Vom Ebro zum Dachstein, Lebenskampf eines österreichischen Arbeiters.
Linz : Verlag Neue Zeit, 1946.
Von Sepp Pieseis.
Die Biografie des Sepp Plieseis und ihre Rezeption.
Von Klaus Kienesberger.
Der Trailer zu dem Krimi "Gefährliche Fahndung" aus der DDR. Ein Charakter basiert auf der Autobiografie von Sepp Plieseis.
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Die Zeitung "Neue Zeit" ist im Projekt ANNO der Nationalbibliothek online.
In ihr wurden einige Kapitel aus diesem Buch abgedruckt die ich herüberkopiert habe..
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Sepp Plieseis:
Vom Ebro zum Dachstein.
Der Roman eines Österreichischen Freiheitskämpfers.
Im Verlag „Neue Zeit" erscheint demnächst ein Buch „Vom Ebro zum Dachstein", in dem der Traunviertler Arbeiter Sepp Plieseis, der bekannte oberösterreichische Freiheitskämpfer, sein eigenes Lebensschicksal erzählt. Wir beginnen heute mit dem Abdruck einiger Kapitel dieses spannenden Buches, das ein Dokument für Österreichs und seiner Arbeiter Freiheitswillen, für Österreichs und seiner Arbeiter Widerstand ist.
1. Kapitel
Sepp Plieseis verläßt die Heimat Vor dem Fahrkartenschalter des Bahnhofes von Bad Ischl standen ein paar Menschen. Es war früher Morgen. Einige Arbeiter lösten verschlafen ihre Wochenkarten. Zwei verfrühte Touristen wollten zum Dachstein hinüber. Es war noch nicht viel los imSalzkammergut, so um die Mitte Juni 1937. Der Schalterbeamte tat gemächlich sein Werk. Jemand verlangte „Zwei dritter Salzburg". In Ischl kennt man sich untereinander so ziemlich. Der Beamte sah auf. „Grüeß di, Plieseis", nickte er gutmütig und setzte neugierig hinzu: „Was willst denn in Salzburg?" Der Plieseis Sepp blinzelte in den frühen Morgen und in die spiegelnde Scheibe hinein. Er zuckte mit den Achseln: „Was sollst denn toan? Arbeit geh i mir halt suchen, drent in Salzburg." „Is koa Arbeit, mehr in der Saline?" wollte der Beamte wissen. Der Plieseis antwortete, nicht. Er hatte genug zu tun, sich das Fahrgeld zusammenzuklauben. „Ob's da besser ausschaut", sprach der Beamte hinterm Schalter, mehr zu sich selber. „Es ist doch überall derselbe Krampf. Junge, kräftige Leute— und ein altersschwacher Staat. Hände, die zupacken wollen— und keine Arbeit, die Hände braucht. Österreich? Österarm müßte es heißen!" Der junge Mann lachte pflichtschuldig. Er war gesund, kräftig, groß. Er strich sich die paar schwarzen Locken aus der Stirn und sah mit ruhigem, festem Blick den andern an: „Paß auf, Stieger, bis wir zurückkommen; in ein paar Monaten werden wir es schaffen." In ein paar Monaten... Der Plieseis Sepp wußte damals nicht, daß aus den paar Monaten zehn Jahre werden würden, ehe er die Heimat wieder sehen würde — in Freiheit; in Freiheit die Heimat und in Freiheit er selbst. Auf dem Bahnsteig stand der zweite, der Jaritsch, Jack genannt. Beide waren sie junge Hilfsarbeiter, die in den spärlichen Industrieunternehmungen des Salzkammergutes bisher ihr karges Brot gesucht hatten. Doch nicht, daß es karg war, hatte ihnen das Brot der.Heimat so bitter gemacht. Sie waren junge Arbeiter ihrer Bergheimat. Ringsum glühten im Strahl der Morgensonne die noch schneeigen Gipfel, Zeugen der Freiheit. Dies aber, die Freiheit, liebt der Salzkammergütler über alles. Sie wollten ihr Brot, wenn es auch nicht viel war für junge, kräftige Menschen, doch wenigstens in Freiheit essen. Die Freiheit aber war in Oesterreich bedroht. Sie war im Innern bedroht. Die Vorposten des Faschismus nisteten bereits allenthalben gleich Holzwürmern im morschen Gebälk. Doch diese innere Bedrohung wurde gezeugt und genährt von einer ungleich stärkeren, die von auswärts kam. Jenseits der Grenzen lauerte der Feind. Jenseits der Grenzen rüsteten die braunen Bataillone von Europas stärkster Militärmacht, um Europas schwächste Militärmacht zu überfallen. Jenseits der Grenzen hatten sich die gleichen beutegierigen Bataillone aufgemacht, um den geplanten Überfall auf Oesterreich an einem Probefall zu demonstrieren. Wo gab es den jungen, bewußten Arbeiter, dessen Herz nicht erzitterte, wenn er der fernen Kameraden in Spanien gedachte, über deren Häuptern die Diktatoren Europas, Hitler und Mussolini, ihre Munition, ihre Flugzeuge und ihre Verbrechen ausprobieren... „Der Stieger hätt' gern gewußt, was wir Vorhaben", sagte der Plieseis. „Auch so ein brauner Spitzel", meinte der Jack. „Sie tun wie unsere Freund', schimpfen auf die Heimwehr, heucheln ein Herz für die Arbeiter und im Grund sind sie doch der gefährlichste, gemeinste, hinterlistigste Feind." Plieseis gab dem Freund die Fahrkarte, der Jack war enttäuscht. „Warum hast denn nur bis Salzburg genommen? Wir werden doch nicht über Bayern fahren?" Der Plieseis Sepp lachte. „Das wär' ein Spaß für die Nazi, wenn wir ohne Paß quer durch das Dritte Reich fahren wollten! Da gäbe es schnell zwei KZ.ler mehr!" Sie hatten vor, über Innsbruck, Schweiz, Paris zu fahren. Aber man mußte vorsichtig sein. In Österreich konnte man niemand mehr trauen. Das Land war verseucht, erkrankt, verpestet. Hinter dem, was sich Heimwehrfaschismus, schwarze Diktatur nannte, lauerte bereits das schwärzere Gespenst: die Totenkopf-Standarten der SS überzogen mit ihrem mörderischen Gespinst bereits das ganze Land Österreich. Ein Bahnbeamter beobachtete sie. Sie sprachen leiser. Sie waren beide in Ischl nicht unbekannt. Die jüngeren Arbeiter sahen in ihnen die Aktivisten, in denen der Wille und die Kraft der Unterdrückten loderte. Spießbürger und Verräter aber fürchteten sie. Mißtrauten ihnen. Endlich tauchte der Zug über der Traunbrücke auf. Die elektrische Lok rollte polternd in die Station. Der Jack hatte ein leeres Abteil erspäht. Sie stemmten die schweren Rucksäcke auf das Gepäcksnetz und sahen noch einmal auf die freundliche Stadt, über der noch ein dünner Morgenschleier lag. Der Traunkai... der Kalvarienberg... der Siriuskogel... und jetzt die kleine Ecke im Mülleckerhof, wo die arme, gute Mutter am Fenster stand und den Zug abtastete, der ihren Sepp in ferne Schlachten und Gefahren brachte... Vorbei... Sie sahen sich an. Das war überstanden. Ein Kampf war beendet, ein neuer begann. Der Zug ratterte das schmale, romantische Trauntal entlang. Die grünen Wasser schäumten und schnellten. Die weißen Bauernhöfe. Holzknechtkolonnen, die in den Forsten schlägerten. Felsen, auf denen Gemsen verharrten. Und überall auf den über kniehohen Wiesen die rote, die blaue, die gelbe, die weiße Pracht des Bergfrühlings, ein Farbenrausch, der über alles triumphierte. Die Heimat! Die geliebte, die geschmähte, die jetzt im Verlassen schon wieder sehnsüchtig begehrte Heimat! Denn, wo gibt es den Oesterreicher, der sein Land nicht liebte! Und so gingen auch ihre Gedanken, während die Blicke über Felsen und Fluren schweiften, denselben Weg. Liebe und Schmerz bewegten ihre Herzen. Noch waren sie jung. Der Plieseis Sepp dreiundzwanzig, der Jaritsch Jack neunundzwanzig Jahre. Aber das, was der junge Österreicher, was der österreichische Arbeiter im besonderen während der letzten fünf Jahre erlebt hatte, hatte beide über ihre Jahre hinaus älter und reifer gemacht. Sie hatten 1932 erlebt, 1933, das Jahr der Ausschaltung des Parlaments. 1934, den Feber, den Monat des Arbeiterzorns. Diese Tage hatten ihnen den Weg geklärt. Fiebernd hatten sie damals gehockt, und gewartet auf das große, befreiende Signal, das die Arbeiterschaft, die noch im Besitze aller ihrer Machtpositionen war, zur Aktivität aufrufen sollte, zur Rettung Österreichs. Aber die Stunde verrann, die Arbeiterwohnblocks in Wien und in Linz wurden zusamengeschossen, Toren und Verräter verbanden dem österreichischen Volk die Augen und so trat, tappend und irrend, die erste Republik Oesterreich jenen Weg an, der sie in den Untergang führen mußte. Seit damals, seit jenem tragischen Februar, gehörten beide, Sepp und Jack, der Kommunistischen Partei Österreichs an. Sie taten es vor allem, weil sie Österreicher waren. Ihre klaren Arbeiteraugen sahen es voraus, wohin der Weg aller anderen Parteien führen mußte. Da alle ihre Instinkte sich auflehnten gegen den mörderischen Faschismus, spürten sie es mit hellseherischer Sicherheit, daß in dieser Lage jedes Schwanken, jede Unsicherheit nur für Hitler den Weg ebnen mußte. Und in der Tat, der Weg wurde geebnet. Immer breiter wuchsen die Straßen ins Reich, immer zahlreicher wurden die Agenten der faschistischen Doktrin. Und noch wuchs die Verblendung. Niemand hörte auf die Warnungen der wenigen denkenden Männer. Was sollten sie tun, diese jungen Arbeiter, die, das unvergessene Schicksal der so unvergleichlich größeren deutschen Arbeiterklasse vor Augen, nun um ihr eigenes Schicksal bangen mußten? Kämpfen mußten sie. Aber die politischen Mittel, die das Gewissen der demokratischen Welt noch aufrufen konnten, hatte ja das eigene Regime in Österreich selbstmörderisch ausgeschaltet. Neue Zeit
Es gehörte mit zur Tragik jener Jahre, daß man damals mit dem Einsatz der äußersten Mittel für Österreich fast nur außerhalb Oesterreichs kämpfen konnte.
Das war der Weg nach Spanien: ein Weg nach Österreich, der über den Ebro führte. Ein Kampf im Herzen des Kontinents, der am Rande des Kontinents ausgetragen werden mußte. Sie sahen sich an, sie verstanden sich, schüttelten sich wortlos die Hände, der Jack und der Sepp; nicht das Abenteuer reizte-nicht die Ferne, weder Schrapnells noch das Donnern der Motoren.
Der Kampf um die Freiheit der Heimat führte zwei junge Österreicher in die triste Fremde.
Sie fuhren durch Ebensee. Der Jack erinnerte sich, wie die Ebenseer Arbeiter vor drei Jahren mit den blanken Fäusten die andern, die bis zu den Zähnen bewaffnet waren, aus dem Markte gejagt hatten.
Frauen zogen damals bramarbasierende Jünglinge— die übrigens niemand mehr ernst nahm— splitternackt aus; nur die Mützen mit dem komischen Federaufputz ließen sie ihnen; und dann jagten sie die Burschen hinter den Männern her. Ja, es lebte eine kämpferische Tradition in den Arbeitern des Salzkammergutes, die niemand so leicht brechen würde.
Arbeiter stiegen zu, die nach Gmunden mußten. Man kannte sich. Das Salzkammergut ist wie eine große Familie. Es wurde gescherzt und gelacht. Die aus Ebensee deuteten auf Sepps großen Rucksack: „Hast leichtm an Gamsbock g'wildert?" Der Sepp war empört. Wenn auch das Wildern die Nationalleidenschaft der Salzkammergütler ist, so waren des Plieseis Gedanken jetzt doch bei anderem Getier. Und die Reise war geheim.
Nur unter der Bedingung der absoluten Geheimhaltung hatte das Zentralkomitee der KP. in Wien den beiden die Reise freigegeben. Das war kein Spaß. Ohne große Vorsicht konnten die beiden statt in Saragossa leicht in Wöllersdorf landen.
Sie erklärten den anderen, daß sie auf Arbeitsuche führen.
Nach Linz?
Natürlich, nach Linz.
So verwischten sie ihre Spur, so gut es ging.
Österreich war ein kleines Land, aber voll großer Spannungen. Dicht nebeneinander waren der Feber 1934, der Monat des Arbeiterzorns, und der Juli 1934, der Putsch der Bankrotteure, gelegen. Das war eine Warnung, die aber bei denen, die hören sollten, ungehört verklang. Alles, was kommunistisch dachte und fühlte, war zur Illegalität verdammt. Viele der besten und fähigsten Kämpfer hatten schon seit dem Feber 1934 das Land verlassen müssen, sie fehlten dem Kampf. Illegal? Es war ein Hohn gegenüber einer Partei, die entschlossen wie keine andere gerade für Österreichs Rechte, für Österreichs Unabhängigkeit eintrat. Illegal: damit brüsteten sich ja gerade jene anderen, die mit dreister Fratze an allen Hebeln des Staates saßen, um auf einen Wink von außen ein freiheitsliebendes Volk in terrorisierte Sklaven, einen stolzen, selbständigen Staat in eine Kolonie zu verwandeln.
Mit diesen Gedanken fuhren die beiden den Traunsee entlang, sahen auf die weißen Paläste von Gmunden, in denen so mancher Nutznießer des gegenwärtigen Systems, einer „Diktatur, gemildert durch Schlamperei", wie sie Jack Jaritsch nannte, sich gemächlich räkelte. Ihre Blicke begegneten sich. Hier war die Bezirkshauptmannschaft, hier saßen die Nazi bereits besonders fest, und von hier war manche Denunziation ausgegangen, die einen bewährten Freund für Monate, für Jahre in den Kerker, ins Zuchthaus gebracht hatte. Der Egger Franz, der Kain Franz, der Langeder Martin, der Straubinger Lois, sie alle waren geschnappt worden und für kürzere oder längere Zeit in den „Häfen" gewandert. Die Gefahr lag nicht in der Festnahme selbst. Die Gefahr lag darin, daß jeder der Festgenommenen gezeichnet war und an dem Tage, da die Nazi zur Macht kommen sollten, für diese eine leichte Beute werden mußte.
Das Abteil hatte sich rasch gefüllt. Alles fuhr zur Arbeit oder suchte nach Arbeit. Unter den Passagieren war auch der Fahrer Gustl, dem der Plieseis einmal gewisse Andeutungen über seine Absichten gemacht hatte.
Wie er die vollen Rucksäcke sah und die abweisenden, energiegespannten Gesichter der beiden, da wußte er schon Bescheid. Er klaubte sein Mittagbrot zusammen und steckte es dem Sepp zu. Die anderen Arbeiter sahen dem zu. Keiner wußte, was das bedeuten sollte. Aber sie hatten wohl plötzlich alle so eine Ahnung, daß es den beiden darum ging, nicht nur für sich selbst, sondern für sie alle etwas zu tun. Sie sahen, das waren Arbeiter wie sie selbst, Ausgebeutete, Geknechtete wie sie selbst, die im Kampf standen um ihr Schicksal. Das Gefühl der Solidarität packte sie alle. Jeder griff nach seiner Mahlzeit,nach seiner Jause, und Speck und Brot und Eier häuften sich um die beiden.
Der Plieseis Sepp wurde rot. Diese Männer hatten alle ebensowenig wie er, und die Gaben bedeuteten, daß sie einen Tag Arbeit und einen Tag Hunger vor sich hatten. Er sträubte sich, aber er konnte die andern nicht beleidigen. Die Solidarität war wichtiger als das Zartgefühl. Sie packten die Gaben ein, sagten ein „Vergelt's Gott!" und stiegen um.
Hinter ihnen leuchtete in mattem Silber grau der Traunstein. „Wer weiß, wann wir den wieder sehen", sagte der Jack.
Er sah ihn nie wieder.
33. Kapitel
Der Mörder von Hallein
In Hallein befand sich eine Ersatzformation der SS, 1500 bis 2000 Mann, untergebracht in einem großen Kasernement.
Es waren großteils alte Feldsoldaten, die verwundet oder krank von der Front zum Ersatzhaufen zurückgeschickt waren, und dann die Rekruten, die hier für den Felddienst ausgebildet wurden. Für die vielen Arbeiten dieser SS-Ersatztruppe waren die Schutzhäftlinge angefordert worden.
Das Lager der KZler war in einem tiefen Steinbruch untergebracht. Fast von allen Seiten von Felsen umgeben, stand hier ihre Hütte, die noch durch dichte Stacheldrahtzäune besonders gesichert war. Kaum zwei Meter Raum zwischen Barackenwand und Zaunpfosten, das war das ganze Freigelände, das den Gefangenen zur Verfügung stand, und auch nur auf drei Seiten der Hütte. An die vierte schlossen sich direkt die Stacheldrähte an.
Wer von diesem Lager aus einen freien Ausblick haben wollte, der mußte seinen Blick direkt gegen den Himmel richten. Doch glücklicherweise führte sie die Arbeit aus diesem trüben Loch heraus. Sie wurden im Kasernement, auf den Exerzierplätzen, auf dem Schießstande, überall überhaupt, wo es etwas zu werken gab, beschäftigt. Und da konnte dann der Sepp beinahe bis in seine Heimat sehen. Unten floß die Salzach, da hinter erhob sich nach Westen der Gebirgsstock des Hohen Zinken und an seinem jenseitigen Abfall begann das Salzkammergut.
Dort lag Bad Ischl, kaum vierzig Kilometer in der Luftlinie entfernt.
Der Hohe Zinken, der Schmittenstein, der Germer, der Regenspitz, das Wieserhörndl: fast ehrfürchtig nannte der Sepp die Berge, die sich dort im Westen erhoben. Er kannte sie alle. Es waren zwar keine so stolzen Riesen wie der Dachstein oder die eisbekrönten Gipfel der Hohen Tauern; sie waren nur 1800 bis 1700 Meter hoch; aber sie standen in der Freiheit und grüßten zu den Gefangenen herüber und riefen und lockten.Die Arbeit, die die Häftlinge zu leisten hatten, war nicht allzu schwer. Aber sie wurde ihnen zu einer Höllenqual gemacht, diesmal sogar durch einen Zivilisten, der als Vorarbeiter tätig war. Er verlangte, daß die ausgemergelten KZler jede Tätigkeit im Laufschritt ausführen sollten. Er wollte beweisen, welche Leistung man aus den Entkräfteten herausholen konnte. Der Bursche schämte sich nicht, sich schlimmer als der ärgste kapitalistische Antreiber zu gebärden. Den vollgeladenen Schubkarren mußten sie rennend die Laufplanke hinaufschieben.
Er wollte nicht dulden, daß sie sich, während der Schubkarren wieder vollgsladen wurde, ausruhen durften. Kaum waren sie unten im Kiesschacht mit dem leeren Karren, so sollten sie sofort den in der Zwischenzeit vollgeschaufelten ergreifen und im Hetztempo wieder hinaufschieben.
Überdies verzinkte er sie noch dauernd bei der SS, um sich dort lieb Kind zu machen und den guten Posten in der Heimat zu behalten; denn er war für besondere Dienste bei der Garnisonsverwaltung Hallein u.-k. Gestellt.
Schwere Arbeit in einem rasenden Tempo zu leisten, das hätte man nur bei bester Ernährung schaffen können. Die Verpflegungssätze waren dieselben wie in Dachau bei einem Arbeitskommando. Aber die SS stahl den armen Gefangenen noch die dürftigen Brotzeitzulagen und die dünnen Suppen wurden ohne alles Fleisch und Fett gekocht, weil auch diese Bestandteile in Mägen wanderten, für die sie nicht bestimmt waren. Als einmal eine Kontrolle des Arbeitskommandos Hallein stattfand, beschwerten sich die Häftlinge über die vollkommen unzureichende Kost. Es wurde eine Untersuchung angeordnet. Diese bestätigte voll und ganz die vorgebrachten Klagen. Abhilfe wurde versprochen, aber nicht ein Stück Brot bekamen sie mehr. Die SS stahl weiter und bei den Gefangenen blieb Schmalhans Küchenmeister.
Hier erlebte es der Sepp, daß sich nicht nur unter den Bewachungsmannschaften von Dachau herzlose Gesellen befanden. Die SS-Leute aus Hallein waren kein Jota besser.
Eine Zeit lang war von diesen ein Rottenführer als Wachtführender zum Arbeitskommando bestimmt worden. Ein älterer Kzler warnte den Sepp: »Nimm dich vor diesem Banditen in acht! Der hat schon drei Monate lang keinen Urlaub gehabt. Da ist wieder einer von uns fällig."
Auf seine Frage, was der Urlaub mit seinem eigenen Schicksal zu tun habe, wurde er belehrt, daß die SS-Wachen, die einen Häftling auf der Flucht erschossen, einen Sonderurlaub von fünf Tagen zur Belohnung erhielten. „Na, und dieses Rottenschwein wird eben einen oder einige von uns umlegen, damit er seine Freizeit bekommt. Darauf kannst du dich verlassen."
Damals begann das Arbeitskommando mit dem Bau eines Schießplatzes für die SS in der Nähe von Hallein. Das dazu ausgewählte Gelände lag abseits von allen menschlichen Siedlungen. Kein Wasser war dort vorhanden und wenn einer etwas trinken wollte, mußte er bis zu dem Gehöft eines Bauern hinabsteigen, das etwa 500 Meter entfernt war. Gewöhnlich wurde einer mit einer Kanne dorthin geschickt, um Trinkwasser gleich für alle zu holen. Eine Wache begleitete ihn.
Eines Tages hatte ein älterer Kzler diesen Auftrag auszuführen. Der SS-Rottenführer ließ ihn vorausgehen und schlenderte hinter ihm her. Sie verschwanden hinter den niederen Fichten. Plötzlich hallte ein Schuß zu den Arbeitenden herüber und nach kurzer Weile noch einer. Nach einer Viertelstunde kehrte der SS-Mann zurück, die leere Kanne in der Hand schwenkend. „Ein anderer her!" brüllte er zu den Schaffenden herüber. „Das Schwein hat ausrücken wollen! Aber der hat nicht damit gerechnet, wie sauber ich schießen kann. Alle beide Kugeln haben gesessen ... Der wird keinen Mucks mehr sagen!... Da, der Brederer soll Wasser holen!"
Der Gerufene wurde kreidebleich. Zögernd legte er die Krampe hin und mit einknickenden Knieen schritt er auf den Rottenführer zu. „Na, soll ich dir Beine machen!
Tempo, du Hund, sonst knall ich dir jetzt gleich eine blaue Bohne zwischen die Rippen! Hier die Kanne... und nun aber mit Schwung zum Mosserbauer. Die haben hier Durst!"
Manche arbeiteten auf einer Bodenschwelle und so konnten sie den Henker und sein Opfer davonschreiten sehen. Als sie den steilen Abhang passiert hatten, sahen sie ihn über die Wiese schlendern. Der Rottenführer verhielt plötzlich und blieb zurück, schien sich in den Schatten eines Baumes setzen zu wollen. Er rief dem Brederer etwas zu, was man aber bei der Entfernung nicht mehr verstehen konnte. Darauf setzte sich der Häftling in Trab und eilte auf das Gehöft zu.
Gemächlich legte jetzt der Wachtsoldat die Büchse an, zielte scharf, dann hallte der Schuß herauf. Einen Satz tat der Getroffene, dann brach er in den Knieen ein und viel langsam nach vorn. Da knallte der zweite Schuß und nun lag das Opfer in der zebragestreiften Kluft still auf der grünen Wiese.
Der Mörder schritt an den Toten heran, drehte mit der Fußspitze den Körper um, daß er auf dem Rücken lag, und starrte das erbleichte Gesicht an. Als er festgestellt hatte, daß in diesem Manne kein Leben mehr war, kam er pfeifend auf die Arbeitsstelle zurück geschlendert. „Sind wohl alle verrückt geworden!" schrie er lachend den Häftlingen zu. „Jetzt will mir heute schon der zweite auskneifen! Habt wohl den Koller gekriegt? Na, mir soll es recht sein. Zehn Tage Sonderurlaub habe ich schon... noch einer, den ich abknalle, dann habe ich gar fünfzehn Tage. Also, wen nehmen wir denn jetzt dran?"
Sie bangten und bebten um ihren Kameraden, der nun den verhängnisvollen Gang antreten mußte. Aber der Bandit schien mit zehn Tagen zufrieden zu sein. Diesmal kam der Wasserträger ungeschoren zurück. Am Abend nahmen sie die beiden Toten auf und schafften sie in das Lager zurück. Das erste Opfer wies grauenvolle Nahschüsse auf, die fast den ganzen Schädel zertrümmert hatten.
„Querschläger!" erklärte der Rottenführer.
Sie wußten, wie er den Mann ermordet hatte. Drunten im Kasernement erstattete er stramm seine Meldung; der Fall wurde überhaupt nicht untersucht; der gute Schütze erhielt eine Belobigung und zehn Tage Sonderurlaub.
Dieser Bandit hat sich später noch mehrere Opfer geholt und kein Mensch in dieser SS-Formation fand etwas dabei, daß er sich auf diesem Wege seine Urlaubstage zusammenschoß. Die Opfer waren ja nur KZler, Menschen, die kein Recht im Dritten Reiche, nicht einmal das zum Leben, hatten.
34. Kapitel
Die Flucht muß gewagt werden!
Bei dem Bau des Schießplatzes bekamen sie einen neuen Vorarbeiter, den Hofer Sepp, und hier trafen sie endlich auf einen Menschen. der sich ihrer annahm. Bei ihm gab es kein Hetztempo und keine Überanstrengungen, keine Schläge und keine Schimpfworte.
Immer stellte er sich auf die Seite der Häftlinge und verstand auch die meisten SS-Wachen so zu beeinflussen, daß sie die Gefangenen in Frieden ließen. Er verlangte und setzte es auch durch, daß die Verpflegung gebessert wurde, daß die sinnlosen Schikanen in der Freizeit aufhörten, daß die Opfer des Nazismus zum erstenmal wieder als Menschen behandelt wurden.
Ja, er tat noch mehr und riskierte dabei mehr als einmal sein Leben. Er ermöglichte es dem Sepp, mit den Genossen im Salzkammergut wieder in Verbindung zu treten.
Nachdem der Urlaubsmörder abgelöst worden war, bekamen die Häftlinge Wachen. die unter dem Einfluß des Vorarbeiters Hofer an nichts anderes dachten, als sich selbst ein möglichst bequemes Leben zu schaffen. Sie waren schon im Felde gewesen und sie wollten sich in der Garnisonszeit gründlich erholen, wenig tun, gut essen und Zeit haben, hinter den Mädeln her zu sein.
Hofer versprach ihnen, daß auf der Arbeitsstelle alles immer in Ordnung bleibe und daß tüchtig geschafft würde. Der Schießstand sollte in sechs Wochen bereits benutzbar sein; aber als drei Monate vergangen waren, hatte das Kommando noch nicht die Hälfte geschafft.
Trotzdem erhielten die Häftlinge, weil es Hofer so meldete, die höchsten Prämien und er setzte es auch durch, daß die Strafen möglichst milde im Lager ausfielen. Die Prämienanerkennung hatte weiter den großen Vorteil, daß sie bei allen Disziplinierungen mit in Betracht gezogen wurde.
Die SS-Wachen überließen bald Hofer die ganze Arbeitseinteilung, wurden auch nachlässig im Patrouillieren und hieben sichbei schönem Wetter irgendwo hinter einen Strauch, um zu schlafen. Der Vorarbeiter ließ sie dann immer wecken, wenn sich ein Revisor oder eine Sonderstreife zeigte. Die schwarzen Heinis klagten häufig über Hunger. Der Krieg war in das Dreiundvierzigerjahr getreten und auch der Kasernenfraß war schlechter und schlechter geworden.
Hier vermittelte wieder der Hofer Sepp, und nun faßten die SS-Leute das allergrößte Vertrauen zu ihm und zu seinen Häftlingen.
Die Bäuerin der Wirtschaft, wo die Gefangenen das Trinkwasser holen mußten, ließ sich gern auf eine Unterredung mit den Gefangenen ein, und bald rückte sie auch etwas von ihren Lebensmitteln heraus. Zwei Frauen, die Resl und die Agnes, holten auch von anderen Bauern Butter, Brot Geselchtes, Käs und Eier heran, und damit fütterten die Häftlinge ihre Wächter, bestachen sie und stellten ihnen weiteren Zuschuß in Aussicht, falls sie nur etwas mehr Freizeit bekämen.
Bald war es so weit, daß der Sepp in der ganzen Umgebung die Runde von Wirtschaft zu Wirtschaft machte, um für die Gefangenen und die Wachmannschaften zu Hamstern. Und so konnte er mehr als eine Botschaft nach Ischl absenden, und eines Tages sagte ihm der Hofer, sein Bruder sei aus Ischl herübergekommen, um mit ihm zu sprechen.
Ein SS-Mann begleitete ihn hinab zum Bauern, weil er vom Vorarbeiter dazu bestimmt war, Wasser zu holen. Drunten vor dem Hause saßen die Agnes und die Rosl, und die beiden fröhlichen Frauen legten Beschlag auf den SS-Wächter, scherzten mit ihm und verwickelten ihn in ein Gespräch.
Während dessen saß der Sepp drinnen in der Stube mit seinem Bruder zusammen.
Sie tranken Bier, das der Bauer beschafft hatte, und besprachen den Fluchtplan. Am liebsten wäre der Sepp mit seinem Bruder von der Stelle aus auf und davon gegangen; doch so schnell ging es nicht. Waffen mußten beschafft werden, ein Zivilanzug, ein Helfer sollte gefunden werden, die Verstecke drüben in Ischl waren vorzubereiten.
Aber nun stand man ja in Verbindung und konnte also diese letzte Zeit auch noch abwarten.
Die SS verlor immer mehr die Kontrolle über das ganze Arbeitskommando.-
Wenn sie genug zu essen hatte und recht viel Zeit für das Scharmutzieren mit den Mädeln frei machen konnte, dann scherten sie sich den Teufel um alles, was bei den Häftlingen vorging. Sie haben sogar die Kzler mit den Gewehren schießen lassen. Einmal jammerte der eine Wachsoldat, er hätte einem Mädel in einem Orte, der vier Kilometer von der Arbeitsstelle entfernt war, einen Besuch an diesem Nachmittag versprochen. Nun aber komme er doch von dem verdammten Schießplatz nicht herunter. Fahrräder habe er zwar besorgt, aber er könne ja nicht fort.
Der Sepp machte ihm einen Vorschlag:
„Wenn ich mich auf das eine Rad setze und eine Schaufel mitnehme, Sie auf das andere, dann sieht es so aus, als wenn Sie mich zu einer Sonderarbeit bringen."
„Großartig! Das machen wir!" Und wenige Minuten später fuhr der Sepp auf dem Stahlroß durch das Land, hinter ihm der SS-Mann, bis sie vor dem Ort, in dem sein Mädel wohnte, ankamen.
[https://digital.onb.ac.at/rep/access/ANNO_nzl19460911/OCR/4]
So, jetzt geben Sie mir das Gewehr und ich verstecke mich da bei den Bauern.
Wenn Sie zurückkommen, pfeifen Sie zwei mal. dann treten wir die Heimreise an!"
Auch diesem Vorschlag stimmte der SS-Mann zu, und getreulich hat der Sepp bis zum späten Nachmittag auf ihn gewartet.
Aber was zuviel ist, ist zuviel. Diese seltsamen Ausflüge wurden beobachtet, und eine Bombengeschädigte, die in diesem Orte nach ihrer Umsiedlung wohnte, zeigte den seltsamen Vorfall bei der SS-Kammandantur an. Nach dem bequemen Wachtpostenleben strebten andere SS-Männer, und so verrieten dann die eigenen Kameraden, wer auf diese Art und Weise seine Liebesfahrten vollführe. Der SS-Mann wurde wegen Wachtvergehens verhaftet, wanderte gekettet in das Untersuchungsgefängnis und er sollte nun den KZler nennen, der ihn begleitet hatte. Zunächst bestritt der Verhaftete alles, aber es war auszurechnen, wann er klein beigeben würde und alles gestünde. Dann mußte der Sepp zurück nach Dachau. Also mußte er auf die Flucht gehen, ehe noch der Wächter ein reuiges Geständnis ablegen würde.
Aus Dachau gab es kein Entkommen mehr. Das wußte der Sepp genau. Und wer weiß, was noch alles durch eine gründliche Bearbeitung des Wachtmannes, der in so großzügiger Art und Weise seinen Dienst gehandhabt hatte, herauskommen konnte!
Im Sommer 1943 arbeiteten die Vernichtungsanstalten sehr rasch, und wenn es der Lagerleitung einfiel, eine besondere Schuld bei dem Konzentrationslager-Häftling Sepp Plieseis zu konstruieren, dann klappten die luftdichten Türen der Gaskammer schnell hinter ihm zu, auch wenn sie nichts von dem Fluchtvorhaben in Erfahrung bringen konnte.
In dem Arbeitskommando waren vier Freunde des Sepp, der Loisl, der Karl, der Stamperl und der Vorarbeiter Sepp Hofer, die in alle Einzelheiten des Fluchtplanes eingeweiht waren. Sie drängten nun selbst darauf, daß nicht mehr länger gezögert werden dürfe, und der Sepp entschloß sich, schon am nächsten Arbeitstage, einem Montag, die Flucht zu versuchen.
Seit den Februartagen des Jahres 1939 hatte der Spanienkämpfer die Welt nur noch durch die Stacheldrahtzäune der verschiedenen Lager gesehen. Jetzt schrieb man den August 1943. Viereinhalb Jahre war er der Willkür der Gefangenenwächter ausgesetzt gewesen, hatte er alles wehrlos über sich ergehen lassen müssen. Tausende hatte er sterben sehen um sich, ebensoviele hatten resigniert, und, nachdem ihnen der Mut zum aktiven Widerstande gebrochen worden war, auf die Haut drang. Sie standen unwillig umher, versuchten unter den Bäumen etwas und der Entmenschung dahin. Dort ragten die Berge zum Himmel, da unten rauschte die Salzach... dahinter war er frei, und dieses Gefühl zu erleben, das allein lohnte
den Einsatz dessen, wan man in einem KZ Leben nennen konnte.
Am Sonntag saßen der Loisl und der Stamperl neben ihm in dem düsteren Steinbruch und sie fragten: „Wann also?"
„Morgen!" entschied der Sepp. „Morgen, mag es da gehen, wie es will. Der August! Keinen Tag später!"
35. Kapitel
Sepp Plieseis entflieht
Der Morgen des 20. August 1943 kam, regenschwer, wolkenverhangen, trüb und unfreundlich. Als das Arbeitskommando antrat, um zum Schießplatz abzumarschieren, übernahmen zwei neue SS-Männer den Nachtdienst. Auch der andere, der seinen Dienst so lax gehandhabt hatte, war abgelöst worden. Die beiden neuen Wachtsoldaten schienen besonders scharfe Anweisungen erhalten zu haben und dem Sepp schwanden viele Hoffnungen, als er sah, wie streng es heute zuging.
Der eine von den Neukommandierten war ein Sudetendeutscher, und dieser hatte es ganz besonders auf die genaueste Innehaltung des Dienstes abgesehen. Gleich, als die Häftlinge abmarschierten, entsicherte er sein Gewehr und nahm es unter den Arm, um jederzeit schnell schußbereit zu sein. Hatte der verhaftete SS-Mann schon geplaudert? Aber nein, dann hätte man Sepp sofort unter Sonderbewachung gestellt und in der Steinbruchbaracke zurückgehalten. Anscheinend mißtraute man dem ganzen Arbeitskommando und man wollte die Bewachung nur so verschärfen,- daß es keinem mehr einfallen sollte, sich den Wächtern anzubiedern.
Verschlossen und abweisend, keinen Zuruf und keine Frage beantwortend, stur den Dienst erfüllend, brachten sie die Häftlinge auf die Baustelle des Schießplatzes. Hier erklärte der Sudstendeutsche: „Keiner von euch darf die Linie da zwischen der Krüppelfichte und der Sperrtafel überschreiten. Wer es tut, der wird sofort ohne Anruf niedergeschossen. Ich habe ein sicheres Auge, und wenn es knallt, dann sitzt auch die Kugel, worauf ihr euch verlassen könnt. Los, an die Arbeit!"
Der Loisl raunte dem Sepp zu: „Dicke Luft. Bua! Schieb's lieber auf!"
„Red net!" Der Sepp sah sehnsüchtig jenseitigen Salzachufer hinüber. „Was geschafft werden muß, wird geschafft. Muß mal mit dem Hofer Sepp reden!"
Er schob sich an den Vorarbeiter heran und tat so, indem er bald hier bald dahin auf die Baustelle wies, als ob er mit ihm die Arbeitsplanung bespräche. „Sepp, du weißt ja... ich muß heute fort!"
Der nickte bedachtsam und sah zu den beiden Posten hinüber, die sich noch nicht ein einziges Mal gesetzt hatten, sondern wie sichernde Bluthunde ununterbrochen auf und ab schritten. „Wirst es net leicht haben, Plieseis. Die scheinen sehr scharf gemacht zu sein..."
„Sepp, ich bitt' dich, geh abi zur Bäuerin und sag ihr, sie möcht die Sachen in
dem Wald verstecken, an der Stelle, wo's ausgemacht ist. Irgendwann wird den bei den Schwarzen da schon das Umanandastieren zuviel werden... dann geh ich los!"
„Nimm dir Zeit", warnte der Vorarbeiter. „Es schaut nach einem Dauerregen aus.
Vielleicht geht es dann glatter."
Tatsächlich begannen die ersten Regentropfen zu fallen, während der Hofer zum Bauerngehöft hinunterschritt. Die Posten schauten mißtrauisch zu den ziehenden Wolken hinauf. Infolge des warmen Wetters hatten sie die schweren Uniformmäntel zu Hause gelassen und befürchteten nun eine gründliche Abkühlung. Die Häftlinge murrten: „Wann man naß wird bis auf die Haut, kann man nimmer schaffen! Laßt's uns untertreten!"
Der Sudetendeutsche schwang sein Gewehr unter den anderen Arm: „Nix ist!
Gearbeitet wird! Schafft mehr, dann wird euch schon warm werden!"
Aus den einzelnen Tropfen wurde bald ein solider Landregen, ein „Schnürlregen", wie ihn das Salzburger Gebiet so häufig seinen Bewohnern beschert. Die KZler in dem dünnen Zebragewande verspürten bald, wie ihnen die himmlische Feuchtigkeit bis Schutz zu finden, und auch die Wachtposten sahen sich nach bergenden Ästen um. Der Hofer Sepp kam langsam vom Bauerngehöft heraufgeschlendert und blieb bei den SS-Leuten stehen. „Sieht nach richtigem Schütten aus. Da wird eh nix Vernünftiges geschafft. Wollen wir nicht unterstehen gehen?"
Der eine SS-Mann schien große "Lust zu haben, seinen nassen Standplatz aufzugeben und ihn mit einem trockeneren zu vertauschen: doch der andere schüttelte den Kopf: „Erst das Arbeitspensum erledigen: dann können wir ja etwas früher in das Lager einrücken!"
Der Plieseis, der das hörte, schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß das nicht geschähe. Denn aus dem abgerisselten Steinbruch konnte er nicht davonkommen. Langsam kam der Vorarbeiter auf ihn zu. „Was stehst da rum?" schrie er den Harrenden an.
„Marsch, den Schubkarren da gefaßt., die Traverse muß aufgeschüttet werden.. Ich werd' dir mal zeigen, wie ich 's haben will!"
Damit lotste er ihn aus der Nähe der Wachtposten. Hinter einem Gebüsch zog er einen Zettel aus der Tasche und gab ihn dem Häftling. „Botschaft von Franz. Er ist da... Wirst heut' doch noch abreißen ..."
Eine zitternde Hand griff nach dem Blatt Papier. Der Franz, der bereits früher entsprungen war, wartete auf ihn. Hastig las er: „Bin schwer bewaffnet im Walde bei der ausgemachten Stelle. Kleidung und alles da, auch Pistole für dich. Wenn nicht anders, erschieß ich die Wachen, damit du fort kannst."
Der Plieseis Sepp sah den Hofer an:
„Weißt, was da steht?"
Bedächtig nickte er mit dem Kopf: „Der Franz geht aufs Ganze... Weißt auch, was dann geschieht, wenn er die beiden Schwarzen umlegt?"
„Ja, dann müssen wir alle dreißig auf die Flucht gehen— oder alle Häftlinge werden an die Wand gestellt."
„Einer kommt vielleicht durch... alle dreißig... da klauben sie die meisten wieder zusammen..."
Der Sepp Plieseis bat: „Also, dann geh gleich wieder zum Franz und sag ihm, daß er die Dummheit nicht machen darf. Er soll auf mich warten. Ich komme heute noch bestimmt zu der ausgemachten Stelle. Ob mich die Wächter zum Bauern runter gehen lassen werden?"
„Na,... die sind stur! Versuchs erst lang nit. Aber der Regen... vielleicht werden die beiden doch noch weich!"
Der Hofer Sepp schleuderte wieder hinab zum Bauerngehöft und der Plieseis machte sich in der Nähe der beiden immer nässer werdenden SS-Männer zu schaffen. „A schöns Salzburger Wetter... das wird jetzt den ganzen Tag so gehen..." sagte er wie im Selbstgespräch. Quietschnaß und kalt.
Sakrament, das ist schon eine Schinderei!
Na, gehn mir's an!" Und er schaufelte und hackte los, als wolle er den Urgrund der Salzachöfen frei legen.
Der Sudetendeutsche, dem das Regenwasser schon aus den Aermeln troff, fragte:
„Was habt ihr denn sonst immer gemacht, wenn es so geschüttet hat?"
„Untergetreten sind wir! Da beim Bauern... im Stall oder im Heustadl!"
„Is verboten!" stellte resigniert der andere SS-Mann fest. Teufel, können wir nicht in die Kaserne zurück?"
„Und dort exerzieren!" meinte der Sepp.
„Naß seid ihr jetzt schon bis auf die Haut... und dann Griffe kloppen oder euch vom Oscha im Gelände bewegen lassen!"
Als der Hofer wieder heraufkam, warf er dem Sepp Plieseis einen bedeutsamen Blick zu und nickte zweimal mit dem Kopfe.
Dann ließ er sich mit den Wachen in ein Gespräch ein:. „Wird nix mehr mir dem Schaffen. Die Erde ist vollgesogen wie ein Schwamm, da hilft kein Schanzen Keine Traverse und keine Aufschüttung hält mehr."
„Dann werden wir einrücken!" entschied der Sudetendeutsche.
„Und wenn es nachmittag wieder schön mwird, dann ist der ganze Arbeitstag verloren. Der Kommandeur schimpft eh schon, daß die Arbeit nicht vorwärts geht."
„Und hier in der gottverfluchten Nässe stehen bleiben?" schalt der andere. „Mensch, mir quatscht das Wasser schon in den Knobelbechern."
„Wir können ja da unterstehen!" lockte der Hofer. Und diesmal gab der Posten
nach. „Schön, aber nur unter dem Dachvorsprung, damit ich die Brüder da unter Kontrolle babe!"
Einige Minuten später standen sie alle an der Heustadelwand und sahen, wie vor ihnen der Regen seine Gardinen wob. Die beiden Wachtposten aber hatten ihr Los nicht verbessert. Sie mußten draußen in den peitschenden Regenschnüren weiter stehen bleiben, wenn sie die ihnen Anvertrauten richtig übersehen wollten. Die triefende Nässe stimmte sie zugänglicher. „Alle rein in den Stadel!" befahlen sie. Und hinter ihnen besetzten sie den Vorder- und Hinterausgang, während sich die Leute des Arbeitskommandos aufseufzend in das trockene Heu warfen.
Der Hofer schob sich zum Plieseis heran.
„Der Franz wartet! Jetzt schau zu, wie du hier raus kommst."
Ja, das war gar nicht so einfach. Zum Tor konnte man nicht glatt hinausmarschieren, und die beiden Wächter nahmen e's noch immer sehr genau mit den Instruktionen, die ihnen erteilt waren. Sie patrouillierten an den Zugängen ruhelos auf und ab, warfen neidische Blicke auf die Häftlinge, die zum größten Teil bereits auf dem weichen Heu schliefen, und besprachen sich endlich miteinander. Es genügte ja eigentlich ein Wachtposten, wenn dieser den Mittelgang, die Durchfahrt durch die Heuschauer, besetzte. Dann konnte es keiner vom Arbeitskommando wagen, sich hinauszuschleichen.
Und nachdem sie so die Lage geprüft hatten, schmiß sich der eine in das Heu, und
bald verrieten seine schnarchenden Atemzüge, daß er den versäumten Sonntagsschlaf gründlichst nachholen wollte. Der andere schritt weiter ruhelos auf und ab und sah bei jedem Geräusch scharf um sich, als wenn er wüßte, daß einer seiner Häftlinge heute und in diefer Stunde einen Fluchtversuch unternehmen wollte.
Der Sepp hatte sich ganz vorn an den Rand des aufgetürmten Heus gesetzt und versuchte, mit dem Sudetendeutschen in ein Gespräch zu kommen. Er mußte, koste es, was es wolle, das Zutrauen dieses Burschen gewinnen und ihn über seine friedfertigen Absichten beruhigen. „Warum setzten Sie sich nicht?" fragte er ganz naiv. „Können im Hocken doch gerade so gut um sich schauen.
Und müde müssen Sie doch auch sein. So ein Sonntag in Hallein ... na, da kann man schon müde werden bei den Madeln."
Keine Antwort. Aber er stieß den Kolben des Gewehres auf den Fußboden und blieb neben dem Sepp stehen. Der markierte weiter den Harmlosen. „Hier hat es immer Eier... die Hennen verlegen sie gern in das Heu. Mögen Sie eins?"
„Wann man es hätte!" brummte der SS-Mann. „Rück mal da ein bisserl weg...
hast recht. Im Sitzen kann ich genau so gut schauen!" Er ließ sich ins Heu sinken, legte aber den Karabiner quer über die Kniee und starrte bald nach rechts, bald nach links.
„Werd mal schauen, ob ich Eier finde!" meinte der Sepp, während er sich gähnend streckte. „Wann ich was derwisch, bring ich's Ihnen!"
Er kroch über das Heu und tauchte dann an der Stadelwand hinab. Er hoffte, irgend wo ein Loch zu finden, durch das er ins Freie gelangen könnte. Aber überall war die Wand fest gefügt, und nur ab und zu fiel durch einen handbreiten Ritz das graue Tageslicht herein, die Heuhalme stachen und der Staub kitzelte Nase und Gaumen. Wie ein Maulwurf wühlte er sich durch das trockene Gras, und da fand er auch ein Ei, das eine Henne in diesem Versteck gesetzt hatte. Wo war sie hereingekommen? Hier mußte er weiterforschen: aber zunächst mußte er das letzte Mißtrauen des Wachtpostens beseitigen.
Schnaufend wühlte er sich wieder zur Oberfläche empor und kroch über die Decklagen zum Sudetendeutschen hin. Mit Befriedigung stellte Sepp fest, daß dieser es sich schon bequemer gemacht hatte. Er hatte das Gewehr an einen Balken gelehnt und sich tiefer in das Heu hineingeschoben.
„Da!" Der SS-Mann schien am Einnicken gewesen zu sein. Erschrocken fuhr er hoch und schaute augenblinzelnd auf die Hand, die ihm das Ei bot. „Müssen noch mehr drin sein. Ich suche gleich weiter!"
Der Wächter nahm es und trank es aus.
Huldvoll nickte er zu diesem Vorschlag. „Ein halbes Schock könnt ich aussaufen, so einen Hunger hab ich, und Eier, na, das gibt Kraft!..."
Der Sepp war schon wieder auf dem Spürgang. Auf die Ecke kroch er zu, dort konnte er am ehesten ein Schlupfloch erwarten. Hier hatte der Bauer Stroh gestapelt, einen ziemlich ansehnlichen Berg, wohl auf die fünf Meter hoch. In diesen Haufen wühlte sich der Sepp hinein, und als er sich zwischen Wand und Stroh durchgezwängt hatte, da fand er wieder ein Nest mit Eiern. Ja, das war doch so dämmerig hell hier. Von oben konnte das Licht nicht einfallen. Fieberhaft wühlte er sich wieder in die kratzenden Halme hinein, und da, beinahe hätte er einen Jubelruf ausgestoßen, fand er das erhoffte Loch.
Dort nahm wahrscheinlich die Stalldirn immer das Stroh heraus, wenn sie welches für das Vieh brauchte.
Sofort hinaus in die Freiheit? Nein, der Sepp verwarf diesen Plan Erst mußte er einmal nachschauen, wie groß die Aufmerksamkeit der Wachen noch war. Vorsichtig spähte er erst durch die Öffnung. Kein Mensch weit und breit zu sehen... dort drüben begann der Wald, in dem sein Freund Franz wartete. Der immer noch rinnende Regen hatte alle Menschen aus dem Freien vertrieben. Dann kroch und wand er sich wieder zwischen Wand und Stroh hinauf in das Stadelinnere.
Jetzt hatte sich schon der Wachtposten zurückgelehnt, und man sah es den erschlafften Gesichtszügen an, wie sehr er mit dem Schlafe kämpfte. Der Sepp kroch zu ihm und mit einem dankenden Kopfnicken nahm er die beiden Eier, die er auch gleich wieder austrank. Der Sepp mimte den Müden: „So, da werde ich mich auch ein bisserl hinhauen. Das regnet ja doch weiter, und schlafen... ach, bin ich müde!"
Gähnend schmiß er sich hinten in das Heu, aber so, daß er die Wache immer noch im Auge behielt. Lange mußte er warten. Endlich aber sah er, wie sich der SS-Mann auf den Rücken legte und die Augen schloß.
Leise, ganz leise, schob er sich an die Stadelwand und tauchte dann in den Spalt hinab. Herrgott, machten die Gräser ein Geräusch, und der verdammte Staub, der die Schleimhaut reizte! Nur nicht niesen oder husten! Ehern bezwang er den Reiz und bohrte sich durch den Strohhaufen. Heller und Heller wurde es um ihn, und nun lag er vor dem Tor in die Freiheit.
Es regnete noch weiter. Das war gut so, denn solange es noch vom Himmel troff, würde man sein Fehlen nicht bemerken. Er pumpte Luft in seine Lungen; denn wie ein geölter Blitz mußte er über das Freigelände sausen, um nicht von den Wachtposten, falls die in der Zwischenzeit munter wurden, gesehen zu werden.
Ganz leise, jedes Geräusch vermeidend, zwängte er sich durch die Luke. Nun lehnte er an der Holzwand. Vor ihm troff es von den überstehenden Dachbrettern in trister Eintönigkeit. Ein kalter Schauer überlief ihn, als er den ersten Satz hinaus in den rinnenden Regen machte. Aber nun war alles Prüfen und Wägen von ihm abgefallen. Mit weitausgreifenden Sätzen flog er über den glitschigen Wiesenboden. Würde hinter ihm Lärm erwachen? Würde der gefürchtete Anruf kommen und dahinter der kurze trockene Knall? Nein, er schlug keine Haken. Geradeaus stürmte er dem Waldsaume entgegen, der näher und näher kam.
Einmal glitt der Fuß auf einem Stein, der im Grase lag, aus. Er taumelte zur Seite, drohte zu stürzen; aber mit der Gewandtheit eines Akrobaten fing er sich im vollen Laufe und nur einen kleinen Quersprung brauchte er zu machen, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen.
Die Gebüsche am Waldrande! Den Kopf tief gebeugt, die Schultern eingezogen, stieß er hinein. Die nassen Zweige schlugen ihm schmerzhaft in das Gesicht. Zähes Gestrüpp schien nach seinen Beinen zu greifen. Er kämpfte sich durch, und hinter ihm rauschten die Büsche zusammen. Jetzt konnte er einmal um sich blicken. Mehr nach rechts, halb hoch am Abhang mußte er sich halten.
Würde dem Freunde aus Isch! nicht die Zeit zu lang geworden sein in dem strömenden Regen? Wenn der es nicht in der Nässe ausgehalten hatte, dann war die Flucht schon zu drei Vierteln vereitelt. Im Zebragewande hier in dem dicht besiedelten Salzachtal, nein, so kam er nicht durch. Der Franz mußte da sein.
Neue Zeit 18. September 1946 https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzl&datum=19460918&query=%22Plieseis%22&ref=anno-search&seite=4
Elntausendsechshundertunddreiundfünfzig
Tage Gefangener, wenn er die Tage der Internierung in Frankreich dazu rechnete; mehr als viereinhalb Jahre erfüllt von dem glühenden Verlangen, einmal wieder frei zu sein, einmal wieder über sich selbst zu bestimmen: Jetzt hatte er das Ziel erreicht, wenn er auch noch scheu wie ein zages Reh durch das Unterholz des Waldes schlich.
Einen Augenblick lang blieb der Sepp stehen und horchte in die Gegend hinüber, in dem seine Gefährten im Heu liegen mußten. Nein, es blieb alles ruhig. Man hatte seine Abwesenheit noch nicht bemerkt. Mit jedem Schritte, den er nun weiter tat, wuchs das Gefühl der Sicherheit. Da, diese Schneise mußte er überschreiten und dann, links von den Steinen führte der schmale Jägersteig vorbei, der ihn zu der dicken Buche leitete, an welcher der Franz warten sollte.
Es war dämmerig in dem dichten Walde unter den tief ziehenden Regenwolken. Behutsam ging er weiter, nur die Zehenspitzen aufsetzend, um jedes unnötige Geräusch zu vermeiden. Da, das war der hohe alte Baum, und da lehnte ein Mann an dem Stamme und schaute plötzlich aufgeschreckt um sich. Und nun winkte er, das Gesicht konnte man bei dem schlechten Licht noch nicht erkennen, er winkte und schwang etwas in der Rechten. Ein Bündel war es, und jetzt rief er herüber: „Endlich!"
Ja, endlich! Der Sepp machte wieder schnelle Sätze und stand jetzt vor dem Franz.
Nein, große Begrüßungen gab es nicht. Und einen wilden Freudenausbruch erst recht nicht. Das Bündel hielt ihm der Freund hin, doch er schob es hastig zur Seite. „Franz, die Pistole!" Der Ischler sah ihn forschend an und reichte sie ihm am Lauf, so daß der Sepp sofort den Kolben umklammern konnte.
„Sind sie hinter dir schon her?" Ein stummes Kopfschütteln, der rechte Arm fuhr in Schulterhöhe und schnell visierte das suchende Auge über Kimme und Korn. Dann erst ließ sich der Sepp in das feuchte Waldmoos gleiten; die Waffe in Griffnähe neben sich, riß er hastig das Zebragewand herab.
Einen blauen Monteuranzug hatte der Franz nur beschaffen können, dünn und verwaschen; aber das war nun nimmer das verhaßte Zuchthausgewand, das er so lange Zeit hatte tragen müssen. Und Schuhe hatte er mitgebracht: als sie der Sepp über die Fußlappen zog, da suhlte er, wie nun die ganze Freiheit vor ihm lag, wie er würde wandern und wandern können hinaus in das große Leben, aus das er so lange hatte warten müssen.
Viele Worte wurden nicht gewechselt. Die Sträflingskleidung wickelte der Sepp zu
einem Bündel zusammen und klemmte sie unter den Arm. Die mußte unauffindbar verschwinden. In der Salzach würde sich schon ein Strudelloch finden, in das Zebrajacke und -Hose versenkt werden konnten.
In dem Heustadel, wo die Kameraden lagen, war es immer noch ruhig. Die Häftlinge hatten sich tief in das Heu eingewühlt, um sich zu erwärmen, und schliefen tief und fest. Nur die Freunde des Sepp, der Loisl und der Stamperl, lagen unruhig und lauschend da. Eben hatten sie noch das Rascheln im Strohhaufen deutlich hören können; nun war es ganz still in dem Winkel geworden.
War der Sepp fort oder ruhte er sich dort noch aus? Als sich eine Viertelstunde lang kein Laut mehr vernehmen ließ, da waren die beiden froh. Jetzt mußte er den Wald schon erreicht haben. Einmal würden sie auch den Sprung in die Freiheit wagen, wenn erst der Sepp alles für ihre Unterbringung vorbereitet hatte.
Der Tag war schon in die Nachmittagsstunden vorgeschritten, da rappelten sich die beiden Wachtposten auf und befahlen: „Antreten!" Der Regen hatte nachgelassen, und darum sollte die Arbeit auf dem Schießstande fortgesetzt werden. Der Vorarbeiter, der Hofer Sepp, versuchte, die Häftlinge ohne große Kontrolle gleich zur Arbeitsstelle zu führen; aber das gelang nicht. Der eine SS-Mann, der Sudetendeutsche, begann zu zählen und stellte sofort fest, daß einer zuwenig da sei. „Wer findet da nicht aus dem Heu raus?" schnauzte er. „Heda ... lange genug geschlafen, jetzt wird wieder geschafft!" brüllte er laut. Aber es kroch keiner mehr aus dem Stadel hervor.
„Wer fehlt?" Ja, da ließ es sich ja nicht mehr vermeiden, daß sie die Abwesenheit des Sepp Plieseis feststellten. Der Loisl meinte: „Beim Bauern wird er drunten sein!" Und der Hofer ging nach der Wirtschaft, um ihn dort zu suchen. Er nahm sich Zeit. Er wußte ja genau, wie lange der Sepp schon unterwegs war; aber jede Minute, die er noch gewinnen konnte, war Goldes wert.
Als er achselzuckend zurückkehrte und berichtete, weder Bauer noch Bäuerin hätten den Vermißten am heutigen Tage erblickt, wurden die beiden Posten nervös. Der Sudetendeutsche wollte sofort in das Käsernement zurück, um dort Meldung zu erstatten.
Der Stamperl beruhigte nochmals ihren Verdacht. „Der wird sich da irgendwie auf dem Schießgelende verkrochen haben. Der Plieseis war halt die letzte Zeit ein bisserl narrisch, hat mit keinem Menschen mehr sprechen wollen. Ist ja auch kein Wunder ... lebenslänglich KZ, da kann man schon am Dasein verzweifeln."
„Und wenn er geflohen ist?" fragte der eine Wachtposten, der um sein eigenes Schicksal bangte.
„Der ist nicht geflohen!" meinte der Loisl. „Der hat den ganzen Mut verloren. Wenn er nicht droben auf dem Schießstande ist, dann sucht ihn in der Salzach. Der hat sich das Leben genommen. Der mag eben nicht mehr mitspielen lebenslänglich!"
Als auch oben auf der Baustelle keine Spur mehr von dem Fehlenden zu finden war, rannte endlich der Sudetendeutsche zu den Kasernen zurück, um die Meldung zu erstatten. Und dann gab es Großalarm.
36. KapitelVon der Meute gehetzt
Die beiden, Franz und Sepp, hatten in zwischen ihre Wanderung angstreten. Drü
ben, jenseits des Tales der Salzach, grüßte der Schmittenstein herüber, der erste Berg, den sie unbedingt erreichen mußten, um sich dann durch das Gewirr der Berge, die sich zwischen Salzach und Traun und zwischen Wolfgangsee und Dachstein erhoben, hindurchzuschlagen. Die Berge kannten sie; aber sie kannten unterwegs keinen Menschen, mußten sich verborgen halten oder es wagen, sich irgendwem anzuvertrauen, der ihnen dann die Späher wieder auf die Spur setzte.
Im Jahre 1943 war eine Flucht aus dem Konzentrationslager eine solche Seltenheit, daß der Sepp erwarten mußte, die ganze SS in Hallein würde.alarmiert werden, um ihn wieder einzufangen.
In einem Bach wateten sie eine große Strecke aufwärts, um jede Spur zu verwischen und vor allem den Bluthunden, welche die SS auf ihre Fährte setzen würde, die Witterung zu verderben. Hier verschwand auch die gehaßte Zebratracht unter den Rollsteinen. Der Regen ließ langsam nach. Ihre unbequeme und feuchte Fußpartie mußte bald auffallen, wenn sich die Menschen erst wieder aus den Häusern getrauten. Daher stiegen die beiden endlich am andern Ufer wieder an das Land und schritten kräftig aus, um das dicht besiedelte Tal so rasch wie möglich zu überwinden.
Nun hatte der Regen aufgehört. Der Franz sagte: „Jetzt werden deine Leute wieder an die Arbeit müssen. Wenn sie dann zählen..."
„Ja, dann werden sie den Sepp nicht mehr finden. Der Loisl und der Stamperl werden ihnen ja allerhand Geschichten erzählen und auch der Hofer wird denen was vormachen; aber glauben werden sie es natürlich nicht."
„Und dann geht die Hetz los?" wollte der Franz wissen. „Das ist doch logisch!"
Sie stapften beide schneller weiter, den schmalen Pfad entlang, an dem hie und da einzelne Gehöfte lagen.
Ein alter Bauer bot ihnen einen „Guten Abend!", ein frisches Maderl ein fröhliches..„Grüß Gott!" Der Franz beantwortete die Grüße fröhlich, der Sepp knurrte nur. „Bist wohl das Leben in der Freiheit gar net mehr gewohnt, daß du so verdrießlich dreinschaust?" fragte der Franz.
„Herrgott, umarmen möcht ich die Menschen alle! Aber bei jedem ,Grüß du könnt' ich auch laut fluchen, weil es so gefährlich ist!"
„Gefährlich? Was das Madel da gesagt hat?" Der Franz starrte seinen Gefährten verwundert an.
„Ja, gefährlich!... Schon wieder hat dich einer derschaut. Und wenn dann die Suchpatrouillen kommen, dann fragen sie die Leute aus, und dann plauschen's: Ja, zweie sind hier gegangen ... haben so und so ausgeschaut... und sind da hinauf gangen ... Na, ist das nit gefährlich?"
„Ob sie uns grad hier suchen werden?" zweifelte der Franz noch.
„Mein lieber, daß ich aus Ischl bin, wissen sie. Und daß ich dann nicht hinüber nach Berchtesgaden gestiegen bin, pfeilgrad dem Hitler in seinen Salzbergbunker, das kann sich auch ein Hirnrissiger zusammendenken. Auf Salzburg zu oder nach Golling nauf... das scheidet ganz aus, weil da überall Straßenwachen stehen und der Verkehr zu stark ist. Wenn sie uns suchen, dann nur auf den Schmittenstein zu oder im Wiestal und am Tauglbach lang."
Der Franz wurde auch ernst. „Ja, wann ich dich mit dem Motorrad! hätt' entführen
können..."
„... oder mit dem Flugzeug oder im U-Boot!" setzte lachend der Sepp hinzu.
„Laß nur gut sein, Franzl Frei bin ich, eine Pistole hab' ich und bekommen tun sie mich eh nimmer. Da fängt der Halb an ... Dort müssen wir uns ein Versteck aussuchen, um erst mal das erste Ungewitter vorübergehen zu lassen."
Beide atmeten auf, als sie die ersten schütteren Baumreihen hinter sich hatten. Sie bogen gleich vom Wege ab und schritten den Abhang hinan. Jenseits einer Waldblöße, von der aus sie einen guten Blick in das Tal hatten, erhob sich eine alte mächtige Fichte.
Der Sepp wies darauf hin: „Da haben wir schon das Versteck! Rauf auf den Baum! Die dichten Aeste, die vielen Zweige ... sehen kann uns von unten keiner. Kraxl auffi, Franz!"
Er blieb unten stehen und wartete, bis sein Freund ihm von oben zurief, er habe einen erträglichen Sitz gefunden. Für ihn sei in der Astgabel auch noch Raum. Sorgsam umkreiste er erst den Stamm, eng und weit, spähte nach dem Verborgenen und als er festgestellt hatte, daß nichts entdeckt werden konnte, stieg er auch zu dem luftigen Platze empor.
Selbst verborgen, blickten sie doch durch das Gezweig weit in das Land hinein, zum Salzachtale hinab und nach dem Dorfe Adnet hinüber. „So, hock dich richtig hin; bis es dunkelt, werden wir wohl hier warten müssen.
Weicher hätte der erste Rastplatz im Freien auch sein können!" Es sitzt sich nicht bequem in einer Astgabel und die borkige Rinde war kein sanfter Plüsch. Aber es mußte halt ausgehalten werden.
„Willst was essen?" fragte der Franz.
„Hab dir schon was zum Nachtmahl mitgebracht!"
Der Sepp schüttelte den Kopf und spähte auf den Dorfrand hinab. „Da, sie kommen schon!" Er steckte die Pistole griffbereit in die Jackentasche. „Wann es nur zwei bleiben, dann werden wir es nicht sein, die auf dem Platze bleiben! ... Nein, da sind schon mehr!"
Erst waren es zwei SS-Männer, die dort drüben vom Dorfe her über die Wiesenhänge marschierten, dann aber tauchten drei Suchpatrouillen in dem Blickfelde auf, die sich aber alle glücklich mehr nach Norden hielten. Hinter einem Wäldchen hervor brach ein ganzer Pulk SS-Reiter, fächerte aus und begann, über die Wiesen und Felder zu traben.
„Müssen mich für einen verflucht wertvollen Burschen halten, die schwarzen Strolche!" knurrte der Sepp. „Die haben ja die ganze Garnison aufgeboten! Ganz egal! Wenn sie uns ertappen, wird geschossen. Die letzte Kugel für uns!"
Der Freund wiederholte: „Jawohl, die letzte Kugel für uns!"
Das Sitzen auf dem Aste wurde allmählich zur Qual. Nun, nachdem die Verfolger in Sicht waren, zwangen sich die beiden Flüchtlinge zu vollkommenem Stillhalten, und das machte die Sache gerade nicht leichter. Besonders Sepp hatte darunter zu leiden. Die lange Haftzeit hatte ihn so abgemagert, daß er kaum mehr Fleisch auf den Knochen hatte.
Kein natürlicher Fettpolster schützte seine Nerven vor dem Drucke und der dünne Monteuranzug war kaum als eine schützende Hülle zu bezeichnen. Doch es war eigenartig: die wüsten Schmerzen meldeten sich eigentlich nur, wenn die Suchenden außer Sicht waren.
Traten dagegen neue in den Blickbereich, so galt ihnen die ganze Aufmerksamkeit und der elende Schmerz war vergessen.
Und diese Unterbrechung trat häufig ein.
Der Sepp hatte mit seiner Vermutung nicht unrecht: Fast alle Dienstfähigen in den Halleiner SS-Kasernements waren aufgeboten worden, mitsamt dem für solche Zwecke zur Verfügung stehenden Gerät, um den Flüchtling wieder einzufangen. Bisher war es ja noch keinem einzigen KZler gelungen, aus dem Halleiner Arbeitskommando zu entkommen. Der Kommandant wollte es nun und nimmer auf sich sitzen lassen, daß man ihm den Vorwurf machen könnte, er wäre bei der Bewachungsbeorderung nachlässig gewesen und hätte irgend eine Maßnahme versäumt.
Ganze Schützenketten tauchten jetzt aus der Flußniederung empor und schritten weit auseinandergefächert über die Stoppelfelder, durch die Wiesen und Kartoffeläcker. Und es genügte nicht eine Linie, nein, zu dreien und vieren hintereinandergestaffelt marschierten sie dahin, alle Nationen bunt gemischt, die Himmler damals schon in die SS gelockt oder gezwungen hatte.
Auch die Waldlichtung, an deren Rande die bergende Fichte stand, wurde nun durch sucht. Manchmal schritten SS-Leute so nahe an den beiden Versteckten vorbei, daß man sie mit der „Mütze hätte totschmeißen können", wie der Franz später den Genossen berichtete. Doch sie achteten nicht besonders aufirgend welche Spuren. Stumpf trotteten sie durch das Gelände, und wenn sie miteinander sprachen, so beschäftigten sie sich nur
insofern mit ihrer AMche, «M g« KHtig auf
den blöden Nachmittags- und Abenddienst
schimpften.
„Hier Gelände absuchen?" krähte da ein SS-Mann. „Is ja blödsinnig! Der Mann is längst im Auto und ab perdü nach der Schweiz. Werden ihn schon an der Grenze kriegen!"
„Soll ein Raubmörder sein!" setzte sein Nebenmann hinzu.
„Blödsinn! Doppelter gleich: Raubmörder und dann KZ? Aber werden schon wissen, die Herren da, warum sie den Plieseis so scharf suchen!" Und er wies auf einen Geländewagen hin, der durch das Gebüsch am Waldrande brach und donnernd den Hang heraufschnob.
Der Sepp sah darin einige SS-Offiziere, die, Ferngläser vor den Augen, die ganze Gegend musterten. Und es blieb nicht bei dem einzigen Kraftwagen. Drüben bei den Höhen von Adnet krochen gleich zwei über die Stoppelfelder, und ganz weit weg auf das Wiestal zu sah man noch einige über die Hügel mahlen.
Langsam begann die Dämmerung herabzusinken. In der Nähe des schützenden Baumes war es ruhiger geworden. Nur in weiter Entfernung sah man noch einige SS-Leute durch die Gegend stolpern, bereits wieder in Richtung auf Hallein zu. Das Gros schien nach dem Wiestal abgeschwenkt zu sein; denn der Franz glaubte die geländegängigen Kraftwagen dort in einem Hangeinschnitt erblicken zu können.
Jetzt konnte man sich wieder einmal strecken und den Sitz wechseln. Aber mit dem
Abstieg warteten sie noch, bis wirklich die
Dunkelheit über die Berge und Wälder herabgesunken war. Dann krochen sie, mit schmerzenden Knochen und verkrümmten Gelenken, von ihrem luftigen Sitze herab und verschwanden schnell wieder im Waldesdunkel. „Hunde hatten sie nicht mit!" sann der Franz laut vor sich hin.
„Nicht an der Stelle, wo wir gerade waren, zu unserm Glück. Was meinst, was mit uns jetzt schon geschehen wäre, wenn so eine Bestie unser Versteck verbellt hätte!"
37. KapitelEine gefährliche Bergpartie
Sie hatten sich beide vorgenommen, in dieser Nacht noch den Hohen Schlenken zu ersteigen, um den nötigen Abstand von Hallein zu gewinnen und wirklich die Bergeinsamkeit zu erreichen. Genau bekannt war ihnen beiden die ganze Gegend nicht und außerdem ist es ja ein Unterschied, ob man als fröhlicher Wanderer am Tage bei lachendem Sonnenschein ein Gebiet dnrchschweift oder in der Nacht als gehetzter Flüchtling ein festes Ziel erreichen soll. Hier in diesem Landstrich lag ein Bergtal, in dessen Nähe der Sepp schon für die SS gearbeitet hatte. Das kannte er genau und daher schlug er den Weg dorthin ein. Ein wenig leitete ihn bei diesem Unternehmen auch der Gedanke, daß die SS nicht annehmen würde, die beiden Verfolgten würden sich frech in dieses Wirkungsgebiet des Halleiner Arbeitskommandos getrauen.
Später hat dann der Sepp erfahren, daß er damit geradezu instinktiv den einzig möglichen Fluchtweg betreten hatte. Alle anderen Pfade waren die ganze Nacht über durch Wachen und Horchposten gesperrt. Der Kommandant hatte sich hoch und heilig geschworen, diesen frechen Ausbrecher auf den Bock zu befördern, koste es, was es wolle. Fast eintausend Mann waren für den Nachtwachdienst eingesetzt gewesen. Das Holzschlägergebiet der SS hatte man aber freigelassen, da es jedem undenkbar erschien, daß der Ausreißer sich dorthin wagen würde.
Höher stieg der Weg und immer finsterer wurde es. Dichtes Gewölk zog auf, verschlang die Gestirne und unheilvoll leuchteten ferne Blitze durch die Wolkenballen. Bald grollte auch der Donner immer lauter und lauter und heulend fuhren die ersten Sturmstöße durch die Baumkronen. „Jetzt, wenn ich meinen Wetterkotzen hätte!" sagte sehnsuchtsvoll der Sepp, als sie einen schlimmen Holzabfuhrweg hinaufstolperten. Nur nicht an Höhe verlieren, das hatten sie sich vorgenommen. Bog der Weg nach unten ab, dann stiegen sie eben ohne Pfad weiter den Hang hinan. Irgendwann mußten sie doch einmal einen Gipfel erreichen, der ihnen eine Aussicht bot, an der sie sich wieder zurechtfinden konnten; aber lange Zeit schien es so, als wenn sie sich aussichtslos verirrt hätten.
Als die ersten Regengüsse durch das Laub und Geäst zu fetzen begannen, sahen sie plötzlich vor sich im Blaulicht eines flammenden Blitzes eine kleine Waldkapelle. Schnell hatten sie das bergende Dach erreicht und warfen sich auf dem kalten Steinboden nieder.
„Das ist ein wirklicher Schutzheiliger!" stellte der Franz ausatmend fest. „Man kann zwar in der Finsternis nicht ausmachen, wie er heißt und wer er ist; aber später wollen wir hierher einmal eine Wallfahrt machen. So, jetzt kann es schütten, soviel es will."
Und das tat es denn auch. Ein wahrer Wolkenbruch ging nieder, während die Donnerschläge krachten und die Blitze flammend zur Erde schossen.
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