholisch. Solche Ehen bezeichnete man als Mischehen und waren in dieser Zeit sehr problematisch. Die nachkommenden Kinder wurden alle katholisch. Meine Großmutter ließ ihre Kinder katholisch taufen, dass bewahrte sie laut Versprechen des katholischen Pfarrers vor der ewigen Verdammnis.
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Der Ehe entstammten fünf Kinder. Michael, Sepp, Schorsch und Tochter Josefa. Sepp war ein Zwilling, doch sein Zwillingsbruder starb als Baby an einer Lungenentzündung.
Sepp und Josepha
Das Bild ist von 1890
Mein Großvater, stammte aus der Fleischhauerdynastie Zauner Hallstatt Markt 35.
In der Schulgasse in Bad Ischl errichteten sie eine Metzgerei. Die Wohnung war sehr klein und sie lebten da unter heute nicht mehr vorstellbaren Verhältnissen. Als meine Großmutter die Kinder badete, wurde sie ins Geschäft gerufen. Es kamen noch mehrere Kundschaften. Als sie endlich zurückkam, war das Kind nicht mehr zu retten. Zu allem Pech hatte sie noch ein Schlachthaus gebaut. Als es fertig war, baute die Stadtgemeinde Bad Ischl ein Schlachthaus und verbot alle privaten Schlachthäuser. Dadurch war ein sehr hoher Schuldenstand angewachsen. Der Ehemann Zauner versuchte mit Alkohol das Geldproblem zu lösen, doch dieses schwamm immer oben auf der Alkoholwelle mit. Von Alkoholkrankheiten geschwächt stirbt auch er, in jungen Jahren, an einer Lungenentzündung. Das Fleischergeschäft war so verschuldet das meine Großmutter um einer Versteigerung zu entgehen, alles verkaufen musste. Sie kam als arme mittellose Witwe nach Hallstatt zurück. Das dürfte ca. 1893 gewesen sein. Sie zog in das Haus Lahn 38, welches sie von ihrer Patentante (Goden) der Haller Lies, geerbt hatte.
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Haller Lies mit Gatten Isidor Engl
Bild Lahn 32 vor 1928 oder 1930 vor dem Umbau.
Da sie für die Kinder nicht mehr sorgen konnte – sie musste sich ja einen Broterwerb suchen, was in jener Zeit sehr schwer war – brachte sie diese getrennt bei Verwandten unter. Michl ging schon „geberig“ wie man damals für Bergarbeiter sagte. Sepp war Bauernknecht bei seinem Onkel, den Hallerbauern.
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Tochter Josefa kam zum „Binderwirt“, dem Bruder der Großmutter, hinten im Echerntal, wo sie als Volksschulkind schon wie eine Erwachsene arbeiten musste. Georg, kurz „Schorsch“ genannt, kam zu einer alten Frau ins „Weiselhaus. Er begann gerade die Schulzeit. Am Weihnachtsabend saß die Großmutter weinend daheim. Ihr Weihnachtsessen bestand aus gefrorenen Rüben, die ihr Bruder, der Hallerbauer, aus seinem Acker ausgegraben hatte. Ihr Bruder hätte ihr helfen können, aber er war ein Geizhals, der Gulden auf Gulden legte. Die Kaffeekörner hatte sie immer gezählt. Ich weiß die Zahl nicht mehr wie viel sie am Tag verbrauchen durfte, damit sie damit auskam. Großmutter war damals dreißig Jahre alt. Es gab keine öffentliche Unterstützung. Sie brachte sich zunächst als Putzfrau durch, aber es gab zu viele davon.
Die Selcherdynastie
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Aus ihrer Ischler Metzgerszeit hatte sie das Fachwissen und genügend geschäftliche Kontakte zu Hotels und Gasthöfen. Sie begann daher mit einem Hausierhandel mit Wildfleisch und lieferte bis nach Bad Ischl. Aus ihrer Sennerinenzeit hatte sie auch genügend Kontakte zu Jäger und Wilderer, wahrscheinlich war auch so manches Gewildertes dabei. Ob das Wildererunwesens in dieser Zeit zugenommen hat, ist heute nicht mehr bekannt.
1895 bekam meine Großmutter eine Konzession für „Handel“ mit Fleisch und Selchwaren und Wirtschaft, Ausschank von Bier. Im Weiselhaus am Marktplatz, heute Sparkassenlokal Hallstatt, richtete sie sich ein kleines Geschäft ein, wo sie Selchwaren und Flaschenbier verkaufte.
Daher kommt unser Hausname „Selcher“. Das Bier bezog sie in Fässer von der Brauerei Gmunden und zog es selbst in Halb- und Einliter Flaschen ab. Es waren Flaschen mit Bügel - Patentverschluss.
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Da das Geschäft recht gut ging, holte sie sich ihre Tochter von der Binderwirtin zurück. Diese war darüber sehr böse, da sie eine billige Arbeitskraft verlor. Als Strafe dafür musste das Mädel ihre Sparbüchse bei ihr lassen. „Das nennt man Verwandtenliebe“. Aus dieser Zeit erzählte mir meine Mutter oft wie sie als Schulmädchen im tiefen Schnee watend die schweren Milchkannen auf dem Schulweg mit Herausnehmen musste. Es gab damals noch keine Hosen, sondern nur lange Röcke (Kittel). Oft liefen ihr Rehe über den Weg und blieben stehen, so dass sie sich nicht vorbei traute. Daheim musste sie Holz und Wasser schleppen und die Gäste bedienen. Durch diese Überanstrengung wurde sie auch Bettnässerin. Um ihr das abzugewöhnen, hing ihre Tante das nasse Bettzeug zum Fenster hinaus, um sie zum Gespött der Gäste zu machen. Da sie sich sehr schämte, lege sie sich samt den Röcken ins Bett. Am Schulweg wurden die Röcke von Schnee und Reif steif. In der warmen Stube in der Schule, wo sie dann oft einschlief, taute alles auf und verbreitete einen üblen Geruch. Von der Schulschwester wurde sie deswegen oft gescholten und aus der Schulstube gewiesen. Es gab in Hallstatt außer der Volksschule noch die Mädchenschule, eine „Privatschule mit öffentlichen Recht“. Diese Schule wurde von katholischen Ordensschwestern betrieben. Die evangelischen Mädchen mussten in die „Knabenschule“ gehen. Diese Schwestern betreuten auch den Kindergarten und das „Spital“. Das war ein Altersheim der Saline. Es war im heutigen ÖSAG Verwaltungsgebäude untergebracht. Die hatten auch zwei Kühe und das dazu notwendige Wiesengelände.
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Bald begannen aber auch im Selchwarengeschäft Schwierigkeiten. Dorfneid entstand. Das jausen und trinken im Geschäftslokal war verboten, aber manche Kundschaften jausten im Geschäft zur Wurst auch noch die Flasche Gmundner - Bier und nicht Hallstätter – Bier. Dorfneid, vom damaligen Bräuhauswirt und Hallstattbier - Braumeister Gstöttner wurde sie angezeigt. „Ich lasse aus dem Weiselhaus kein Wirtshaus machen“, war seine Begründung. Er war auf meine Großmutter schlecht zu sprechen, da sie das Bier, welches Gstöttner damals noch braute, nicht von ihm bezog.
Der Hallstätter Gendarm, der den Fall behandelte, gab der Selcherin den Rat, um die Gastgewerbekonzession anzusuchen.
Sie hatte einige Jahre vorher das Gamperhaus (heute Seewirt) gekauft damit sie zum Schlafen, nicht immer bis in die Lahn laufen musste. Es war eine fürchterliche Bruchbude. Im Erdgeschoß eine größere Stube, in die man über einige Stufen hinabsteigen musste und eine Stube im Dachgeschoß. In der unteren Stube wohnte die Familie Leimereiner mit 6 Kindern und in der oberen der alte Gamper.
Zuerst wohnte meine Mutter und Großmutter in der unteren Stube.
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Nachdem sie den alten Gamper bewegen konnte, seine Wohnung in die Lahn zu vertauschen, zogen Großmutter und Mutter in die obere Stube und baute das kleine Häusel in eine kleine Gaststätte um, mit dem Namen Bierquelle. Die Bierquelle war das ganze Jahr von Einheimischen gut besucht. Es war vor allem auch die Stammkneipe der Fachschüler. Im Sommer gab es auch einige auswärtige Gäste, die vor allem gerne in dem kleinen Garten vor dem Haus saßen. Vierzig Jahre später schwärmten manche ältere Hallstätter noch von der gemütlichen Wirtsstube. Am 01. 07. 1901 wurde die alte Konzession gelöscht und ersetzt durch die „kleine Wirt-Conzession“. Es entstand die „Wein- und Bierquelle der Josefa Zauner“.
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Hochzeit Höplinger
1910 heiratete Großmutter den Bürgermeister Josef Höplinger, der von 1903 – 1919 Bürgermeister von Hallstatt war. Ab nun war die Großmutter die Josefa Höplinger. Da das Geschäft sehr gut ging, wollte Großmutter das Haus vergrößern. Ihre Konzession wurde erweitert, am 02. 03. 1910 „für Gast- und Schankgewerbe mit den Berechtigungen b, e, d und f des § 16 der O. O.“ Ein Bauansuchen um Bewilligung vom Zu- und Aufbauten beim beanstandenden alten Haus wurde bei der Kommission am 12. 01. 1905 von verschiedenen Änderungsbedingungen abhängig gemacht. Der Forst verbot Balkone über den Mühlbach. Nachbar Böck: Einwände gegen Gasthaus, erlaubte keinen öffentlichen Gastbetrieb. Nachbarhaus Gruber: Einwände wegen Belichtung. Vorbau von zwei Fenstern. Im Bauakt scheint der Vermerk auf „n i c h t“ gebaut. Aber 1912 wurde dann doch mit dem Abbruch der alten Bierquelle und dem Neubau begonnen. Während der Bauzeit wurde der Gastbetrieb im Haus des Großvaters Höplinger im Römischen Nr. 95 weiter geführt wo ich dann, Josef im Mai 1914, geboren wurde.
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Der Gaststättenneubau wurde vor Kriegsbeginn 1914 fertiggestellt. Der Wirtshausname wurde umgeändert auf „Seewirt“. Begründung: Wenn wir Seewirt heißen, glauben die Fremden, wir liegen am See und bestellen die Zimmer bei uns. Die Seewirtin, Großmutter Josefa Höplinger, war eine sehr fleißige, strebsame und aufgeschlossene Frau. Die Fleischkenntnisse aus ihrer Fleischhackerzeit kamen ihr jetzt zu Gute, sie war auch eine sehr gute Köchin.
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Der Weltkrieg 1914 – 1918
Das Haus wurde gerade noch vor Kriegsbeginn fertig. Ein Berg von Schulden war aufgetürmt. Die Sommergäste blieben aus. Nur noch einige Ungarn kamen, die sich selbst Lebensmittel, vor allem weißes Mehl mitbrachten. Denn die Ungarn hatten alles in Überfluss, während es bei uns nichts gab. Großmutter fuhr oft per Bahn ins Innviertel hamstern. Nach Kriegsende blieben die Ungarn aus.
V.r.n.l.: Emili Gschwantner, 2 mal Josefa Zauner, leider unbekannt.
Die Inflation
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Dann kam die Inflation: Jeden zweiten Tag andere Pensionspreise. Verpflegung für die Gäste konnte fast nur durch Hamsterfahrten besorgt werden. Aber eines hatte die Inflation gutes für meine Großmutter: Auch die Schulden unterlagen der Inflation. Sie war rasch schuldenfrei. Und langsam stabilisierten sich die Verhältnisse wieder, das Geschäft wurde besser, der Fremdenverkehr setzte wieder richtig ein. Großmutter wurde zuckerkrank. 1934 amputierte man ihr das Bein am Oberschenkel. Von da an zog sie sich vom Geschäft zurück und überließ die Führung ihrer Tochter. Großmutter führte unter Hilfe meiner Mutter das Geschäft dennoch bis zu ihrem Tode 1939. Den Beginn des zweiten Weltkriegs erlebte sie nicht mehr. Das Testament war so gemacht, dass der nächste Erbe ich war. Ich liebte und schätzte meine Großmutter sehr. Besonders jetzt, wo ich selbst alt bin, verstehe ich erst, was diese Frau im Leben mitgemacht hat und respektiere ihren Fleiß und ihre Erfolge. So lange ich lebe, denke ich gerne an sie und bin glücklich, dass ich ihr Werk fortsetzen konnte.
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Der „Seewirt“ 1914. Links das „Weiselhaus“ mit dem Selchwarengeschäft. Rechts das Böck-Haus.
Großvater Josef Höplinger starb 1922. Meine Großmutter war seine dritte Frau. Sie lebten sehr gut zusammen. Es war eine harmonische Ehe. Der Großvater Höplinger hatte 5 Häuser, alle mit Holzrecht und konnte für den Seewirtneubau das Holz beistellen. Im Gastbetrieb war seine Aufgabe nur eine rein repräsentative. Er war bei den Gästen und Einheimischen als auch bei Fremden sehr beliebt. Er war der letzte Fischereipächter des Hallstättersees. Nach Auflösung der Pacht wurde sein Sohn Karl von den Bundesforsten als Fischmeister angestellt. Dessen Söhne Karl und Sepp waren die letzten staatlichen Fischmeister aus der Höplinger-Fischerdynastie. Es war eine Klausel bei der Auflösung des Pachtvertrages, dass die Fischmeister nur aus der Familie Höplinger genommen werden durften. Die letzten Höplinger hatten keine männlichen Nachkommen.
Josefa Zauner
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Die nächste Seewirtin war meine Mutter Josefa Zauner, geboren am 14. 09. 1883 in Hallstatt, Lahn 11 (Hallerbauer). Die ersten Lebensjahre verbrachte sie in Bad Ischl. Nach dem Tode ihres Vaters kam sie nach Hallstatt zum Binderwirt (Hemetsberger) im Echerntal. Ihre schwere Jugend habe ich ja schon beschrieben. Später half sie ihrer Mutter im Selchwarengeschäft und in der Bierquelle, genannt wurde sie die „Selcher-Pepi“.
Franz Heidinger
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Sie lernte den Fachschullehrer Franz Heidinger, geboren am 27. 05. 1884 in Capitoline bei Pola, kennen und lieben. Die Folge war ich, Josef. Vater Franz Heidinger war auch der Gründer des „Deutschen Turnvereines“ in Hallstatt. Er ließ aber meine Mutter sitzen und heiratete eine andere. Das war für sie ein furchtbarer Schlag. Denn ein uneheliches Kind war damals eine ganz große Schande. Sie nahm sich das auch so zu Herzen, dass sie nie mehr heiratete. Josefa meine Mutter war eine sehr gute Köchin und sehr gewitzt. Die Idee, das Gasthaus Seewirt zu nennen, kam bestimmt von ihr.
Sie führte den Betrieb weiter bis zur Übergabe an mich. Ihr Hobby war das Zither spielen. Mit 92 Jahren spielte sie noch täglich mehrere Stunden und sang und jodelte im Gastzimmer. Sie starb nach kurzem Leiden fast 95jährig zu Weihnachten 1977.
„Staffeln“
Auch damals war es ein harter Kampf um Gäste.
Seit 1877 die Kronprinz Rudolf Bahn durch Salzkammergut in Betrieb ging, reisten begeistert alle mit der Bahn. Deshalb schickte jedes Wirtshaus einen „Lohndiener“, besserer Name für Hausknecht, zum Schiff um Gäste zu kapern. Zimmersuchende wurden auch auf der Straße angesprochen. Man nannte das „Staffeln“. Bei uns ging die Mutter oder das Stubenmädchen und obwohl ich noch Schulkind war, ich auch mit einer Kappe, wo „Seewirt“ drauf stand. Da es gerade keine feine Methode war so um Gäste zu werben, kam es oft zu Streitereien zwischen Wirten und besonders die Besitzer von Hotel Kainz und Grünem Baum, denen die Schifffahrt und die Landungsplätze gehörten, waren sehr gehässig und versuchten immer wieder durch Anzeigen das „Staffeln“ zu unterbinden. Aber meine Mutter gelang es immer wieder durch Vorsprechen bei allen möglichen Stellen das zu verhindern. Als ich das nach Übernahme des Geschäftes nicht mehr machte, war sie ganz empört und nannte mich dumm und geschäftsuntüchtig.
Der Spruch war: „Wünschen Sie Zimmer, pro Bett zwei Schilling.“
Ich kann mich noch ganz gut auf meinen „ersten Fang“ erinnern. Ich war damals vielleicht 10 Jahre alt. Es war ein einzelner Herr mit Rucksack den ich zur Freude meiner Mutter ins Haus brachte. Damals verkehrte ein Dampfschiff. Im Sommer das Große „Kronprinz Rudolf“ und im Winter das Kleine „Stefanie“. Wenn es von der Bahn kam und es hatte Gäste an Bord, da betätigte der Kapitän eine Dampfpfeife in der Seemitte. Dann hieß es „Lauft schnell, das Schiff hat gepfiffen“. Wenn niemand drauf war, wurde nicht gepfiffen.
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Josef Zauner erscheint aktiv in der Zeitgeschichte der Zauner Familie.
Am 05. 05. 1914 wurde ich in Hallstatt im Höplingerhaus, Gosaumühlerstraße 95, geboren. Zu jung war ich um vom Krieg etwas zu verstehen, brauchte nicht zu hungern, dank der Hamsterfahrten von Großmutter. Das erste Weihnachtsessen, auf das ich mich erinnern kann, war eine Sulz und Eibier.
Schweinedunst im Seewirt
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Geduftet hat es im Seewirt manchmal ganz penetrant. Großmutter fütterte im Keller immer ein oder zwei Schweine. Das gab dann immer zusätzliche Verpflegung.
Seifensieder.
Ich kann mich auch noch erinnern, wie Großmutter aus Fettabfällen, Aschenlauge, vielleicht auch noch Kalk, Seife gekocht hat. Es war eine Art Schmierseife, die in alte Bratpfannen abgefüllt wurde. Wenn die Seife fest war, wurde die in Stücke geschnitten und am Dachboden zum Weitertrocknen aufgeschichtet. Man kannte damals außer Soda und Aschenlauge keine Waschmittel. Das machte sie auch noch in der ersten Nachkriegszeit.
Das ist die Auspeisung der Kriegs Schulkinder-Suppe im Kindergarten, die von Spenden finanziert worden war.
Als gläubiger Katholik wurde ich erzogen und ging jeden Sonntag in die Kirche und war eifriger Ministrant.
Benefiziat
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Neben der Volksschule absolvierte ich im Privatunterricht beim Pfarrer Lehner, Benefiziat, drei Klassen Hauptschule.
Wir waren mehrere Buben und Mädchen, die von Pfarrer Lehner unterrichtet wurden. Meine Mutter wollte nicht, dass ich Fahrschüler werde, da ich sonst ein noch größerer Strick hätte werden können. Ich wäre viel lieber Fahrschüler gewesen. Die Hallstätter mussten damals nach Bad Ischl in die Bürgerschule fahren. In Goisern war noch keine Bürgerschule und damals kam die neue Schulbezeichnung Hauptschule gerade auf.
Meine Hobbys waren Fischen, das Pflücken von Grafenblumen (Gebirgsaurikel), wo ich das Klettern lernte, Vögelfangen und im Winter Schifahren, Eislaufen und Eisstockschießen. Selbstverständlich auch Rodeln.
Vom 8. Lebensjahr an musste ich im Gasthof mitarbeiten, mit der Fuhr Holz von Steingraben – wo wir eine Holzhütte hatten – hereinführen. Die metrigen Scheiter aus der Fuhr (Plätte) bei der Zufuhr ans Ufer werfen und mit dem Radelbock (Schubkarren) über den Marktplatz heraufrodeln. Die Scheiter wurden in den Holzkeller geworfen und dort mit einer Handsäge abgeschnitten, gekloben (gespalten) und aufgeschlichtet. Mit Körben wurde das gehackte Holz dann nach Bedarf in die Küche getragen.
Das war immer mein „Privileg“. Mit der Fuhr nach Obertraun rudern, mit einem Handwagen zum Bahnhof das Leergebinde - hinüber und die vollen Fässer Bier herüber über den See nach Hallstatt bringen. Mit dem Radlbock wieder über den Marktplatz heraufradeln und die Fässer in den Eiskeller tragen.
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Manchmal hatte ich einen Helfer mit, oft aber musste ich das allein tun. Um mein Arbeitspensum zu schaffen musste ich auch öfters Schulschwänzen.
In der Schule wurde ich dafür mit „Dableiben“ (Nachsitzen) bestraft.
Als die Gmundner Brauerei in Steeg ein Bierdepot errichtet hatte, war ich von dieser Arbeit erlöst. Von da an lieferte die Brauerei das Bier mit einem Pferdefuhrwerk in den Wirtshauskeller. Zu dieser Zeit kam auch das Flaschenbier auf, die in Strohhülsen steckenden und in Kisten geschlichtet und mit einem Korken verschlossen waren. Vorher wurde das Bier „über die Gasse“ in Krügen geholt. Ab nun führten auch die Kaufleute Bier in Flaschen, was für die Wirte eine große Einbuße wurde.
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