Drei kurze Abschnitte aus den Buch:
© 1982 by Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien.
Aus Band 1:
Seite 287
ANZEIGE DES GENDARMERIEPOSTENS. HALLSTATT AN DAS AMTSGERICHT BAD ISCHL GEGEN KARL VOCKENHUBER WEGEN KOMMUNISTISCHER BETÄTIGUNG,·
29. 9. 1938 (25) DÖW
In letzter Zeit machte sich unter der hiesigen Arbeiterschaft eine gewisse Unruhe bemerkbar. Durch die sogenannte Flüsterpropaganda wurden Berichte ausgestreut, daß der Führer nur auf Eroberungen ausgehe, daß die Tschechen ja auch Arier seien usw. Durch die gegenwärtig ohnehin gespannte Lage sind derartige Gerüchte geeignet, eine noch größere Unruhe in die Bevölkerung zu bringen. Daß diese Gerüchte nur von den Kommunisten und den radikalen Sozialdemokraten ausgehen können, ist klar.
Im Einvernehmen mit der hiesigen Ortsgruppenleitung der NSDAP wurden in dieser Richtung die Erhebungen gepflogen. Unter anderen aus der Systemzeit und noch von früher her bekannten Kommunisten kommt auch der Bäckergehilfe Karl Vockenhuber als solcher mit in Betracht. Karl Vockenhuber soll bis zur Machtübernahme durch den Nationalsozialismus als Verbindungsmann der Kommunisten für die engere und weitere Umgebung fungiert haben. Nach dem Umbruche war Vockenhuber vom 4. 4. bis 26. 7. 1938 beim Bäckermeister Brandl in Wolfsegg, vom 27. VII. bis 5. 9. 1938 beim Baumeister Brandl in Bad Ischl und in letzterer Zeit bei der Ludmilla Cian in Hallstatt beschäftigt. Er ist im Besitze eines Kleinkraftrades, mit welchem er viele Fahrten durchführte.
Auffallend sind auch seine gegenteilige Einstellung zu den heutigen Verhältnissen und seine Äußerungen.
Glaublich am 16. 9. 1938 äußerte sich Vockenhuber in der Küche des "Gasthauses zum Touristen" in Hallstatt, daß die Tschechen ihre Grenzen so befestigt hätten, daß es keinem Deutschen gelingen würde, über die Grenze zu kommen. Weiters, daß die neu geschaffenen Arbeiten kein Verdienst Hitlers seien, sondern von Schuschnigg vorbereitet wurden. Seine gegenteilige Einstellung geht auch daraus hervor, daß er bei verschiedenen Anlässen der NSDAP seine abneigende Haltung zeigte, und auch am 26. 9. abends, als SA im geschlossenen Zuge zum gemeinsamen Empfang der Rede des Führers auf dem Marktplatze in Hallstatt marschierte, die von der SA mitgeführte Fahne nicht grüßte. Auch der öffentliche Ruf bezeichnet den Karl Vockenhuber heute noch als verbissenen Kommunisten.
In der Systemzeit gehörte Vockenhuber der VF an, bekleidete Funktionen und soll in der Arbeitsgemeinschaft der Führer gewesen sein.
Verschiedene Mitglieder der NSDAP und auch der Ortsgruppenleiter von Hallstatt namens Josef Höplinger bezeichnen Vockenhuber als einen von denjenigen Kommunisten, der dazu beiträgt, in die Bevölkerung eine Unruhe zu bringen. .
Um dieser Gerüchtemacherei ein Ende zu machen, wurde am 27. 9. 1938 vom Ray. Insp. Anton Hohner und Gendarm Friedrich Jarmer des Postens Hallstatt in der Wohnung des Vockenhuber wegen Verdachtes der komm. Betätigung eine Wohnungsdurchsuchung vorgenommen, welche ohne Ergebnis verlief.
Karl Vockenhuber wurde bei bestehender Verabredungsgefahr mit ev. in Verbindung stehenden Kommunisten verhaftet und am 27. 9. 1938 um 20 Uhr dem Amtsgerichte Bad Ischl eingeliefert
Seite 262
FLUGBLATT DER KPÖ BAD ISCHL, 0. D., (1941)
(12) OLG Wien, Ojs 218/41 DÖW Bibliothek 4074/32
Genossen, Männer von Österreich!
Die Zeit ist da, erhebet Euch!
Wollt warten Ihr, bis mit Weib und Kind
wir alle zerstampft und zertreten sind?
Wollt Ihr noch länger bei Hungerlöhnen
für die (Nazi) Auslandskonti der Nazi frönen?
Könnt Ihr Eure Kinder hungern sehn
und bald an Seuchen zugrunde gehn?
Wollt Ihr als Schlachtvieh für Hitler sterben,
um ihm die Weltherrschaft zu erwerben?
Wollt Ihr für Eiserne Kreuze und Orden
unschuldige Völker berauben und morden?
Wißt Ihr nicht, daß auch auf der anderen Seiten
Arbeiter, Eure Brüder, streiten?
Nein!!! Wir werden die Gewehre drehn
und unseren Henkern zu Leibe gehn !
Wir darben und leiden, wir hungern und frieren,
doch unsere Söhne, die exerzieren.
Sie schlagen die Trommeln, die Zeitungen schrei 'n
und trommeln die Dummheit ins Volk hinein.
Hört einer mir fremden Radio,
so holt ihn schleunig die Gestapo.
Und wagts einer, die Wahrheit zu sagen,
so wird er in ihren Lagern zerschlagen.
Sie schinden uns ärger als das Vieh ...
Es gibt keine Wahl mehr, wir oder sie.
Für Rechte und Freiheit, für Frieden und Brot,
schlagt diese braunen Teufel tot!
Wo sind unsere schwer erworbenen Rechte?
Wir sind vergewaltigte Naziknechte.
Wie steht's mit Streikrecht und Arbeitszeit,
wie ist's mit unserer Freizügigkeit?
Wir machen für sie die Munition.
Ringsum Bajonette der Schergen droh'n,
die uns zur schimpflichsten Arbeit zwingen,
die Brüder in Frankreich umzubringen.
Und unser Lohn, die papierene Mark,
für die wir schuften, ist nichts als Quark.
Selbst die eigenen Kinder nimmt man uns weg,
füllt ihr Herz und Hirn mit dem braunen Dreck;
sie sind uns entfremdet, verstumpft und verroht,
marschieren sie alle den gleichen Trott.
Gleichgeschaltet BDM und HJ,
am eigenen Vater der eigene Verrat,
gilt dieser Jugend als Heldentat.
Aber Geduld! Wir leben noch!
Wir sind stark genug und zerbrechen das Joch!
Gedenkt! "Die Räder sie stehen still,
wenn unser starker Arm es will."
Die Munition und der Proviant,
sie gehen wie alles durch unsere Hand.
Die mörderische Kriegsspielerei,
wenn wir wollen, ist sie vorbei.
Zerstört die Maschinen; Streik Mann für Mann,
und zeigt, was Sabotage kann!
Ihr Frau'n auf die Straße, protestiert in Massen!
Wir wollen uns.nichts mehr bieten lassen!
Soldaten! Meutert! Marschiert vereint
gegen die Nazi, den inneren Feind.
Ihr aber Männer, führet den Schlag!
Beginnt den großen Abrechnungstag!
Nehmt Waffen, Messer, Revolver, Gewehr,
Dreschflegel, Sensen, alles muß her.
Laßt keinen leben von diesen Hunden,
die das Volk gequält, beraubt und geschunden,
die Tausende nach Dachau gesandt,
und sie dort mordet am laufenden Band.
Die Heimatverräter, die Illegalen,
sie sind schuld an allem.
Sie sollen 's bezahlen,
die Nazi in brauner und schwarzer Tracht,
die werden sämtlich umgebracht.
Zog einer sie aus, das hilft ihm nicht,
auch die Feigen erreicht das Volksgericht!
Erst wenn wir von allen Verbrechern befreit,
dann schaffen wir uns eine bessere Zeit!
Aus Band 2
Seite 354
AUS: CHRONIK DES GENDARMERIEPOSTENS HALLSTATT,
30. 4. 1945 Gendarmeriepostenkommando Hallstatt DÖW 12.321
Einmarsch der alliierten Truppen.
In der Zeit vom 22. 4. 1945 bis 30. 4. 1945 trafen in Hallstatt u. Obertraun Einheiten der SS-Werwolfbewegung und 400 Offiziere der Führerreserve OKH Süd ein. Diese beabsichtigten, das im hiesigen Gendarmeriepostenbereich befindliche, sehr felsige, schluchtenartige, für eine Verteidigung sehr günstige Gelände zum Schlachtfeld zu machen. Dieses Vorhaben wurde aber durch einige beherzte, treue Österreicher der örtlichen Widerstandsbewegung und durch die Partisanengruppe des Obfdw. Schrottenholzer und allen voran durch das mutige, entschlossene und taktvolle Einschreiten des heutigen Gend. Rittmeisters Robert Hirt vereitelt. Dieser ließ die einzelnen Panzersperren, jeder Gefahr trotzend, beseitigen, obwohl sich gerade an diesen Stellen die SS-Einheiten und Offiziere der Führerreserve zur Abwehr bereitgestellt hatten.
Es war damit ein ungehindertes Vorgehen der amerikanischen Truppen gesichert.
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