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Zebra

Autorenbild: Gerhard ZaunerGerhard Zauner

Aktualisiert: 19. Juli 2024


(1909-1982) war ein Ischler Künstler, ein Autor und ein Opfer der Verfolgung homosexueller Menschen, der drei Jahre (1942-1945) im Kz Flossenbürg inhaftiert war.

1946 erschien sein Buch "Zebra" auch in der Zeitung "Neue Zeit" in fortlaufender Reihenfolge.


Hier ist das ganze Buch digitalisiert.

Erster Teil


Der Text in.....

Goßen Buchstaben--.

.... ist aus der Zeitung und sind dann meistens Zitate aus dem jeweiligen Kapitel.

Die Kapitel sind verlinkt und so ist es möglich, das ganze Buch zu lesen.




Dieses Buch ist ein Tatsachenbericht über drei Jahre Konzentrationslager und stellt in klarer Offenheit die nackte Wahrheit dieses Elends dar. Millionen sind an den Fronten gefallen oder verwundet worden, aber Millionen starben auch hinter den Kulissen des dritten Reiches, hinter Stacheldraht in den Konzentrationslagern.


In Zebra gestreift
Gestreift in Zebra - weiß und blau viele Jahre verbannt hinter Drahtverhau; Ob schwarz oder grün, violett oder rot wir lauerten alle auf den gemeinsamen Tod.

Wir, die an unseren Ketten zerrten, niemals bissen und ewig plärrten; wir wurden getreten und geschunden wir waren mit Ketten ans Elend gebunden.

Wenn unsere Herren sich irgendwo zeigten wir uns vor Angst vor ihnen beugten; und unsere Flüche am stinkendem Fressen waren mit einem Mal vergessen.
Es gab für uns nur stille Signale unerbittlich bis zum Finale; und floß unser Blut in rieselnden Bächen wir dachten nur immer – das muß sich rächen.
In Scharen haben sie uns geschlachtet wir haben die Bestien als Herren betrachtet; Wir winselnden, grollenden, feigen Herden, wir Hunde müssen Wölfe werden.

Wir schrien zu tausenden gegen den Himmel das Volk aber glaubte an Hitlers Fimmel; so mußten elendig tausende sterben auf Scheiterhaufen zu Asche werden.

Die Gestaposchergen sie müßten nun jetzt in Steinbruch und Sümpfen – von Hunden zerfetzt an ihren Sünden elendig krepieren ihr Werk an sich selbst dort zu Ende studieren.







Als wir an einem kalten Februarnachmittag (wir fuhren damals als Transport von 27 Mann, durch brutale Gestapobeamte begleitet, im Zuge in stets aufrechter Haltung sitzend und immer in die Deckenbeleuchtung sehend) von Wien nach dem uns noch nicht bekannten Lager Flossenbürg gebracht wurden, kamen von diesen 27 Mann nur drei mit den Leben davon, zwei Polen und ich.






„Aufgehen zu Fünft", schrie ein Häftling, der aber wärmer angezogen war, im gebrochenen Deutsch uns an, es war das der Dolmetsch „Woloschin".

Im Buch Zebra kommt Woloschin öfter vor. Es könnte sich um Franciszek Gawryluk handeln.




„Wer ist 175er?" Einige Sekunden war es totenstill, dann meldete sich ein 50jähriger, graumelierter Mann ganz schüchtern durch Erheben seiner rechten Hand. „Raus!" brüllte der SS-Unterführer, und nun gab es den zweiten Toten.

§ 175. Der Homosexuellen-Paragraph.

Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie bzw. -feindlichkeit wird seit 2005 jährlich am 17. Mai von Homosexuellen, später auch Trans-, Bi- und Intersexuellen, als Aktionstag begangen, um durch Aktionen, mediale Aufmerksamkeit und Lobbying auf die Diskriminierung und Bestrafung von Menschen hinzuweisen, die in ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von der Heteronormativität abweichen.


Das Datum wurde zur Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten zu streichen. Transsexualität wurde erst 2018 als Krankheit gestrichen.


Neben der Erinnerung an das Ende der Definition als Krankheit durch die WHO ergeben sich bei dem Datum 17.5. auch Parallelen zum ehemaligen Paragraphen 175, weshalb der 17. Mai in Deutschland bereits vor dem Jahr 1990 im Volksmund spöttisch als „Feiertag der Schwulen“ bezeichnet wurde.

(Aus Wikipedia)



Ein Film von Rob Epstein und Jeffrey Friedman USA 1999, ca. 75 Minuten, FSK 16


Der sogenannte „Bettenbau", das Steckenpferd des zweiten Schutzhaftlagerführers Schirner, war für manche schon das Siegel des Todes. Viele Bettbretter gingen buchstäblich an den Körperteilen unbeholfener Häftlinge in Fransen.

Von der Webseite des Gedenkstätte Flossenbürg:

Im Juni 1938 kommt Schirner nach Flossenbürg. Er fördert die Brutalität der Kapos und misshandelt Häftlinge, die in einigen Fällen an den Folgen sterben. 1941/42 ist er an den Massenexekutionen und den Hinrichtungen außerhalb des Lagers beteiligt.

Seit Februar 1942 leitet Schirner das Außenlager Stulln. Ende 1942 kommt er an die Front.

Nach dem Krieg erkennt ihn ein Häftling. Schirner wird zu 18 Jahren Haft verurteilt, doch bereits 1953 wieder freigelassen. Bis zu seinem Tod lebt er in Hamburg und in Kaltenkirchen/Schleswig-Holstein.





„Es gibt einen Weg zur Freiheit, seine Meilensteine heißen: Gehorsam, Fleiß, Sauberkeit, Wahrhaftigkeit, Ordnung, Standhaftigkeit, Opfersinn und Liebe zum Vaterland."


„Blondes Gift" nannte er mich, aber er meinte es nicht so und konnte rasch vergessen.




Ich kam eines Tages nun auch in den Steinbruch, der Hölle vergleichbar. Wir marschierten in Hundertschaften, ungefähr 2000 Mann, dem Steinbrucheingang zu.


Als ich am Abend heulend einem Kameraden diesen Vorfall schilderte, riet er mir, einen Österreicher auf Block 11 aufzusuchen, der mir diesbezüglich sicher beistehen würde. Gesagt, getan, ich hatte Glück.





„Seppl Ettlinger", ein hagerer, von den schon erlebten Strapazen mitgenommener Salzburger, hatte mich gleich ohne viel Worte in Schutz genommen, ging mit mir zum Revier: ließ alles rasch und gut reinigen und verbinden und sorgte bei seinen alten Kameraden sogleich dafür, daß mir eine andere Arbeitsstelle zugewiesen wurde. Nun hatte ich's schon besser. Ich mußte Eisen tragen.

„Tatsachenberichte“ eines Beschönigers.

Im ,Selbstverlag des Verfassers“ ist in Ischl ein Buch erschienen, das sich ,,Zebra, ein Tatsachenbericht aus dem Konzentrationslager Flossenbürg“ nennt, - und als Autor einen gewissen Hugo Walleitner hat.

Diese ,.Tatsachenberichte“ sind ein ganz übles Machwerk und entsprechen ganz der Psyche und Moral der "BVer“ *, das heißt also, der Grün- oder Schwarzwinkligen; diese Elemente sind jedem ehemaligen politischen Häftling in übler Erinnerung.

Hugo Walleitner trug nach den Angaben unserer Kameraden, die in Flossenbürg waren, den Winkel der Homosexuellen und war kein politischer Häftling. Als charakteristisch für seine Sudelei sei darauf hingewiesen, daß er neben anderen üblen Subjekten als Beispiel für einen guten und kameradschaftlichen Österreicher“ einen gewissen Sepp Edlinger aus Salzburg erwähnt, der ein übler Capo im Steinbruch (Hallencapo), darüber hinaus noch ein für die Lagerinsassen gefährlicher Spitzel und Zuträger der SS war.

* BV - Berufsverbrecher






„Kannst Du malen?" „Jawohl, Herr Untersturmführer." „Wir werden mal versuchen, was Du kannst", sagte er, rief den Lagerschreiber und ließ mich in die Malerei einteilen.


Die Werkstätte war noch mit einigen Bildern anderer Maler, die in der Zwischenzeit entlassen worden waren, geschmückt. Der bekannte tschechische Kunstmaler Michel, der neben 90 anderen Opfern seiner Heimatstadt Taus (Domazlice) zwei Jahre im Lager Flossenbürg als „Ehrenhäftling" verbrachte, wurde 1944 abermals eingeliefert. Von ihm gab es einge besonders gute Bilder.





Ich wagte es, wie mein Vorgänger Hans Kern, ein urwüchsiger Wiener mit gutem Witz, auch Karikaturen zu zeichnen und konnte mir in dieser Beziehung viel politischen Witz erlauben, wenn auch mit Gefahr verbunden.

Ein Salzburger Kriegerdenkmal. Die Festung Hohensalzburg, die während des Krieges ihre einstige, längst bezähmte Natur wieder­fand, also ein kriegerisches Aussehen annahm, ist jetzt nun wieder, was sie seit langem war: eines der herrlichsten Stimmungselemente der zaubervollen Stadt. In einem Hofe ist kürzlich den Kriegern Salz­burgs ein ganz eigenartiges Erinnerungszeichen errichtet worden: In einer hohen, schmalen, von einem Rundbogen geschlossenen Wandnische hat der junge Maler Hans Kern die überlebensgroße Figur eines zum Tode verwundeten Soldaten gemalt. Möglich, daß das Literarische des Denkmals stärker ist als der künstllerische Wert des Werks. Zweifelslos ist die Wirkung stark. Situation, Ort und Entwurf wirken zusammen zu einem Eindrucke, der beträchtlich anders ist als der üblicher Kriegerdenkmale. Es handelt sich nicht um die Versinnbildlichung des gefallenen Soldaten, sondern um Größeres, Tieferes: um die Verherrlichung des Begriffes des sich aufopfernden Heldentums. Dazu stimmen die Maße des Überwirklichen und daß nicht ein Soldat, sondern der Heiland für das Vaterland stirbt. Starre Felszacken im Hintergründe, tiefe Schatten im Tale, die feldgraue Uniform des Heilands, alles stimmt zusammen zu starker tragischer Größe.




Nun kam der Schlager. Wir bekamen einen total verrückten, perversen und in den Augen der SS waschechten Schutzhaftlagerführer, SS-Hauptsturmführer Karl Fritsch, einen richtigen Vampyr

Weil er sehr klein war, bekam er den Namen "Stäubchen".

1941 erfand er in Auschwitz das Vergasen.

Von Februar 1942 bis März 1944 war Fritzsch in Flossenbürg.



„Es gibt für einen Häftling nur zwei Wege, aus diesem Lager zu kommen. Entweder er wird entlassen oder er wandert durch den Kamin. Den letzteren Weg werden die meisten von euch gehen!“ .












Die Augen des SS-Hauptsturmsührers wurden immer größer. Schaum stand ihm in den Mundwinkeln. Ein fetter Tag! Der 16 jährige Russe, und noch ein 19 jähriger russischer Leutnant, zwei Polen, ein Landarbeiter und ein Ingenieur und ein dem Hungertode nahestehender Franzose. Jeder bekam fünf auf den Arsch.

„Achtzehn!" rief unser Zimmerdienst, der gerade ein Bügelbrett am Kopfe eines Russen krumm und klein geschlagen hatte. Dieses „achtzehn" war ein Warnungszeichen für sämtliche Häftlinge im Lager, falls ein SS- Angehöriger sich den Anlagen näherte.





Für jede Exekution erhielten die Exekutionsorgane je einen halben Liter Schnaps, eine Schachtel gute Zigaretten und eine Jause bestehend aus Wurst, Käse, Butter und Brot. Diese sogenannte Henkersmahlzeit erhielten in diesem Falle also die Richter, nicht die Opfer.




Der schlimmste von allen war der letzte, SS-Obersturmbannführer Koegel aus Füssen im Allgäu, von dem ich später einige besondere Vorkommnisse schildern werde. Er wurde von unseren Befreiern anfangs Mai dieses Jahres gefangen genommen und als Kriegsverbrecher dem Militärgericht der Alliierten überstellt. Keine Barmherzigkeit mit dieser Gattung faschistischer Raubtiere! Sie alle müssen der Gerechtigkeit überantwortet werden.

Von der Webseite des Gedenkstätte Flossenbürg:

Im Mai 1943 wird Koegel Kommandant des KZ Flossenbürg. Im Ort ist er als freundlicher Mensch bekannt. Im Lager lässt er die Häftlinge misshandeln und töten.

Am Kriegsende taucht er unter. 1946 wird Max Koegel verhaftet und begeht Selbstmord.






Als die Mehrzahl des A-Flügels in den Betten war, stieg in gedämpfter, fast idyllischer Beleuchtung, natürlich bei dichtverhängten Fenstern, die große Feier.

Manchmal spielte ich sogar mit der Mandoline mit, denn dieses Instrument beherrschte ich noch aus der Studentenzeit einigermaßen, und es klang zur allgemeinen Freude der Anwesenden recht gut.




Es wurde immer lustiger. Schließlich kam die „Köchin" und reichte eine große Pfanne auf den blumengeschmückten und mit Kerzen beleuchteten Tisch. Joschi, genannt „die Gräfin", ein aufgeweckter Wiener, bestand die Prüfung als Köchin vortrefflich.

Joschi ist Josef Kohut.

Sein Zeitzeugenbericht wurde in dem Buch "Die Männer mit dem rosa Winkel" von Hanns Neumann (Pseudonym Heinz Heger) niedergeschrieben und erschien 1972.



Josef Kohut auf der Seite der Gedenkstätte Flössenburg:

Das Buch wird zum Symbol für den Streit um die Anerkennung der Verfolgung Homosexueller durch das NS-Regime.

Männliche Homosexualität bleibt auch nach 1945 unter Strafe gestellt. Josef Kohout kämpft Jahrzehnte um seine Anerkennung als NS-Verfolgter.

Erst 1992 wird die KZ-Haft als Ausfallzeit für seine Pensionsansprüche anerkannt.




In Wien wurde ein Park nach dem Autor des Buches "Heinz Heger" benannt.



Die Entstehung des Buches, des Parkes und des Denkmales ist hier sehr informativ und auch kritisch beschrieben.



Das ist das Denkmal, ein offener Bücherschrank im Heinz-Heger-Park.





Hier gibt es das Buch:


Dieses Buch war auch Vorlage für das Theaterstück Bent und dessen Verfilmung.





„Wally", die Spitzentänzerin aus Hamburg, kam in feenhafter Beleuchtung beinahe im Eva- (bezw. im Adams-) kostüm auf die Tanzfläche.


Einer fiel im Dunkel polternd über die herumstehenden Schemel und als der Krach verklang, ging die Tür auf.




Herein kam, sich kaum auf den Beinen halten könnend, total betrunken SS-Sturmbannführer Dr. Schnabel, der Arzt des Lagers. „Was geht hier vor?" frug er den im Pyjama dastehenden Blockältesten. „Melde gehorsamst, wir feierten Geburtstag!"




„Die Katze läßt das Mausen nicht"— ein altes Sprichwort, die Grünen und Asozialen hielten sich auch meist danach. Sie wurden einfach von den einweisenden Kripo- oder Gestapodienststellen zu Berufsverbrechern gestempelt. An und für sich eine große Gemeinheit, denn viele, die im Leben einmal gestrauchelt waren, hatten nur geringe Vorstrafen und mußten die Überstellung in ein Konzentrationslager genau so unterzeichnen wie der Räuber, Kassenschränker oder Zuhälter und Betrüger, welche längere Zuchthausstrafen ob ihrer begangenen Verbrechen zu verbüßen hatten.

Aus der Zeitschrift: betrift widerstand.

des Vereines Zeitgeschichte Museum und KZ-Gedenkstätte Ebensee.

Vom Dezember 2021



Von Andreas Schmoller.


Ermittelbare Lebensdaten

16.3.1909

Geburt in Bad Ischl als unehelicher Sohn von Hedwig Walleitner

1931/33/34

Jeweils kurzzeitige Haftstrafen (5 Tage bis 3 Wochen) wegen Veruntreuung, Diebstahl bzw. Teilnahme am Diebstahl

März 1938

Verhaftung in einem Bad Ischler Café auf Anordnung von örtlichen NSDAP-Mitgliedern durch die Gendarmerie

27.3.1941

Verurteilung zu „1 Jahr schwerem Kerker“ wegen des Deliktes der „Unzucht“ durch das Landesgericht Wien

9.2.1942

Überstellung in das KZ Flossenbürg durch die Kriminalpolizeileitstelle Wien, registriert als Häftling Nr. 1160, Kategorie §175 (rosa Winkel), Block 2





Inzwischen waren auch einige Tausend mehr hinter Stacheldraht.





Am Spieltisch aber, wo tausende Mark, Dollar, Pfund, Goldrubel, Uhren, Edelsteine, Gold und Ringe ständig ihren Besitzer wechselten, gab es erregte Gesichter. Karl verlor in einer Stunde 25.000 Reichsmark, für unsere Begriffe ein Vermögen!





Ein gutgewachsener, einfallsreicher junger Pole, stellte sich nach einem kräftigen Tusch der Kapelle als imitierte „La Jana" vor, und hatte als Partner einen Apachentänzer, der eigentlich in seiner sonderbaren Aufmachung gar nicht zu der trefflichen Tanzfigur des anderen paßte. Stürmischer Applaus erforderte eine Wiederholung ihrer Tanzkunst und wurde mit einem Liede, das ein polnischer Sänger vortrug, in glänzender Form abgeschlossen.


Unter den gerade anwesenden Häftlingen waren auch der ehemalige ungarische Minister Keresztes-Fischer und sein Bruder, der Generaloberst gleichen Namens.

Meine immerwährende Ruhe und Gelassenheit störte lediglich eines Tages der Neuzugang „Giorgini Schiff Nr. 5085", ein gewesener Generaldirektor der Bank von Frankreich, gebürtig aus Bari.





„Weiber kommen!"


„Jetzt müßt ihr wohl eure Jungen pensionieren, ihr Brüder!"





Der Zuspruch hatte sich aber nicht besonders gewinnbringend für die Lagerverwaltung gezeigt, denn die zehn Mädchen, die aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück stammten und mit Freilassungsversprechungen seitens der Führung vom Regen in die Traufe kamen, hatten nichts mehr Gewinnendes an sich.



Der Galgen war für dieses ruchlose Gesindel mehr als für den Christen der Weihnachtsbaum.

Mehrere Wehrmachtsangehörige, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaftspersonen wurden zu diesen SS-Totenkopfverbänden übernommen, bezw. dienstverpflichtet. Zur allgemeinen Kenntnis der Leser will ich ausdrücklich erwähnen, daß diese in nicht ganz einer Woche in dieselben Fußstapfen traten wie ihre SS-Vorbilder. Ich hätte zumindest von diesen eine wesentlich vernünftigere Handlungsweise erwartet, da ich selbst als ehemaliger Unteroffizier dieses Krieges nie in einem solchen Falle so hätte handeln können.





Heimatklänge, gespielt von einem Künstler aus der schönen, grünen Steiermark, hatten mich selbstverständlich vor der Baracke halten lassen, wo der ehemalige Oberlehrer Namestnik spielte.


Er wurde im Konzentrationslager Flossenbürg oft und schwer mißhandelt, da seine offene Meinung und seine ehrlichen Anschauungen natürlich vielen unangenehm waren. Die Intelligenz litt ja im Lager im allgemeinen am meisten. Der Blockälteste, für dessen Launen die Zither oft bis in die späten Nachtstunden bereitstehen mußte, wodurch dem Meister der Schlaf geraubt war, hatte ihn öfter wegen schlechten Bettenbaues, auch nur wegen einer Falte, schwer verprügelt. Seine Frau, ebenfalls Lehrerin, sandte ihm öfters nette Päckchen mit Dörrobst, Keks und anderen haltbaren Sachen, die ihm und seinen Freunden stets große Freude bereiteten. Er legte viel Wert darauf, einem halb verhungerten Mithäftling mehr zu geben als er für sich selbst behielt.





Der allgemein beliebte Kapellmeister Pepi Dragon, ein Wiener, war unermüdlich bestrebt, seine Kapelle, die wahrhaft international war, da sie aus Musikern aus allen Ländern bestand, aufzubauen, zu einem harmonischen Klangkörper zu formen. Sein Ziel war, den tausenden armen Häftlingen durch frohe Weisen einige Stunden Freude zu bereiten, und gerade diese Kapelle war der eigentliche Kern unseres Zusammenhaltens.




Eine eindrucksvolle Weihnachtsfeier, wie sie wohl in anderen Lagern kaum stattgefunden haben dürfte, wurde jedes Jahr am 25. Dezember veranstaltet.

Viele konnten aber auf Grund ihres schwachen Zustandes das Konzert nicht besuchen. Für diese Kameraden spielten einige brave Musiker, zum Teil auch Zigeuner, abwechselnd da und dort auf den Wohnblöcken.

Porajmos - Der NS-Völkermord an den Sinti und Roma

Über 500.000 aus "rassischen" Gründen als "Zigeuner" Verfolgte wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

C.a.1.000 Sinti und Roma wurden in Flossenbürg inhaftiert. Die Mehrheit waren Frauen.

Nach 1945 wurde dieser Genozid verschwiegen.

Man sah Sinti und Roma nicht als „aus rassistischen Gründen Verfolgte“.

"Zigeuner" war damals üblich, heute gilt der Begriff als diskriminierend.




Ende vom ersten Teil.






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